
Die Nintendo DS Version von Tomb Raider Legend ist ein reinrassiges 2 ½ D Jump ´n Run im Stile der GBC/GBA Vorgänger. Das heisst, ihr lauft neuerdings zwar durch 3D Landschaften, müsst dabei aber immer einem vorgegebenen Pfad nach links oder rechts folgen und könnt nur selten auch die Tiefe des Raumes erkunden. Dank der guten Steuerung habt ihr Lara dabei immer gut unter Kontrolle, mit der B Taste lassen sich Sprünge perfekt timen, per A Knopf zieht ihr eure Waffen, mit der X Taste könnt ihr eine Seilkanone abfeuern, mit der ihr euch über Abgründe schwingen oder Gegenstände zu euch ran ziehen könnt, die Y Taste dient als Aktionstaste, z. B. fürs Umlegen von Schaltern oder zum Verschieben von Kisten. Selten kommen auch Touchscreen und Mikrofon beim Freilegen von verschütteten Artefakten zum Einsatz.
Trotz der Sicht von der Seite ist das typische Tomb Raider Gameplay grösstenteils erhalten geblieben. Ihr hüpft wieder durch abenteuerliche Hindernisparcours - auch Tempelanlagen in Afrika und Südamerika stehen dabei ebenso auf dem Plan,wie eine russische Kaserne oder ein Hochhaus in Tokio. In den abwechslungsreichen Levels missbraucht ihr ihr allerlei Gebälk als Reckersatz, schwingt euch per Seilwinde über Abgründe, hangelt an Vorsprüngen entlang, erklimmt Leitern
und klettert auf diverse Plattformen, Stangen oder Gerüste. Nachgebende Untergründe, Lavaseen schwingenden Beile und allerlei andere Fallen machen euch dabei wie gewohnt das Leben schwer.


Aber auch für eure Feinde kann die Umgebung tödlich sein: Manchmal könnt ihr Steine oder Holzbalken per Schuss lösen, um eure Gegner munitionsparend zu beseitigen. Abwechslung bieten nettgemachte Tauchpassagen, die den oberen Bildschirm zur Über- und Touchscreen zur Unterwasserdartellung nutzen. Leider ist die Luft während der selten vorkommenden Ausflüge ins Nassfeuchte sehr knapp bemessen, so dass ihr kaum Zeit habt die nett gestalteten Unterwasserlandschaften ausgiebig zu erkunden, ohne euch ernstlich in Gefahr zu bringen.
Leider ist das Spiel sehr linear, abseits des Hauptpfades gibt es nur wenig zu erforschen und auch die seltenen Rätsel fordern euch kaum, so dass Lara Croft auf dem Nintendo DS mehr mit Jump ´n Runs a la Mario als mit Action Adventures im herkömmlichen Sinne zu tun hat. Anspruchslose Schalter- und Kistenverschiebe Rätsel zeugen nicht gerade vom Einfallsreichtum der Entwickler. Auch die kleineren Quicktimeevents oder die Nutzung von stationären MGs wirken unispiriert. Zudem sind die kurzen, gelegentlich vorkommenden Mottorad- oder Gabelstaplerfahrten spielerisch mehr als mässig. Die grösste spielerische Enttäuschung sind aber die Kämpfe mit euren Feinden. Kommt es zu einem Schusswechsel, schaltet das Geschehen in eine Art Ego Perspektive ähnlich Resident Evil Gaiden (GBC) um, was den Spielfluss doch stark unterbricht. Wie in einem billigen Flashspielchen gilt es nun die lächerlich anmutenden Feinde auf dem Touchscreen mit dem Stylus anzutippen und dabei möglichst genau die Kopfpartie anzuvisieren. Was sich die Entwickler bei diesem Missgriff gedacht haben, wird wohl auf ewig ihr Geheimnis bleiben.


Storytechnisch ist Tomb Raider Legend dafür auch auf dem Nintendo DS wieder erstklassig. Lara stöbert mal wieder in ihrer Vergangenheit, feiert ein Widersehen mit verstorben geglaubten Freundinnen, misst sich mit einem vielschichtigen Widersacher und findet schlussendlich eine der berühmtesten Waffen der Geschichte. Vorangetrieben wird die Story durch viele, z.T. auch längere FMVs und auf dem Touchscreen eingeblendete nicht vertonte Dialoge während des Spiels. Leider werden diese ohne Vorankündigung eingeblendet, so dass ihr schon mal im Eifer des Gefechts den ein oder anderen Satz verpassen werdet. Trotz umfangreicher Story ist Tomb Raider Legend in 3-4 Stunden durchgespielt, was doch für ein Vollpreisspiel erheblich zu kurz ist. Wenigstens könnt ihr mit aufgesammelten Bronze-, Silber und Goldstatuen finden, mit denen ihr kleine Minispielchen oder Filmschnipsel freischalten könnt. Doch auch die kleinen, belanglosen Minispielchen können das Preis- Leistungsverhältnis kaum verbessern.
Die Grafik ist leider ein zweischneidiges Schwert. Die 21/2 D Engine zeichnet realistische und glaubwürdige Polygonhintergründe mit Texturen, die locker mit den Playstation Versionen mithalten können. Auch die Nutzung des zweiten Bildschirms bei Tauchpassagen unter Wasser kann überzeugen, beim Gegnerdesign und Charakteranimation wurde aber hingegen geschlampt. So werden alle Figuren und Bonusgegenstände nur durch schlecht aufgelöste und zudem bescheiden animierte Sprites dargestellt, auch Lara ist davon nicht verschont. Ihr könnt sie zwar erkennen, ihre Bewegungsabläufe erinnern aber stark an die der Mortal Kombat Protagonisten. Auch in Zeitlupe sprintende Jaguare und immer gleich aussehende Gegner tragen nicht gerade zu einem positiven Gesamtbild bei. Zudem kann die Physik beim Schieben von Kisten und sonstigen animierten Polyongebilden nicht überzeugen. Kräfte scheint es nicht zu geben, Kisten "schweben" eher über den Boden, als dass sie schleifen, bzw. durch Reibung gebremst werden.

Am schlimmsten aber präsentieren sich die Kämpfe: Aus einer pseudo Ego Perspektive schiesst ihr vor einem bis zur Unkentlichkeit verwaschenen Hintergrundbild auf Gegner, die ohne jegliche Animationsphasen wie Pappaufsteller wirken. Dagegen ist jeder Moorhuhnklon ein Grafikfest. Wenigstens wird die Story wie erwähnt durch viele gute aber leider stark verpixelte FMVs vorangetrieben, die nur englische Synchronisation bieten und lediglich deutsch untertitelt wurden. Auch der restliche Sound ist ordentlich geworden, bis auf die fehlende Sprachausgabe während der Missionen, gibt es kaum etwas zu bemängeln.
Tomb Raider Legend ist ein durchschnittlicher Hüpfer mit vielen Fehlern. Gerade die vielen Verschlimmbesserungen und die zwanghafte aber unnötige Nutzung von Touchscreen und Microfon wirken sich nicht postiv aufs sonst gewohnt gute Gameplay aus. Im Gegenteil, Tomb Raider Legend zeigt wie kaum ein anderes Spiel auf dem Nintendo DS deutlicher, dass die Zusatzfunktionen des Nintendo DS nicht immer mit mehr Spielspass gleichzusetzen sind. Ob man für drei Stunden Mittelmässigkeit 35 Euro berappen will, bleibt jedem selbst überlassen.