Damals auf dem N64, war Turok ein kleiner Überraschungshit, was nicht nur an der sehr guten Steuerung gelegen hat, sondern vor allem an der genialen urzeitlichen Atmosphäre. Leider ging es nach den beiden veröffentlichten N64-Teilen stetig bergab mit der Serie, sowohl spielerisch als auch verkaufstechnisch. Jetzt, drei Jahre nach dem letzten veröffentlichten Teil, wagt sich der Dinoshooter noch einmal an das Licht der Öffentlichkeit und stellt sich der sehr starke Konkurrenz in diesem Genre. Mit Erfolg? Wir haben uns für euch durch den Dschungel geballert...
Den Einstieg findet das Spiel in einer Traumsequenz, aus der Ego Perspektive erleben wir einen ziemlich brutalen Überfall auf ein Dschungellager mit. Schweißgebadet wachen wir kurze Zeit später, in einer Schlafkammer auf. Zusammen mit einigen schweren Jungs einer Spezialeinheit befinden wir uns auf einem Raumflug. Turok ist unser Name, ehemaliges Mitglied der Wolfrudel-Einheit. Selbige Einheit, so wird uns später vorgeworfen, sollen wir, vor nicht allzu langer Zeit, im Stich gelassen haben. Weshalb es kein Wunder ist, das unsere neue Kollegen, uns nicht gerade viel Sympathie entgegen bringen, aber Befehl ist natürlich Befehl. Kurz nach dem folgenden Briefing, trifft uns unerwartet eine feindliche Rakete und so stürzen wir ziemlich spektakulär, mit Mann und Maus, ab. Dieser ganze Vorgang ist dabei, wie wir es inzwischen schon von zahlreichen Spielen kennen, keine feste Zwischensequenz, sondern interaktiv gestaltet. Wobei das ganze eher mittelmäßig gelungen ist, ein Wort das ihr ihn diesem Test noch öfter lesen werdet.
Leider fällt, bei dieser Gelegenheit, auch zum ersten Mal das ziemlich uninspirierte und langweilige Charakterdesign auf. Wieder einmal handelt es sich dabei um muskelgepackte und gefühlskalte Waffen-Schränke die ständig pseudo-coole Einzeiler von sich geben. Haben wir inzwischen schon hundert Mal gesehen und genauso oft gelangweilt verdrängt. Etwas mehr Tiefgang könnte man ja eigentlich schon erwarten. Zugute kommt aber die wirklich gelungene deutsche Synchronisation, die sich neben der französischen alleinig auf der Disk befindet. Mit anderen Worten: Es ist keine englische Sprachversion auf der DVD vorhanden.
Ein weiterer Knackpunkt stellt, zumindest anfangs, die Steuerung dar, da selbige sehr empfindlich reagiert und ohne jede Zielhilfe auskommt. Beim ersten Punkt hilft ein kurzer Gang in die Optionen und der Empfindlichkeitsregler, beim zweiten Punkt gibt es leider nur eine Lösung, üben und sich darauf einlassen. Am Anfang habe ich es auch für eine Zumutung gehalten, aber nach ein paar Kämpfen stellt die Einstellung sogar einen gewissen Reiz da, da es nicht mehr reicht, einfach nur in die ungefähre Richtung des Gegners zu halten. Man muss wirklich genau zielen, was bei den teilweisen flinken Dinos gar nicht so einfach ist. Ob man das nun als Herausforderung sieht, oder als Ärgernis bleibt einem selbst überlassen. Ein Punkt der mir in den Kämpfen sehr gut gefallen hat, ist die wirklich gelungene KI der Gegner. Man hat weder das Gefühl hat, es mit cheatende Überwesen zu tun zu haben, noch mit willenloses Kanonenfutter.
So ist es auch im laufenden Kampf möglich eine Deckung aufzusuchen, ohne das die komplette Gegnerschar im Level weiß, wo man sich befindet, ohne das einer überhaupt Sichtkontakt hatte. Genauso gelingt öfter ein kurzer Sprint über das Schlachtfeld, ohne das jede feindliche, anscheinend wärme gesteuert, Kugel trifft. Trotzdem muss man öfter mal hinter sich schauen, da die Gegner gleichzeitig Spezialisten darin sind, einen erfolgreich unbemerkt zu umgehen. Auch die Verbündeten, die einen begleiten, profitieren davon, so das sie diesmal nicht nur Blendwerk sind, sondern sich wirklich an den Kämpfen gewinnbringend beteiligen und auch teilweise kräftig austeilen.
Eine weitere Besonderheit ist, die Antipathie der Gegner untereinander, diese Begebenheit lässt sich natürlich sehr gut ausnutzen um die Gegner zu schwächen, bevor wir aktiv werden. Ein Gutes Beispiel dabei wären die Leuchtkugeln die mit ihrer Leuchtkraft Raptoren anziehen und so beeinflussen lassen, selbige in eine Gruppe menschlicher Feinde gefeuert und die Party kann losgehen. Lässt sich aber mal ein Kampf nicht umgehen und eine Verwundung unsererseits damit auch nicht, lässt sich die angeschlagene Gesundheit wieder herstellen, indem man seine Figur einfach kurz in einer ruhigen Ecke verschnaufen lässt. Selbiges funktioniert natürlich nicht unter Feindbeschuss, oder während ein Dino genussvoll an uns knabbert. Schafft man es so einmal nicht rechtzeitig, wird man direkt mit einem absoluten Frustpunkt im Spiel konfrontiert, nämlich den viel zu weit auseinander liegenden Checkpoints. Nicht selten darf man so Abschnitte von locker 15 Minuten wiederholen, mitsamt allen Gegnern und sonstigen Schwierigkeiten, die er so zu bieten hat. Und genau hier merkt man dem Titel die Mittelmäßigkeit direkt an, wenn man nämlich, an genau dem Punkt, ständig überlegen muss, ob man es noch einmal probiert, oder ob man nicht doch ein anderes Spiel einlegt.
Wenn das Leveldesign wenigstens genug motivieren würde, aber leider hat man es fast die ganze Zeit mit Standard-Schlauchlevel zu tun, die wenig Erkundungsmöglichkeiten außerhalb der schmalen begrenzten Wege zulassen. Klar gibt es auch ein paar wenige Höhepunkte, aber leider viel zu wenig um einen erfolgreich und lange genug bei der Stange zu halten. Die grafische Qualität des Titels hat auch noch mit starken Schwankungen zu kämpfen, an manchen Stellen ist sie wirklich schön und bietet nette Effekte, wie z.b. Gras das sich unter Belastung bewegt oder voluminöse Nebeleffekte, an anderer Stelle fühlt man sich dagegen an selige XBOX-Zeiten zurück versetzt. Ein weiteres Problem bei dem Thema ist, die zum Teil, übertrieben düster gehaltene Grafik, die es fast unmöglich macht, den Titel tagsüber vernünftig zu spielen. Vor allem in den Höhlen läuft man dabei fast blind durch die Gegend und witziger weiße bietet das Spiel keinerlei Möglichkeit, den Gamma-Wert höher zu stellen und somit das Problem zu umgehen.
Es gibt aber noch zwei Punkte die ich positiv erwähnen möchte, zum einen der Sound respektive die Musik, die egal ob sich um wuchtige Waffengeräusche, atmosphärische Schreie der Dinosaurier oder eben um die Begleitmusik handelt, das ganze befindet sich immer auf sehr hohem Niveau und vermittelt somit eine nicht zu verachtende Atmosphäre. Zum zweiten gibt es auch etwas positives vom Multiplayer-Bereich zu vermelden, denn neben den Standard-Modi, wie Deathmatch und Capture the Flag gibt es noch einen Coop-Modus. Zwar kann man darin nicht das eigentlich Spiel durchspielen, aber immerhin drei extra zur Verfügung gestellte Maps.
Nimmt man alle Teilaspekte des Spieles, kann man nur zu einem Schluss kommen, nämlich das man mal wieder einen höchst durchschnittlichen Shooter vor sich hat, der es in seiner Gesamtheit nicht schafft, sich aus dem Maße der Genrevertreter erfolgreich abzuheben. Die wenigen durchaus gelungen Aspekte reichen einfach nicht aus, um einen ausreichend zu motivieren.