Hier werden dem geneigten Geschwindigkeitsjunkie, nachdem er sich für den Einzelspielermodus entschieden hat, drei verschiedene Spielemodi angeboten: Arcade, Simulation und Retro. Die Namensgebung ist eigentlich ziemlich selbsterklärend. Arcade steht für unkomplizierten Fahrspaß, sprich rein ins Cockpit und losgebrettert. Simulation hingegen hebt den Anspruch auf ein höheres Niveau und simuliert ein richtiges Formel 1 Rennen, inklusive schwerer zu beherrschendem Flitzer, Boxenstrategie und freier technischer Abstimmung des Rennboliden. Der Spielmodus Retro wiederum versetzt den Spieler zurück in 50er Jahre. Die alten Rennwagen fahren sich komplett anders als ihre modernen Gegenstücke und bieten somit eine weitere Herausforderung.

Innerhalb jedes Modus kann wiederum zwischen diversen Rennarten gewählt werden. So bietet der Arcade-Mode Einzelrennen gegen beliebig viele Gegner, gegen die Uhr oder gegen den eigenen Ghost an. Es können aber auch ganze Meisterschaften gefahren werden, die eine komplette Rennsaison nachstellen. Wer statt dessen den Simulationsmodus wählt, hat zusätzlich noch die Möglichkeit, einen Grand Prix zu fahren. Hier steht ein komplettes Rennwochenende inklusive freiem Training, Qualifikation, Warm-up und schließlich dem eigentliche Rennen auf dem Programm.
Als bekennender Arcade-Rennfahrer hat mich der Arcade-Modus für meine ersten Testfahrten natürlich besonders verführerisch angelächelt. Also flugs ausgewählt und mich auf ein spaßiges Rennen gefreut. Doch wie das nunmal so ist, kommt vor dem Vergnügen leider immer erst die Arbeit. Zuerst müssen in einem weiteren Bildschirm Rennart, Fahrer und Team sowie die Rennstrecke ausgewählt werden.
Bei dem Punkt Fahrer und Team erlebt man dann leider direkt auch die erste Enttäuschung. Das Spiel kommt nämlich ohne jegliche Formel 1 Lizenz daher. Anstatt bekannten Piloten erwarten einen folglich solche Phantasiegeschöpfe wie ein gewisser M. Schmiedke oder ein M. Howen. Das wäre an sich ja noch kein Beinbruch, wenn sich die Programmierer und Grafiker wenigstens etwas Mühe gegeben hätten, das Ganze durch Phantasie und Einsatz wieder wett zu machen - aber von wegen. Die Herren Spielemacher haben es noch nicht einmal eingesehen, den Fahrern durch ein eigenes Porträt oder ein Bild wenigstens ein kleines bisschen Persönlichkeit zu spendieren. So bleibt es leider bei einem Heer von Gesichtslosen.

Noch schlimmer wird es übrigens bei den verschiedenen Teams. Hier war man noch nicht einmal kreativ genug, sich eigene Namen einfallen zu lassen. Das Ergebnis ist, dass die Teams einfach durchnummeriert wurden. Überlegt euch nur mal folgende Siegesmeldung: M. Schmiedke vom Team Nr. 7 hat den großen Preis von Deutschland gewonnen. Alle weiteren Kommentare erübrigen sich, denke ich. Immerhin unterscheiden sich die Teams farblich und laut Handbuch auch in den Leistungsdaten ihrer Wagen. Auf der Rennstrecke merkt man davon aber eher wenig.
Zur Ehrenrettung der Programmierer muss man allerdings anführen, dass sowohl die Namen der Teams als auch die der Fahrer selbst editiert werden können. Mit etwas Arbeit kann man also, zumindest was die Namen angeht, echtes Formel 1 Flair genießen.
Nachdem nun der Fahrer und das Team der Wahl feststehen, geht es an die Streckenauswahl. Hier stehen einem 17 bekannte Rennstrecken, u.a. auch der Hockenheimring, zur Verfügung, die alle detailgetreu im Spiel umgesetzt wurden. An der Stelle gibt es also nichts zu meckern.
Nach einer weiteren Bestätigung geht es dann auch sofort ab auf die Piste. Die Motoren röhren, die Startsignale erlöschen und ab geht die Post. Der Wagen zieht ordentlich und lässt sich gut steuern, die Gegner sieht man nur im Rückspiegel. Soweit also alles voll stabil und ziemlich laune-machend. Doch was ist das? Bei der ersten engen Schikane haut es mich sofort aus der Kurve. Und das wohlgemerkt obwohl ich vorher gebremst habe.

Nach einiger Rumkurbelei, diversen Flüchen und vier bis fünf Sekunden habe ich irgendwann den Weg vom gepflegten Grün zurück auf den heimischen Asphalt gefunden. Nebenbei erwähnenswert an dieser Stelle ist übrigens, dass eure Reifen mit der Zeit immer die Farbe des Bodenbelages annehmen, auf dem ihr euch bewegt. Sprich, nach meinem Ausflug in die Natur waren die Reifen, wie es sich gehört, ziemlich grünlich und haben ihre Farbe erst mit fortlaufendem Abrieb auf der Strecke wieder verloren. Nette Sache.
Das aber wohlgemerkt nur als Beobachtung am Rande. Viel mehr haben mich zu dem Zeitpunkt eigentlich die ganzen Rennwagen interessiert, die rasend schnell an mir vorbei gezogen sind. Ergebnis nach der ersten Kurve war folglich, dass ich auf einmal nur noch Siebter war. Macht nichts, habe ich mir gedacht, die schnappe ich mir doch locker. Also nix wie Bleifuß und hinterher.
Bis zur nächsten engen Kurve habe ich mich dann auch schnell auf den fünften Platz vorgearbeitet. Dieses mal bremse ich noch stärker ab, komme auch gut durch die Kurve, mit dem Ergebnis, dass mich innerhalb der Kurve einfach mal eben drei Konkurrenten überholen. Und das auf moderatem Schwierigkeitsgrad. Da ist mir wirklich langsam die Ader geschwollen.
Nach einigen weiteren Kurven und weiteren Platzverlusten war ich schließlich nach 3 gefahrenen Runden stolzer Letzter. Nach einigen weiteren Versuchen und genauso vielen letzten Plätzen habe ich mich dann schließlich in der Lage gesehen, das Problem genau zu orten und zu benennen.
Kurz zusammengefasst: Man darf die Kurven nicht zu schnell durchfahren, weil sonst ein Ausflug ins Grüne ansteht, aber eben auch nicht zu langsam, weil einen sonst auf einmal alle mit dem Auspuff anschauen. Ihr werdet jetzt alle meinen: „Meeensch das weis doch jedes Kind! Was will der von uns?“ Da habt ihr recht. Wissen tut das jedes Kind, das gewaltige Problem hier ist allerdings die Umsetzung!

Ihr müsst mit einer unheimlich geringen Fehlertoleranz genau das Tempo erwischen, mit dem ihr gerade noch so durch die Kurve kommt, ohne auf ungewollte Abwege zu geraten. Sauschwer kann ich nur sagen, und alles andere als Arcadegerecht. Um wirklich eine Chance zu haben, muss man jeden Kurs in- und auswendig lernen. Komplett mit Höchstgeschwindigkeiten in den Kurven und Ideallinie.
& ,,,Für eine Rennsimulation also eigentlich ein gutes Zeichen. Für ein Arcadespielmodus aber vollkommen tödlich. Jeder Arcadespieler oder Gelegenheitsrennfahrer wird bei dem Schwierigkeitsgrad nach einigen Minuten das Pad gegen die Wand hauen und entnervt ein Bier reinschütten.
Ich hätte jetzt gesagt: „Ok, das Spiel heisst immerhin Racing SIMULATION! Da muss jeder Käufer wissen, was auf ihn zukommt..“ Wenn da nicht auf der Rückseite der Hülle groß stehen würde: „Racing Simulation 2 verbindet maximalen Fahrspaß im Arcade-Modus mit top-realistischem Fahrgefühl im Simulationsmodus“ Also, maximalen Fahrspaß im Arcade-Modus nenne ich das auf keinen Fall. Das ist richtig harte Arbeit, wenn man nicht einfach immer als Letzter ins Ziel kommen möchte. Für einen Arcademodus ist das Gebotene definitiv viel zu schwer!
Weil sich Racing Simulation 2 nunmal augenscheinlich eher an die ganz hart gesottenen Rennfahrer mit Simulationsanspruch richtet, habe ich daraufhin meine Aufmerksamkeit dem Simulationsmodus zugewendet, der dem Naturell des Spieles wohl um einiges gelegener kommt. Mal schauen, ob die Entwickler hier wieder Punkte gut machen können.
Generell unterscheidet sich der Simulationsmodus vom Arcade-Modus in den stark erweiterten Konfigurationsmöglichkeiten des Rennwagens und im Handling der Boliden, das wesentlich schwieriger aber auch realistischer daher kommt als noch im Arcade-Modus.

Vor jedem Rennen könnt ihr im Simulations-Modus eure Rennwagen durch verschiedenste Anpassungen und Einstellungen speziell auf die zu fahrende Strecke abstimmen. Eure Einstellungsmöglichkeiten erstrecken sich hierbei von dem Übersetzungsverhältnis des Getriebes über Lenkeinschlagwinkel, Bremsbalance, Aerodynamik, Treibstoffmenge, Bereifung und Federung bis hin zu Bodenfreiheit, Federwegbegrenzung, Dämpfer, Spureinstellung und Motorleistung.
Die Einstellungsmöglichkeiten sind dabei sehr übersichtlich umgesetzt und lassen sich hervorragend bedienen. Außerdem sind alle Optionen ausführlich in dem Handbuch erläutert und erklärt. Dafür ein großes Lob an die Entwickler!
Ein weiterer Pluspunkt ist, dass die verschiedenen Einstellungen auch Auswirkungen untereinander entfalten. Durch einen großen Lenkeinschlagwinkel erhöht sich z.B der Abrieb der Reifen, es muss also durch härtere Bereifung gegengesteuert werden, was aber wiederum die Leistung der Reifen vermindert. Ihr seht, man kann tagelang über das richtige Setup für eine Strecke grübeln. In Punkto Realismus also ein großer Daumen nach oben!
Jetzt kommen wir zur Kardinalfrage. Wirken sich die ganzen Einstellungen auch entsprechend auf der Piste aus? Ja, das tun sie! Und das nicht zu knapp, kann ich nur sagen. Es geht sogar soweit, dass man ohne das genau passende Setup für jede Strecke praktisch chancenlos ist. Weil die Entwickler diese Problematik erkannt haben, sind im hinteren Abschnitt des Handbuches alle Strecken und ihre Besonderheiten ausführlich beschrieben und es werden sogar konkrete Ratschläge gegeben, wie der Bolide eingestellt werden muss, um erfolgreich zu sein. Sehr vorbildlich.
Die Steuerung selbst kommt mir in dem Simulationsmodus mehr entgegen als die des Arcade-Modus. Der Wagen verhält sich einfach natürlicher und man spürt irgendwie besser, wie viel Gas man in engen Kurven gerade noch geben kann, ohne einen Ausflug ins Grüne zu unternehmen. Nichts desto trotz ist der Schwierigkeitsgrad noch ein gutes Stück höher als in dem Arcade-Modus und dürfte wohl nicht jedermanns Geschmack sein.

Vielleicht noch ein kurzes Wort zum Retro Modus. Das Ganze ist zwar eine nette Idee, unterscheidet sich aber quasi überhaupt nicht vom Arcade-Modus. Lediglich die Rennwagen sehen anderes (eben alt) aus und sind schwieriger zu kontrollieren. Also eine nette Dreingabe, aber mehr auch nicht.
Grafisch gesehen ist Racing Simulation 2 übrigens gut dabei. Es ist zwar kein Überflieger, aber alles sieht gut aus und kommt ohne Ruckeln aus. Außerdem werden verschiedene Kameraperspektiven geboten. Hier wird wohl der persönliche Geschmack ausschlaggebend sein, was einem gefällt.
Was den Sound anbelangt, kann man die Geräusche betreffend durchaus Lob verteilen. Die Motoren produzieren ein herrliches Kreischen und unterstützen das Gefühl von Geschwindigkeit hervorragend. Der Soundtrack dagegen ist wie fast immer persönliche Geschmackssache. Ob allerdings der große gelbe Aufkleber auf der Spielehülle, der bekannt gibt, dass das Spiel den original Soundtrack „The Race“ von „Captain Jack“ innehat so verkaufsförderlich ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Achso Racing Simulation 2 verfügt übrigens auch über einen Zweispieler-Modus, mit dem man sich per Splitscreen gepflegt gegenseitig die Plätze streitig machen kann. Mit zwei eher schlechten Fahrern entwickelt der Multiplayer sogar eine nicht zu unterschätzende, aber eher unfreiwillige Komik. Für die Onlinefraktion wurde im Jahr 2001 außerdem noch eine onlinefähige Version der Rennsimulation veröffentlicht.
Racing Simulation 2 muss man eigentlich für zwei verschiedene Zielgruppen unterschiedlich bewerten. Gelegenheitsspieler und Arcade-Couchpiloten werden an dem hohen Schwierigkeitsgrad verzweifeln und sollten sich eher nach leichteren Alternativen umschauen. Knallharte Rennprofis können aber aufgrund des unheimlich hohen Realismusgrades mindestens 1,5 Punkte zur Bewertung hinzuaddieren.