
Wer nicht zum ersten Mal ein PGR spielt weiß, dass es im Spiel jedoch nicht nur auf den Rennsieg ankommt. Stylisches Fahren heißt der Schlüssel zum Erfolg, denn nur dadurch sammelt ihr die sogenannten Kudos. Diese Punkte bewerten euch nach eurem Stil, Tempo, Mut und allgemein euren Fertigkeiten. Für die Neulinge: in der Praxis äussert sich das so, dass sich z.B. beim Drift durch eine Kurve eine gewisse Anzahl Kudos in den Zwischenspeicher setzt. Verursacht ihr in den nächsten ca. zwei Sekunden keinen Crash werden diese Kudos eurem Konto gutgeschrieben. Vollführt ihr während dieser zwei Sekunden ein weiteres sehenswertes Manöver könnt ihr sogar schicke Combos rausholen und somit noch mehr Kudos einsammeln. Wieviele Kudos ihr für eine bestimmte Handlung erhaltet, liegt in PGR3 auch an dem vorher ausgewählten Schwierigkeitsgrad. Ein Überholmanöver in einem Bronzemedaillen-Event (Leicht) bringt euch z.B. weniger Kudos als die gleiche Aktion in einem Platinmedaillen-Event (Extrem).
Am Ende eines Rennens werdet ihr anhand der eingesammelten Menge von Kudos mit dem Rest der Xbox Live Community verglichen. Insofern eure Xbox 360 ans Netz angeschlossen ist, wird euch direkt eine aktuelle Rangliste für diese Strecke mit eurer neuen Position angezeigt. Eure Kudos sind außerdem dazu da, um die Ränge des Spiels zu durchleben. Habt ihr eine bestimmte Anzahl Kudos gesammelt steigt ihr einen Rang auf. Ihr beginnt bei Rang 10 und habt natürlich den ersten Rang als höchstes Ziel vor Augen. Bis dahin vergeht jedoch einiges an Zeit...

Der Karriere-Modus in PGR3 wurde in zwei verschiedene Sparten unterteilt. Neben der normalen Einzelkarriere, die ich nun schon zur Genüge geschildert habe, gibt es außerdem die Online-Karriere. Hier habt ihr die Möglichkeit, euren Freunden und Bekannten über Xbox Live eure Fahrkünste vorzuführen. Habt ihr den Modus ausgewählt steht ihr vor der Wahl – verschiedene Rennevents stehen zur Verfügung. Habt ihr euch für einen Event entschieden werdet ihr via Trueskill (das ist der offizielle Name der Spielervermittlung auf Xbox 360) mit Spielern aus der ganzen Welt verbunden und rast so nicht mehr nur noch gegen künstliche Intelligenz. Im Gegensatz zur Einzelkarriere ist für die Online-Karriere praktisch kein Ende in Sicht. Euer Ziel ist es hier schlichtweg möglichst viel zu gewinnen und so euren Online-Rang immer weiter zu verbessern.

Wie schon in PGR2 kommt auch im aktuellen Teil der Reihe der größte Spielspaß durch die Online-Rennen auf. Denn neben der Online-Karriere gibt es selbstverständlich auch noch die gewohnten Online-Modi, in die ihr mal eben für ein schnelles Rennen einsteigen könnt. Neben den Standard-Varianten, die jeder der schon mal ein Online-Rennspiel gespielt hat kennen sollte, macht vor allem der Capture the track-Modus richtig Spaß. Eure Aufgabe besteht hierbei darin, soviel Asphalt der Strecke wie möglich für euch zu gewinnen, indem ihr auf diversen Abschnitten die schnellste Zeit fahrt. Bleibt uns für diesen Teil des Spiels noch zu sagen, dass PGR3 in unseren Online-Testsessions absolut flüssig lief und kein Hauch von Lags oder anderen nervigen Störungen zu bemerken waren.

Doch ist die Bestrafung genug? Wenn ihr mit 300 km/h gegen die Bande fahrt, verliert ihr eure in den letzten Sekunden gesammelten Kudos – das war's. Das Schadensmodell ist nach wie vor nur von optischer Natur und selbst das kann ehrlich gesagt nicht wirklich überzeugen. Abgesehen von hängenden Seitenspiegeln, nicht mehr ganz festsitzenden Motorhauben und verbogenen Spoilern bekommt ihr keine wirklichen Nachwirkungen eines großen Crashs zu sehen. Dadurch wird der Respekt vor Unfällen, bzw. das Verlangen möglichst sauber zu fahren, meiner Meinung nach deutlich abgeschwächt, was ich ein bisschen schade finde.

Hinzu kommt noch die Möglichkeit, während einer Renn-Wiederholung in den Foto Modus zu wechseln, wo ihr nach Belieben Bilder von eurem Gefährt schießen könnt. Dieser bietet zwar nicht die Detailtiefe des Foto-Features von Gran Turismo 4, ist aber dadurch deutlich einfacher zu bedienen. Bastler freuen sich zudem über den Routen-Ersteller, der euch in den vorgegebenen Städten eigene Rennstrecken 'abstecken' lässt. Was sich kompliziert anhört lässt sich in der Praxis ganz einfach umsetzen: ihr wählt Start- und Zielpunkt des Rennens und bestimmt außerdem, welche Straßensegmente im Verlauf der Strecke befahren werden sollen. Seid ihr mit eurer Konstruktion fertig könnt ihr sie selber direkt auf ihre Tauglichkeit testen – oder ihr zeigt sie via Splitscreen / System Link euren Freunden.

Sehr beeindruckend sind außerdem die Rennstrecken, auf denen ihr eure Fahrzeuge bewegt. Die Städte wurden erneut sehr realistisch und detailgetreu ins Spiel integriert. So fahrt ihr in Las Vegas am Mirage und Caesar's Palace vorbei, erlebt ihn Tokyo die Partymeile Shinjuku bei Nacht inkl. Massen an Neonreklamen oder heizt im Enzo mit 330 km/h über die Brooklyn Bridge in New York. Generell gefallen die Rennen am Tag besser als die in der Nacht, auch wenn bei letzteren die Spiegelung auf den Autos natürlich noch besser zur Geltung kommt. Begleitet werden eure Rennen stets von unzähligen Zuschauern hinter den Begrenzungen, die – nicht nur in Tokyo – mit der Ausreizung ihrer Fotoapparate nicht geizen. Das beste Ergebnis holt ihr hier natürlich auf einem HD-Ready Gerät heraus, aber auch auf einem normalen 16:9 Fernseher kann das Gebotene stets noch begeistern. Bei einem 4:3 Gerät müsst ihr mit weiteren Einschränkungen leben. Schade, dass es, egal auf welchem Gerät ihr spielt, im Splitscreen Multiplayer Modus stets Leistungseinbußungen gibt. Das Schadensmodell hätte ebenfalls noch deutlich detaillierter sein können.
Beim Sound begeistert PGR3 zunächst vor allem wegen dem richtig satten Motorensound, den ihr über eine DD5.1 Anlage in Bestform erleben könnt. Auch hier ist das Highlight wieder die Armaturenbrett-Perspektive – wenn ihr hört wie euer Gegner sich langsam an einer Seite anschleicht steigt der Puls. Sehr interessant ist die Gestaltung des Soundtracks zum Spiel. Wie in anderen Titeln findet ihr auch in PGR3 verschiedene Kanäle, die einem musikalischen Genre zugeordnet sind. Zunächst wären da die Stilrichtungen, die jeder von euch in einem Rennspiel erwarten würde, sprich (Alternativ-)Rock, Electro, Industrial und Hip-Hop. Bekannte Künstler findet ihr in der Songlist von PGR3 natürlich auch, darunter u.a. Bloc Party, Chemical Brothers, Orbital oder The Streets. Doch das ist noch nicht alles. Neben diesem Standardprogramm bietet euch PGR3 außerdem Kanäle für Bhangra (indische Klassik trifft Londoner Clubsounds), J-Pop sowie klassische Musik. Besonders der Klassik-Kanal ist dann doch wirklich mal 'etwas anderes' – mit Klängen von Beethoven oder Bach wirkt eine 250 km/h Fahrt durch die Häuserschluchten von New York direkt ganz anders. Natürlich könnt ihr auch – wie in jedem Xbox 360 Spiel – auf die Musik auf eurer Festplatte bzw. die auf einem angeschlossenen USB Speichermedium zugreifen.
Project Gotham Racing 3 ist ein absolut solides Rennspiel, welches Fans der Vorgänger und des typischen PGR-Feelings auf keinen Fall enttäuschen wird. Mit einer sehr beeindruckenden technischen Darbietung und dem gewohnt spaßigen PGR-Gameplay kann auch der dritte Teil der Reihe fast lückenlos begeistern. Mit einer doch recht kurzen Spielzeit von ca. 9 Stunden in der Einzelkarriere holt sich PGR3 aber das komplette Spielspaß Potential, wie schon PGR2, aus dem Xbox Live Modus, der hervorragend funktioniert. Falls ihr also weder vorhabt online mit PGR3 unterwegs zu sein, noch die Willensstärke habt ewig an der Karriere zu sitzen um alle Events mit einer Platinmedaille abzuschließen, könnt ihr von meiner Wertung gut den ein oder anderen Punkt abziehen. Allen anderen wünsche ich schon jetzt viel Spaß mit PGR3 – wir sehen uns online!