Tiger Woods PGA Tour 06 im Test

Xbox
Schaut man sich die Sendeminuten im deutschen „freien“ TV zum Thema Golfsport an, müsste man im Grunde sofort anfangen zu weinen. Zumindest war dies meine wiederholte Feststellung, nach meinem alljährlichen vier Tagesbesuch des Linde-German-Masters, bei dem der Sieger Retief Coosen satte 500.000 Siegprämie einstreichen dürfte. Ohne Premiere geht da leider nicht viel. Für Fans dieser Sportart gibt es aber zum Glück ebenfalls alljährlich das Update der Tiger Woods PGA Tour für die Xbox. EA möchte die Spieler mit Version 06 wie immer mit einigen Neuerungen und endlich auch vollem Xbox-Live Support bei der Stange halten. Ob dies ausreicht erneut unseren Award zu erhalten, erfahrt Ihr auf den nächsten Seiten.

Neues Jahr - neues Glück... der Tiger geht in die nächste Runde (Click to enlarge)


Wie bereits in Tiger Woods PGA Tour 2003, 2004 und 2005, gibt es neben den acht traditionellen Spielvarianten wie z.B. Lochspiel, Zählspiel, Skins & Stableford, das bereits aus 2005 bekannte Battle-Golf, den Echtzeitkalender für Spezielle Events und dem üblichen PGA-Tour-Modus wieder einen besonderen Modus, auf dem das Hauptaugenmerk liegt. In diesem Jahr ist es der so genannte Rivalen-Modus, bei dem Ihr keine geringere Aufgabe habt, als der beste Golfer aller Zeiten zu werden. Ebenfalls neu ist nun die Möglichkeit via Xbox-Live mit bis zu vier Spielern den eigenen Ruf aufzubauen. Ihr könnt euch also schon wieder ausrechnen, daß man hier locker über die Wintermonate kommen kann, um alles ausgiebig zu Kosten. Am Umfang sollte es also schon einmal nicht scheitern, wieder eine passende Bewertung von mir zu bekommen.


Nationalstolz der besonderen Art gibt es im Pro Shop
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Schon zu Beginn des Spiels fällt einem auf, daß man sich wieder ein wenig mehr in Seriosität bewegen möchte, nachdem man im letzten Teil quasi gleich mit Hip-Hop und Brakedance begrüßt wurde, empfängt einen nun ein eher nüchternes Hauptmenü. Fans der Serie forderten auch endlich einen etwas authentischeren Schwierigkeitsgrad, was man bei den Entwicklern erhörte und langjährige Käufer zum leichten Umdenken im Gameplay zwingt. Auch in Tiger Woods PGA Tour 06 gibt es wieder das ausgefeilte Game-Face II Modul, welches Euch erlaubt mit ein wenig zeitlichem Aufwand Euch selbst auf das Grün zu bringen. Leider bietet das Spiel erneut nicht die Möglichkeit sein eventuell vorhandenes „altes“ Ebenbild zu übertragen und ggfs. mit neuen Möglichkeiten zu „verfeinern“. Sehr schade, da das Spiel an sich Spielstände der Vorgängerversionen erkennt und gleich mit einem ersten Sponsorenvertrag belohnt. So muss man also erneut die Zeit investieren, was sich meiner Meinung nach aber keiner entgehen lassen sollte.


Der Rivalen-Modus beginnt mit einem Einlochen von Euch an irgendeinem Loch der Welt. Plötzlich steht Tiger Woods hinter Euch und fordert Euch auf ihm zu folgen, wenn Ihr wirklich zeigen wollt, was Ihr könnt. Ihr folgt ihm nun in verschiedene Zeitepochen, für die man im „Pro-Shop“ auch extra Kleidungsstücke erwerben kann, um hier ein wenig integrierter aufzutreten. Folgt Ihr Tiger in die Vergangenheit, befindet Ihr Euch alsbald in einer Halle eines Golfclubs im fein programmierten 30er Jahre Stil. Hier habt Ihr verschiedene Möglichkeiten zu agieren. Neben einer Trophäenwand gibt es hier an einem Punkt das Options- sowie Nachrichtenmenü in Form einer Leseecke. Hier fordern Euch teils erfundene Charaktere der jeweiligen Zeit zu verschiedenen Herausforderungen auf. An der „Rezeption“ könnt Ihr dann 18-Loch Termine wahrnehmen, die oftmals aber erst nach einigen kleinen Challenges frei geschaltet werden. Ab und an lässt sich dann auch Tiger wieder blicken und fordert Euch zu kleinen „Chip-Ins“ o.ä. auf. Erledigt nun alle Aufgaben, um Tiger in die nächsten Zeitepochen zu folgen.


Der Rivalen-Modus bringt Euch in verschiedene Epochen...
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Im Spiel selber offenbaren sich recht schnell die Neuerungen von Tiger Woods PGA Tour 06. Fangen wir mit dem Gamebreaker an. Ähnlich der „ITZ (In the Zone)“ Anzeige in Top Spin füllt sich diese Anzeige bei guten Schlägen auf und nimmt bei schlechten wieder ab. Schafft Ihr es die Anzeige voll aufzufüllen, könnt Ihr den Gamebreaker entweder für Euch selbst nutzen und so quasi ein einlochen auf dem Grün „gewinnen“ oder aber den Gegner (auch im Mehrspielermodus) irritieren und somit den Schlag vermiesen. Die zweite Neuerung ist die Schwungsteuerung. Neben dem gewohnten Vor- und Rückschwung auf dem linken analogen Stick könnt Ihr nun jederzeit den „Treffpunkt“ auf dem Ball mit dem rechten Stick bestimmen. Hierdurch könnt Ihr die Schlagweite verkürzen und verlängern bzw. den Ball für einen Hook oder Slide anschneiden. Die Boost- und Drallfunktion bleibt wie gewohnt auf der weißen und schwarzen Taste gegeben.


... in der man sich passend kleiden sollte
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Weiter geht es mit den neuen Erfahrungs- und Fähigkeiten Token. Vorbei die Zeit in der sich Verbesserungen Eurer einzelnen Fähigkeiten mit dem Geld aus den Spielen erkaufen lassen. Ihr bekommt nun im Spiel für Eure Schläge „Token“ zugeteilt, wenn Ihr z.B. nach einem langen Drive mittig auf dem Fairway landet. Diese „Token“ könnt Ihr im Fähigkeiten-Menü eintauschen gegen eine Verbesserung der verschiedenen Kategorien. Neben speziellen „Token“ für bestimmte Bereiche gibt es auch eine Anzahl allgemeine Boni, die Ihr auf alle Felder anwenden könnt. Auch die Attribute des gekauften Equipments wurden leicht überarbeitet. So könnt Ihr die Attribute z.B. eines neuen Kleidungsstückes nun wahlweise auf einen Schläger übertragen. Jedes Item kann hierbei mit bis zu vier Attributen wie z.B: Glück, Recovery oder Power aufgerüstet werden. Ebenfalls neu ist das integrierte Wettsystem. So könnt Ihr nun jede Challenge mit gewissen Handicaps angehen, um hier mehr Geld zu verdienen. Aber auch jeder einzelne Schlag kann von Euch mit einer kleinen Wette gewinnbringend „vergoldet“ werden. Natürlich ist auch der Kurseditor wieder in Tiger Woods enthalten, der es Euch erlaubt den eigenen Träumen leben einzuhauchen sowie die Möglichkeit Logo & Tatoos zu entwerfen, um die eigene Figur weiter zu personalisieren.


Last but not Least hat man das Putten nun gänzlich anders und schwieriger gestaltet. Vorbei die Zeiten, in denen Euch der Caddy in feet und inch bzw. seit 2005 in Meter und Zentimeter vorsagt, wo der Ball hinzugehen hat. Ab sofort heißt es anhand eines Gitternetzes welches auf den Linien mit leuchtenden und sich bewegenden Punkten anzeigt wie die Neigung im jeweiligen Quadrat ist. Gar nicht mal einfach, vor allem, wenn man die Serie schon öfter gespielt hat. Als wenn dies nicht genug wäre, müsst Ihr nun auch noch die richtige Reichweite des Putter wählen (1m, 3m, 6m, 9m usw.) Sollte das Loch also noch 2m entfernt sein, muss man den Schläger auf 3m stehen haben, darf dann aber nicht mehr wie früher üblich voll zurück schwingen.


Ruhig und dennoch voller Spannung - die Golfplätze der Welt
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Tiger Woods PGA Tour 06 wurde dann auch endlich in Europa onlinefähig gemacht. Im letzten Jahr mussten Xbox-Besitzer hier noch neidisch auf die US-Spieler gucken, die quasi als Versuchskaninchen ran durften. Wie auf dem PC könnt Ihr nun mit bis zu vier Spielern in etlichen Varianten los legen, an Turnieren teilnehmen oder selbst welche erstellen. Ab und an könnt Ihr Euch auch für spezielle Events bewerben und solltet Ihr oft genug online gesehen werden, kann es Euch passieren, daß Ihr zu diesen EA-Events eingeladen werdet. Natürlich ist es hierbei möglich, Wetteinsätze festzulegen und mit Eurem Charakter auf dem Plätzen zu erscheinen. Hier solltet Ihr aber unbedingt darauf achten, wie stark die anderen Mitspieler sind um nicht gnadenlos unter zu gehen. Im Optimatch-Menü könnt Ihr hier eine Vorauswahl treffen. Leider sind mir beim Online-Modus die meisten negativen Punkte aufgefallen. So kann man z.B. nicht nach Spielern mit der gleichen Landessprache suchen lassen und landet aufgrund der viel größeren Fangemeinde oftmals bei Amerikanern und Kanadiern. Hier wird man dann von den EA Servern wieder mit Xbox-Live verbunden, um die Peer to Peer Spiele zu starten.


Der richtige Abschlag ist die halbe Miete...
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Dies verbraucht leider Zeit und mehrmals riss bei dieser „Umleitung“ auch die Verbindung zum Gegenspieler ab, was mir auch im Spiel einmal beim 16. Loch passierte. Dreimal stürzte beim Onlinezocken in den Menüs gar das ganze Spiel ab, teils mit lautem Brummen in den Boxen. Zusätzlich zu diesem schon schlechten Beigeschmack „ruckelte“ im Grunde jedes Spiel bei der Animation der gezeigten Spieler. Leider habe ich während des Tests keine deutschen Mitspieler gefunden, um genau zu überprüfen, ob sich bei der kürzeren Distanz diese Probleme abschwächen. Ist dem nicht so, sollten sich die Entwickler bis zur nächsten Version recht intensiv mit dem Team von Links 2004 zusammensetzen, die diese Problematik schon vor fast zwei Jahren besser hingekriegt haben!!


Da sich gerade grafisch in den letzten zwölf Monaten auf der Xbox noch viel getan hat, fällt einem dieses Jahr auf, daß es bei Tiger Woods leider versäumt wurde etwas mehr aus der Hardware heraus zu pressen. Zwar sehen die designten Charaktere recht detailliert aus und gefallen dank Motion-Capturing mit aufwendigen Bewegungen, Gesten und Mimiken aber die Plätze selber liegen weiterhin hinter den PC-Versionen zurück. Gerade die Bodentexturen könnten hier mehr Feinheiten gebrauchen. Die Umgebungsgrafik wurde nur minimal verbessert und so sah ich dann dieses Mal auch kleine Eichhörnchen in ein Gebüsch verschwinden. Zuschauer werden wie schon in den letzten Jahren nur akustisch dargestellt. Hier gibt es im Gegensatz zum Vorgänger dann dieses Mal einen Punkt weniger, da es alles in allem immer noch recht ansehnlich wirkt.


Mit Motion-Capturing sehen Bewegungen in Spielen...
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Im Punkto Sound bedient man die Käufer wieder mit einer Auswahl an Songs, die im EA-Style unten eingeblendet werden. Positiv fallen wie immer die beiden Golfkommentatoren David Feherty und Gary McCord auf, welches in der Version 06 auch endlich ein paar neue Sprüche in ihr Reportaue aufgenommen haben. Neu ist, daß nun auch die virtuellen Gegenspieler das ein oder andere Mal losquasseln, was dann wie im Falle des Schmieds Richard Irons recht amüsant sein kann, da er meist nur ein mürrisches Grummeln heraus bekommt. Die akustische Untermalung des Platzes und der unsichtbaren Zuschauer wird in gewohnt guter Weise in Dolby-Digital auf die eventuell vorhandene Anlage gebracht.


... absolut realitätsnah aus
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Steuertechnisch bietet die neue „Schwungsteuerung“ interessante neue Möglichkeiten, wobei man hier bei gleichzeitiger Nutzung des Boost-Buttons schon fast zum Fingerakrobaten werden muss. Meines Erachtens zählt dies aber ganz klar zum eingeschlagenen Weg, daß ganze etwas mehr in Richtung „Simulation“ zu bringen und wird daher von mir positiv bewertet. Für alte „Tiger Woods Hasen“ wird mit Sicherheit die Umstellung des Puttenssystem am meisten Gewöhnung abfordern. Aber selbst dies sollte nach einigen Runden immer besser von der Hand gehen.



Im Offline Bereich bietet Tiger Woods PGA Tour 06 gewohnt gute Kost mit der richtigen Brise an Neuerungen. 15 PGA Tour Charaktere plus 27 Fantasiegegner warten auf Euch. Das ganze findet auf 11 lizenzierten Kursen wie z.B: Pebble Beach, Reflection Bay (Las Vegas, Nevada) oder Doral Golf Resort (Miami, Florida) sowie mehreren Fantasiekursen (u.a. auch der Central Park von New York) statt. Aus meiner Sicht löblich ist auch, daß man nun auch die Konsolenversion ein klein wenig simulationslastiger ausgelegt hat, ohne den typischen Spielspaß zu sehr einzudämmen. Freunde der Serie werden auch hier wieder gut bedient und Neueinsteiger finden sicherlich genügend Abwechslung und Herausforderungen.

Stefan meint:

Stefan

Dass man grafisch nicht nachlegt ist man von EA Spielen im Grunde schon gewohnt, gibt aber Abzüge in der B-Note. Hier freue ich mich persönlich schon sehr auf die Xbox 360-Version des Spiels, welche auf den Bildern einen sehr guten Eindruck macht und endlich dem PC Glanzlicht näher kommt. Negativ fiel leider der langersehnte Xbox-Live Multiplayer-Modus aus. Die Lags im Spiel, sowie die teilweise aufgetretenen Abstürze trübten den Spielspaß, was sich erneut auf die Wertung ausübt. Das haben andere schon vor längerer Zeit besser hin bekommen. Auch die im Handbuch kaum erwähnte und zu Anfang recht komplizierte Menüführung des Onlineparts ist als Verbesserungswürdig zu erwähnen. Zwar bekommt man im gesamten immer noch eine solide Golfsimulation, aber für einen Award reicht es aufgrund der negativen Punkte dann diese Mal nicht mehr aus. Interessierte sollten sich die Videos zum Spiel unter diesem Link angucken.

Positiv

  • großer Umfang
  • toller Rivalen-Modus

Negativ

  • Lags & Abstürze im Online-Modus
  • Grafik nur minimal angehoben worden
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Tiger Woods PGA Tour 06 Daten
Genre Simulation
Spieleranzahl 1 - 4
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 06.10.2005
Vermarkter ElectronicArts
Wertung 8.3
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