Shadowrun im Test

Xbox 360Xbox
Insofern ihr euch nicht erst seit gestern mit dem Thema Videospiele beschafft, werdet ihr, sobald ihr den Namen ’Shadowrun’ hört, an die guten alten 16-Bit Zeiten erinnert. 13 Jahre sind vergangen, seitdem Shadowrun auf SNES und Mega Drive Spieler begeisterte. Vielleicht kennt ihr das Shadowrun-Universum auch von dem gleichnamigen amerikanischen Pen-&-Paper-Rollenspiel. Aber eigentlich spielt es gar keine Rolle, ob Shadowrun schonmal euren Weg gekreuzt hat, denn das was nun für Xbox 360 und PC erschienen ist, hat abgesehen vom Namen und minimalen Details nichts mit dem Original gemeinsam...
Bei Shadowrun für Xbox 360 und Windows Vista handelt es sich um einen Multiplayer-Shooter, den man wohl am besten als “Counter-Strike mit Magie” beschreiben kann. Somit sollte man sich vor dem Kauf schonmal darüber bewusst sein, dass hier nur Xbox Live Goldmitglieder voll auf ihre Kosten kommen, da neben sechs Trainingsmissionen und Spielen gegen CPU Bots offline sonst nichts zu machen ist. Diese sechs Trainingsmissionen sollten aber trotzdem eure erste Anlaufstelle sein, denn bei Shadowrun geht es um mehr als nur den Gegner zu finden und ihn umzunieten. Durch magische Sprüche und spezielle Techniken unterscheidet sich Shadowrun nämlich von den vielen anderen Vertretern des Genres. Dazu später mehr. Bei Shadowrun können bis zu 16 Spieler in einer Partie gegeneinander antreten. Dabei übernimmt ein Team die Rolle der rebellischen Lineage, während das andere Team als RNA Global ins Match zieht. Es gibt zwar eine kleine Hintergrundgeschichte, durch die erläutert wird wer die beiden Parteien sind und warum sie sich gerne gegenseitig die Rübe abballern, aber die Entwickler machen deutlich, dass sie darauf auch selber nicht unbedingt viel Wert gelegt haben.

Wie schon erwähnt erinnert Shadowrun in erster Linie an den Bestseller Counter-Strike. Wie beim Valve-Titel habt ihr auch hier vor jeder Runde kurz Zeit, um Waffen einzukaufen. Doch dabei bleibt es nicht, denn Shadowruns Gameplay wird auch noch magischen Sprüchen und diversen Techniken bestimmt, die euch im Laufe der sechs Trainingsszenarien gezeigt werden. Diese Elemente sind recht abwechslungsreich und ihr müsst stets einen Plan vor Augen haben – wild drauf los kaufen macht wenig Sinn.

Diese Effekte sind in zwei Kategorien eingeteilt: Tech und Magie. Zu den Magie-Effekten zählt z.B. „Wiederbeleben“. Führt man diese Magie in der Nähe eines gefallenen Kollegen aus, wird dieser wieder zum Leben erweckt. Der Haken an der Sache: werdet ihr über den Haufen geschossen, zieht ihr den Mitspieler, den ihr vorher wiederbelebt habt, mit in den Tod. Wichtig ist auch der „Baum des Lebens“. Durch diesen Spruch wird ein goldener Baum hergezaubert, der jeden mit frischem Leben versorgt, sobald ihr euch in seiner Nähe befindet. Der Baum hält sich dabei nicht an Teamfarben, sprich auch die Gegner können sich durch eure Bäume Vorteile verschaffen. Bei der „Würgeranke“ handelt es sich um ein Beet aus Kristallen, welches dafür sorgt, dass der Gegner in diesem Bereich für kurze Zeit gefangen bleibt und ihr euch – mehr oder weniger in Ruhe – um ihn kümmern könnt. Weitere magische Sprüche lassen euch Gegner per Windstoß wegschubsen, durch Wände und Decken teleportieren oder ein riesiges offensiv eingestelltes Monster beschwören. Unter den Techniken befinden sich u.a. der Gleiter, durch den ihr kurz in die Luft abheben und herumgleiten könnt, die Sichtverstärkung, wodurch Feinde besser aus der Ferne zu erkennen sind, der Antimagiegenerator, eine Art Handgranate, die allen Figuren in der Nähe Essenz abzieht und viele mehr...

Nachdem ihr zum Start einer Runde euer Geld ausgegeben habt, müsst ihr die erworbene Magie und Tech erst noch zuordnen. Dafür stehen euch lediglich drei Schnelltasten des Xbox 360-Pads zur Verfügung, nämlich die beiden Bumper und der linke Trigger. Der rechte Trigger ist für die normalen Waffen eures Charakters reserviert und kann somit nicht neu belegt werden. Über langes Drücken des B-Buttons können die Effekte jederzeit in einer Runde umgelegt werden.

Durch die Magien und Techniken wird Shadowrun ein hoher taktischer Anteil verliehen, denn diese Effekte haben meist nicht nur Vorteile, sondern auch kleinere bis mittelschwere Haken. So ist für sämtliche dieser Aktionen z.B. Essenz nötig, deren aktuell zur Verfügung stehende Menge im unteren linken Bildschirmrand angezeigt wird. Magien oder Techniken die langfristig wirken, z.B. die Beschwörung oder die Würgeranke, belegen für diese gesamte Zeit ein paar Essenz-Slots, so dass euch weniger für weitere Effekte übrig bleibt. Eine weitere bedeutende Entscheidung die ihr treffen müsst ist die Wahl der Rasse, die ihr spielt. Während der Mensch wie in den meisten Spielen ein klassisches All Around-Paket darstellt, sind Elfen, Zwerge und Trolle auf diverse Bereiche spezialisiert. Als Elf bewegt ihr euch schneller und habt ein Katana als Zweitwaffe mit dem ihr schöne Stealth Attacken ausüben könnt. Allerdings sind diese Kreaturen recht schwach auf der Brust und so deutlich verletzlicher als die anderen Rassen. Solltet ihr es jedoch schaffen aus einem direkten Duell zu fliehen, kann sich der Elf als einzige Rasse selber heilen. Trolle sind riesige Fleischberge, die sich mit Gatling Gun ausgestattet besonders zur Verteidigung eignen. Sie sind jedoch langsam und verfügen über wenig Essenz. Last but not least sind die Zwerge zu erwähnen, die über die wunderbare Fähigkeit verfügen, sämtlichen Gegnern und Gegenständen Essenz entziehen zu können. Bis ihr alle Vor- und Nachteile der Charaktere richtig erfasst habt vergeht schon ein bisschen Zeit, aber das Balancing zwischen den Rassen ist wirklich prima gelungen und ihr solltet nicht vorschnell entscheiden, sondern wirklich herausfinden, mit welchen Charakteristika ihr am besten klar kommt.



Sobald eure Einkaufstour beendet ist geht es endlich los. Schnell wird klar, dass Shadowrun in Sachen Umfang keinen Vogel abschießt. Es gibt lediglich drei verschiedene Spieltypen, die alle im Team ausgetragen werden und sich zu allem Überfluss auch noch nicht großartig voneinander unterscheiden. Zwei der drei Modi drehen sich um das sogenannte Artefakt, welches quasi Shadowruns Pendant zur „Flagge“ aus anderen Genrevertetern ist. Im ersten Modus wollen beide Teams das Artefakt in ihre Hände kriegen und es zur eigenen Basis zurück bringen. Im zweiten Modus übernimmt ein Team durchgehend die Rolle der Defensive und muss somit dafür sorgen, dass die gegnerische Mannschaft das Artefakt nicht in ihre Sicherheitszone befördert. Beim dritten Modus spielt das Artefakt keine Rolle, hier muss einfach nur das gegnerische Team ausgelöscht werden. Durch das Erledigen jedes einzelnen Gegners kann übrigens auch in den ersten beiden Spielvarianten gewonnen werden, wodurch irgendwie ein verdutzter Blick auf meinem Gesicht zurück bleibt...

Neben der Menge an Spielvarianten ist auch die Anzahl der Maps als mangelhaft zu bezeichnen. Lediglich neun Areale sind auf der Spiel-DVD zu finden. Hinzu kommt, dass nicht jede Map für jede Spielvariante geeignet ist. Die beiden sich um das Artefakt drehenden Spieltypen können nur auf den sechs größeren Maps ausgetragen werden. Die drei kleineren Maps, die nur für den „alle gegen alle ohne Artefakt“-Modus herhalten, sind zudem einfach nur kleinere Fassungen von den anderen Maps, was ich fast schon als Frechheit bezeichnen würde. Durch den Mangel an Umfang wirkt es so, als ob man nach ein paar Stunden bereits alles gesehen hat, was Shadowrun zu bieten hat – vorausgesetzt ihr kommt überhaupt in viele Spiele während dieser Zeit. In Sachen Matchmaking nutzt Shadowrun eine Variation des Halo 2-Systems, sprich ihr könnt euch mit Freunden in einer Lobby treffen und euch dann zusammen mit anderen Spielern verbinden lassen. Doch selbst wenn ihr alleine unterwegs seid, hat Shadowruns Spielefinder Probleme, schnell eine passende Partie zu wählen. Hin und wieder kann es auch vorkommen, dass ihr in Spiele geschmissen werdet, die 30 Sekunden später enden, was einfach nur super nervig ist.

Shadowrun ist der erste Titel, der Xbox 360- und Windows Vista-Spieler auf die gleichen Server steckt und sie somit mit- bzw. gegeneinander antreten lässt. Darüber ist im Vorfeld natürlich viel diskutiert worden, vor allem wegen der Fairness (Maus & Tastatur gegen Controller). Umso erstaunlicher ist es, dass den Entwicklern von FASA das Balancing wirklich richtig gut gelungen ist und man dadurch nur selten sicher behaupten kann, ob ein Spieler nun am PC oder an der Xbox 360 sitzt. Wer also geglaubt hat, dass Xbox 360-Spieler gegen die PC-Gegner keine Chance haben würden, lag definitiv falsch.

Grafisch präsentiert sich Shadowrun sehr unausgeglichen – während manche Bereiche fast schon begeistern können, wirken andere Elemente total unfertig. Die Umgebungen und Texturen z.B. wirken ganz ok, die Magien und Technik-Effekte sogar richtig gut. Auf der anderen Seite gibt es Mankos wie fehlende Animationen (beim Leiter hochklettern z.B.) und die fehlenden Variationen zwischen den Charaktermodellen. Das Gesamtpaket Shadowrun wirkt somit in grafischer Hinsicht eher wie einer der letzten Xbox-Titel als wie ein Xbox 360-Titel aus zweiter Generation. Dafür läuft das Spiel aber stets flüssig. Beim Sound konzentriert sich das Spiel in erster Linie auf Effekte und Kommunikation im Team, angesichts des Multiplayer-Fokus wurde auf einen klassischen Soundtrack verzichtet. Die Kommunikation über das Xbox 360 Headset läuft wie gewohnt gut und es gibt zudem die Möglichkeit, über schnelle Button Kombinationen Infos über seinen Standpunkt abzugeben, so dass die Mitspieler z.B. zügig darüber informiert werden, wenn ein Bereich gesichert ist. Die Waffeneffekte, Explosionen usw. klingen alle gut und auch der „Moderator“, der euch z.B. wissen lässt, wenn ein Gegner das Artefakt aufgenommen hat, macht einen ordentlichen Job.

Gregory meint:

Gregory

Wer Shadowrun etwas abgewinnen will, muss unbedingt den Namen aus dem Kopf streichen und darf in keiner Weise an das denken, wodurch sich die WizKids vor vielen Jahren eine große Fanbase aufgebaut haben. Wer das schafft, erhält mit dem Xbox 360-Titel einen leicht überdurchschnittlichen Multiplayer-Shooter, der sich durch bestimmte Elemente von der Genrekonkurrenz abheben kann und für gewisse Zeit sogar Spaß machen kann. Dummerweise stimmt das Preis-/Leistungsverhältnis nicht, denn in Sachen Umfang kann das Spiel nicht mithalten. Wenn man schon einen reinen Multiplayer-Titel entwirft, dann sollte man auch sicherstellen, dass genug Modi und Maps zur Verfügung stehen, damit die Spieler auch nach Monaten noch Interesse an dem Spiel haben. Das kriegt Shadowrun leider nicht auf die Reihe und somit ist das Urteil ein ganz deutliches: den Release von Halo 3 wird Shadowrun nicht überleben...

Positiv

  • Vista / Xbox 360 Cross Platform
  • Spezielle Fähigkeiten distanzieren Shadowrun von vergleichbaren Spielen

Negativ

  • Nicht genug Maps um länger zu begeistern
  • Shadowrun Lizenz bleibt unangetastet
  • Singleplayer Kampagne hätte dem Spiel gut getan
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Forum
  • von Enze:

    ich hab das spiel ziemlich lange auf der xbox 360 gezockt, es war auch immer was los da man ja mit den pclern spielen konnte. Ich müsste es mir nochmal kaufen, vorher aber meine Frage ob es überhaupt noch online aktivitäten dort gibt (hatte nen harten fankern). ist irgendwas von server...

  • von Animamates:

    Original von LDV Wer zockt denn das Spiel noch?? Hät auch ma Lust das Game zu zocken ! Habs mir extra besorgt Ich habs hier seit einem Jahr rumliegen, kaum gespielt! hätte lust mal ne runde zu daddeln! Adde mich gern, Gamertag: Area Hinoto!...

  • von LDV:

    Wer zockt denn das Spiel noch?? Hät auch ma Lust das Game zu zocken ! Habs mir extra besorgt ...

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Shadowrun Daten
Genre Ego-Shooter
Spieleranzahl 1 - 16
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 01.06.2007
Vermarkter MicrosoftGameStudio
Wertung 6.9
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