Rock Revolution im Test

PlayStation3
Nachdem sich Rock Band und Guitar Hero im Bereich der Musikspiele schon längst etabliert haben, taucht im Hintergrund ein neuer Konkurrent vom Erfinder des modernen Musikspiels, Konami, auf. Mit ihrer DrumMania, GuitarFreaks und Karaoke Revolution Serie haben sie im Fernost die Spielhallen erobert, sich aber nie den großen Schritt nach Westen getraut. Mit einer Verspätung versucht Konami nun mit Rock Revolution sich gegen die große Konkurrenz durchzusetzen. Ob ihnen das gelungen ist oder ob Rock Revolution lieber im Proberaum hätte bleiben sollen erfahrt Ihr im folgenden Test!

Wie schon beim Rock Band Franchise mussten wir Europäer ein gutes Stück warten, bis wir das Spiel dann endlich in den Händen halten durften. Wo wir bei Rock Band noch ein gutes dreiviertel Jahr auf unseren Release warten mussten, so ließ sich Konami mit Rock Revolution nun noch mehr Zeit. Ein ganzes Jahr nach US Release kommt der Eurogamer nun auch dazu loszurocken. Eigentlich ist es schon verwunderlich, dass Konami nicht früher mit einem Bandspiel auf den Markt getreten ist, bedenkt man, dass die japanische Softwareschmiede im Grunde der Ideengeber für die Rock Band und Guitar Hero Reihe war. Im Jahre 1998 erblickte das erste GuitarFreaks in den japanischen Spielhöllen das Licht der Welt. Ein Jahr danach folgte DrumMania. Beide Instrumentensimulationen wurden von Konami nun vereint und in Rock Revolution gepresst.

Nach dem Einlegen fällt sofort auf, dass Konami hier nicht Klotzen wollte. Die Menüs sind schlicht, wirken fast wie billige Flash-Applikationen und das Notenbrett ist mehr als gewöhnungsbedürftig. Bevor wir aber zum Spiel selbst kommen, betrachten wir einmal den Lieferumfang, also die On-Disc-Songliste. Die Frage, die sich mir stellt ist, wie Konami auf den Gedanken gekommen ist, zum Einen 99% der Lieder als Cover auf die Blu-Ray zu bringen, nebenbei bemerkt teilweise extrem schlechte Cover, und zum Anderen es nur 41 Songs auf die Disc schafften. Auf der Spiele Blu-Ray sind lediglich 43 Songs! Zum Vergleich, Rock Band 2 hat sage und schreibe 84 Songs an Board (plus 20 durch den kostenlosen Downloadcode, der dem Spiel beilag,,, mithin 104 Songs!!!) , Guitar Hero World Tour deren 86. Natürlich muss Masse nicht gleich Klasse sein. Es finden sich immerhin auch gute Cover auf der Scheibe, wie „Pull Me Under“ von Dream Theater oder „Sk8ter Boy“ von Avril Lavigne. Jedoch sei wiederholt, dass es sich bei 41 von 43 Songs auf der Rock Revolution Blu-Ray um Cover handelt.


Nun könnte man sagen, in Zeiten der XBOX 360, PS3 und Wii, kann man ja viel mit Downloadcontent nachschieben, was es vielleicht nicht mehr ins Hauptprogramm geschafft hat. Beziehungsweise den Kunden durch das ständige Nachschieben von Songleckerli bei Laune halten. Das Rock Band Franchise zeigt dies gerade vorzüglich, indem jede Woche Songs veröffentlicht werden. Bei Guitar Hero World Tour kommen zwar nicht wöchentlich neue Titel, aber zumindest in regelmäßigen Abständen. Wie sieht nun das ganze bei Rock Revolution aus? Ich will nun nicht bereits bei den ersten 2 Punkten Rock Revolution die goldene Ananas verpassen, aber dies sind für Musikspiele einfach essentielle Zutaten. SONGS, SONGS, SONGS! Für Rock Revolution gibt es 2 Songpacks und 2 Lieder. Insgesamt kann man sich bei Release, und mehr wird nicht kommen, 12 Lieder dazukaufen, zu Preisen zwischen ca.1,50€ pro Song und 5€ pro Pack. Dies ist einfach unentschuldbar und lässt bereits zum Release darauf schließen, dass Konami mit dem Titel abgeschlossen hat. Was eigentlich schade ist, denn bei Rock Revolution ist wahrlich nicht alles schlecht.

Rock Revolution lässt sich mit der Guitar Hero Gitarre, dem Rock Band Drumset, dem Guitar Hero World Tour Drumset und dem ION Drumrocker spielen. Es wurde für das Spiel seitens Konami keine eigene Gitarre entwickelt. Schon ein wenig verwunderlich, wenn man, um das Spiel spielen zu können, auf Peripherie der Konkurrenz zurückgreifen muss. Das Rock Revolution Drumset lag mir zum Test nicht vor, ich habe es lediglich mit dem ION DrumRocker testen können. Jedoch sind mir beim Blick auf die Bilder des RR Drumsets die Ohren geschlackert. Wem bei Rock Band mit 4 und Guitar Hero World Tour mit 5 Spuren auf den Drums nicht reichten, der kann sich bei Rock Revolution mit unglaublichen 7 Drumspuren (!) die volle Dröhnung geben. Warum Konami hier von seinem ursprünglich schon extrem anspruchsvollen Layout mit 5 Pads auf dem DrumMania Automaten abgewichen ist, bleibt wohl ein Geheimnis der Entwickler. Auf jeden Fall kann ich mir schwer vorstellen auch nur ein Lied auf Experte mit dem Konami Set ordentlich spielen zu können, schon aufgrund dessen Ausmaße. Es wirkt wie ein kleines Plastespielzeug.


Mit dem daran getesteten ION DrumRocker und der Guitar Hero Gitarre funktioniert RR nach der unbedingt notwendigen Kalibrierung sehr gut. Die gespielten Noten werden erkannt und das Zeitfenster zum Treffen einer Note ist ausreichend groß, dass nicht so schnell Frust aufkommt, über verpasste Noten, wie noch zu Rock Band 1 Zeiten.

Nun aber auch zur Kehrseite der Medaille, den Spielmodi. Innerhalb des sehr einfach gestrickten Karrieremodus, wo sich der Hobbyrocker durch einzelne Platten arbeitet, gilt es jeweils 6 Songs abzuschließen. Leider kommt dabei doch recht schnell Langeweile auf. Hier merkt man, dass es dem Spiel einfach an peppiger Aufmachung fehlt. Man spielt die geforderten Songs durch, welche progressiv schwerer werden. Wo wir gerade bei schwerer werden sind. Zu dem einfachen Bewältigen der Songs kommen in Rock Revolution neue Elemente hinzu, die es auch bisher in der Rock Band oder Guitar Hero Reihe so nicht gab. So gibt es beispielsweise Herausforderungen in welchen vom Programm Störnoten, also nicht zu spielende Noten dem Lied hinzugefügt werden. Spielt man 5 dieser Noten fliegt man unweigerlich raus aus dem Song. Was anfangs recht spaßig klingt wird besonders auf höheren Schwierigkeitsgraden zu einer Art buntem Psychospiel. Ich hatte das Gefühl, dass mich die schiere Flut an richtigen und falschen Noten regelrecht überrennt. Ich weiß nicht, ob dies so von den Entwicklern geplant war, denn gerade das intuitive Spielen von virtuellen Noten und das Trainieren von Reaktionsschnelligkeit wird in Musikspielen vom Benutzer erwartet. Nun bewusst Noten auszulassen ist schon ein hartes Stück Arbeit. Wer also über den Experten/Experten+ Schwierigkeitsgraden bei Rock Band und Guitar Hero noch immer Herausforderungen sucht, ist bei Rock Revolution gut aufgehoben.


Weiterhin gibt es neben den Störnotenherausforderungen auch solche, in welchen das Tempo des Notenbretts je nach Qualität des Spielens des Benutzers variiert. Spielt ihr gut, nahezu fehlerfrei wird das Notenbrett rasend schnell. Gleichzeitig bremst es fast abrupt ab, wenn ihr euch verhaut. Auch dieser Modus ist mehr als gewöhnungsbedürftig, wenn man bedenkt, dass man sich vielleicht durch andere Musikspiele zumindest an eine Geschwindigkeit gewöhnt hat, in welcher die Noten auf einen herunterrieseln. Zu guter letzt gibt es dann für die ganz harten unter den Hobbymusikern noch eine Herausorderungsart, welche einem alles abverlangt. Wie beim wahlweise hinzu zuschaltenden Performance Modus bei Guitar Hero World Tour bietet Rock Revolution eine Herausforderung welche das Notenbrett komplett entfernt, man spielt den Song also blind. Nun mögen sich die Geister daran scheiden, aber bedenkt man, dass das Spiel für den westlichen Markt gedacht sein soll, so stellt sich mir die Frage wie viel Prozent der Hobbyspieler bei solch unmöglich zu spielenden Modi nicht die Plastegitarre oder das Drumset nach spätestens 10 Songs entnervt in die Ecke stellen. Natürlich gibt es immer wieder Spieler die in bestimmten Bereichen extrem gut sind. Fraglich ist aber, ob es das Konzept war das Spiel auf die Spielergemeinschaft zuzuschneiden. Anders kann ich mir nicht erklären warum bereits im vierten Lied in der Karriere der Schwierigkeitsgrad so immens hochschnellt, dass man einfach keine Lust mehr hat weiter zu machen.

Ein Übriges tut das sehr gewöhnungsbedürftige Notenbrettlayout von Rock Revolution. Farblich sind die Spuren zwar klar voneinander abgegrenzt und auch gut unterscheidbar, aber allein der Fakt, dass die Noten von oben nach unten durch den Bildschirm mit einem Wahnsinnstempo geschnellt kommen, macht es schwierig, das Spiel zu genießen. Ständig hat man das Gefühl höchst konzentriert und angespannt auf den Monitor starren zu müssen um nur nicht den Faden zu verlieren. Besondere Ausmaße nimmt dies bei der Drumspur an. Ohne in den Optionen im Vorfeld etwas zu verändern, stellen sich euch beim Start eines Songs auf Drums unglaubliche 7 Spuren entgegen. Wie soll man da noch den Überblick behalten? Glücklicherweise bietet Rock Revolution die Möglichkeit die Anzahl der Drumspuren auf deren 5 herunterzusetzen und es mit den gängigen Rock Band oder Guitar Hero Drumsets zu spielen.


Wer aber Rock Band oder Guitar Hero mit dem Schlagzeug bereits gespielt hat, wird hier umdenken müssen, und das nicht zu knapp. Das Basspedal wird bei Rock Revolution nicht wie bei der Konkurrenz als separate Querlinie angezeigt, sonders als extra Pad in der Mitte des Notenbretts. Das Symbol der Bassspur ist leicht anders, es ist oben eckig, statt rund, wie alle anderen. Trotzdem hat man unweigerlich das Gefühl, wenn man die ersten Bassnoten kommen sieht, irgendwo draufschlagen zu müssen. Da ich über eine längere Zeit schon Rock Band mit dem Schlagzeug spiele war es für mich, und ist es immer noch, eine extreme Umgewöhnung das Layout im Kopf festzusetzen. Es spielt sich einfach ungewohnt und nicht intuitiv. Zu erklären ist dies jedoch, denn der DrumMania Automat hat diese extra Bassspur auch. Jedoch kann man beim Automaten, gegenüber Rock Revolution, das Basspedal auf „Autopilot“ stellen und sich sozusagen auf die normalen Pads konzentrieren.

Fasst man Spielbarkeit, Layout und Präsentation zusammen so muss man zu dem Schluss kommen, dass hier einfach geschlampt wurde. Ich kann es leider nur so krass ausdrücken. Zu einem Zeitpunkt, wo ein Guitar Hero bereits einige Jahre auf dem Buckel hat, Rock Band 2 den ersten Teil noch einmal verbesserte und nun auch schon etwas mehr als ein gutes Jahr auf dem Markt ist, da ist es einfach nicht zu entschuldigen ein schlecht durchdachtes Spiel auf den Markt zu werfen. Gerade gemessen an der Konkurrenz, im Hinblick auf die jahrelange Erfahrung im Benami/Musikspiele-Sektor in der japanischen Spielhalle war hier einfach mehr zu erwarten, als größtenteils lieblose Cover, teilweise uninspirierte und höllenschwere Herausforderungen und ein nicht vorhandener Gesangsmodus.


Ach, hab ich das noch gar nicht erwähnt? Ja, bei Rock Revolution könnt ihr lediglich Gitarre, Bass und Schlagzeug spielen. Ein Vocalmode fehlt völlig. Für ein selbsternanntes „Bandspiel“ natürlich fast eine Todeserklärung. Vor allem völlig unverständlich, da Konami auch da im Automatensektor eine Plattform hat, mit Karaoke Revolution. Auch in diesem Punkt merkt man wie unausgegoren und unfertig das ganze Spiel wirkt.

Einziger wirklich Lichtblick ist der Studiomodus, wo ihr selbsterstellte Songs aufnehmen könnt. Euch stehen dort sogar 8 Spuren zur Vertonung zur Verfügung. Endlich mal etwas womit Rock Revolution glänzen kann, denn bei Rock Band fehlt so ein Modus vollends. Hier gibt es nur einen Freestylemodus im Drumtrainer, wo man lustig „Drauflosschlagzeugen“ kann. In Guitar Hero World Tour gibt es auch einen Studiomodus, dieser ist jedoch recht eingeschränkt und auf wenige Instrumente beschränkt.


Auch wenn dieses Feature bei Rock Revolution heraussticht, so ist jedoch nicht alles positiv. Der Studionmodus ist zwar recht umfangreich, aber auch dementsprechend kompliziert und etwas unübersichtlich. Ich habe es nicht geschafft einen gescheiten Song in einer Stunde zu erstellen. Gut, mir fehlte auch eine Anleitung, sodass ich nicht sagen kann, wie gut der Modus in dieser erklärt wird. Jedoch ist ohne Beschreibung bzw. Einarbeitungszeit kaum ein ordentliches Resultat erzielbar.

Zu guter letzt noch ein Wort zum Multiplayer. Lokal kann man das Spiel bis zu Dritt spielen, sprich Gitarre, Bass und Schlagzeug. Mit einer Onlineanbindung ist es möglich mit- und gegeneinander anzutreten. Auch gibt es eine Art Band gegen Band Modus. Schade nur, dass online keiner spielt, zu meiner Testzeit war ich teilweise minutenlang allein und habe niemanden gefunden, mit dem mal eine Session drin gewesen wäre.

written by Patrick Stach © neXGam.de

Team neXGam meint:

Team neXGam

Ich würde gern mein Fazit mit den Worten des Gametrailer-Testers einleiten, denn ich finde, dass sie wie die Faust aufs Auge passen: „It’s ironic that Konami is now playing catch-up with Rock Revolution as the tour bus already left the station.“ Rock Revolution kommt so, wie es hier präsentiert wird einfach zu spät. Dem Spiel mangelt es an ansprechender Präsentation, an einem Soundtrack mit dem es sich identifizieren kann und an der Möglichkeit von einem breiten Spektrum an Spielern gespielt zu werden. Weiterhin muss sich Rock Revolution der etablierten Konkurrenz stellen und im Vergleich zu den Kontrahenten Rock Band und Guitar Hero zieht es in eigentlich allen Belangen den Kürzeren. Einzig der Startpreis von ca. 30€ und der Studiomodus sind vorliegend positiv hervorzuheben. Einen Blick wert für Musikspielinteressierte ist es ohne Frage. Aber aufgrund mangelnder Langzeitmotivation, besonders durch den spärlichen DLC wird das Spiel über Kurz oder Lang im Schrank landen.

Positiv

  • Umfangreicher Studiomodus
  • Alle Songs vom Start an spielbar, es muss nichts freigespielt werden
  • Startpreis: ca. 30€

Negativ

  • Nur 43 Songs, davon 41 mehr oder weniger schlechte Cover
  • Teilweise pervers schwere Herausforderungen (Störnoten, ohne Notenbrett, Tempowechsel)
  • Einfache und uninspirierte Präsentation
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Rock Revolution Daten
Genre Musikspiel
Spieleranzahl 1 - 3
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 14. Mai 2009
Vermarkter Konami
Wertung 4.5
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neXGam YouTube Channel
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