Project Gotham Racing 3 im Test

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Mit Project Gotham Racing landeten die Entwickler von Bizarre Creations einen Hit zum Xbox Launch Anno 2002, nachdem der indirekte Vorgänger MSR auf der Dreamcast nicht ohne Kritik in den Konsolen gelandet war. Ein Jahr später stockte man den Umfang auf, brachte die Grafik auf den damals aktuellen Stand und integrierte eine richtig spaßige Xbox Live Komponente, wodurch Project Gotham Racing 2 auch heute noch gerne den Weg ins Xbox Laufwerk findet. Zum Start der Xbox 360 liegt ab dem 2. Dezember 2005 nun der dritte Teil der Reihe in den Händlerregalen – wir haben uns den Titel angeschaut und lassen euch wissen, worauf ihr euch einstellen könnt.
Spielerisch hat sich – dem ersten Anschein nach – bei Project Gotham Racing 3 nicht viel im Vergleich zum Vörgänger verändert. Herzstück des Spiels ist nach wie vor der Einzelkarriere-Modus, in dem ihr euer ganzes fahrerisches Können an den Tag legen müsst um irgendwann die Nummer Eins zu sein. Um dieses Ziel zu erreichen müsst ihr eine breite Masse an Rennevents absolvieren. Diese sind über den Erdball verteilt und bringen euch so nach London, Las Vegas, Tokyo, New York und auf den Nürburgring – jede Location bietet natürlich mehrere, stets verschieden ausgelegte Strecken. Hinzu kommt, dass jedes Event im klassischen Stil der Reihe in verschiedenen Schwierigkeitsgraden bereitsteht. Bevor ihr ein Rennevent startet müsst ihr also eure Fähigkeiten selber einschätzen um das Ziel, welches euch der entsprechende Schwierigkeitsgrad wählen (Anfänger, Leicht, Mittel, Schwer, Extrem) vorgibt, auch möglichst zu erreichen.

Wer nicht zum ersten Mal ein PGR spielt weiß, dass es im Spiel jedoch nicht nur auf den Rennsieg ankommt. Stylisches Fahren heißt der Schlüssel zum Erfolg, denn nur dadurch sammelt ihr die sogenannten Kudos. Diese Punkte bewerten euch nach eurem Stil, Tempo, Mut und allgemein euren Fertigkeiten. Für die Neulinge: in der Praxis äussert sich das so, dass sich z.B. beim Drift durch eine Kurve eine gewisse Anzahl Kudos in den Zwischenspeicher setzt. Verursacht ihr in den nächsten ca. zwei Sekunden keinen Crash werden diese Kudos eurem Konto gutgeschrieben. Vollführt ihr während dieser zwei Sekunden ein weiteres sehenswertes Manöver könnt ihr sogar schicke Combos rausholen und somit noch mehr Kudos einsammeln. Wieviele Kudos ihr für eine bestimmte Handlung erhaltet, liegt in PGR3 auch an dem vorher ausgewählten Schwierigkeitsgrad. Ein Überholmanöver in einem Bronzemedaillen-Event (Leicht) bringt euch z.B. weniger Kudos als die gleiche Aktion in einem Platinmedaillen-Event (Extrem).

Am Ende eines Rennens werdet ihr anhand der eingesammelten Menge von Kudos mit dem Rest der Xbox Live Community verglichen. Insofern eure Xbox 360 ans Netz angeschlossen ist, wird euch direkt eine aktuelle Rangliste für diese Strecke mit eurer neuen Position angezeigt. Eure Kudos sind außerdem dazu da, um die Ränge des Spiels zu durchleben. Habt ihr eine bestimmte Anzahl Kudos gesammelt steigt ihr einen Rang auf. Ihr beginnt bei Rang 10 und habt natürlich den ersten Rang als höchstes Ziel vor Augen. Bis dahin vergeht jedoch einiges an Zeit...

Die Rennevents in PGR3 sind des Weiteren in verschiedene Kategorien unterteilt. Neben ganz normalen Straßenrennen, in denen ihr eine vorgegebene Position erreichen müsst um den Wettbewerb erfolgreich abzuschließen, bietet euch das Spiel natürlich außerdem wieder diverse andere Arten von Events. Unterteilt sind diese dabei in drei Kategorien: Veranstaltungen mit Zeitvorgabe (Heiße Runde, Rennen mit Zeitvorgabe, Durchbruch, Zeit gegen Kudos), Rennveranstaltungen (Straßenrennen, Fahrerduell, Ausscheidung) und Stil-Veranstaltungen (Slalom, Drift-Versuch, Überhol-Herausforderungen, Tempo-Versuch). Die meisten dieser Veranstaltungen kennen alte PGR-Hasen bereits, die wenigen Neuen können machen ebenfalls Spaß und reihen sich prima ein.

Der Karriere-Modus in PGR3 wurde in zwei verschiedene Sparten unterteilt. Neben der normalen Einzelkarriere, die ich nun schon zur Genüge geschildert habe, gibt es außerdem die Online-Karriere. Hier habt ihr die Möglichkeit, euren Freunden und Bekannten über Xbox Live eure Fahrkünste vorzuführen. Habt ihr den Modus ausgewählt steht ihr vor der Wahl – verschiedene Rennevents stehen zur Verfügung. Habt ihr euch für einen Event entschieden werdet ihr via Trueskill (das ist der offizielle Name der Spielervermittlung auf Xbox 360) mit Spielern aus der ganzen Welt verbunden und rast so nicht mehr nur noch gegen künstliche Intelligenz. Im Gegensatz zur Einzelkarriere ist für die Online-Karriere praktisch kein Ende in Sicht. Euer Ziel ist es hier schlichtweg möglichst viel zu gewinnen und so euren Online-Rang immer weiter zu verbessern.

Neben der Jagd nach den Kudos stehen weitere Elemente im Mittelpunkt des Spiels. Allen voran natürlich die Credits, also die Währung des Spiels, die ihr ebenfalls durch bestandene Rennevents erhalten. Diese Credits braucht ihr nämlich, um eure Garage langsam aber sicher mit den heissesten Schlitten zu füllen, die PGR3 zu bieten hat. In Sachen Wagenvielfalt hat man PGR3 ein bischen eingegrenzt – nur noch ca. 80 Fahrzeuge stehen euch zur Verfügung. Dabei wurde aber Wert auf die absolute Elite gelegt und so findet ihr vor allem namhafte Hersteller wie Ferrari, Lamborghini, TVR, Mercedes, Lotus usw., während ihr erst gar nicht nach einem einfachen VW suchen braucht. Diese edlen Fahrzeuge haben natürlich alle ihren Preis. Umso erfreulicher ist es, dass sowohl Geld als auch Kudos in PGR3 viel schneller zu sammeln sind als es in den Vorgängern der Fall war. Wer schön spart kann so durchaus nach einer Hand voll Spielstunden schon den ein oder anderen Ferrari in der Garage stehen haben.

Wie schon in PGR2 kommt auch im aktuellen Teil der Reihe der größte Spielspaß durch die Online-Rennen auf. Denn neben der Online-Karriere gibt es selbstverständlich auch noch die gewohnten Online-Modi, in die ihr mal eben für ein schnelles Rennen einsteigen könnt. Neben den Standard-Varianten, die jeder der schon mal ein Online-Rennspiel gespielt hat kennen sollte, macht vor allem der Capture the track-Modus richtig Spaß. Eure Aufgabe besteht hierbei darin, soviel Asphalt der Strecke wie möglich für euch zu gewinnen, indem ihr auf diversen Abschnitten die schnellste Zeit fahrt. Bleibt uns für diesen Teil des Spiels noch zu sagen, dass PGR3 in unseren Online-Testsessions absolut flüssig lief und kein Hauch von Lags oder anderen nervigen Störungen zu bemerken waren.

Die Steuerung von PGR3 kann weitesgehend überzeugen, die Vermischung aus realistischer Fahrphysik und eingängiger Kontrolle ist erneut gut gelungen. Will heissen, dass ihr einen deutlichen Unterschied zwischen dem Handling eines einfachen Hondas und dem eines Enzo bemerkt. Die Fahrphysik wirkt trotzdem an den meisten Stellen einfach zu leicht, es wurde deutlich mehr Wert darauf gelegt, es dem Spieler einfacher zu machen. Was allerdings nicht heissen soll, dass eine Fahrt auf dem Nürburgring im F50 Langeweile aufkommen lässt. Ihr spürt jegliche Unebenheit des Asphalts im Pad und die kleinste Unkontzentriertheit wird schnell bestraft.

Doch ist die Bestrafung genug? Wenn ihr mit 300 km/h gegen die Bande fahrt, verliert ihr eure in den letzten Sekunden gesammelten Kudos – das war's. Das Schadensmodell ist nach wie vor nur von optischer Natur und selbst das kann ehrlich gesagt nicht wirklich überzeugen. Abgesehen von hängenden Seitenspiegeln, nicht mehr ganz festsitzenden Motorhauben und verbogenen Spoilern bekommt ihr keine wirklichen Nachwirkungen eines großen Crashs zu sehen. Dadurch wird der Respekt vor Unfällen, bzw. das Verlangen möglichst sauber zu fahren, meiner Meinung nach deutlich abgeschwächt, was ich ein bisschen schade finde.

Das Komplettpaket PGR3 wird mit einigen zusätzlichen netten Features abgeschlossen. Zunächst wäre da das sogenannte Gotham TV. Über diesen Modus könnt ihr euch via Xbox Live als Zuschauer zu anderen Online Rennen gesellen. Hierbei habt ihr zunächst die Auswahl zwischen zwei Kanälen, dem Helden-Kanal und dem Freunde-Kanal. Während ihr über letzteren Rennen eurer Freunde begutachten könnt, sehr ihr auf dem Helden-Kanal Rennen, an denen die weltbesten PGR3 Spieler beteiligt sind. Auch wenn man über den Sinn dieses Features sicherlich lange diskutieren kann, halte ich es für eine witzige Ergänzung. Wie oft man diese jetzt wirklich nutzen wird, ist wohl von Spieler zu Spieler unterschiedlich. Richtig interessant wird es aber, wenn eines eurer Rennen in der Online-Karriere über Gotham TV übertragen wird. Eine kleine Nachricht im Bildschirm gibt euch darüber Bescheid und der Druck für euch, eine möglichst gute Show zu zeigen, steigt enorm an. Denn wer will sich schon live vor den versammelten Freunden blamieren? ,,,)

Hinzu kommt noch die Möglichkeit, während einer Renn-Wiederholung in den Foto Modus zu wechseln, wo ihr nach Belieben Bilder von eurem Gefährt schießen könnt. Dieser bietet zwar nicht die Detailtiefe des Foto-Features von Gran Turismo 4, ist aber dadurch deutlich einfacher zu bedienen. Bastler freuen sich zudem über den Routen-Ersteller, der euch in den vorgegebenen Städten eigene Rennstrecken 'abstecken' lässt. Was sich kompliziert anhört lässt sich in der Praxis ganz einfach umsetzen: ihr wählt Start- und Zielpunkt des Rennens und bestimmt außerdem, welche Straßensegmente im Verlauf der Strecke befahren werden sollen. Seid ihr mit eurer Konstruktion fertig könnt ihr sie selber direkt auf ihre Tauglichkeit testen – oder ihr zeigt sie via Splitscreen / System Link euren Freunden.

Grafisch haut PGR3 ohne Zweifel richtig auf den Putz. Die Fahrzeugmodelle – wenn von einer der Aussenperspektiven gesehen – sind schlichtweg beeindruckend. Starke und helle Farben, absolut saubere Kanten und vor allem die Lichtspiegelungen auf dem Lack halten euren Kiefer auf. Im gleichen Atemzug kann man den Fahrzeugmodellen aber einen gewissen Plastik-Look nicht absprechen. Spätestens wenn ihr im Foto-Modus aber den Ferrari Schriftzug auf den Bremstrommeln absolut leserlich seht, ist das schon wieder vergessen. Besonders zu erwähnen ist die sogenannte Armaturenbrett Ansicht, durch die ihr das optimale Fahrerlebnis geliefert bekommt. Auch wenn das Fahren in dieser Perspektive natürlich aufgrund mangelnder Streckenübersicht nicht sonderlich einfach ist, würde ich euch empfehlen damit zu trainieren – diese Perspektive haut meiner Meinung den Spielspaß in PGR3 an seine Grenzen.

Sehr beeindruckend sind außerdem die Rennstrecken, auf denen ihr eure Fahrzeuge bewegt. Die Städte wurden erneut sehr realistisch und detailgetreu ins Spiel integriert. So fahrt ihr in Las Vegas am Mirage und Caesar's Palace vorbei, erlebt ihn Tokyo die Partymeile Shinjuku bei Nacht inkl. Massen an Neonreklamen oder heizt im Enzo mit 330 km/h über die Brooklyn Bridge in New York. Generell gefallen die Rennen am Tag besser als die in der Nacht, auch wenn bei letzteren die Spiegelung auf den Autos natürlich noch besser zur Geltung kommt. Begleitet werden eure Rennen stets von unzähligen Zuschauern hinter den Begrenzungen, die – nicht nur in Tokyo – mit der Ausreizung ihrer Fotoapparate nicht geizen. Das beste Ergebnis holt ihr hier natürlich auf einem HD-Ready Gerät heraus, aber auch auf einem normalen 16:9 Fernseher kann das Gebotene stets noch begeistern. Bei einem 4:3 Gerät müsst ihr mit weiteren Einschränkungen leben. Schade, dass es, egal auf welchem Gerät ihr spielt, im Splitscreen Multiplayer Modus stets Leistungseinbußungen gibt. Das Schadensmodell hätte ebenfalls noch deutlich detaillierter sein können.

Beim Sound begeistert PGR3 zunächst vor allem wegen dem richtig satten Motorensound, den ihr über eine DD5.1 Anlage in Bestform erleben könnt. Auch hier ist das Highlight wieder die Armaturenbrett-Perspektive – wenn ihr hört wie euer Gegner sich langsam an einer Seite anschleicht steigt der Puls. Sehr interessant ist die Gestaltung des Soundtracks zum Spiel. Wie in anderen Titeln findet ihr auch in PGR3 verschiedene Kanäle, die einem musikalischen Genre zugeordnet sind. Zunächst wären da die Stilrichtungen, die jeder von euch in einem Rennspiel erwarten würde, sprich (Alternativ-)Rock, Electro, Industrial und Hip-Hop. Bekannte Künstler findet ihr in der Songlist von PGR3 natürlich auch, darunter u.a. Bloc Party, Chemical Brothers, Orbital oder The Streets. Doch das ist noch nicht alles. Neben diesem Standardprogramm bietet euch PGR3 außerdem Kanäle für Bhangra (indische Klassik trifft Londoner Clubsounds), J-Pop sowie klassische Musik. Besonders der Klassik-Kanal ist dann doch wirklich mal 'etwas anderes' – mit Klängen von Beethoven oder Bach wirkt eine 250 km/h Fahrt durch die Häuserschluchten von New York direkt ganz anders. Natürlich könnt ihr auch – wie in jedem Xbox 360 Spiel – auf die Musik auf eurer Festplatte bzw. die auf einem angeschlossenen USB Speichermedium zugreifen.

Gregory meint:

Gregory

Project Gotham Racing 3 ist ein absolut solides Rennspiel, welches Fans der Vorgänger und des typischen PGR-Feelings auf keinen Fall enttäuschen wird. Mit einer sehr beeindruckenden technischen Darbietung und dem gewohnt spaßigen PGR-Gameplay kann auch der dritte Teil der Reihe fast lückenlos begeistern. Mit einer doch recht kurzen Spielzeit von ca. 9 Stunden in der Einzelkarriere holt sich PGR3 aber das komplette Spielspaß Potential, wie schon PGR2, aus dem Xbox Live Modus, der hervorragend funktioniert. Falls ihr also weder vorhabt online mit PGR3 unterwegs zu sein, noch die Willensstärke habt ewig an der Karriere zu sitzen um alle Events mit einer Platinmedaille abzuschließen, könnt ihr von meiner Wertung gut den ein oder anderen Punkt abziehen. Allen anderen wünsche ich schon jetzt viel Spaß mit PGR3 – wir sehen uns online!

Positiv

  • PGR-Feeling
  • Online eine Wucht
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  • von konsolenfreaky:

    Schade, dass die Serie nicht mehr weitergeführt wurde. Waren tolle Titel! Machts für den 4. Teil dann aber nicht mehr Sinn, auch im Thread zum 4. Teil zu schreiben..? ...

  • von Flat Eric:

    cd32 schrieb: Ich bin wieder an Teil 4 dran zocke es seit ein paar Wochen sehr intensiv. Ist auch ein mega guter Teil......

  • von cd32:

    Ich bin wieder an Teil 4 dran zocke es seit ein paar Wochen sehr intensiv.

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Project Gotham Racing 3 Daten
Genre Racing
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 02.12.2005
Vermarkter MicrosoftGameStudio
Wertung 8.8
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