SPOGS Racing (WiiWare) im Test

Nintendo Wii
Jedes Kind liebt es zu sammeln: Ob Actionfiguren , Fussballbilder oder Sammelkarten - die Spielwarenindustrie hat genügend Angebote geschaffen, um die Sammelleidenschaft der jungen Kunden zu befriedigen. Anfang der 90er Jahre wurden vor diesem Hintergrund von zahlreichen Firmen Pogs auf den Markt gebracht. Das sind runde, bunt bedruckte Papp- oder Plastikscheiben, die man im dazugehörigen Wettbewerbsspielchen gewinnen oder verlieren konnte, darunter auch Pogs von namhaften Herstellern von Cerealien oder grossen Fastfoodketten. Der vom PC bereits bekannte Minispielhersteller Pronto Games greift nun gut 15 Jahre später erneut das Thema auf und nutzt die bunten Pappscheiben (aufgrund fehlender Lizens) unter leicht abgeändertem Namen für seinen FunRacer SPOGS Racing.

SPOGS (Sports Player Object Gyros – wer sich diesen Mist wohl ausgedacht hat?!) sind kleine einrädrige Rennmaschinen, sozusagen motorisierte Hamsterräder mit Sportauspuff. Noch ungewöhnlicher als die Gefährte sind die Fahrer: Anstatt mit menschlichen oder Comicfiguren zu fahren, dienen euch die bereits erwähnten POGs als Fahrer, die im Zentrum der Räder „sitzen“, bzw. verankert sind. Im SPOG Maker dürft ihr euch sogar euren eigenen POG zusammenstellen, neben 17 unterschiedlichen Faceplates, die Avatare, wie Billardkugeln, Rennfahrer oder Totenköpfe darstellen, dürft ihr auch eine Farbe für die Outline und eine spezielle Fahreigenschaft, wie Geschwindigkeit, Beschleunigung oder Handling auswählen.

Hauptmodus des Spiels ist der Saisonmodus, in dem ihr euch in drei Schwierigkeitsgraden gegen drei Konkurrenten durchsetzen müsst. Anfangs seid ihr noch recht langsam unterwegs, durch die Verbesserungen die ihr im weiter unten vorgestellten Crash n Grab Modus erlangen könnt, nehmt ihr aber zunehmends an Fahrt auf und düst später mit über 200 Sachen über die Strecken. Das Geschwindigkeitsgefühl stimmt dabei leider nicht immer, da das Scrolling arg zu wünschen übrig lässt und ruckelnd daherkommt. Bei Loopings oder mitten im Getümmel des Fahrerfeldes kriegt man zwar weniger davon mit, ist man jedoch allein unterwegs passiert praktisch nichts, was gerade bei geringerem Tempo schnell sehr eintönig werden kann.



Gesteuert wird per quergehaltener Wiimote, entweder per Steuerkreuz oder Motion Sensoring. Aufgrund der grösstenteils fehlenden Fahrphysik (euer Wagen bricht so gut wie nie, nur bei Feindbeschuss/- kontakt aus) habt ihr euren SPOGS Racer (zumindest wenn ihr per Steuerkreuz steuert) auf den beiden leichtesten Schwierigkeitsgraden zu jeder Zeit perfekt unter Kontrolle, leider fehlt dem Spiel dadurch jeglicher Anspruch an eure Fahrkünste, so dass die Rennen oft sehr eintönig werden. Auf dem härtesten Schwierigkeitsmodus sieht die Sache schon anders aus, hier bekommt ihr ab Tempo 160 keine Kurve ohne vom Gas gehen zu müssen. Von der Motion Control Steuerung kann leider nur abgeraten werden, aufgrund der etwas verzögerten Umsetzung eurer Bewegungen, steuern sich die SPOGS Racer sehr ungenau und neigen dazu gar nicht zu reagieren oder im anderen extrem, zu übersteuern.


Die KI der Gegner ist übrigens sehr beschränkt und berechenbar. Ähnlich wie bei Mariokart passen sich die Gegner während des Saisonmiodus eurem Fahrverhalten an, soll heissen - wenn ihr schlecht fahrt, warten die Kollege, wenn ihr jedoch auf Position 1 seid wird kräftig Gas gegeben, damit ihr nicht allzulange alleine bleibt. Das dies nicht gerade zu spannenden Rennen führt (zumal es im Saisonmodus nur Turbos, aber keine Waffen wie z.B. bei Mariokart gibt) kann sich jeder selbst ausmalen. Oftmals ziehen die Gegner dabei völlig unmotiviert an euch vorbei, setzen sich vor euch, bremsen ab und warten darauf von euch überholt zu werden, nur um das Spiel dann von neuem zu beginnen. Das ganze wiederholt sich dann fortlaufend während der z.T. zehn Minuten langen Rennen, anderes Fahrverhalten der Gegner ist nicht zu beobachten.



Gen Ende des Rennes kann man sich aber darauf verlassen, dass die Gegner schön hinter euch bleiben, damit ihr das Rennen auch ja nicht verlieren könnt. Die minutenlangen Qualen, die das Videospielerherz bei SPOGS Racing ertragen muss, sollen sich ja schliesslich auch lohnen. :-)

Im Crash n Grab Modus kann die KI schon etwas mehr überzeugen, so attackieren euch Gegner des öfteren, lauern euch auf und schnappen euch wichtige Items vor der Nase weg. Am Rennende gibt es übrigens Punkte für besondere Leistungen wie Stunts, Überholmanöver und schnellste Rennzeiten, die das Gesamtklassement bestimmen. Da ihr für Stunts und Überholmanöver aber so gut wie nichts tun müsst und die Rennen eigentlich immer ohne Mühen gewinnt, ist die Punkteabrechnung ad adsurdum geführt.



Insgesamt gibt es sechs verschiedene Strecken, die z.T. auch gespiegelt befahren werden und in allen Spielmodi zum Einsatz kommen. Ein paar mehr hätten es schon sein dürfen, zumal sich alle vorhandenen Strecken vom Aufbau her ähneln. Das Streckendesign fällt dabei alles andere als dynamisch aus und lässt die Kurse so wirken, als ob sie schnell mit einem billigen Editor entworfen wurden (was wahrscheinlich auch der Fall ist). Insgesamt gibt es genau zwei Stuntelemente (Loopings und Sprungschanzen) die immer wieder auf den Strecken zum Einsatz kommen. Andere Elemente wie Röhren, Schrauben oder Halfpipes wären hier wünschenswert gewesen, gerade weil die Konstruktion der einrädrigen SPOGS für solche Art des Untergrundes wie geschaffen ist.



Leider sind auch die bestehenden Elemente nicht perfekt abgestimmt, so schiesst ihr bei Sprüngen gerade bei höherem Tempo nahezu regelmässig über die Streckenbegrenzungen hinaus und verliert wertvolle Zeit. Besonders ärgerlich deshalb, da ihr bei gezündetem Turbo nicht mehr abbremsen könnt, um dem drohenden Unheil zu entgehen. Beim Testen gab es zudem leichte Bugs beim Zurücksetzen auf die Strecke, die dazu führten, dass eine halbe Minute lang das „Wrong Way“ Zeichen eingeblendet wurde. Keine Glanzleistung.


Neben dem Saisonmodus steht euch auch der bereits erwähnte Crash n Grab Modus zur Verfügung. Hier gilt es nicht als erster ins Ziel zu kommen, sondern mit zahlreichen Waffen, wie Wasserkanonen, Nagelbändern oder Boxhandschuhen Jagd auf eure Gegner, bzw. deren Lebensenergie zu machen. Zudem könnt ihr wie der Name des Modus schon aussagt, in eure Gegner rasen und ihnen in der Hektik des Zusammenstosses wichtige Bauteile mopsen. Mit Hilfe der Teile der anderen Fahrer, könnt ihr eure Bremsen, Motor, Räder und Sportauspuffe tunen und so euren SPOG nach und nach verbessern. Die Fortschritte die ihr im Crash n Grab Modus macht werden übrigens gespeichert und bleiben dann in den anderen Modi erhalten. Leider ist das gelungene Crash n Grab Feature in nur einem seperaten Modus enthalten, warum das Feature nicht auch bei den normalen Rennen der Saison zum Einsatz kommt, ist völlig unverständlich.

Für Multiplayerfreunde gibt es auch einen Splitscreenmodus für zwei Spieler, bei denen Gott sei Dank auch die verschiedenen Waffenpickups und das Crash & Grab System zum Einsatz kommen. Das Scrolltempo wurde etwas heruntergeschraubt, die Ruckler des Singleplayermodus gibt es aber auch hier. Der Multiplayermodus ist, vorrausgesetzt ihr finden einen leidensfähigen Mitspieler, der spassigste Modus, auch wenn ihr auf KI Gegner verzichten müsst, was aufgrund der grausigen KI aber nicht weiter tragisch ist. Leider fehlt ein Online Multiplayermodus, der vielleicht noch etwas hätte gut machen können. Bei einem Multiplayertitel heutzutage eigentlich unverzeihlich.



In grafischer Hinsicht ist SPOGS Racing (selbst für einen WiiWare Titel) kaum würdig auf der Wii zu laufen. Miese Texturen, die kaum mit N 64 Spielen konkurrieren könnten (z.T. wirkt die Grafik wie flat geshadet), Bitmap Zuschauer, die wie Pappaufsteller aussehen, wenige, hässliche Streckendetails, die per Baukastenprinzip aneinandergefügt sind (so gibt es auf jeder Strecke nur ein Häusermodell, dass sich dann 30 Mal wiederholt), Clipping der Strassen bei Berg- und Talfahrten, billige Radanimationen und stark erkennbares Mip Mapping zeugen nicht gerade von den Programmierkünsten der Entwickler. Da hat schon Mariokart 64 Anno '97 besser ausgesehen.

Zudem hat SPOGS Racing irgendwie merkwürdige Probleme mit der Framerate: Nebst heftigsten Slowdowns, die sich auf das Spielgeschehen auswirken, macht sich ein permantes Ruckeln und Zuckeln der gesamten Grafik bemerkbar, dass die Optik noch übler erscheinen lässt, als sie ohnehin schon wäre. Weitsicht und Bildaufbau scheinen wie der Rest der Grafik aus den frühen 90ern zu stammen, Popups und Nebel und das langsame und oftmals ruckhafte Scrolling der Landschaft schienen längst vergessen geglaubte Relikte aus jenen Tagen zu sein. Insgesamt ist das schwache Resultat sehr enttäuschend, zumal die zugrundeliegende Torque Engine (lizensiert durch Garage Games) durchaus zu Besserem fähig ist.



Die Soundeffekte der SPOGS Racer klingen nach einer Mischung aus Düsenjäger und Motorrad, was eigentlich ganz passend ist. Ansonsten gibt es ausser den Waffengeräuschen leider nicht viel zu hören, hier hätte man sich deutlich mehr erwarten können.Unentschuldbar sind leider die (seltenen) technisch bedingten Aussetzer des Sounds während der Rennen. Die Pseudo Country Musik weiß zu gefallen, auch wenn es nur ein Stück gibt, das während des Menüs eingespielt wird. Während der Rennen läuft keine Hintergrundmusik. Leider merkt man an der durchweg schlechten Qualität der Aufnahmen, dass auch bei der Soundproduktion kräftig gespart wurde.

Philipp meint:

Philipp

SPOGS Racing ist Trash übelster Sorte. Trotzdem hat es mir irgendwie Spass gemacht. Die Idee mit den Pogs als Fahrern ist witzig bis bescheuert, also genau richtig für ein WiiWare Game, die Rennen anspruchslos hoch zehn, also genau richtig um vom Stress des Tages entspannen zu können. Alle die nach einem seriösen Rennspiel suchen bitte nicht falsch verstehen, SPOGS Racing ist und bleibt Softwaremüll, bei dem weder Technik, Umfang oder Gameplay stimmen, Fans des Trash Genres dürfen aber gerne mal reinschauen. 

Positiv

  • Für Trashsammler interessant
  • Pogs?!
  • Nette Musik

Negativ

  • Technik von vorgestern
  • Kleines Fahrerfeld, geringer Umfang
  • Lachhaftes Streckendesign/Gameplay
Userwertung
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SPOGS Racing (WiiWare) Daten
Genre Funracer
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 08.07.2008
Vermarkter -
Wertung 3.5
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neXGam YouTube Channel
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