Pocket Book - Mein geheimes Tagebuch im Test

Nintendo DS
Frauen sind ein großes Mysterium. Schon im Schulalter nehmen sie an undurchschaubaren Ritualen teil, die von der Männerwelt bis heute nicht entschlüsselt werden konnten. Mädchen stehen in Gruppen herum, kritzeln Nachrichten in Bücher, flüstern sich Sachen ins Ohr und kichern regelmäßig sobald sich ihnen ein Inhaber des Y-Chromosoms nähert. Wenn man fragt, was so lustig ist, bekommt man regelmäßig “Ach, gar nichts!“ als Antwort. Mit Pocket Book – Mein geheimes Tagesbuch für Nintendo DS wird dem weiblichen Geschlecht nun ein weiteres Werkzeug zum Austausch von geheimen Botschaften geliefert. Grund genug sich das Modul einmal genauer anzuschauen. Eventuell ist es ja jetzt endlich möglich herauszufinden, was hinter der ewigen Verschwörung steckt.


Fairerweise muss gesagt werden, dass zu Beginn die Möglichkeit existiert einen männlichen Hauptnutzer einzurichten. Bei einem rosa Cover und einem Spieldesign, dass ausschließlich auf Bonbonfarben und Niedlichkeit setzt, ist es für Jungs aber ebenso unmöglich dieses Produkt auf einen Kassentresen zu legen wie eine Ausgabe der Bravo Girl.

Die Assistentin Jenny führt durch das Programm und erweist sich als äußerst neugierig. Noch bevor es richtig losgeht, stellt die virtuelle Freundin einen ganzen Haufen von Fragen, die von der Telefonnummer bis hin zum Lieblingstier fast alle Bereiche abdecken. Ist dieses Verhör überstanden, darf mit Hilfe eines recht simplen Editors ein eigener Avatar gebastelt werden. Nun findet man sich endlich im Hauptmenü wieder wo sich die Frau von Welt austoben darf.


Es gibt viel zum Antippen und wenig zum Spielen...


Im Grunde befindet sich auf dem Modul kaum etwas, was nicht sowieso jeder Mensch bereits auf dem PC hat oder was sich nicht durch einen Zettel und einen Stift ersetzen ließe. Natürlich steht das Tagebuch, dessen Design sich ein wenig an die eigenen Bedürfnisse anpassen lässt, im Vordergrund. Der Passwortschutz ist sicherlich eine nette Sache für Mädchen, die sich dafür entschieden haben, ihre intimsten Geheimnisse ausgerechnet ihrer Spielkonsole anzuvertrauen. Doch obwohl die digitale Methode deutlich sicherer ist als die Mini-Schlösser, die man normalerweise auf den Tagebüchern aus der Schreibwarenabteilungen findet, gibt es auch ein paar Argumente, die gegen Pocket Book als Ersatz für Papier und Tinte sprechen. Die einzelnen Einträge sind auf 255 Zeichen begrenzt, was weniger als ein Viertel dieses Absatzes ausmacht und somit nur für recht ereignislose Tage oder Stichwörter sinnvoll ist. Außerdem werden selbst die schnellsten Touchscreenantipper feststellen, dass es deutlich umständlicher ist, Buchstaben mit Hilfe einer virtuellen Tastatur einzugeben als einen Kugelschreiber zur Hand zu nehmen.

Auch ein Freundesbuch findet sich unter den enthaltenen Programmen. Hier kann man Bekannte dazu zwingen, ebenfalls ihre persönlichen Angaben zu hinterlassen. Diese Datenbank ist eine nette Idee, doch genau wie beim Tagebuch fällt es sehr leicht, Raum für Verbesserungen zu finden. Das Erstellen eigener Fragen wäre beispielsweise hilfreich gewesen, um Auskünfte zu bekommen, die über die vorhandenen 16 Kategorien hinaus gehen. An dem integrierten Terminkalender gibt es hingegen kaum etwas auszusetzen. Er erfüllt seinen Zweck und ist so einfach zu bedienen, dass die junge Zielgruppe keinerlei Probleme damit haben dürfte.


Reale Freunde sind dringend notwendig, um den Speicherplatz zu füllen...


Absolut nicht nachvollziehbar ist die Tatsache, dass auf einen Wi-Fi-Modus verzichtet wurde. Um in den Genuss der Multiplayer-Optionen zu kommen, sind also diverse Leute samt DS und dem entsprechenden Spiel nötig, die sich außerdem noch im näheren Umkreis aufhalten müssen. Es ist schon sehr viel verlangt, wenn ein Kind sieben Freunde zum Kauf der Software überreden soll, nur um für ein paar Minuten auf dem Schulhof alle Interaktions-Möglichkeiten zu testen. Ohnehin darf man lediglich Freundesbucheinträge austauschen und an einem Tastaturchat teilnehmen. Gerade Letzteres wirkt reichlich überflüssig, wenn man bedenkt, dass im DS-Speicher ein ähnliches Programm schlummert, das auch ohne Modul bestens funktioniert.

Damit es auch in Zeiten von Schreibblockaden etwas zu tun gibt, sind vier freischaltbare Minigames mit von der Partie. Dummerweise kann keine dieser kleinen Herausforderungen wirklich lange für Heiterkeit sorgen. Ein simples Verschiebe-Puzzle mit Bildern von niedlichen Tieren und Babys ist bereits das spielerische Highlight, dicht gefolgt von einem Quiz, das sich der mit Hilfe von Freunden gefüllten Datenbank bedient. Wer besonders viel Zeit mit Pocket Book verbringt, wird mit Schmuckstücken belohnt, mit denen die virtuelle Moderatorin verschönert werden darf.


Glaubt es oder nicht, der grafische Höhepunkt des Games ist auf diesem Bild zu sehen.


Die Grafik ist kaum mit Worten zu beschreiben, da es so wenig davon gibt. Genau so gut könnte man versuchen, Word oder Excel auf ihre optischen Reize zu überprüfen. Wenigstens ist alles schön übersichtlich, was wohl auch der wichtigste Faktor bei einem Produkt dieser Art ist. Selbst in den Bereichen, wo mehr möglich gewesen wäre, wird aber nur das Nötigste geboten. Die Assistentin Jenny verfügt beispielsweise nur über sehr spärliche Gesichtsanimationen, die sie bereits nach wenigen Sekunden geisteskrank wirken lassen. Auch die Minigames machen einen mehr als simplen Eindruck. Unterstrichen wird das Ganze von ein paar langweiligen Melodien. Besonders das Hauptthema wiederholt sich schnell und wirkt lieblos.

Tim meint:

Tim

Es ist nicht ganz fair Pocket Book – Mein geheimes Tagebuch nach den regulären Kriterien für Videospiele zu bewerten, da es sich im Grunde nicht um ein Game handelt. Das Modul liefert genau das, was es verspricht. Es ist ein simples digitales Tagebuch mit Terminkalender, Chatfunktion, einer Freundesdatenbank und ein paar Minigames. Wer der Meinung ist, dass genau so etwas in der eigenen DS-Sammlung noch fehlt, darf bedenkenlos zuschlagen. Für jeden männlichen Zocker, insbesondere jenseits des zwölften Lebensjahres, ist der Titel aber absolut uninteressant. Die enthaltenen Spielchen sind zu simpel, um lange zu begeistern und die technischen Möglichkeiten des Nintendo-Handhelds werden nicht einmal angekratzt. Da eine Wi-Fi-Option fehlt, ist man außerdem darauf angewiesen, ein paar Freundinnen vom Kauf zu überzeugen, denn die Software bringt jeden Einzelgänger innerhalb von Minuten zum Gähnen.

Positiv

  • Leicht zu bedienen
  • Passwortschutz

Negativ

  • Kein Wi-Fi-Modus
  • Es wäre deutlich mehr möglich gewesen.
  • Langweilige Mini-Games
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Pocket Book - Mein geheimes Tagebuch Daten
Genre Sonstiges
Spieleranzahl 1 - 8
Regionalcode Regionfree
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 04.12.2008
Vermarkter tivola
Wertung 3.4
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neXGam YouTube Channel
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