Nach der Installation des insgesamt 2,5 GB großen Programms empfiehlt es sich erst einmal, die bereits veröffentlichten Patches runterzuladen, die das Spiel auf Version 1.2 updaten und damit einige Bugs und Macken (z.B. extreme Clipping-Fehler) ausmerzen, die leider noch auffällig häufig in der Verkaufsversion auftraten. Dann kann es aber auch "schon" mit dem eigentlichen Spiel beginnen. Der Einzelspieler-Modus von Stronghold 2 unterteilt sich dabei in den Weg des Krieges und den Weg des Friedens, die jeweils den Schwerpunkt auf die wichtigsten Elemente des Spiels setzen, nämlich Aufbau-Strategie und Schlachten.
Bevor wir jedoch im Detail auf die einzelnen Spielmodi zu sprechen kommen, wollen wir das grundsätzliche Gameplay von Stronghold 2 erläutern, das sich an typischen Echtzeitstrategiespielen orientiert. Ihr bewegt einen Cursor über die Spielwelt, wählt damit Einheiten und Gebäude aus und erhaltet im Spielmenü am unteren Bildschirmrand Einblick auf Informationen und bestimmte Funktionen. Eine Besonderheit im Vergleich zu anderen Strategietiteln ist dagegen die Kamera, die ihr mit Druck auf das Mausrad völlig frei drehen und stufenlos an das Geschehen ranzoomen könnt, was euch optimale Übersicht und einen detaillierten Einblick ins Burgleben ermöglicht. Zudem stehen euch weitere ausgefallene Ansichten wie eine Architekten-Kamera (Vogelperspektive) oder die Burgherren-Perspektive (Sicht vom Dach des Bergfrieds) zur Verfügung.
Nach diesen grunsätzlichen Gameplay-Features schlagen wir zunächst den Weg des Friedens ein, der wie der Name schon sagt die Aufbau-Elemente in den Vordergrund stellt und in Freies Bauen und eine Kampagne aufgeteilt ist. In letzterer müsst ihr dem König in der Rolle eines Burgherrn helfen, sein marodes Land wieder aufzubauen und erfüllt daher zahlreiche Wirtschafts-Missionen, die oftmals unter Zeitdruck erfüllt werden müssen. Die Bedienung für das Erstellen von Gebäuden geht dabei recht einfach von der Hand: ihr wählt im Menü am unteren Bildschirmrand aus verschiedenen Bereichen (Zivilgebäude, Militärgebäude etc.) das passende Bauwerk und setzt es per Mausklick direkt in die Spielwelt. Im Gegensatz zu anderen Echtzeitstrategietiteln müssen die Gebäude also nicht erst durch Bürger erbaut werden.

In der Friedens-Kampagne müsst ihr Nahrungsmittel an Verbündete ausliefern oder marode Dörfern erneuern
Der erste Schritt für eine florierende Burg ist folglich das Errichten eines Kornspeichers für Nahrungsvorräte und einer Vorratskammer für Rohstoffe. Danach solltet ihr euch schleunigst um Nahrung für euer Volk kümmern, indem ihr Obstgärten (Grundnahrung), Jägerstände oder Getreidefarmen (Mühlen und Bäckereien benötigt) anlegt. So gut wie alle Gebäude erfordern dabei Arbeitskräfte, um ihren Zweck zu erfüllen. Vor eurem Bergfried sammeln sich daher arbeitslose Bürger, die automatisch einem Beruf nachgehen, sobald eine neue Arbeit, beispielsweise als Holzfäller, zur Verfügung steht. Allerdings kann es vorkommen, dass euch neue Arbeiter fehlen, weshalb ihr dafür sorgen müsst, dass neue Leute auf eure Burg kommen...
... und dies ist nur möglich, indem ihr eure Beliebtheit als Burgherr aufrecht erhaltet, was sich über zahlreiche Faktoren beeinflussen lässt. Beispielsweise könnt ihr die Essensrationen über den Kornspeicher vergrößern, was der Stimmung, die übrigens in bis zu 100 Punkten angegeben wird, zwar gut tut, allerdings auch deutlich mehr Nahrung in Anspruch nimmt. Desweiteren haltet ihr euer Volk mit Ritterspielen und Jahrmärkten bei Laune oder sorgt mit Kirchen und entsprechenden Kerzengießereien für religiöse Erfüllung. Ebenfalls für größere Beliebtheit angebracht sind reger Bierausschank, die Vertreibung von Ratten über einen Falkner oder die Abtragung von stinkender Jauche. Schließlich wollen die Bürger auch für ihre Sicherheit gesorgt sehen, sodass ihr in Form eines Gerichtsgebäudes und Wachposten herumlungernden Verbrechern einen Strich durch die Rechnung macht und die Strafe sogar an einer der zahlreichen Foltergerätschaften mitverfolgen dürft.
Wenn ihr die Anforderungen eures Volkes ausreichend erfüllt, könnt ihr im Gegenzug mithilfe der Schatzkammer mehr oder weniger hohe Steuersätze verlangen, die jede Menge Geld in eure Kasse spülen und euch so Spielräume im Bereich Handel ermöglichen. So könnt ihr über einen Markt Waren verkaufen oder selbst erwerben, was sich gerade bei Ressourcen-Mangel als nützlich erweist. Übrigens könnt ihr im Berichts-Menü am unteren Bildschirmrand jederzeit die 8 Beliebtheits-Faktoren einsehen und so Schritte für eventuelle Verbesserungen einleiten.
Neben diesem System ist in Stronghold 2 die sogenannte Ehre hinzugekommen, die ihr wie schon die Beliebtheit durch bestimmte Faktoren beeinträchtigen könnt. Wenn ihr beispielsweise für einen abwechslungsreichen Speiseplan im Kornspeicher (Obst, Käse, Brot, Fleisch) sorgt oder den Bau eines Klosters abschliesst, erhaltet ihr immer wieder Kronen-Symbole, mit denen ihr euren Rang aufstufen könnt, neue Ländereien übernehmt oder Ritter rekrutiert. Ausserdem habt ihr die Möglichkeit, mit einer Burgküche und entsprechenden Speisen (Fisch, Schweinefleisch, Wein) Festmahle abzuhalten oder den Burgherren das Tanzbein schwingen zu lassen, um Kronen zu erlangen. Die Ehre zählt vorallem im "Königsmacher"-Modus, auf den wir im militärischen Teil eingehen werden.
Wie ihr seht könnt ihr in Stronghold 2 so gut wie alle Spiel-Elemente praktisch über die zahlreichen Gebäude bedienen und müsst euch nicht durch unübersichtliche Unter-Menüs schlagen, was dem Spielfluss durchaus zu Gute kommt. Ebenso ist es erfreulich, dass die meisten Aktionen nach dem Aufbau automatisch ablaufen und ihr euch so nicht lange mit Kleinigkeiten herumschlagen müsst. Somit habt ihr beim Anblick von fleissig arbeitenden Landwirten, Bergbauern oder Wachmännern wirklich das Gefühl, eine prächtige Burg-Gesellschaft zu erschaffen und euch Schritt für Schritt weiteren Aufgaben widmen zu können. Kurz gesagt: der Aufbau-Part des Spiels macht richtig Spaß!
Neben den Aufbau-Elementen beinhaltet Stronghold 2 jedoch ebenfalls den sogenannten Weg des Krieges. Auch hier bekommt ihr eine Kampagne geboten, in der ihr als aufstrebender Burgherr den verlorenen König des Landes suchen müsst. Desweiteren könnt ihr im Königsmacher-Modus auf vielen unterschiedlichen Karten um die Vorherrschaft kämpfen (Stichwort Ländereien und Ehre) oder historische Belagerungen wie z.B. die Schlacht von Hastings nachspielen. Das Hauptaugenmerk des Gameplays liegt in diesen Modi selbstverständlich auf Kämpfen und Belagerungsbauten.
Bevor ihr jedoch in den Krieg zieht, solltet ihr euch zutreffend rüsten. Dazu errichtet ihr in eurer Burg eine Waffenkammer sowie diverse Werkstätten (Pfeil- und Pikenmacherei, Waffen- und Rüstungsschmied) und rekrutiert dann in Relation mit den vorhandenen Waffen und Einwohnern Soldaten. Besonders durchschlagskräftige Einheiten wie die Ritter benötigen ausserdem die erwähnten Ehren-Punkte. Allerdings solltet ihr gleichzeitig auch für die Sicherheit eures Volkes sorgen und Verteidigungsmaßnahmen wie Wälle, Türme oder Burggräben errichten. Ausserdem steht euch eine Vielzahl an fiesen Fallen zur Verfügung, u.a. entzündbare Pechgräben, rollende Baumstämme oder sogenannte Mörderlöcher, die die angreifenden Truppen nur so niederwalzen.
Seid ihr in der Rolle des Angreifers, müsst ihr zuallererst die feindlichen Wälle überwinden, indem ihr sie entweder mit Belagerungskatapulten zerstört oder aber Leiterträger vorschickt, damit eure Einheiten die Mauer erklimmen können. Danach geht es in den bedingungslosen Nahkampf mit der Burggarnison, die alles daran setzt, ihren Burgherren zu beschützen.
Leider trüben einige Macken den Spielspaß während der Kämpfe. Die KI reagiert oftmals völlig unangemessen auf die Geschehnisse und scheint keinen blassen Schimmer von Verteidigungstaktik zu haben. Beispielsweise kämpfen Bogenschützen auf den Wällen munter gegen die Angreifer aus den hinteren Reihen weiter, anstatt anliegende Leitern sofort umzustürzen. Ebenfalls nervig sind die Mängel in der Bedienung der Truppen. Durch starke Clipping-Fehler verschmilzt eure Armee gelegentlich zu einem undefinierbaren Haufen, der sich nicht mehr vernünftig steuern lässt. Ebenso fragwürdig ist die Tatsache, dass Bogenschützen nicht auf Angriffsbefehle auf Feinde reagieren, die ausserhalb ihrer Zielreichweite sind. Die fulminanten Schlachten machen durch die bösartigen Fallen zwar gerade als Verteidiger Spaß, fallen im Vergleich zum restlichen Spiel jedoch deutlich ab.
In Sachen Grafik glänzt Stronghold 2 vorallem durch enorme Detailverliebtheit, da auf eurer Burg einfach jederzeit etwas los ist: Tiere wuseln durch die Gassen, Bürger finden sich vor dem Jahrmarkt oder in der Schenke ein und ihr könnt die Menschen dank durchsichtigen Gebäude-Mauern dabei beobachten, wie sie ihren Berufen nachgehen. Zudem wirken auch die vielen unterschiedlichen Bauwerke sehr authentisch und detailliert, ebenso sind die Animationen und Effekte während der Kämpfe wirklich einen Blick bzw. Zoom wert. Abstriche muss man hierbei allerdings bei den (Boden)Texturen machen, die etwas schärfer hätten ausfallen können. Übrigens kann das Spiel auf schwächeren PCs heftig ins Stocken geraten, was sich gerade bei den Schlachten niederschlägt.
Der Sound profiliert sich weitestgehend durch die stimmige Musikuntermalung, die mit ruhigen Klängen das mittelalterliche Leben perfekt einfängt. Wer über die etwas übertrieben wirkende deutsche Synchronisation hinwegzusehen vermag, bekommt zudem gelungene Sound-Effekte während der Kämpfe geboten, die von stürmischen Kampfgebrüll zum krachenden Zerbersten von Wällen reichen.
Neben den Wegen des Kriegs und Friedens könnt ihr in Stronghold 2 desweiteren mit einem integrierten Karten-Editor eigene Szenarios erstellen oder aber den Multiplayer ausprobieren. Dieser ist zwar gelegentlich noch durch technische Probleme gestört, macht Online oder im LAN-Netzwerk mit mehreren Mitspielern aber durchaus Laune.
Ich habe bereits Stronghold genossen und auch der zweite Teil konnte mich voll in seinen Bann ziehen, was gerade auf den meiner Meinung nach grandiosen Aufbau-Part zurückzuführen ist. Es hat schon etwas Besonderes, in das stimmige und lebendige Mittelalter einzutauchen und seine Burg wachsen zu sehen. Bei all dem Lob offenbart der Schlachten-Anteil durch eine schlechte KI und Bedienungs-Mängel jedoch deutliche Schwächen. Fans von Echtzeitstrategie können hier nichtsdestotrotz ihre Freude haben.