The Abbey im Test

Macintosh
Als The Abbey 2008 für Windows Computer erschien, stand schnell fest: Potenzial ist da, aber leider noch nicht ausreichend ausgeschöpft. Etwas Schlamperei hier, einige nervige Bugs dort und schon war die potenzielle Kaufempfehlung passé. Welch ein Glück, dass wir Macintosh Gamer die gesamte Windows Spieleschar als Beta-Tester haben, denn dank der verspäteten Veröffentlichung erhalten Apfeljünger ein empfehlenswertes (und gepatchtes!) Adventure ...
Umberto Ecos "Der Name der Rose" ist ein Meisterwerk zeitgenössischer Krimis. Das fand auch der Story-Writer des Spiels und bediente sich einfach mal ungeniert beim Italiener. Da wäre beispielsweise die klerikale Komponente: Leonardo de Toledo und sein Schüler Bruno sind beide katholische Mönche und gerade auf dem Weg in ihre Abtei, als ein Attentat auf sie verübt wird. Mit Glück entkommen sie dem Schicksal, doch müssen sie nach Ankunft in der Abtei feststellen, dass ein Mitbruder ermordet wurde. In Ermangelung von Tatort-Kommissaren wird Leonardo samt Anhängsel mit den Ermittlungen beauftragt und macht sich auf die Suche, das Geheimnis zu lösen...

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Leonardo und Bruno erreichen die Abtei Nuestra Señora de Natividad

Die ersten interessierten Blicke zieht The Abbey dabei aufgrund der ungewöhnlichen Grafik auf sich. Ursprünglich sollte die gesamte Optik zunächst eigentlich im Comic Look sein, doch aus Angst für ein "Kinderspiel" gehalten zu werden, entschied man sich dann beim spanischen Entwickler Alcachofa für einen realistischeren Look. Das Endergebnis ist irgendwo eine Mischung zwischen beiden Stilen und ist nicht nur ziemlich eigenständig, sondern sieht auch noch phantastisch aus! Dazu kommen Elemente wie geschickt eingespielte Filme, die fast schon etwas Kino-Feeling am Mac erzeugen. Teilweise erkennt man die Übergänge auch gar nicht, so geschickt wurden die Filme platziert. Allein, die normale Spielgrafik ist ein kleines bisschen verpixelter, trotzdem mal ein erfrischend anderer Look.

Wer nun allerdings hoffte, das Innovationspotenzial würde sich auch auf die Rätsel übertragen, wird enttäuscht sein: Denn erstens gibt es hier kaum Rätsel und zweitens sind sie kaum neuartig zu nennen. Wie - kaum Rätsel? Das ist doch ein Adventure!? Ja - aber eben eines mit einem anderen Akzent. Natürlich schleppt ihr auch hier wieder allerlei Krimskrams mit euch herum, der dann an der richtigen Stelle im Spiel eingesetzt wird. Aber das Hauptaugenmerk liegt bei The Abbey auf den Gesprächen mit allen Bewohnern der Abtei. Und gerade diese verschiedenartigen Charaktere, vom (scheinbar) verrückten Gärtner bis hin zum listigen Vertreter des Abts, machen die Würze des Spiels aus.

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Konversation findet im klassischen Multiple-Choice Verfahren statt

Es ist dann auch mehr als eine Art interaktiver Roman zu sehen, als ein z. B. rätsellastiges Machinarium. Beide dem Genre "Adventure" zuzuordnen ist eigentlich falsch, denn sie sind grundlegend verschieden. Wer die dichte Atmosphäre einer spannend erzählten Geschichte schätzt, wird The Abbey jedenfalls rasch ins Herz schliessen. Zumal auch die nervigen Bugs mit der Macintosh Fassung endlich ein Ende finden: Das gefürchtete Reliefpuzzle funktioniert jetzt, Konversationen laufen nicht mehr in Dauerschleife und der Mauszeiger muckt nun auch nicht mehr rum - so lässt sich The Abbey stressfrei geniessen. Schade nur, dass die Spielzeit mit ungefähr 8 - 10 Stunden nicht gerade üppig ausgefallen ist und es nach dem einmaligen Beenden eigentlich keinen Grund mehr gibt, einen zweiten Anlauf zu wagen. Aber das ist man als Adventure Fan ja ohnehin gewöhnt.

Vorbei die Zeiten, als ein gutes Adventure noch ohne gelungene Sprachausgabe auskommen konnte. Heutzutage führt kein Weg mehr an professioneller Synchronisation vorbei, um die Atmosphäre besser vermitteln zu können. Und das ist gerade bei The Abbey wichtig, denn hier wird verhältnismäßig stark der Konversation zugesprochen. Absolut hervorragend ausgewählte Stimmen zeigen hierbei, wie sich ein Adventure im Jahr 2009 anzuhören hat. Was auch für die musikalische Untermalung des Abenteuers gilt, die von ruhig bis stürmisch alle Facetten beherrscht - dem Prager Symphonie Orchester sei Dank, die sich für die großartige Arbeit verantwortlich zeichnen.

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Theologisch korrekt: Hier wird die Messe noch im alten Ritus gefeiert

Zwei interessante technische Details noch: The Abbey lässt sich neben Vollbild auch wunderbar im Fenstermodus mit einstellbarer Auflösung geniessen. Praktisch, wenn man nebenbei noch weitere Software laufen lassen möchte. Und zweitens ist zum Spielen erfreulicherweise keine DVD im Laufwerk erforderlich, so dass diese direkt nach der Installation wieder zurück in die Packung wandert. Äußerst angenehm. Weniger angenehm ist hingegen die Tatsache, dass The Abbey vor dem ersten Spiel erst beim Hersteller "aktiviert" werden muss - per e-mail kommt dann die Bestätigung samt Code. Dumm nur, wenn man - aus welchem Grund auch immer - gerade keinen Internet-Zugang zur Hand hat.

Sebastian meint:

Sebastian

Auch wenn man versucht neutral ranzugehen, die beinahe Katastrophe der PC-Version mit einer zurückgerufenen Erstveröffentlichung stimmt natürlich erstmal skeptisch. Nachdem dieser Autor dann das Abenteuer in ca. 9 Stunden beendet hatte, überwog die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit dem sympathischen, aber auch mal kantigen Leonardo de Toledo. Macintosh User haben in Sachen Adventures nun wirklich die Qual der Wahl - vom rätsellastigen Machinarium über das abgedrehte Edna bricht aus bis hin zu eben The Abbey steht für jeden Adventure-Geschmack ein aktueller Vertreter im Regal. Und Kollege Andreas sitzt bereits am hitverdächtigen Ankh 3 - mehr dazu in Kürze!

Positiv

  • Einzigartiger Grafikstil
  • Tolle Atmosphäre / Plot
  • Grandioser Soundtrack

Negativ

  • Nichts für Puzzle Junkies
  • Spielzeit nur ca. 10 Std.
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The Abbey Daten
Genre Adventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode Regionfree
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit Dezember 2009
Vermarkter RuneSoft
Wertung 7.5
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