Ja, es ist wieder die Zeit des Jahres, in der Electronic Arts uns mit den jährlichen Updates diverser Sportspiele versorgt. Für Tiger Woods ist es mittlerweile der dritte Auftritt auf Microsofts Xbox 360 und viele neue bahnbrechende Features wurden im Vorfeld versprochen. Wir haben unseren Caddy auf den Platz geschleift, das Eisen rausgeholt und nachgeschaut, ob EA die Erwartungen erfüllen kann.
Bei der Auswahl an Spielmodi hat sich auf den ersten Blick nicht viel verändert. Neu ist allerdings das sogenannte „Bingo, Bango, Bongo“, ein 2 Spieler-Modi, bei dem drei Punkte pro Loch vergeben werden (erster auf dem Green, nähester zum Loch, bestes Ergebnis). Diese Spielvariante ansich ist ganz nett, aber dass es sich dabei um den wirklich einzigen neuen Spielmodi handelt ist fast schon eine kleine Frechheit. In den anderen Sparten der Multiplayermodi, insbesondere dem Online-Part, hat sich ebenfalls kaum etwas zum Vorjahr verändert. Das gilt auch für Probleme mit Lags... Veränderungen, die ihr bemerken und für gut befinden werdet, kommen erst im Karrieremodus ans Tageslicht. So lässt sich in der PGA Tour nun z.B. einstellen, wie lang jedes normale und Major Turnier andauern soll, während in den letzten Jahren immer die vollen vier Runden aufgezwungen wurden. In diesem Jahr sind auch wirklich alle Anlagen des FedEx Cups mit dabei: Westchester, TPC Boston, Cog Hill und East Lake freuen sich über ihre Tiger Woods PGA Tour-Premiere. Somit kommt die 08er Fassung der Golfreihe auf insgesamt 16 Kurse – eine gute Anzahl, aber immer noch viel weniger als in den letzten Atemzügen der vergangenen Konsolengeneration.
21 professionelle Golfer haben es auch die Disc geschafft, acht davon sind neu: JB Holmes, Justin Rose, Camilo Villegas, Cristie Kerr, Morgan Pressel, Paul Casey, Paula Creamer und Natalie Gulbis stehen zum ersten Mal zur Auswahl. Bei den Amateur Spielern gibt es sowohl alte Bekannte (z.B. Pops Masterson) als auch Neuzugänge, zu denen u.a. der englische Fussballnationalspieler und Manchester United-Star Wayne Rooney zählt – für mich persönlich eine echte Offenbarung, danke EA ,,,)
Wie gehabt startet ihr eure Karriere entweder als Tiger Woods (mit Beginner Fähigkeiten) oder einem eigens erschaffenen Alter Ego. Eure Fähigkeiten sind wie in den Vorjahren auf diverse Bereiche verteilt. Durch Erfolge in Events und Turnieren könnt ihr sämtliche Skills sowie euren Rang verbessern, doch der schnellere Weg sind wie im Vorjahr die Skill Challenges, die nahezu unverändert übernommen wurden. Da euer Golfer zum Beginn seiner Karriere wirklich nichts auf die Reihe bekommt und an die Turniere der PGA Tour somit noch nichtmal ansatzweise zu denken ist, führt euer erster Weg erneut zur Tiger Challenge. Diese wurde in Sachen Aufbau deutlich verändert. Während die Tiger Challenge im letzten Jahr nur aus direkten Duellen gegen andere Amateur- und Pro-Golfer bestand, bietet die Tiger Challenge nun viel mehr Abwechslung. Neben den direkten Stroke-Duellen gibt es nun auch kleinere Events und Herausforderungen, die auf die Spielvarianten aus den Multiplayermodi zurückgreifen (Stableford, Approach Challenge, Long Drive Challenge, ...). Diese Events sind in einem Wabensystem angeordnet und in der Mitte jeder Wabe befindet sich ein Pro-Golfer, gegen den ihr antreten könnt, sobald ihr alle um ihn herum liegenden Events gemeistert habt. Für Erfolge werden Medaillien ausgegeben (Bronze, Silber, Gold) – je besser sämtliche Medaillien, umso mehr Gamerscore gibt es zum Ende der Challenge.
Auch beim eigentlichen Geschehen auf dem Platz haben sich ein paar Dinge verändert, manche davon zum Besseren, andere zum Schlechteren. Die definitiv beste Neuerung ist die Wiedergeburt der guten, alten Dreiklicksteuerung aus den Anfängen der Serie. Zu jedem Zeitpunkt lässt sich auf dem Platz der Steuerungsmechanismus ändern, ein Klick auf den rechten Analogstick des Xbox 360-Pads genügt um zwischen Analogswing und Dreiklicksteuerung zu wechseln. Diese ist eine wirklich ernst zu nehmende Alternative, denn auch in Tiger Woods PGA Tour 08 ist die Analogsteuerung wieder extrem feinfühlig, sprich der kleinste „Ausrutscher“ mit dem Analogstick beim Backswing kann euren Schlag völlig versauen. Frust vorprogrammiert, besonders beim Karrierebeginn.
Eine weitere positive Veränderung ist der neue Draw / Fade-Mechanismus. Über die LB und RB-Buttons des Xbox 360-Pads lässt sich nun bei der Zielansicht einstellen, ob ein Draw (Rechtsdrall) oder Fade (Linksdrall) gespielt werden soll. Diese neue Art der Steuerung funktioniert wirklich prächtig und hilft euch stellenweise sehr, vor allem wenn es von weiten Back Tees aus losgeht und der Kurs kreativere Schläge verlangt. Beim Putten gibt es auch eine Veränderung: über den LB Button wird euch nun der Weg angezeigt, den der Ball nehmen würde, wenn ihr ihn grade schlagt. Diese Anzeige könnt ihr nur einmal sehen, sie dann aber detailliert studieren, inkl. Kameradreh und –zoom. Und dann wäre da natürlich noch das EA Sports Gamernet, der groß angekündigte neue Feature, was alles revolutionieren soll. Über dieses Feature ist es euch möglich, einzelne Schläge oder ganze Loch-Leistungen aufzuzeichnen, auf eure Festplatte zu speichern und anschließend online zu veröffentlichen. Aus diesen Aufnahmen lassen sich zudem Challenges für andere Spieler erstellen. Nun, zumindest sollte es so sein. Doch in sämtlichen unserer ausführlichen Testsessions war es uns nicht möglich, eine Verbindung mit den EA Servern aufzustellen – traurig!
Auch bei der Erschaffung eures eigenen Golfers gibt es ein neues Feature, das sogenannte Photo Game Face. Dieses Jahr könnt ihr eure Xbox Live Vision-Kamera benutzen, um euer eigenes Gesicht ins Spiel zu bringen. Dafür ist die Aufnahme von zwei Bildern (Front, Seite) nötig, an denen ihr anschließend Markierungen für die verschiedenen Merkmale des Gesichts anbringen müsst. Nach rund 20 Minuten Arbeitszeit spuckt das Spiel euer Alter Ego aus. Das Ergebnis war in unserem Fall recht zufriedenstellend, jedoch gibt es nur wenig Optionen das Erschaffene nochmal zu überarbeiten nachdem das Modell fertig berechnet wurde. So wären z.B. eine Option für das Verändern der Augenbrauen ratsam gewesen, denn ohne jene erscheinen diese als bizarre Schatten und versauen das Bild. Normalerweise sollte es auch möglich sein, über eine E.A. Website „echte“ Fotos hochzuladen und diese später im Spiel zu bearbeiten, als Alternative zu den Xbox Live Vision-Bildern. Doch auch hier war es uns in der Praxis nicht möglich, eine Verbindung mit den E.A. Servern herzustellen, weshalb wir leider nicht sagen können, ob das Ergebnis über diese Alternative besser ist.
Auch technisch distanziert sich Tiger Woods PGA Tour 08 nicht wirklich vom Produkt aus dem Vorjahr. Die Golfer sehen zwar alle gut aus und besonders bei Tiger Woods himself hat man sich nochmal ordentlich Mühe gegeben, aber insgesamt gibt es einfach zu wenig offensichtliche Verbesserungen. Im Gegenteil, kleine Grafikfehler haben sich sogar noch eingeschlichen. Wenn ein CPU Gegner z.B. den Schläger wechselt, verschwindet er für den Bruchteil einer Sekunde und taucht dann mit dem neuen Gerät wieder auf. Nicht dramatisch, aber definitiv unnötig – an sowas kann ich mich in den direkten Vorgängern nicht erinnern. Solange die Kamera fest positioniert ist sehen die Kurse klasse aus, doch sobald sie die Verfolgung des geschlagenen Balles aufnehmen, bricht die Framerate stellenweise ein und das Gras wird ganz schnell zum Treppchen-Bauset. Beim Sound gibt es ebenfalls nur gewohnte Kost – lizenzierte Tracks für die Menüs und die gewohnt guten, jedoch langsam aber sicher angestaubten Kommentare von Gary McCord und David Feherty.
Tiger Woods PGA Tour 08 (Xbox 360) - Trailer
(click play to start)
Gregory meint:
Tiger Woods PGA Tour 08 bietet ein paar gute Neuerungen, auf die jedoch irgendwie nicht genug Wert gelegt wurde. Im Endeffekt sind die Veränderungen somit als minimal zu bezeichnen und manche verschlechtern das Spiel letztlich sogar. Zudem wurden Ärgernisse aus den Vorjahren (z.B. Probleme bei den Onlinemodi) nichtmal ansatzweise gelöst. Während Neueinsteiger gerne zugreifen können, brauchen Besitzer der Vorjahresfassung den neuen Tiger nicht wirklich – zu minimal sind die Veränderungen und zu ärgerlich die nicht korrekt funktionierenden, groß angepriesenen neuen Photo Game Face und Gamernet-Features.
Sascha meint:
Wie die meisten von Euch wissen, sind Kollege Gregory und ich ja die beiden Golf begeisterten in der Redaktion uns somit steht gerade Tiger Woods von EA immer unter unserer besonderen "Beobachtung". Neben den bereits detaillierten Ausführungen meines Kollegen muss ich hier noch einen weiteren "für mich wichtigen" Punkt negativ anführen, denn daß das Spiel nunmehr in der dritten Saison immer noch komplett in englisch angeboten wird, kann ich leider nicht verstehen! Bereits auf der Xbox plädierten wir über mehrere Versionen für ein deutsches Menü, was dann auch irgendwann einmal umgesetzt wurde. Beim ersten Auftritt auf der Xbox 360 konnte ich es dann aufgrund des Zeitdrucks auch noch verstehen, daß hier plötzlich wieder ein englisches Menü vorhanden war. Dass nach nunmehr zwei weiteren Jahren hier immer noch keine Angleichung passiert ist, kann ich allerdings nicht nachvollziehen, denn gerade in dieser Zeit hat der Golfsport in Deutschland eine wesentlich breitere Masse an Fans erhalten. Ich werde am Ende der Woche dann auch wie jedes Jahr wieder auf den (heißen ja nun: mercedes-benz-championship) mein Lager aufschlagen und hoffe inständig, daß EA hier im vierten Anlauf endlich einmal auf die "Anregungen" der Presse reagiert!
GameSpot hatte die Möglichkeit das neue Photo Face-Feature zu testen und ich bin begeistert Nicht so ein Matsch wie bei Rainbow Six Vegas, sondern richtig geil!
Siehe gamespot.com/features/6175866/p-2.html (Maus auf den Bildern halten um das Ergebnis zu sehen)
Freu mich so drauf ...
von wuRSti:
Die Bilder kommen mir extrem unscharf vor. Vielleicht bekommen die diesmal die wii Version richtig hin. Ich will ne echte Swingcontroll, so wie bei wii Sports ...
von Mistercinema:
Newsupdate mit der offiziellen Webseite
- > planet-xbox.de/?news=15998
M.C....
Tiger Woods PGA Tour 08 bietet ein paar gute Neuerungen, auf die jedoch irgendwie nicht genug Wert gelegt wurde. Im Endeffekt sind die Veränderungen somit als minimal zu bezeichnen und manche verschlechtern das Spiel letztlich sogar. Zudem wurden Ärgernisse aus den Vorjahren (z.B. Probleme bei den Onlinemodi) nichtmal ansatzweise gelöst. Während Neueinsteiger gerne zugreifen können, brauchen Besitzer der Vorjahresfassung den neuen Tiger nicht wirklich – zu minimal sind die Veränderungen und zu ärgerlich die nicht korrekt funktionierenden, groß angepriesenen neuen Photo Game Face und Gamernet-Features.