Call of Juarez im Test

PC Windows
Wir erinnern uns: American McGee’s Bad Day L.A. ließ uns als Spieler in die Haut eines obdachlosen Antihelden schlüpfen, der einfach nur einen schlechten Tag in Los Angeles der Neuzeit erlebte. Erdbeben, Terroristen und andere Katastrophen führten dazu, daß der Spieler mehr als genug zu tun hatte um in Los Angeles nicht so schnell den Löffel abzugeben. Wie mir scheint, haben sich die polnischen Entwickler rund um den Egoshooter Call of Juarez ein Beispiel genommen an den Comicshooter, mit dem Hintergedanken ihr Spiel auch so zu machen, nur mit einem anderen Setting....
Weltkriegsshooter sind seit Call of Duty Teil 124 und Konsorten total out. Also muss ein unverbrauchtes Szenario her und da Westerngames zurzeit so in Mode sind, hat sich Techland überlegt so eine Art Spiel auf den Markt zu bringen, um den Spieler heutzutage die Problematiken im Wilden Westen näher zu bringen. Nur irgendwie passt der Titel nicht ganz recht zum Szenario, weil der Schatz von Juarez ist eigentlich nur der Mittel zum Zweck um eine fiktive Geschichte anzutreiben. Nach mehr als sechs Stunden Spielzeit bin ich dann vielmehr zum Entschluss gekommen, daß der Titel eigentlich folgenden Namen tragen sollte: Bad Day im Wilden Westen!



Die Grafik kann in den Aussenlevels 100% überzeugen..


Katerstimmung im Wilden Westen: Es ist Montagmorgen und eigentlich hat man Lust im Puff mal so richtig Dampf abzulassen. Nur wenn man ein junger Wicht mexikanischer Herkunft ist, fließen die Dollar nicht gerade in Strömen, ganz besonders wenn eine Schatzsuche ohne Erfolg zu Ende gegangen ist. Also macht sich der Jungspund auf dem Weg zu der Dame seines Herzens um ein paar schöne Stunden zu verbringen. Leider wird die romantische Zweisamkeit vom Zuhälter und seinen Schlägern gestört und so muss Billy die Beine in die Hand nehmen, weil er sowieso in seiner Heimatstadt gerade nicht gern gesehen ist. Katerstimmung die Zweite: Reverend Ray hält seine morgendliche Predigt ab, die eigentlich kein Mensch hören möchte. Nörgelnd sitzen die Ungläubigen auf ihren Bänken und konfrontieren den Gottesgläubigen mit seiner Vergangenheit, die er eigentlich versucht zu vergessen. Die ganze Sache eskaliert, als der Sheriff vor den Augen von Ray über den Haufen geschossen wird und um den Tag noch "perfekter" zu machen findet er die Leiche seines Bruders auf dessen Farm - und einen jungen Mexikaner der vom Tatort flüchtet. Das war das Startzeichen für Gottes Kreuzzug in Wilden Westen, als dessen rechte Hand sich Reverend Ray sieht.


Im Namen der Kirche wir mal Reine gemacht..


Auf dem ersten Blick sieht Call of Juarez aus wie ein reinrassiger Shooter im Wilden Westen. Weit gefehlt! Der Spieler schlüpft zum Anfang des Spiels in die Haut des jungen Billy, der eigentlich so unschuldig ist wie das Bettlacken eines Priesters. Doch aus Angst das ihm der Mord an Reverend Rays Bruder angehängt flüchtet er Richtung Staatsgrenze, um dem Gesetz aus dem Weg zu gehen. Die Levelabschnitte mit Billy kann man am besten als Splinter Cell in der Egoansicht beschreiben. Der leichtfüßige Mexikaner huscht lieber von einem Busch zum nächsten, den Nahkampfunterricht in der Schule hat er anscheinend geschwänzt. Sollte es doch mal keine Möglichkeit geben seinem Gegner auszuweichen, kann Billy auf seine treue Peitsche zurückgreifen die Banditen, Wölfe und sogar Klapperschlangen den gar ausmacht. Natürlich könnt ihr auch zum Schießeisen greifen, was ich in den Schleichabschnitten mit Billy nicht empfehlen würde, denn es reichen schon zwei Treffer und ihr seht das Unkraut von unten. Und als ob das nicht schon reicht, ist nicht allein der Reverend auf der Jagd nach Billy sondern auch Banditen, Apachen und verstörte Väter, die ihre jungen Töchter vor den Jungspund beschützen möchten.


Im Vergleich zum Reverend ist Billy Pazifist...


Reverend Ray hat es um Klassen besser. Ist er doch mit seinen rauchenden Colts und seiner kugelsicheren Weste eine wandelnde Kriegsmaschine. Sind Türen verschlossen, tritt er sie auf. Haben die Revolver nach heißen Feuergefechten den Geist aufgegeben, ist der Priester sich nicht zu schade, um seine Fäuste sprechen zu lassen. Damit nicht nur das Auge bei den Schießpartien verwöhnt wird, zitiert der gute Reverend gelegentlich die Bibel, was Kirchenanhänger am Bildschirm erfreuen wird. Und da soll noch mal jemand sagen das PC-Spiele nicht lehrreich sind! Recycling bei Levelabschnitte hat man schon bei anderen Produkten auf Konsole und PC gesehen um die Spielzeit ein bisschen in die Länge zu ziehen, aber Call of Juarez macht das im großen Style. Da ihr jeweils zwei Charakter spielt, schleicht ihr erst mit Billy durch verlassene Minen, belebte Farmen und Städte und betretet danach mit Ray dieselben Abschnitte.

Mit der Waffe in der Hand spielen sich die Episoden mit Ray viel leichter als mit Billy, was daran liegt das der Reverend mehr einstecken kann als der Jungspund und da die künstliche Intelligenz der Gegner in den Schleichabschnitten unberechenbar ist, kommen hier viele Frustmomente zustande. Oft sehen euch die Gegner durch die kniehohen Gräser bevor ihr sie erblickt und habt ihr euch hinter Gegenständen versteckt, seid ihr manchmal schneller Tod als der Reverend Amen sagen kann. So entsteht viel Frustpotenzial mit Billy und schon nach kurzer Zeit sieht man die Schleichpassagen mehr als Anhängsel zu den Schießpartien.



Mit Ray geht es heiss her...


Mit der Grafik haben sich die polnischen Entwickler von Techland wahrlich übertroffen: Schon zu Beginn bestechen die Außenlevels durch detaillierte Objekte, üppige Graslandschaften und knackscharfe Texturen. Doch leidet das Grafikgerüst in der Shader 3.0- Version an einem leichten Kantenflimmern was auf das nicht zuschaltbare Anti-Aliasing zurückzuführen ist. Dieser Luxus ist erst in der Grafikoption aktiv, wenn ihr das Shadermodell 2.0 gewählt habt. Buh!! Im krassen Gegensatz zu der tollen Levelarchitektur und der überragenden Außengrafik sind die Innenlevels (Mine, Häuser, Zug) ein Leistungssturz erster Güte. Die Texturqualität innerhalb von Gebäuden oder Minen sind trostlos in Szene gesetzt und stehen in einem starken Kontrast zu den Außenarealen. Die Sounduntermalung ist mit der deutschen Synchronisation außerordentlich gut gelungen und gibt den Charakter glaubwürdig wieder.

Call of Juarez kann man wahrlich als hardwarehungrig bezeichnen. Um das Spiel in einer Auflösung von 1024x768x32Bit Farbtiefe zu spielen braucht ihr einen 3,5Ghz- PC mit 1024Mb Ram und eine Grafikkarte der Klasse Geforce 7800 GTX/ Radeon X1800XT. Die Mindestvorraussetzungen von Techlands Westernepos sind ein 2,2Ghz- Rechner, 512MB Ram und eine Grafikkarte der Marke Geforce 6600/Radeon 9800. Der Titel nimmt 2GB eurer Festplatte in Beschlag.


Minimale Systemvoraussetzungen
Pentium 4, 2,2GHz oder vergleichbarer Athlon
1024MB Ram
Geforce 6600/Radeon 9800
2GB Festplattenspeicher
Kompatible Soundkarte
4x CD/ 4x DVD-Rom Laufwerk
Kopierschutz: Securom

Testrechner:
Athlon64x2 4800+
2GB Ram
Geforce 7800GTX 512MB Ram
Creative SoundBlaster X-FI Platinum

Dominic meint:

Dominic

Bravo Techland! Call of Juarez ist zurzeit der beste Westernshooter seiner Zunft und kann mit einer tollen Geschichte, glaubhaften Charakteren und einer starken Grafikengine bestechen.
Jeder der nur ein bisschen mit dem Thema Western etwas anfangen kann, dem rate ich zu diesem Titel. Doch Vorsicht! Die Schleichpassagen mit Billy erfordern ein starkes Nervenkostüm, was an dem happigen Schwierigkeitsgrad und der unrealistischen Gegnerintelligenz liegt. Eine gewisse Kurzweile bietet unter anderem der Multiplayermodus mit bis zu 32 Spieler in bekannten Modis wie Deathmatch oder Capture the Flag. 

Positiv

  • Schöne Außenlevel und Charakterdesign
  • Mit 2 Waffen gleichzeitig feuern
  • 1A Westernflair

Negativ

  • Innenlevel bieder
  • Schleichpassagen nerven nach kurzer Zeit
  • Lange Ladezeiten und Popups
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Call of Juarez Daten
Genre Ego-Shooter
Spieleranzahl Multiplayer
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 06. September 2006
Vermarkter Ubisoft
Wertung 8
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