Ein rundes Jahr nach der NTSC-Premiere schickt sich Frontiers Jahrmarkts-Bastelbude Thrillville an, auch das europäische Festland mit virtuellen Achterbahnen zu überziehen. Bringen die Rollercoaster Tycoon-Entwickler endlich die verhoffte Konsolen-Variante ihres Mega Sellers oder verbirgt sich hinter Thrillville eine vereinfachte Dumpfbacken-Variante?
Faktisch spricht Thrillville eine gänzlich andere Zielgruppe als die RCT-Reihe an. Während letztere dank umfangreicher Management-Funktionen und höherer Konplexität vor allem für passionierte Aufbau-Strategen nach dem Siedler / SimCity-Schema interessant ist, richtet sich Thrillville primär an Gelegenheits-Zocker. So sind sämtliche Attraktionen "spielbar", Thrillville entpuppt sich als Minispiele-Sammlung mit über 20 Disziplinen. Reiht euch in die Schlangen ein und versucht euch an Autoscootern, Schießbude oder 1942-Klon. Vor allem die Egoshooter sind hierbei bemerkenswert komplex ausgefallen, das Go-Cart-Spielchen motiviert durch selbst gebastelte Tracks.
Im Single-Player-Bereich warten fünf ausladende Theme Parks auf euer Konstrukteurs- und Organisations-Geschick, wobei jeder Freizeitpark rund 25 unterschiedliche Missionen beherbergt. Anstatt das Areal aus der Vogelperspektive zu erkunden, rennt ihr direkt als Park-Manager über die Kirmes, probiert Achterbahnen, die bereits erwähnten Minispiele und weitere Fahrgeschäfte aus, oder absolviert kleinere Aufgaben. Die Aufträge sind in fünf unterschiedliche Kathegorien gesplittet, wobei jede Mission mit Bronze, Silber und Gold bewertet wird. Mal will der Amusement Park mit zünftigen neuen Fahrattraktionen und Geschäften bespickt werden, mal muss ein Besucher per Minigame vernichtend geschlagen werden. Der Schwierigkeitsgrad der Mini-Jobs steigt hierbei stetig an, wer Alles sehen und freischalten will muss locker 20 Stunden investieren.
Doch was ist ein Freizeitpark-Tycoon ohne sein Personal? Jenes will angeheuert und entsprechend trainiert werden. Hierfür müsst ihr meist den richtigen Button zum richtigen Zeitpunkt drücken, ein stupider Geschicklichkeitstest, den sich die Entwickler getrost hätten sparen können. Auch die Interaktion mit den Parkbesuchern wirkt unausgegoren, den Dialogen mangelt es an Antwortmöglichkeiten. So sülzt ihr die hilflose Kundschaft dicht um möglichst schnell "Freundschaft" aufzubauen und das Missionsziel zu erreichen, Sinn und Inhalt sind zweitrangig.
Selfmade-Achterbahnen nehmen noch immer eine gewichtige Rolle im Spiel ein. Bastelt sie direkt im Park oder konstruiert sie separat, um sie anschließend abzuspeichern und auf Knopfdruck auf einer freien Fläche platzieren zu können. Der Bau-Modus wurde lediglich mit kosmetischen Änderungen vom großen PC-Bruder übernommen. Anfangs darf aus einer Fülle an verschiedenen Rollercoaster-Typen das passende Gefährt ausgewählt und der Bahnhof gesetzt werden. Nun kombiniert ihr Steigungen, Gefälle, Kurven, Helixen, Korkenzieher-Passagen und Loopings zu möglichst eindrucksvollen Achterbahnen, die sie anschließend aus der Ego-Perspektive probe fahren lassen. Stets will der Spagat zwischen Intensität und Übelkeit gehalten werden, wer munter Looping an Looping setzt, zermürbt selbst hart gesottene Testpiloten mit unmenschlcihen G-Kräften. Im Vergleich zu Roller Coaster Tycoon sind die Besucher gnädiger was extreme Fliehkräfte angeht, gleichzeitig sind die Bahnen in Umfang und Größe stärker limitiert.
Trotz des fortgeschrittenen Alters (Das Game ist seit gut einem Jahr in der USA erhältlich) schaut Thrillville für eine Aufbau-Simulation ausgesprochen gut aus. Der konsequente Comic-Look passt zum Geschehen, zahllose Parkbesucher wuseln durch bunte Szenerien. Im Gegensatz zu Rollercoaster Tycoon 3 bleibt die Konsolen-Variante dabei stets flüssig, keinerkei Framerate-Einbrüche vermiesen die Parkgestaltung. Abgerundet wird Thrillville durch einen extra eingespielten Soundtrack, der sich den jeweiligen Szenarios anpasst und gelungener deutscher Sprachausgabe.
Kai meint:
Um es mit Fischers Worten zu formulieren: "I am not convinced"! Zwar bietet Thrillville viele intelligente Verbesserungen, wie wirklich gelungene Minispiele, Multiplayer-Unterstützung und eine rundum erneuterte Engine, doch fehlt mir einfach Komplexität und Tiefgang des 3 Jahre alten Vorgängers. Die Parks sind viel kleiner, das Terrain lässt sich nicht mehr verändern, auch der Achterbahnbau wurde zurecht gestutzt. Während ich in Melancholie schwelge, können passionierte Rollercoaster-Designer jedoch gern mal Probe zocken.
Um es mit Fischers Worten zu formulieren: "I am not convinced"! Zwar bietet Thrillville viele intelligente Verbesserungen, wie wirklich gelungene Minispiele, Multiplayer-Unterstützung und eine rundum erneuterte Engine, doch fehlt mir einfach Komplexität und Tiefgang des 3 Jahre alten Vorgängers. Die Parks sind viel kleiner, das Terrain lässt sich nicht mehr verändern, auch der Achterbahnbau wurde zurecht gestutzt. Während ich in Melancholie schwelge, können passionierte Rollercoaster-Designer jedoch gern mal Probe zocken.