
Statt fruchtbarem Land, habt ihr nur ein ausgetrocknetes Tal erworben und zudem scheint ihr nicht der einzige Eigentümer zu sein. Nach und nach kommen immer mehr Siedler in euer Tal und machen mit Besitzurkunden, die so aussehen wie eure, ihre Ansprüche geltend. Der Frust ist gross, der Betrüger längst über alle Berge und ihr sitzt mit einem Haufen weiterer Betrogener auf einem wertlosen Stück Land. Na wenigstens seid ihr nicht allein und könnt, wenn ihr schon mal hier seid auch das beste aus der Situation machen: Das Land wieder herrichten und eine neue Heimat für euch und eure Gefährten schaffen. Und wer weiss, vielleicht bietet sich ja noch irgendwann die Gelegenheit, den gemeinen Russen aufzuspüren und für seinen Betrug bluten zu lassen..

Eure ersten Schritte bestehen darin, euch mit der Steuerung vertraut zu machen, die vollständig auf den Touchscreen abgestimmt ist, bevor ihr euch an weitere Aufgaben wagen dürft. Per Stylus lenkt ihr eure Gefolge, baut Häuser und klickt euch durch die Menüs. Im grossen und ganzen lässt sich die Steuerung mit Command & Conquer oder Warcraft vergleichen, typische Strategiespielmanöver wie das "Kästchenziehen" zum gleichzeitigen Auswählen mehrerer Einheiten finden sich auch hier. Nur das Scrollen (Stylus gen Bildschirmrand bewegen, oder Analogstick) will nicht so richtig funktionieren: Mal scrollt gar nichts und wenn ihr zu lange auf den Scrollfeldern am Bildschirmrand verbleibt, dürft ihr (gefühlt) minutenlang zusehen, wie der Bildschirm in Position scrollt. Da Westward aber wie andere Siedelspiele eher gemächlich abläuft und ihr selten unter Zeitdruck agieren müsst, hat das Scrolling keinen allzugrossen Einfluss auf euer Spiel. Insgesamt geht die Steuerung aber in Ordnung auch wenn sie etwas genauer hätte ansprechen können.

Nach dem kurzen Tutorial kommt ihr auch gleich in euer erstes grösseres Siedlungsgebiet und dürft euch u.A. als Landschaftsplaner beweisen. Seid ihr anfangs nur mit einem Planwagen und ein paar Siedlern unterwegs, stehen schnell die ersten Gebäude: neben ein paar Behausungen für eure Gefolgsleute und einem Brunnen für die Wasserversorgung ist v.A. auch ein Sägewerk von Nöten, dass euch regelmässig mit frischem Holz versorgt.
Wie in anderen Strategiespielen, stehen nämlich auch bei Westward Rohstoffe aller Art im Vordergrund. Neben bereits erwähntem Holz, dass die Grundlage für euren Siedlungsbau bildet, benötigt ihr Gold zur Finanzierung eurer Bauprojekte und natürlich auch Lebensmittel, die eure Siedler täglich mit ausreichend Energie versorgen (bei Unterernährung verlassen die Bürger eure Siedlung). Letztere muss man anfangs jedoch noch mühsam selber von Büschen pflücken oder in Form von Kisten und Körben einsammeln, nach einigen Spielstunden stehen euch aber auch diverse Farmen zur Lebensmittelproduktion zur Verfügung. Gold baut ihr hingegen (wie sollte es auch anders sein?!) übertage und später im Spiel auch unter Tage, in Goldminen ab, oder sammelt es ebenfalls in Form von Kisten auf. Alle Gebäude benötigen übrigens mindestens einen Bediensteten um funktionstüchtig zu sein, so dass ihr auch immer ausreichend Arbeitskräfte zur Verfügung stellen solltet. Dazu müsst ihr immer für genügend Schlafplätze sorgen, die das aus vielen Strategiespielen bekannt Einheitenlimit darstellen.

Eine immer grösser werdende Stadt zieht natürlich nicht nur ehrbare Bürger an, auch das Gesindel der Umgebung will seinen Teil vom Kuchen abhaben. Um den zahlreichen Diebesbanden und Trunkenbolden Herr zu werden, müssen also als nächstes Saloon (zum Anheuern von Pistoleros) und Sheriffs Office samt Ausnüchterungszelle her. Bei den Kämpfen sollte man aber nicht allzuviel erwarten, aufgrund der beschränkten KI laufen die Gefechte darauf hinaus, dass sich alle Kämpfer direkt gegenüberstehen und der grössere Mob gewinnt. Eure einzige Möglichkeit aktiv in den Kampf einzugreifen ist das Auswählen der Ziele, welches euch bei geschickter Auswahl (immer die schwächsten Ziele zuerst) einen erheblichen Vorteil bringen kann. Dennoch sind die taktischen Möglichkeiten in Westward weit von denen eines Desperados oder Warcraft 3 entfernt.
Das Hauptaugenmerk der Entwickler, liegt aber ganz klar auf dem Siedeln und Erforschen, mit dem Lösen verschiedener Aufgaben (meist müsst ihr einfach einen bestimmten Betrag in Gold abdrücken) stehen euch nach und nach 16 Gebäude zur Verfügung, die euch eine immer bessere Rohstoffproduktion und Zugriff auf spezielle Items ermöglichen. Für ein kleines Entgeld ist es mit diesen möglich, neue Gebiete auf den vier riesigen Hauptmaps für euch zu nutzen: Per Dynamit sprengt ihr Felsbrocken aus dem Weg, mit dem Bewässerungssystem erschliesst ihr neues Wüstenland und Brücken ermöglichen euch Gewässer zu überqueren.
Zudem werdet ihr immer wieder kleine Abstecher auf zahlreiche "Zwischenmaps" machen, wo bestimmte Aufgaben bewältigt werden müssen, z.B. müsst ihr entfürte Stadtbewohner retten oder einer Goldgräbersiedlung wieder auf die Beine helfen. Leider kann gerade das Rohoffsammeln auf den Hauptmaps auf die Dauer etwas eintönig werden, v.A. weil es keine Rohstoffkette wie in die Siedler gibt, wo es immer wieder kleine Details beim Wahrenverkehr zu entdecken gibt. Dafür gibt es auf den Hautmaps mehrere versteckte Level zu entdecken und Teile von Schatzkarten zu finden, die euch zu einem besonders wertvollen Pick Up führen, für ausreichend Spielstoff ist also gesorgt. Damit das Ganze nicht zu trocken abläuft gibt es übrigens zahlreichen Dialoge, mit den teils skurrilen Bewohnern der Wüstengebiete, welche mit viel Wortwitz und aus Wildwestfilmen bekanntem Vokabular punkten können.

Insgesamt ist Westward recht umfangreich geworden und bietet euch mit seinen riesigen Hauptmaps und zahlrechen Unterleveln beim ersten Durchspielen gut eine Woche lang bestes Siedelvergnügen. Da das Spiel sehr einfach ist, könnt ihr, wenn ihr wisst, was zu ist, das gesamte Spiel jedoch auch innerhalb eines (langen) Tages komplettieren. Nach dem Durchspielen kann man aufgrund des gelungenen Spielprinzips aber ohne Bedenken noch einen zweiten Versuch wagen, auch um verpasste Geheimlevel zu entdecken.
Leider leidet die Umsetzung für den Zodiac unter teils heftigen Bugs. Wenn ihr z.B. euer aktuelles Missionsziel verpassen solltet und zufälligerweise schon auf die Trigger des nächsten Events stosst, kann es passieren, dass keiner der Trigger ausgelöst wird und ihr nicht mehr vorankommt. Dann heisst es wohl oder übel Level von vorn beginnen oder Spielstand laden. Gott sei dank ist mir dies während des Testens nur auf einer recht kleinen Karte passiert, aber selbst das muss nicht sein und führt natrlich zu käftigem Wertungsverlust. Nicht auszudenken wie gross der Ärger nach stundenlangem Spielen ohne Speichern gewesen wäre.

Grafisch macht Westward auch auf dem Zodiac eine gute Figur. Verglichen mit der PC Version hat man es fast mit einer 1:1 Umsetzung zu tun. Die nett modellierten Gebäude, detailreichen Hintergründe und atmosphärischen Menüs im Holzlook haben es allesamt auf den Zodiac geschafft, lediglich ein paar Animationen der Figuren und ein paar Details wie vorbeiziehende Vögel sind der Performanceschere zum Opfer gefallen. Trotzdem hat der Zodiac immer noch Probleme mit der gebotenen Grafikpracht: Neben heftigen Slowdowns müssen Ladezeiten jenseits der 10- Sekunden-Marke in Kauf genommen werden und auch die Spielgeschwindigkeit ist ca. 20% langsamer als bei der PC Vorlage. Bei mehr als 40 gleichzeitig darstellbaren Figuren und hochauflösenden Objekten ist dies aber zu verkraften.
Zudem kann es vorkommen, dass eure Gefolgsleute auf z.T. sonderbaren Routen, z.B. mitten durchs Wasser, laufen. Der Sound kann mit wenigen Samples hingegen leider nicht wirklich überzeugen, neben Klack- und Klickgeräuschen oder mal einer Fanfahre gibts nicht viel zu hören, die in der PC Version noch vorhandenen Sprachsamples haben es leider nicht auf den Zodiac geschafft. Die Musik ist an sich gelungen, nervt aber nach einiger Zeit gewaltig, da ihr im ganzen Spiel nur einen einzigen (!) Track im Dauerloop zu hören bekommt. Etwas mehr Abwechslung hätte hier Wunder gewirkt. Dafür glänzt der aufgenommene Track mit Banjo, Waschbrett und Mundharmonika, die eine passende Westernatmosphäre erzeugen.
Auch auf dem Zodiac macht Westward eine ordentliche Figur. Grafik, Sound und Gameplay stimmen, ohne einen jedoch vom Hocker zu reissen. Die Atmosphäre des Wilden Westens wurde gut eingefangen und auch der Umfang weiss zu überzeugen. Wegen des etwas linearen Spielverlaufs und ein paar technscher Probleme gibts aber trotzdem "nur" eine Durchschnittswertung.
Wer das Spiel kostenlos antesten möchte, sollte sich mal die Demoversion für den PC anschauen.