

Um das Spielgeschehen Einsteigern und Wrestling-Fans, die nicht viel mit Videospielen am Hut haben, den Einstieg zu erleichtern, wurde die Steuerung von Legends of Wrestlemania gegenüber der anderen Hausserie „Smackdown vs. Raw“ deutlich überarbeitet. Fungierte bei der Smackdown vs. Raw Serie noch der rechte Analogstick als Möglichkeit unterschiedliche Grapplings anzuwenden, fällt dieser bei Legends of Wrestlemania komplett weg. Das gesamte Spielgeschehen steuert sich nur noch via Steuerkreuz/Analogstick und den 4 Aktionstasten. Auf Kreis wird gegrappelt, Viereck sorgt für satte Schläge und auf Dreieck blockt ihr, oder kontert in Verbindung mit einer Richtung. Kreis sorgt für Pins und das Rennen in die Ringseile. Einerseits ist es begrüßenswert, dass THQ die Steuerung abgespeckt hat, andererseits wirkt es auch nicht durchdacht. Durch die wenigen Aktionstasten und ohne 2. Analogstick sind viele Tasten doppelt und dreifach belegt. So muss z. B. um unterschiedliche Grapplingmoves zu machen kurz X gedrückt werden, oder 2x kurz X. Das geht auch in Verbindung mit dem Steuerkreuz. Drück man aber hinten und X, macht man einen Whip-in. Das führt schon mal für Konfusion, insbesondere bei Neulingen die sich dann fragen, warum die Figur nie das macht was man will, obwohl man glaubt, das gleiche Kommando verwendet zu haben. Auch das Rennen wurde verschlimmbessert. Kann man bei Smackdown vs Raw noch gemütlich frei im Ring herumrennen, muss bei Legends of Wrestlemania immer erst in die eigenen Seile im Rücken gelaufen werden. Zudem kann man seinen Laufweg nicht beeinflussen, was dazu führt, dass gezielte Running-Attacken schwer zu planen sind. Ein überaus penibles Timing sorgt zusätzlich noch für Frust. Rennen kann man entweder auf 2x hinten oder mit dem Kreisbutton. So kann es schon mal passieren, dass man rennt, wenn man pinnen will. Wie man sehen kann, ist die neue Steuerung selbst in ihren Grundzügen nett gemeint, sorgt aber bei Neulingen im Endeffekt eher für Frust als für Spaß.


Das Kampfgeschehen gibt sich ansonsten ebenfalls einfach. Teilt ihr ordentlich aus, füllt sich eure Spirit-Leiste am Bildschirmrand. Hat euer so genanntes Kettenlevel Level 3 erreicht, könnt ihr euren Finishing Move ansetzen, indem ihr vor dem Gegner einfach nur Viereck + X gleichzeitig drückt. Nun folgt eine Quicktime Sequenz, die es erfolgreich zu meistern gilt und euer Finishing Move wird filmreif inszeniert. Beeinflussen könnt ihr das Geschehen aber bis auf die QTEs nicht. Überhaupt sind viele Aktionen bei Legends of Wrestlemania gescriptet. Sei es der Whip-in, oder bestimmte Grapplings. Teilweise ist ein Kampf zu 50% Quick Time Event und 50% wildes um sich schlagen. Getimte Aktionen gelingen seltener als beim In-House Konkurrenzprodukt. Ebenfalls habt ihr aufgrund begrenzter Move Palette und begrenztem Bewegungsfreiraum in- und insbesondere außerhalb des Rings wenig Möglichkeiten Matches abwechselungsreich zu gestalten. Wo man früher den Gegner mit einem simplen Whip-in vor die Ringtreppe werfen konnte, ist nun ein kompliziertes Event nötig, dass einen benommenen Gegner vor einer Treppe benötigt, ausgelöst werden muss und dann noch von einer Quick Time Sequenz beendet werden muss. Das ist NICHT einsteigerfreundlich und sorgt für Frust.


Natürlich bietet Legends of Wrestlemania wie auch die Smackdown vs Raw Spiele Unmengen an Matchvarianten, die mit bis zu vier menschlichen Mitstreitern gespielt werden wollen. Ob klassisches One on One, ein Tag Match, ein Leiter-Match oder gleich einen kompletten Royal Rumble, das Angebot ist wie gewohnt umfangreich. Leider lassen sich nicht mehr alle Matchregeln individuell einstellen, sodass man einen Rumble nur durch einen klassischen Ring out gewinnen kann. Beim Vorgänger konnte man auch Pinfalls zulassen. Auch online wird sich wahlweise geprügelt. Alle Matchvarianten stehen zur Verfügung, sowie alle Wrestler. Wer gerade keine Freunde zur Hand hat, prügelt sich online. Auch der obligatorische Editor ist wieder mit dabei. Diesmal habt ihr die Möglichkeit via Import von Songs eure Lieblingssongs als Entrance zu nutzen, sowie alte Wrestler, welche nicht in Legends of Wrestlemania vorhanden sind, authentisch nachzubauen. Ansonsten ist der Editor 1:1 vom Vorgänger übernommen wurden, lediglich die Move Sets wurden abgespeckt, da auch das Gameplay abgespeckt wurde. Erstmals bietet Legends of Wrestlemania auch die Möglichkeit Wrestler zu importieren. So kann man die Roster aus Smackdown vs Raw importieren und gegen die Legenden antreten lassen. Leider ist für manche Herausforderungen im Legend-Modus ein Import nötig, was nach Geldmacherei riecht. Leider kann man nicht auch die Smackdown vs Raw Steuerung importieren, oder die Legenden dorthin importieren, das hätte dem Ganzen wesentlich mehr Spaß bereitet.


Ein weiterer enorm wichtiger Punkt bei einem Wrestlingspiel, welches seine Legenden der letzten Dekaden huldigt, ist die Atmosphäre. Sind die Introvideos der Kämpfe noch unterhaltsam und bauen toll die Stimmung auf, macht beim Spielgeschehen sich Ernüchterung breit. Halle und insbesondere Publikum sehen detailarm und lieblos aus. Teilweise glänzt das Publikum mit Monsterpixeln aus der Ära der meisten Wrestler des Spiels. Der Ringrichter wurde direkt auf die Strafbank verbannt und muss nun unsichtbar die Pins anzählen. Gesichter der Wrestler wirken unnatürlich und ausdrucksarm. Zudem kommt der teilweise lächerliche Comiclook, der alle Wrestler extrem überzeichnet hat. Hulk Hogan kann sich vor lauter Muskeln sicher selber nicht mehr am Rücken kratzen und Yokozuna hat mehr Muskeln als Fett, was alles andere als authentisch ist. Auch wirken viele Animationen in den QTE sehr aneinandergereiht und lieblos. Oft fehlen Animationen, die zeigen, dass man sich einfach keine Mühe machen wollte. Beim Entrance der Teilnehmer eines Royal Rumble fehlt gar gänzlich das Eintreten in die Halle. Die Teilnehmer werden einfach in den Gang teleportiert. Wer Geschichte und Erinnerungen verkaufen will, sollte dies mit mehr Liebe machen, denn so verdirbt die Ausführung die Atmosphäre gänzlich. Gegenüber Smackdown vs Raw hat man grafisch deutlich abgebaut.


Akustisch ist Legends of Wrestlemania bis auf Fans die auf Schlafmittel zu sein scheinen eine echte Granate. Die Clips sind hervorragend vertont, alle Original-Musiken der Wrestler sind vorhanden, Jerry Lawler und Jim Ross reden sich die Zungen wund und geben öfter passende Anekdoten zu den Kombattanten zum Besten. So und nicht anders hat das auszusehen.
Meine Güte, THQ, was soll das? Eine fantastische Lizenz, die sicher in den USA für rasenden Absatz sorgt, wurde hier lieblos runtergeschludert. So viel was Smackdown vs Raw ausgemacht hat, wurde über Bord geworfen: die umfangreiche Steuerung die viel Kreativität in der Matchgestaltung ermöglichte fehlt, die Steuerung wurde versimpelt, Knöpfe doppelt und dreifach belegt, nervige Quicktime Sequenzen gehen dem Spieler nach kurzer Zeit auf den Nerv. Eine lieblose Präsentation und Anabolika-Wrestler, die glänzen wie Wachskerzen, sorgen für Ernüchterung. Am meisten Spaß hat es mir gemacht, die Videos zu schauen, die Roster durchzugehen und den alten Entrance-Songs zu lauschen, sowie das eine oder andere Nacherleben-Event. Zusätzlich stört der Fokus auf wenige Namen. Hulk Hogan, Bret Hart und Stone Cold Steve Austin sind in bis zu 5 von 20 Matches zu sehen, Legenden wie Ric Flair, 16-facher World Champion, hat nicht ein Match bekommen. Das trifft mich als Fan zusätzlich hart. Irgendwie bleibt ein fader Beigeschmack, ich hoffe bei THQ nimmt man sich die zahlreichen Kritiken zu Herzen und implementiert beim nächsten Anlauf zumindest die alternative, bewährte Steuerung.