
"Komplizierte Spielzüge lassen sich auch für Anfänger problemlos durchführen..."
Die Geschichte vom römischen Imperium wird in einer Kampagne mit 24 Missionen erzählt. Die Missionen sind abwechslungsreich in Sachen Grafik und Anspruch, haben aber keinen direkten Zusammenhang. Jede Mission beginnt mit einem kurzen Video, das sie in den jeweiligen historischen Kontext einweist und zu ihrem eigentlichen Einsatz hinführt. So stellt sich nie die Frage „Was soll das ganze hier?“. Bevor sie aber selber auf ihrem Feldherrenhügel platznehmen dürfen , werden sie von einem Gesandten des Imperiums in die wichtigsten Details wie Einsatzziele, Geländebesonderheiten, Standorten von Freunden oder Feinden hingewiesen. Gut informiert geht es dann praktisch sofort richtig zur Sache.

"Wer nicht aufpasst gerät schnell mal in Bedrängnis..."
Praetorians zeichnet sich durch ein sehr übersichtliches Einheitenmanagment aus, da sie auch im größten Einheitengewusel noch leicht den Überblick behalten. Alle Einheiten sind in Legionen von 8 – 32 Mann zusammengefasst. Alle Einheiten einer Legion folgen ihrem Feldzeichen, wie ihre Vorbilder vor 2000 Jahren. Fahren sie mit der Maus in die Nähe einer Legion, erscheint dieses Feldzeichen, mit einem Klick darauf ist die Legion ausgewählt und kann ihre Befehle entgegennehmen. Kämpfen tun sie mit verschiedensten Einheitentypen, ähnlich wie in Command&Conquer oder WarCraft3, die gut kombiniert sein wollen, da Bogenschützen im Nahkampf etwa dieselbe Überlebenschance haben wie Sklaven bei einem Kevalerieangriff. Taktik wird, wie wir es von Pyro gewohnt sind, ganz groß geschrieben.
Die Anzahl von eigenen Einheiten ist nicht hauptsächlich für den Ausgang einer Schlacht entscheident, sondern die Einheitenkombination und die landschaftlichen Begebenheiten. Zu diesem Zweck gibt es im Spiel verschiedene Geländeformen die von hohem Steppengras, worin sich ihre Legionen leicht verstecken können, um einen Hinterhalt zu machen, bis zu tiefen Wäldern, die von bestimmten Einheiten, wie z.B. Streitwagen, nicht betreten werden können. Die Vielfalt der Einheitentypen ist dementsprechend klein ausgefallen. Es gibt etwa 15 verschiedene Einheitentypen, die sich teilweise enorm voneinander unterscheiden.

"Die hübsche Grafik und die Liebe zu Detail wissen zu begeistern..."
So gibt es unter anderem die gewöhnliche Infanterie, die im Kampf zwar eher schwach ist, aber dafür Wachtürme und Belagerungsgeräte bauen können (Wer mit Map-Controll spielt, wird sie lieben...), oder die starken fast unbezwingbaren Prätorianer, die Leibgarde Cäsars persönlich, die fast jedem Angriff standhalten, wenn man sie geschickt einzusetzten weiß. Neben den üblichen Hau-drauf-Einheiten gibt es noch einige wenigen Spezialeinheiten: Den Heiler, den Falkner, den Wolf-Späher und den Zenturio. Der Heiler verarztet verwundete Einheiten in seinem Einzugsbereich automatisch, der Falkner kann seinen Falken ausschicken, um sich ein aktuelles Bild der Lage zu machen, da es, wie in jedem guten Taktikgame, den Nebel des Krieges gibt. Der Wolf-Späher hat einen Wolf dabei, den er losschicken kann, um tiefe Wälder nach Feinden zu durchsuchen. Das ist sein entscheidender Vorteil dem Falkner gegenüber, aber seine Reichweite ist dafür nur sehr begrenzt. Last but not least gibt es noch den Zenturio, den Führer der römischen Legionen. Sie verfügen über bestimmte Spezialfunktionen, z.B. alle Einheiten in seiner Nähe kämpfen deutlich besser und ihre Regenerationsfähigkeit nimmt drastisch zu. Das macht sie natürlich zu bevorzugten Zielen, was eine neue Vielzahl taktischer Möglichkeiten eröffnet.

"Es kann schon mal ganz schön heiß hergehen..."
In Praetorians gibt es neben besagten Geländeschikanen noch Städte, bzw. Dörfer, die über eine verschiedene Anzahl von Einwohnern verfügen. Diese Städte können durch den Bau einer Garnison neben der Stadt besetzt werden. Wenn sie einen Zenturio in ihnen residieren lassen, kann er, abhängig von der Einwohneranzahl, neue Truppen für sie rekrutieren. Das Rekrutieren von neuen Legionen ist besonders im Mehrspielermodus, sowie im Gefechtsmodus(Skirmish) wichtig, da es dort sehr oft zu großen Massakern kommt, da nicht überall die Grundlage für ein taktisches Vorgehen gegeben sind. Für das Rekrutieren von Einheiten, die über besonders starke Fähigkeiten verfügen, sind sogenannte Ehrenpunkte nötig. Diese bekommt man nach einer Art Erfahrungssystem, ähnlich wie in Diablo oder Dangoun Sieg. Für eine bestimmte Anzahl getöteter Gegner bekommt man einen Ehrenpunkt. Der aktuelle Ehrenpunktestand lässt sich jeder Zeit mit einem Druck auf die Shift-Tast abfragen. Neben dieser Information erfährt man auf die gleiche Weise den aktuellen Stand aller getöteten und verlorenen Einheiten, die momentane Legionsanzahl, sowie die aktuelle Anzahl an Befehlspunkten, diese stellen die Obergrenze für die Legionsanzahl dar.

"Auch Truppentransporter sollten gut bewacht werden..."
Man kann im Gefecht und im Multiplayer zwischen 3 verschiedenen Zivilisationen wählen: den Römern, den Barbaren und den Ägyptern. Jede Kultur hat ihre spezifischen Stärken und Schwächen. Die Barbaren haben sehr starke Krieger, wo hingegen die Römer auf ihre Disziplin und Formationen setzten können. Die Karten sind anspruchsvoll und schön gestaltet, aber leider endet nahezu jede Schlacht gegen CPU-Gegner in einem Massaker, obwohl die KI-Kollegen sonst recht intelligent agieren. Sie nutzen Steppengras, genau so wie Wälder und Flüsse als Schutz und Taktik. Sehr komfortabel ist die Möglichkeit, den gesamten Schlachtverlauf zu speichern und später wiederzugeben, so kann man sehr bequem und effizient seine Strategie verbessern.
Hardwaremäßig ist Praetorians sehr bescheiden. Dank guter Tuningmöglichkeiten kann man das Spiel flüssig auf einem Pentium 3 mit 500MHz, 128MB-SDRAM und einer Elsa Erazor 3 spielen. Leider kommt man dann nicht in den Genuss der sehr detailverliebten Grafik und der wunderschönen Wassereffekte. Die auf der höchsten Zoomstufe etwas merkwürdig aussehenden Einheiten passen deswegen nicht in das sonst recht überzeugende Konzept von Praetorians. Der Sound ist hingegen sehr gut gelungen. Je nach Situation wechselt die Musik von einer friedlichen, fröhlichen bei Frieden in ein spannende und mitreißende bei Angriffen ohne dabei auf die Nerven zu gehen. Die Soundeffekte sind ebenfalles überzeugend.

"Bei Wind und Wetter hat der Soldat auf dem Schlachtfeld auszuharren..."
Ich persönlich kann dieses Spiel mit gutem Gewissen weiterempfehlen, allerdings ist ein wenig Geduld erforderlich, da trotz des jeder Zeit verstellbaren Schwierigkeitsgrades speziell zu Beginn sehr oft das Wort „Niederlage“ mit dem passenden Abspann zu sehen ist. Hat man aber einmal den Bogen raus, gibt es fast nichts besseres.
written by Jan-Alexander, © neXGam