
Weltraumschlachten in Reinform...
Für einen Shooter sind die Einsätze recht abwechslungsreich ausgefallen. Zwar muss man im Grunde immer auf irgend etwas schießen, aber häufig gibt der jeweils ranghöchste Offizier mitten im Kampf neue Befehle, die schnelles Handeln erfordern. Wenn man sich nicht an die Anweisungen hält, kann es nämlich vor allem in den späteren Levels schnell zu einem Desaster kommen. Sowohl die Verbündeten als auch die Gegner agieren recht intelligent. Lassen sich die Schiffe der Allianz anfangs noch abschießen wie Fische in der Regentonne, schlagen sie schon wenig später Haken und gehen zum Gegenangriff über. Wenn man seine Sache besonders gut macht, gibt es natürlich die Möglichkeit, eine eindrucksvolle Karriere innerhalb der Armee der Allianz zu absolvieren. Ein höherer Rang bringt nicht nur Ansehen und Orden, sondern auch das Privileg, aus einer größeren Anzahl von Raumschiffen wählen zu dürfen. Insgesamt darf man im Laufe des Spiels 13 verschiedene Weltraumjets fliegen, die alle ihre Stärken und Schwächen haben.

Wer keine Story braucht, um Spaß zu haben, sollte den "Instant Action Modus" wählen. Hierbei handelt es sich um den Flugsimulator an Bord der Basis, der es erlaubt, dass man sich nach dem Aussuchen des Raumschiffes direkt in den unendlichen Kampf begeben kann. Mit ansteigendem Schwierigkeitsgrad greifen immer neue Feinde an, die innerhalb eines Zeitlimits zur Strecke gebracht werden müssen. Besonders erschwert wird diese Aufgabe durch die Tatsache, dass man diesmal völlig auf sich allein gestellt ist und sich nicht auf das restliche Geschwader verlassen kann.
Der letzte der drei Modi ist das "Deathmatch". Hier darf man gegen bis zu fünf andere Spieler online antreten. Insgesamt stehen sechs Spielvarianten zur Verfügung, die alle mit unterschiedlichen Besonderheiten ausgestattet wurden und somit eine Garantie für langanhaltenden Spielspaß sind. Neben der guten, alten Jeder-gegen-Jeden-Schlacht stehen auch wesentlich spannendere "Deathmatches" zur Verfügung. So wird beispielsweise der erste getötete Spieler zum Vampir und muss die restlichen Piloten durch gezielte Schüsse infizieren. Der letzte "Überlebende" bekommt dann am Ende der Runde Punkte. Natürlich gibt es auch jede Menge Extras, die aufgesammelt werden können, um einen Vorteil zu erhalten. Schade ist, dass man bisher vergeblich nach einer Highscore-Liste sucht, die dem Zocker zeigt, wie gut er im internationalen Vergleich dasteht. Es kommt während des Online-Spiels zwar gelegentlich zu kleineren Verzögerungen, aber die stören die Ballerorgie kaum.

Das riesige Raumschiff wirkt bedrohlich...
Am Anfang dürften viele Spieler aufgrund der äußerst kompliziert wirkenden Steuerung geschockt sein. Allerdings ist alles nur halb so schlimm, wie es auf den ersten Blick wirkt, denn um die Grundlagen des Weltraumkampfes zu begreifen, benötigt man nur wenige Minuten. Wer allerdings seinen Raumjet perfekt beherrschen will, was in den höheren Levels auch notwendig wird, muss sehr viel mehr Zeit investieren. Es gibt einfach zu viele verschiedene Aktionen. Jeder Knopf des Joypads ist doppelt belegt und leider kann die Dreamcast-Tastatur nicht während des Spiels, sondern nur im Online-Chat genutzt werden.

Grafisch kann die actiongeladene Ballerorgie voll überzeugen. Allein die Anzahl der verschiedenen Raumschiffe und anderer Objekte ist verblüffend. Laut dem Entwicklerteam "Warthog" sollen insgesamt 353 3D-Modelle in das Spiel übernommen worden sein. Und alle wirken sehr detailliert und abwechslungsreich. Besonders die großen Frachtschiffe, Kreuzer und Weltraumstationen sehen bedrohlich und eindrucksvoll aus. Die Designer haben hier wirklich ganze Arbeit geleistet. Um bestimmte Ereignisse besser in Szene zu setzen, gibt es häufig kleine Zwischensequenzen, die in der regulären Spielgrafik gehalten sind. Wenn sich beispielsweise ein Sternentor öffnet und ein ganzes Geschwader der Koalition zum Angriff übergeht, kann man dies immer aus nächster Nähe miterleben. Natürlich darf man von einem Spiel dieser Art keinen wirklich abwechslungsreichen Hintergrund erwarten. Schließlich ist das All ein äußerst trostloser Ort. Trotzdem sorgen einige kleinere Ideen wie bunte Nebel und besonders helle Sterne dafür, dass man auch einen längeren Flug übersteht, ohne in Depressionen zu verfallen. Auch die Explosionen sind immer wieder nett anzusehen. Vor allem, wenn ein größeres Schiff das Zeitliche segnet und nur ein Trümmermeer übrig bleibt, ist dies ein imposanter Anblick.
Auch der Sound ist erstklassig ausgefallen. Die häufig düsteren, orchestralen Musikstücke lassen einen Hauch von "Star Wars"-Atmosphäre aufkommen und sind der jeweiligen Spielsituation angepasst worden. Noch besser ist die Sprachausgabe. Die Piloten stehen im ständigen Funkkontakt und die Leistung der Sprecher ist ausgezeichnet. Zwar gibt es eine Reihe von Standardsprüchen, die sich häufig wiederholen, aber jede Mission wird auch von einigen überraschenden Anweisungen begleitet. Einzig die Soundeffekte wirken ein wenig dünn. Weder die verschiedenen Schüsse noch die Explosionen sind etwas Besonderes.

Ein übersichtlicher Radar ist Pflicht im Weltraum...'
Das größte Manko des Spiels liegt weder im technischen Bereich noch im Gameplay. Es ist die unglaublich lahme Story, die hauptsächlich auf uralten Ideen basiert und kaum Überraschungen bietet. Während man in den diversen "Wing Commander"-Games noch sehr viel Wert auf eine Charakterisierung der Helden und ihrer Widersacher gelegt hatte, fehlen solche Elemente bei "Starlancer" fast völlig. So ist es dem Zocker dann auch relativ gleichgültig, wenn einer seiner Mitstreiter ums Leben kommt. Schließlich kannte man den Piloten sowieso kaum. Außer den Erklärungen der Missionen passiert in den Zwischensequenzen einfach zu wenig, um dem Spieler eine Identifikation mit seiner Rolle zu ermöglichen. Im Normalfall wird neben einer Leistungsbewertung lediglich auf die allgemeine Lage der Allianz hingewiesen. Nur während des Fluges selbst bekommt man ein paar Informationen über seine Feinde und Verbündeten. Um die teilweise wichtigen Anweisungen seiner Vorgesetzten verstehen zu können, sollte man übrigens Englisch beherrschen, da "Starlancer" nicht übersetzt wurde.
"Starlancer" setzt sich ganz eindeutig an die Spitze des Genres und lässt den direkten Konkurrenten Deep Fighter hinter sich. Die vielen spannenden Missionen und die gelungenen Online-Modi sorgen dafür, dass man jede Menge Spielspaß für sein Geld bekommt. Während sich das Spiel in Sachen Technik keine Blöße gibt, ist die Story zu dünn ausgefallen, um wirklich begeistern zu können, aber als echter Actionfreak sollte man großzügig über solche Mankos hinwegsehen können. Etwas schade ist allerdings, dass kein Splitscreen-Modus integriert wurde, um heiße Duelle auf dem heimischen Sofa auszutragen.