
Ich gebe es ja zu - im zarten Grundschulalter war auch ich der Coolness des Schildkröten-Quartetts verfallen und erwarb vom hart ersparten Taschengeld nicht nur billigste Action Figuren Made in Taiwan, sondern auch das damals noch relativ neue Turtles II fürs NES. Und ich war glücklich damit. Doch seitdem hat sich vieles geändert - ich bin älter geworden, die Turtles eigensinniger und das Spielprinzip sich stundenlang von Ort A nach Ort B zu prügeln abgeschmackter. Ganz offensichtlich hat sich dies auch bis zum französischen Softwarehaus Ubisoft rumgesprochen, denn die Franzosen lassen die Kröten diesmal auch erstaunlich viel laufen, hüpfen und klettern...
Natürlich ist es mal wieder der allseits bekannte Foot Clan, der in New York City für reichlich Ärger sorgt. Und weil die Turtles etwas gegen aufmüpfige Jugendbanden haben, wetzen sie schon mal die Waffen. Zunächst allerdings jeder für sich alleine, denn in all den Jahren ging jedes Mitglied des Quartetts seinen eigenen Weg. Von daher gilt es zunächst erst einmal wieder die Familie im Kampf gegen das Unrecht zu vereinen, was vornehmlich mit Prügeleien in düsteren Kanalisationen oder auf den nächtlichen Dächern von Hochhäusern geschieht. Dabei geht es oft recht rasant in bestem Hollywood-Stil von Dach zu Dach, wobei diese Abschnitte erstaunlich viel Raum einnehmen - für ein Turtles Spiel, wohlgemerkt.


Und um diese Abschnitte meistern zu können, gilt es erstmal die Steuerung aus Wiimote und Nunchuck zu erlernen. Glücklicherweise ist diese wie auch z. B. Prince of Persia - Rival Swords (Test folgt in Kürze!) schnell erlernt, sofern man nicht zwei linke Hände besitzt. Das bei der Jagd durch den nächtlichen Himmel dann doch öfter mal Fehltritte passieren liegt weniger als besagter Steuerung, als vielmehr an der mancherorts nicht gerade optimal eingestellten Kamera. Hin und wieder versperrt sie euch einfach die Sicht, was im hektischen Spielablauf dann schon mal zu unglücklichen Freefall-Einlagen führen kann. Glücklicherweise spendierte Entwickler Mirage aber großzügig ein paar Rücksetzpunkte, so daß auch derartige Fehler keine ernsthaften Folgen nach sich ziehen.
Habt ihr auch die längste Sprung- und Kletterpartie geschickt hinter euch gebracht, warten auf offensichtlich rein dafür gebauten Flächen die zahlreichen Gegner auf euer Erscheinen. Auch Bossfights bietet das Game natürlich. Gekämpft wird dabei durch Bewegungen der Wiimote, wobei diese oft auch ziemlich willkürlich ausgeführt zu guten Combos führen. Erst später im Spiel ist es angesichts zunehmender Gegnerstärke erwägenswert sich nicht auf zufällige Attacken zu verlassen, sondern gezielter vorzugehen. Angesichts des recht niedrigen Schwierigkeitsgrades ist dies aber kein Muß. Daraus resultiert übrigens auch eine recht kurze Gesamtspielzeit - mit 5-6 Stunden gibts leider recht wenig Action fürs Geld.


Grafisch hat der Titel wenig bis gar nichts mehr mit der bunten Zeichentrickserie der frühen 90er Jahre zu tun. Eher wirkt alles dunkel, düster und bedrohlicher (ok, es ist meist Nacht ^_^ ) wie im neuen Animationsfilm, der hierzulande übrigens ab dem 12. April im Kino zu sehen sein wird. Der neue Grafiklook macht sich übrigens nicht schlecht, wenn er auch qualitativ leider nur auf dem Niveau der PS2 Version liegt und zudem die Kamera gern auch mal etwas ruckelt. Immerhin entschädigen die individuellen Kampfanimationen der Schildkröten etwas dafür, denn diese sind nicht nur charakterspezifisch, sondern sind auch durchaus gut gelungen.
In Sachen Akustik fallen hier zudem speziell die Synchronstimmen auf, die soweit in Ordnung sind. Viele Sprüche der Reptilien sind ähnlich dämlich, aber witzig, wie damals und lockern so den Spielverlauf etwas auf. Schade nur, daß sie sich recht häufig wiederholen und so mit der Zeit etwas an dern Nerven zerren. Begleitet wird das Abenteuer zudem von einem fetzigen Soundtrack, der sich als passend zum actionhaltigen Spielablauf erweist.


Als kleines Bonbon legt Ubisoft übrigens noch den Klassiker der Lizenzversoftungen bei, nämlich eine Extras Rubrik, in der ihr durch im Spiel aufgesammelte Münzen kleine - Nomen est Omen - Extras wie Filmschnipsel, Konzeptzeichnungen etc. freischalten könnt. Als Wii exklusive Lösung kommen hier zudem noch neun kleine Minispiele zum Zuge, welche sich mittels Wiimote spielen lassen, allesamt aber leider nicht über das Mittelmaß hinaus kommen.
Tja, nette Präsentation, hektisches Gameplay und ein sehr kurzes Spielvergnügen - in dieser Beziehung gleicht die Wii Version den Kameraden für andere Konsolen wie eine Schildkröte der anderen. Wer sich daran nicht stört, darf sich über die actionhaltige Kost freuen. Aber Hand aufs Herz, wer stört sich daran nicht? Zumindest bei Angeboten zum Vollpreis solltet ihr daher keine Kompromisse eingehen..