Tiger Woods PGA Tour 06 im Test

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Wie die meisten aktuellen Sporttitel aus dem Hause Electronic Arts kriegt auch Vorzeigegolfer Tiger Woods einen zweiten Auftritt auf der Xbox 360 spendiert. Die Xbox Fassung von Tiger Woods PGA Tour 06 schnitt bei uns bereits schlechter ab als die Vorgänger aus den vergangenen Jahren. Wie es bei der Xbox 360 Version aussieht, erfahrt ihr im folgenden Review!
Electronic Arts hatte es oft angekündigt - mit Tiger Woods PGA Tour 06 soll sich die Reihe verändern, den spaßigen Look ablegen und deutlich mehr in Richtung Simulation gehen. Falls dies nicht eure erste Zusammenkunft mit dem virtuellen Tiger Woods ist werdet ihr schnell feststellen, dass man sich diesen Vorsatz wirklich zu Herzen genommen hat. Mit den Vorgängern hat Tiger Woods PGA Tour 06 fast nur noch die Grundregeln des eigentlichen Golfsports gemeinsam.

Dabei geht die Xbox 360-Fassung sogar teilweise einen anderen Weg als die gleichnamigen Versionen des Spiels auf PS2 und Xbox. Herzstück auf der Xbox 360 ist der My Career Menüpunkt. Hier erschafft ihr wie gewohnt zunächst euer Alter Ego, mit dem ihr euch im Laufe der Zeit an den Thron der Golferelite heran arbeiten werdet. Direkt hier nach verändert sich der Aufbau allerdings deutlich im Gegensatz zu den Fassungen der Vorjahre. Ihr befindet euch als Amateurspieler vor einem langen Weg zum Pro-Status und einem noch längeren bis zum ersten Turniersieg. Zunächst müsst ihr euch durch diverse kleinere Challenges einen Namen machen. Dabei müsst ihr z.B. gegen andere Spieler in kleinen Chip-In Turnieren antreten, besser putten als ein direkter Konkurrent, oder alle Par 3, 4 oder 5 eines Golfplatzes mit einer bestimmten Anzahl von Schlägen beenden. Aufgrund diverser grundlegenden Veränderungen im Gameplay, auf die ich später zu sprechen komme, stellt sich schon dieser recht frühe Teil des Spiels als unglaublich fordernd heraus.

Euer erstes Ziel ist es, durch das Gewinnen von den verschiedenen Challenges den Zugang zur Q-School freizuschalten. Dieses Turnier über vier Runden entscheidet über eure Zukunft als Golfer - kommt ihr unter die ersten fünf kriegt ihr den Respekt der PGA. Noch besser als das ist allerdings, dass ihr ab dann als Pro unterwegs seid, unterbezahlte Amateurturniere gehören also der Vergangenheit an. Durch das Erreichen des Pro-Status habt ihr nun also auch endlich Zugang zu den großen Turnieren der PGA Tour. Hierbei findet ihr dieses Jahr auch die Major Tournaments, für die ihr euch selbst als Pro vorher qualifizieren müsst. Dies geschieht automatisch, wenn ihr einer der besten Golfer der Zeit seid (wird nach dem Dollar-Verdienst bestimmt). Die Alternative ist ein Qualifikationsturnier über vier Runden.

Durch verschiedene Änderungen im direkten Gameplay ist Tiger Woods 06 auf der Xbox 360 deutlich schwerer geworden als die Vorgänger und sogar als die gleichnamigen diesjährigen Titel auf PS2 und Xbox. Letztere konnten im Punkt Herausforderung alte TW-Hasen kaum fordernd... Putt-Durchschnitt weit unter 1.8, Abschläge über 300 Yard und andere Dinge standen an der Tagesordnung. Wer beide Titel zuhause hat wird schnell merken, dass auf der 360 mehr vom Spieler gefordert wird.

Das bemerkt ihr zunächst direkt an der Steuerung. Das System des Swings mit den beiden Analogsticks ist zwar das gleiche geblieben, allerdings wurde für die 360-Fassung die Sensibilität des linken Analogsticks deutlich verstärkt. Sprich es ist um einiges schwerer, einen sauberen und geraden Schlag aufs Fairway zu legen. Die Gefahr, durch minimales Abweichen einen Schlag ganz fürchterlich zu missstalten ist deutlich höher. Während das aber noch eine Sache der Gewöhnung ist und man nach einiger Übung immer besser schlägt, ist die zweite Veränderung im Steuerungsschema meiner Meinung nach unverzeilich.

Die Funktionen des Power Boost bzw. des Spin Boost wurden auf die neue linke Schultertaste des Xbox 360 Pads gelegt. Dadurch ist das Steuerungsschema quasi identisch mit dem der PS2-Fassungen von Tiger Woods, über welche ich mich schon seit 2004 regelmäßig in Reviews aufrege. Es ist einfach motorisch nicht zu schaffen, mit dem linken Zeigefinger einen ordentlichen Boost aufzubauen, während man mit dem linken Daumen via Analogstick versucht, den Swing möglichst perfekt auszuführen. Das heißt in der Praxis entweder, dass ihr ohne Power Boost spielt (was die Schwierigkeit natürlich nochmal deutlich anhebt) oder das Pad ein wenig komisch halten müsst, so dass ihr mit dem rechten Zeigefinger auf die linke Schultertaste hämmert. Es mag zwar super blöde aussehen, aber letztere Methode führe ich jetzt seitdem ich das Spiel hier habe aus und so kann wie gewohnt kraftvoll geschlagen werden. Unglaublich ärgerlich ist es aber trotzdem, vor allem weil die Entwickler einen keine Chance geben, die Funktionen der beiden Schultertasten einfach auszutauschen, so dass ihr über die rechte Schultertaste den Boost aufbauen könnten, was meiner Meinung nach perfekt wäre.

Während man sich zunächst maßlos darüber aufregen mag, wie es zumindest in meinem Fall war, merkt man im Laufe der Zeit eben, dass dadurch die Herausforderung für den Spieler deutlich in die Höhe geschraubt wird. In gewisser Weise bin ich dafür fast schon dankbar, denn durch zu schnelle Perfektion sinkt die Langzeitmotivation (siehe Tiger Woods PGA Tour 2004). Das Putten läuft größtenteils genau so ab wie in der PS2 bzw. Xbox-Fassung von Tiger Woods PGA Tour 06. Die Zeiten des Caddy Tips sind vorbei, als Hilfe bleibt euch dieses Jahr nur die Ideal Putt Cam, die euch den idealen Weg für euren Ball anzeigt und an die ihr euren Putt anpassen solltet. Diese Art und Weise ist ebenfalls deutlich schwieriger als die Orientierung per Caddy Tip, aber nach ein wenig Einarbeitungszeit läuft auch das Putten recht erfolgreich ab.

Bislang gefällt Tiger Woods 06 auf der Xbox 360 durch den gesteigerten Schwierigkeitsgrad also recht gut. Wie die meisten EA Sports Titel der ersten Generation für die neue Konsole wurde allerdings auch Tiger Woods ordentlich beschnitten. Anstatt den 14 Kursen (incl. Phantasie-Kurse) aus der Xbox Fassung des Spiels findet ihr auf der Xbox 360 nur noch 6 Kurse (Riviera Country Club, Pinehurst #2, TPC at Sawgrass, Carnoustie, Turnberry's Alisa Course, Pebble Beach). Während sich das für viele Spieler wie ein deutlicher Nachteil anhören mag, sehe ich darin auch einen nicht zu unterschätzenden Vorteil. Dadurch, dass ihr auf weniger Kursen unterwegs seid, könnt ihr diese sechs Stück weitaus besser verinnerlichen und fühlt euch demnach schnell wie zuhause. Ihr kennt die Löcher ganz genau und wisst, wie ihr sie am besten spielt. Natürlich ist der Unterschied ein wenig heftig ausgefallen und die Abwechslung leidet sicherlich.

Bleibt der letzte große Menüpunkt anzusprechen - die Xbox Live Modi von Tiger Woods 06. Lange haben wir Europäer darauf warten müssen, dass der Tiger auch in unseren Gefilden online geht - nun ist es endlich soweit. Über Xbox Live trefft ihr euch mit Freunden zu einem einfachen Stroke-Spiel und bestimmt dabei Dinge wie den gespielten Kurs, die Tee-Schwierigkeit, die Windstärke, die Höhe des Rough usw. Außerdem gibt es natürlich eine Menge verschiedener Spielmodi sowie kleinere Minigaems, die online alle sehr spaßig sind. Besonders interessant sind meiner Meinung nach die Online Tourniere, von denen es jeden Tag ein neues gibt. Zwar spielt ihr hier alleine online, aber nach dem Abschluss wird abgerechnet und ihr seht, wie ihr in der Weltrangliste steht. Der Xbox Live Modus kann demnach größtenteils überzeugen - einziger Negativpunkt sind die unschönen Rückler, die es in den kleinen Zwischenszenen mit den Spielern zu sehen gibt.

Grafisch präsentiert sich Tiger Woods PGA Tour 06 auf einem HD-Readty Gerät sehr detailliert und dadurch weitaus besser als die Golftitel der Xbox-Generation. Einen großen Unterschied bilden u.a. auch die Qualitäten von Lichteinwirkungen und Schatten. Hinzu kommen wunderschöne Texturen für Sandbunker, Fairway, Rough und Green sowie das beste Wasser, das Spieler je in einem Golf Konsolentitel gesehen haben. Bei den Charaktermodellen kann der Detailgrad nicht ganz überzeugen. Einerseits ist da Tiger Woods, der seinem Ebenbild in Fleisch und Blut fast schon beängstigend ähnlich sieht und demnach sehr viele Details bietet. Andere allerdings, z.B. John Daly, wirken irgendwie nur geringfügig verbessert im Vergleich zur Xbox-Fassung des Spiels. Bei den Haaren der Spieler kommt der 'Ken-Effekt Plastik Look' wieder zum Vorschein, mit dem ich mich schon in anderen EA Launchtiteln für die Xbox 360 wie FIFA 06: Road to World Cup oder NBA Live 06 nicht so richtig anfreunden konnte. Zum Glück wird auf dem Golfplatz allerdings in dieser Hinsicht nicht ganz so dick aufgetragen.
Während das Spiel auf einem HD-Bildschirm wirklich wunderschön aussieht, müsst ihr auf einem normalen Fernseher mit unschönem Kantenflimmern und deutlich geringerem Detailgrad zufrieden sein. Auf beiden Geräten hat Tiger Woods PGA Tour 06 zudem hin und wieder Probleme mit der Framerate, wodurch kurze Ruckler entstehen können.

Für ein gutes Soundergebnis haben die Entwickler wie von EA gewohnt für einen gut gefüllten Soundtrack gesorgt, der euch durch die Menüs begleitet. Im eigentlichen Spiel ist der Sound am besten, wenn ihr ein vom Publikum gut besuchtes Turnier spielt und ständig die Reaktionen der Besucher zu hören bekommt. Natürlich sind auch Gary McCord und David Feherty als Kommentatoren wieder mit am Start. Neben einigen neuen Sprüchen kennen Serienfans viele der Kommentare allerdings bereits aus den Vorgängern bekannt. Zumindest ist mein Lieblingsdialog wieder mit dabei - 'Tell me David, what do you see on this hole?' ,,, 'Well Gary, I see a 390 yard fairway with a large bunker on the right side - and I see dead people...' ,,,)

Gregory meint:

Gregory

Tiger Woods PGA Tour 06 ist ein ordentlicher Vertreter der Reihe, der in erster Linie sehr fordernd ist und eine gewisse Einbearbeitungszeit voraussetzt. Größter Kritikpunkt ist der recht dürftige Umfang der Xbox 360 Fassung des Spiels. Durch die Herausforderung, die deutlich größer ist als in der PS2 bzw. Xbox-Version, steigt die Motivation des Titels. Gelegenheitsgolfer könnten dadurch jedoch leicht abgeschreckt werden, denn der My Career Modus ist wirklich nicht von schlechten Eltern... Während ich jenen Spielern eher die Xbox-Fassung empfehlen würde, sollten sich 'alte Tiger Woods Hasen' unbedingt der Herausforderung der 360-Version stellen und herausfinden, wo ihre Grenzen liegen.

Positiv

  • Ordentliche technische Anpassung

Negativ

  • Weniger Umfang als auf Xbox
  • PS2-Steuerungsschema
Userwertung
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Tiger Woods PGA Tour 06 Daten
Genre Sport
Spieleranzahl 1 - 4
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 02.12.2005
Vermarkter ElectronicArts
Wertung 8
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