
Dabei geht die Xbox 360-Fassung sogar teilweise einen anderen Weg als die gleichnamigen Versionen des Spiels auf PS2 und Xbox. Herzstück auf der Xbox 360 ist der My Career Menüpunkt. Hier erschafft ihr wie gewohnt zunächst euer Alter Ego, mit dem ihr euch im Laufe der Zeit an den Thron der Golferelite heran arbeiten werdet. Direkt hier nach verändert sich der Aufbau allerdings deutlich im Gegensatz zu den Fassungen der Vorjahre. Ihr befindet euch als Amateurspieler vor einem langen Weg zum Pro-Status und einem noch längeren bis zum ersten Turniersieg. Zunächst müsst ihr euch durch diverse kleinere Challenges einen Namen machen. Dabei müsst ihr z.B. gegen andere Spieler in kleinen Chip-In Turnieren antreten, besser putten als ein direkter Konkurrent, oder alle Par 3, 4 oder 5 eines Golfplatzes mit einer bestimmten Anzahl von Schlägen beenden. Aufgrund diverser grundlegenden Veränderungen im Gameplay, auf die ich später zu sprechen komme, stellt sich schon dieser recht frühe Teil des Spiels als unglaublich fordernd heraus.

Durch verschiedene Änderungen im direkten Gameplay ist Tiger Woods 06 auf der Xbox 360 deutlich schwerer geworden als die Vorgänger und sogar als die gleichnamigen diesjährigen Titel auf PS2 und Xbox. Letztere konnten im Punkt Herausforderung alte TW-Hasen kaum fordernd... Putt-Durchschnitt weit unter 1.8, Abschläge über 300 Yard und andere Dinge standen an der Tagesordnung. Wer beide Titel zuhause hat wird schnell merken, dass auf der 360 mehr vom Spieler gefordert wird.

Die Funktionen des Power Boost bzw. des Spin Boost wurden auf die neue linke Schultertaste des Xbox 360 Pads gelegt. Dadurch ist das Steuerungsschema quasi identisch mit dem der PS2-Fassungen von Tiger Woods, über welche ich mich schon seit 2004 regelmäßig in Reviews aufrege. Es ist einfach motorisch nicht zu schaffen, mit dem linken Zeigefinger einen ordentlichen Boost aufzubauen, während man mit dem linken Daumen via Analogstick versucht, den Swing möglichst perfekt auszuführen. Das heißt in der Praxis entweder, dass ihr ohne Power Boost spielt (was die Schwierigkeit natürlich nochmal deutlich anhebt) oder das Pad ein wenig komisch halten müsst, so dass ihr mit dem rechten Zeigefinger auf die linke Schultertaste hämmert. Es mag zwar super blöde aussehen, aber letztere Methode führe ich jetzt seitdem ich das Spiel hier habe aus und so kann wie gewohnt kraftvoll geschlagen werden. Unglaublich ärgerlich ist es aber trotzdem, vor allem weil die Entwickler einen keine Chance geben, die Funktionen der beiden Schultertasten einfach auszutauschen, so dass ihr über die rechte Schultertaste den Boost aufbauen könnten, was meiner Meinung nach perfekt wäre.

Bislang gefällt Tiger Woods 06 auf der Xbox 360 durch den gesteigerten Schwierigkeitsgrad also recht gut. Wie die meisten EA Sports Titel der ersten Generation für die neue Konsole wurde allerdings auch Tiger Woods ordentlich beschnitten. Anstatt den 14 Kursen (incl. Phantasie-Kurse) aus der Xbox Fassung des Spiels findet ihr auf der Xbox 360 nur noch 6 Kurse (Riviera Country Club, Pinehurst #2, TPC at Sawgrass, Carnoustie, Turnberry's Alisa Course, Pebble Beach). Während sich das für viele Spieler wie ein deutlicher Nachteil anhören mag, sehe ich darin auch einen nicht zu unterschätzenden Vorteil. Dadurch, dass ihr auf weniger Kursen unterwegs seid, könnt ihr diese sechs Stück weitaus besser verinnerlichen und fühlt euch demnach schnell wie zuhause. Ihr kennt die Löcher ganz genau und wisst, wie ihr sie am besten spielt. Natürlich ist der Unterschied ein wenig heftig ausgefallen und die Abwechslung leidet sicherlich.

Grafisch präsentiert sich Tiger Woods PGA Tour 06 auf einem HD-Readty Gerät sehr detailliert und dadurch weitaus besser als die Golftitel der Xbox-Generation. Einen großen Unterschied bilden u.a. auch die Qualitäten von Lichteinwirkungen und Schatten. Hinzu kommen wunderschöne Texturen für Sandbunker, Fairway, Rough und Green sowie das beste Wasser, das Spieler je in einem Golf Konsolentitel gesehen haben. Bei den Charaktermodellen kann der Detailgrad nicht ganz überzeugen. Einerseits ist da Tiger Woods, der seinem Ebenbild in Fleisch und Blut fast schon beängstigend ähnlich sieht und demnach sehr viele Details bietet. Andere allerdings, z.B. John Daly, wirken irgendwie nur geringfügig verbessert im Vergleich zur Xbox-Fassung des Spiels. Bei den Haaren der Spieler kommt der 'Ken-Effekt Plastik Look' wieder zum Vorschein, mit dem ich mich schon in anderen EA Launchtiteln für die Xbox 360 wie FIFA 06: Road to World Cup oder NBA Live 06 nicht so richtig anfreunden konnte. Zum Glück wird auf dem Golfplatz allerdings in dieser Hinsicht nicht ganz so dick aufgetragen.
Während das Spiel auf einem HD-Bildschirm wirklich wunderschön aussieht, müsst ihr auf einem normalen Fernseher mit unschönem Kantenflimmern und deutlich geringerem Detailgrad zufrieden sein. Auf beiden Geräten hat Tiger Woods PGA Tour 06 zudem hin und wieder Probleme mit der Framerate, wodurch kurze Ruckler entstehen können.
Für ein gutes Soundergebnis haben die Entwickler wie von EA gewohnt für einen gut gefüllten Soundtrack gesorgt, der euch durch die Menüs begleitet. Im eigentlichen Spiel ist der Sound am besten, wenn ihr ein vom Publikum gut besuchtes Turnier spielt und ständig die Reaktionen der Besucher zu hören bekommt. Natürlich sind auch Gary McCord und David Feherty als Kommentatoren wieder mit am Start. Neben einigen neuen Sprüchen kennen Serienfans viele der Kommentare allerdings bereits aus den Vorgängern bekannt. Zumindest ist mein Lieblingsdialog wieder mit dabei - 'Tell me David, what do you see on this hole?' ,,, 'Well Gary, I see a 390 yard fairway with a large bunker on the right side - and I see dead people...' ,,,)
Tiger Woods PGA Tour 06 ist ein ordentlicher Vertreter der Reihe, der in erster Linie sehr fordernd ist und eine gewisse Einbearbeitungszeit voraussetzt. Größter Kritikpunkt ist der recht dürftige Umfang der Xbox 360 Fassung des Spiels. Durch die Herausforderung, die deutlich größer ist als in der PS2 bzw. Xbox-Version, steigt die Motivation des Titels. Gelegenheitsgolfer könnten dadurch jedoch leicht abgeschreckt werden, denn der My Career Modus ist wirklich nicht von schlechten Eltern... Während ich jenen Spielern eher die Xbox-Fassung empfehlen würde, sollten sich 'alte Tiger Woods Hasen' unbedingt der Herausforderung der 360-Version stellen und herausfinden, wo ihre Grenzen liegen.