

Schau mal da, die Familie kommt zu Besuch!
Ich muss gestehen, dass ich die arbeiten von Chris Taylor sehr schätze, wobei ich ganz besonders von der Action-Rollenspielserie Dungeon Siege begeistert war. Nicht Diablo war mein erstes Action-Rollenspiel, sondern Gas Powered Games erste 3D-Variante der Monstermetzelei. Mit einer damals spektakulären Grafik und Atmosphäre wusste mich das Spiel für Jahre an den Bildschirm zu fesseln. Das war beim Nachfolger Dungeon Siege 2 nicht anders, wobei hier noch eine schönere Geschichte erzählt wurde, die sich gekonnt von allen Vertretern des Genres abhob. Somit war Chris Taylor für mich soetwas wie ein Gott der PC-Welt.
Das änderte sich allerdings schlagartig, als ich durch einen Kollegen die Chance bekam das Strategiespiel Supreme Commander zu spielen. Hierin wurden tausende Einheiten in Massenschlachten verpulvert und stundenlang Verteidigungsanlagen sowie Upgrades am Stück produziert. Nach gut 30 Minuten in der Singleplayerkampagne merkte ich recht schnell, dass Supreme Commander eindeutig ’’too much’’ für mein kleines Strategieherz war. Also verschwand das Game schneller von meiner Festplatte als die Nacktbilder meiner Schwägerin. Jetzt aber flatterte das Addon Forged Alliance (das übrigens auch ohne Hauptprogramm läuft) in den Briefkasten und ich bin wohl oder übel dazu verdonnert wieder in den Krieg zu ziehen.


In Forged Alliance kann man das Skype der Zukunft jetzt schon bewundern
Schon im Hauptprogramm war die Story nicht gerade originell und das eigenständige Addon folgt dieser Tradition, ohne nach hinten zu schauen: Der Frieden in der Galaxie ist wiederhergestellt und die vorher verfeindeten Gruppierungen Aeon, Cybrans und UEF sitzen am Strand und lassen sich die Sonne auf dem Pelz scheinen. Zumindest bis sich ein Dimensionstor vor ihrer Nase öffnet und eine neue Fraktion die Bühne des Krieges betritt – die Seraphim! Was sie wollen? Sicherlich kein Mundwasser verkaufen. Sie wollen Krieg, Krieg und nochmals Krieg. Somit verbünden sich Aeon, Cybrans und die UEF zu einer großen Formation und stellen sich der neuen Bedrohung.
Die Singleplayerkampagne umfasst dabei sechs Szenarien, wobei jede einzelne Mission mehr als zwei Stunden Spielzeit in Anspruch nehmen wird. Sobald ihr das Briefing der ersten Mission passiert habt, wirft euch Chris Taylor persönlich ins kalte Wasser. Ihr sollt eure Basis gegen eine nicht enden wollende Streitmacht verteidigen und nebenbei den Angriffsgürtel des Gegners durchbrechen. Bevor euer Commander (oder ACU-Einheit) das Schlachtfeld betritt, müsst ihr euch für eine der drei Kriegsparteien entscheiden. Die 20.000 Jahre alte Seraphim-Rasse ist nur im Skirmish- bzw. Mehrspielermodus wählbar. Ist euer Commander aus seinem Sprungtor herausgekrabbelt, geht es an den Alltag von Surpreme Commander, der sich durch alle sechs Mission ziehen wird: Basis aufbauen, Streitmacht erstellen und feindliche Basis überrennen!


Jetzt geht es ans Eingemachte!
Ans Eingemachte geht es sprichwörtlich sobald ihr eure 500 Kopf schwere Armee zum Kampf fertig habt. Doch der Weg dahin ist langatmig und extrem langweilig. Steht schon eine Basis, die ihr nur verteidigen müsst, so fallen die extrem ausschweifenden Bauzeiten an Land-, Luft- und Marinefabriken u.s.w. komplett weg. Ist dies nicht gegeben, speziell in den späteren Missionen, so werdet ihr euch mehr als eine Stunde in der eigenen Festung aufhalten, weil Verwaltung der Ökonomie sowie Massenproduktion die Spielzeit extrem in die Länge ziehen. Solltet ihr endlich das Licht am Tunnel erreicht haben und wollt zum großen Angriff blasen, wird euch die knüppelharte Gegner KI mit ihren Bomben- oder Überraschungsangriffen immer wieder einen Strich durch die Rechnung machen. Strategiejunkies freuen sich über diese harte Gangart, Anfänger werden ab hier aber sicherlich die Gebrauchsanweisung vor Wut fressen.
Sollte es dann doch mal zu einem Schlagabtausch auf offenem Terrain kommen, dürft ihr Zeuge der größte Massenschlacht werden, die es jemals bei einem PC-Titel zu bestaunen gab. Abhängig von der maximalen Einheitenzahl tummeln sich pro Fraktion an die 2000 Einheiten (!!!) auf dem Bildschirm. Wer hier keinen starken Rechner vorzuweisen hat, wird eine 1A-Slideshow bewundern können. Übersicht und Aufklärung wird bei Supreme Commander aber verständlicherweise ganz groß geschrieben! Mittels Mausrat könnt ihr stufenlos von der bekannten Vogelperspektive in eine strategische Karte umschalten, die alle Action übersichtlich einfängt. Um genaustens Bescheid zu wissen, solltet ihr zudem Radaranlagen und Kundschafter produzieren, die feindliche Stellungen und Feindbewegungen trotz Kriegsnebel anzeigt.


Dank strategischer Zoom bleibt die Übersicht trotz 2000 Einheiten immer gegeben!
Schon nach Beendigung der dritten Kampagne stellt sich gepflegte Langeweile ein, weil die Aufgabenstellungen immer gleich sind und die schwache Geschichte eigentlich gar nicht erwähnenswert ist. Dadurch das jederzeit nach Abschluss eines Missionsziels das Schlachtfeld erweitert wird, kommt der Strategiefan immer mehr in verzweifelte Situationen. Glaubt ihr den Feind endlich besiegt zu haben, kommt ein neuer Kartenschnitt hinzu und sofort bläst der Gegner mit hunderten von Einheiten zum Gegenangriff – regelmäßiges Speichern ist daher Pflicht! Somit werden wohl nur die wenigstens die Einzelspielerkampagne bis zum Ende durchspielen, um das finale Filmchen zu begutachten. Wer mal einen Blick auf den Skirmish- b.z.w. Mehrspielermodus wirft ,wird recht schnell feststellen, dass Supreme Commander sowieso ein Game ist, dass seine ganze Stärke in Mehrspielerduellen zeigt. Die 54 recht unterschiedlichen Multiplayerkarten werden dem gestandenen Spieler recht gut beschäftigen, wenn man sich die Zeit nimmt alle Fraktionen sowie Terraingegebenheiten kennenzulernen.
Als eher spröde darf man die grafische Ausarbeitung des Titels bezeichnen. Natürlich ist die hohe Anzahl von Flugeinheiten, Fahrzeugen und Booten recht imposant, doch verkommen viele Kämpfe durch dieses Feature zum ’’Kampf der Ameisen’’! Herausgezoomt sieht das Spiel recht unspektakulär aus und Explosionen sowie meterhohe Einheiten verlieren an Reiz. Seid ihr mit der Kamera ganz nah an der Action, werdet ihr jedoch viele detailverliebte Fahrzeuge mit vielen Bewegungsanimationen bewundern können. Das Terrain und die Texturqualität der Umgebungen ist aber für heutige Standards unter dem Mittelmaß. Der Soundtrack hingegen ist dank Original Musikstücke von Jeremy Soule ein echter Hochgenuss!
Minimale Systemvoraussetzungen
Pentium 4 mit 1.8 GHz oder vergleichbarer Athlon
512 MB RAM
Unterstützte Grafikkarte mit 128 MB und Pixel Shader 2.0-Support
8 GB freier Festplattenspeicher
Kompatible Soundkarte
Testrechner
Athlon64x2 4800+
2GB Ram
Geforce 7800GTX 512MB Ram
Creative SoundBlaster X-FI Platinum
Der Inhalt von einer neuen Fraktion, 110 neuen Einheiten, 12 neuen Mehrspielerkarten sowie kleinen Detailverbesserungen ist recht lobenswert - trotzdem ist Forged Alliance immer noch kein Spiel für jeden Echtzeitstrategieliebhaber. Zu langwierig ziehen sich die Bauarbeiten der eigenen Armee in die Länge und die bockschwere KI wird euch mit großer Regelmäßigkeit platt machen. Das schmerzt auf ganzer Linie und lediglich der Mehrspielermodus im Internet lindert das etwas. Habt ihr die Nerven und die Zeit dazu das Spiel richtig kennenzulernen, kann es aber durchaus Spaß machen.