Warriors Orochi im Test

PlayStation2
Unter dem Dach von KOEI, einem japanischen Entwicklerteam und Publisher, sitzen offensichtlich ein paar echte Fans fernöstlicher Geschichte. Fast alle Games der Firma spielen im mittelalterlichen Japan, das von Kriegerfürsten und Samurai bevölkert ist. Neben der Endlos-Strategiereihe Romance of the three Kingdoms, die von KOEI selbst programmiert wird, haben auch die diversen actionlastigen Episoden von Dynasty Warriors und Samurai Warriors in der westlichen Welt ihre Anhänger gefunden. Nun wurde die Spieleschmiede Omega Force damit beauftragt, die Geschichte neu zu schreiben und ein Game zu kreieren, in dem die Helden und Bösewichte beider Serien aufeinander treffen. Das Ergebnis nennt sich Warriors Orochi und hat dank THQ inzwischen auch den Weg nach Europa gefunden.

Die Art und Weise, wie die Vorgänger-Serien storytechnisch auf einen Nenner gebracht werden, ist ein wenig platt. Orochi, ein dämonischer Fiesling, schnappt sich einfach diverse historisch relevante Landstriche aus verschiedenen Zeitepochen Chinas und Japans. Anschließend mischt der auch als Schlangenkönig bekannte Bösewicht sich aus den geklauten Zutaten ein neues Land. Nachdem die Herrscher, Offiziere und Fußsoldaten ein paar Minuten gestaunt haben, gehen sie direkt auf Orochi und auch aufeinander los. Das freut den mächtigen Sonderling, dessen größtes Hobby der Krieg ist, denn schon bald wird feststehen, ob er wirklich die mächtigsten Heere der Welt besiegen kann.

Offensichtlich hat das Game einen ganz besonderen Charme, der sich aber nur Fans der beiden Vorgänger-Serien vollständig erschließen wird. Wer keinerlei Erfahrung mit den bisherigen Warriors-Spielen hat, wird das dumme Gefühl nicht los, als würde er einen Insider-Joke nach dem nächsten hören. Ständig wird über Personen oder Ereignisse geredete, von denen man nie zuvor gehört hat. Zweifellos ist es mutig, ein Game auf den Markt zu bringen, das als Verbeugung vor den Hardcore-Fans verstanden werden kann. Andererseits hätte es nicht geschadet, Neueinsteigern wenigstens eine kleine Chance zu geben, die Welt von Warriors Orochi zu verstehen.

Zu Beginn darf man zwischen unterschiedlichen Storylines wählen. Da es vier verschiedene Geschichten gibt, die alle mit 17 Kapiteln daherkommen, gibt es für den perfektionistischen Allesdurchzocker viel zu tun. Allein 77 Charaktere wollen durch Erfolge freigespielt werden. Darüber hinaus warten Waffen und Zaubersprüche in den Levels auf ihre Entdecker. Da kleine Anleihen aus dem RPG-Genre vorhanden sind, kann man es sich theoretisch zur Lebensaufgabe machen, jede Spielfigur bis zum Maximum aufzuleveln und ihr die ultimative Waffe zu verpassen. Genug zu tun gibt es also. Die eigentliche Frage lautet aber: Lohnt sich das auch?


Wer sich zum ersten Mal an ein Actiongame dieser Art wagt, wird ein echtes Wechselbad der Gefühle erleben. In der ersten halben Stunde schlägt der Puls schneller, das Adrenalin schießt in die Blutbahn und man denkt: “Wow, mehr Action geht wohl nicht!“. Warriors Orochi bombardiert den Spieler geradezu mit Gegnern, die mit verschiedenen Hieb-, Stich- und Schlagwaffen ausgeschaltet werden müssen. Schon nach fünf Minuten flimmert in der Regel eine grelle 100 über den Bildschirm. Diese Zahl gibt an, wie viele Feinde bereits in die ewigen Jagdgründe geschickt wurden. Spätestens wenn zum ersten Mal vom Rücken eines Pferdes auf die Kontrahenten eingedroschen wird oder man einem besonders starken Offizier gegenübertritt, erreicht die Stimmung ihren Höhepunkt.

Leider verfliegt der Enthusiasmus fast so schnell, wie er gekommen ist, denn das epische Massaker hat nur wenig Tiefgang. Zwei unterschiedlich starke Grundattacken sowie diverse Spezialangriffe, die durch eine eigene Energieleiste gespeist werden bilden die Eckpfeiler des simplen Kampfsystems. Nach kurzer Zeit wird klar, dass immer gleiche Situationen auch immer gleiche Aktionen erfordern. Ein gewaltiger Befreiungsschlag verschafft etwas Luft und ein rechtzeitig angesetzter Sprung kann die eigene Figur in eine bessere Angriffsposition befördern. Meistens kloppt man aber auf den gleichen zwei Tasten herum und bewegt den Analogstick in die Richtung, in der viele Gegner stehen. Auf die Dauer nicht sehr unterhaltsam… Es gibt sicherlich Momente im Leben eines Konsoleros, in denen er einfach nur die Lust verspürt, eine gesamte virtuelle Welt kurz und klein zu schlagen. Für diese schönen Augenblicke eignet sich Warriors Orichi ausgezeichnet. Allerdings erfüllt jeder andere Titel der Ahnengalerie den gleichen Zweck mit den gleichen Mitteln.

Irgendeine Begründung muss es wohl zwangsläufig geben, um ein neues Produkt mit altem Gameplay auf den Markt zu werfen. Im Fall des aktuellen Warriors-Streiches ist es die Möglichkeit, gleich drei Helden in die Schlacht zu führen, die das Game auch für Veteranen interessant machen soll. Während der Kampfhandlungen ist es immer möglich, die Spielfigur zu wechseln. Das muss auch sein, denn irgendwann geht auch der beste Kämpfer auf dem Zahnfleisch. Sobald er ausgewechselt wird, erholt er sich hinter den Kulissen langsam von den Strapazen, während ein Verbündeter die Arbeit übernimmt. Alle spielbaren Charaktere sind einer von drei Klassen zugeordnet. Es gibt Kraftprotze, schnelle Fighter und Techniker. Neben besonderen Resistenzen gegen bestimmte Attacken unterscheiden sich die Protagonisten vor allem in der Art und Weise, wie sie ihr Musou, eine mystische Energie, einsetzen. Diese Idee bringt tatsächlich ein wenig Abwechslung ins Geschehen, reicht aber nicht aus, um das Gefühl zu wecken, ein wirklich neues Spiel vor sich zu haben. Im Splitscreen-Modus können die Schlachten zu zweit kooperativ bestritten werden. Auch das ist keine originelle Idee, hilft aber ein paar triste Stunden zu überbrücken.


Es ist nicht gerade einfach eine faire Wertung für die Grafik zu finden. Die Animationen der eigenen Spielfiguren und ganz besonders der Gegner sind auf einem recht niedrigen Niveau. Noch schlimmer ist, dass die Modelle äußerst grob ausgefallen sind. Den Tiefpunkt bildet die furchtbare Gestaltung der Levels. Seit langer Zeit hat man sich schon nicht mehr durch so trostlose Gegenden kämpfen müssen. Der Zocker wird mit Texturen geschockt, die so matschig aussehen, als wären sie aus einem alten PSone-Titel importiert worden. Dennoch hat Warrios Orochi ein paar optische Reize zu bieten. Es gibt, abgesehen von den nächsten Verwandten des Games, nur sehr wenige PS2-Spiele, in denen sich mehrere Dutzend Personen gleichzeitig auf dem Bildschirm tummeln und alles in ständiger Bewegung ist. Gleichzeitig ist die Geschwindigkeit, mit der die Schlachten ablaufen, mehr als ordentlich und es sind keine Einbrüche der Framerate zu bemerken.

Der Sound ist völlig frei von Überraschungen. Anfangs machen die Musikstücke, die man als schnellen Konservenrock mit Technoschnipseln bezeichnen kann, noch Laune, da sie die Massenprügeleien gut unterstreichen. Aber schnell wird klar, dass sich fast alle Lieder erstaunlich ähnlich anhören und so sinkt die Stimmung nach ein paar Stunden rapide. Auch bei den Soundeffekten hätte mehr Abwechslung nicht geschadet. Viel zu häufig ertönen die gleichen metallischen Geräusche und selbst die Spezialattacken wurden nicht mit einer beeindruckend akustischen Kulisse unterstrichen. Eine furchtbar übertriebene englische Sprachausgabe rundet das Gesamtbild ab.

Tim meint:

Tim

Vermutlich gibt es ein paar Videospielfans, die von Warriors Orochi begeistert sein werden. Für echte Action-Puristen hören sich 77 spielbare Charaktere, die man auf tausende von Feinden hetzten kann auch wirklich verlockend an. Der Großteil der PS2-Besitzer wird sich allerdings fragen: “Was soll das?“. Warriors Orochi ist die Sorte Game, bei denen sich die gleichen Situationen im Sekundentakt wiederholen. Das Gameplay ist simpel, die Grafik mittelmäßig und nahezu jedem Kenner des Genres werden ein paar Spiele einfallen, in denen ein ähnliches Grundkonzept deutlich besser umgesetzt wurde. Die Weigerung der Programmierer die Serie weiterzuentwickeln verdient inzwischen tatsächlich Respekt.

Positiv

  • Gigantische Massenschlachten
  • Gute Spielgeschwindigkeit
  • Großer Umfang

Negativ

  • Schlimme Umgebungsgrafik
  • Plattes Kampfsystem
  • Wieder mal keine neuen Ideen
Userwertung
0 0 Stimmen
Wertung abgeben:
senden
Follow us
Warriors Orochi Daten
Genre -
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 19. September 2007
Vermarkter THQ
Wertung 5.9
Anzeigen
neXGam YouTube Channel
Anzeigen