Onslaught (WiiWare) im Test

Nintendo Wii
Klack, Klack – Klack, Klack – Klack, Klack... schon die ruhmreichen Ritter der Kokosnuss wussten, dass zur effektiven Fortbewegung das Klack-Geräusch einfach dazu gehört. Der Wiiware Egoshooter Onslaught von Hudson unterstreicht eben diese These für das neue Jahrtausend nochmals. Warum und ob die Alienhatz trotzdem oder gerade deswegen Spaß macht erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.

Nein ihr habt euch nicht verlesen. Onslaught ist ein waschechter Egoshooter, den ihr allerdings nicht im Händlerregal finden werdet. Vielmehr hat es sich Hudson zur Aufgabe gemacht, innerhalb der Wiiware-Philosophie einen Shooter aus dem Boden zu stampfen, der auch hart gesottene Action Fans für 1000 Wii Punkte (10 Euro) zufrieden stellt. Dabei ist die Story genretypisch recht schnell erzählt. In einer Mischung aus eher unspektakulären Standbildern und eingeblendeten Texten erfahrt ihr von dem misslungenen Versuch genetisch mutierte Insekten per Rakete ins All zu schießen. Das Raumschiff kam aber nie zurück. Ihr schlüpft in die Rolle des namenlosen Marines mit dem generischen Kampfanzug und sollt nun auf dem Planet nach dem Verbleib der Wissenschaftler und Insekten suchen. Zugegeben, das Genre der Egoshooter ist nicht für seine ausgefeilten Geschichten bekannt aber selbst vor einem Jahrzehnt gab es schon einfallsreichere Einführungen. Dass die Texte und Dialoge dann auch noch von einem Grundschüler zu stammen scheinen, kommt dem Ganzen dann auch eher weniger zugute aber ihr seid ja nicht zum lesen hier.


Nach dem eher lahmen Intro finden wir uns im ebenso unspektakulären Hauptmenü wieder. Hier habt ihr die Option, das Hauptspiel alleine oder mit bis zu vier anderen Marines im Multiplayermodus zu bestreiten. Die kurze, 13 Missionen umfassende Kampagne müsst ihr aber auch im Einzelspieler nicht ganz alleine bestreiten. Euch stehen zwei Marines zur Seite, welche ihr mit Druck auf die "A"-Taste in drei unterschiedliche Formationen bringt. Das wiederum bringt einiges an taktischen Überlegungen mit sich. Lasst ihr eure Flanken decken oder sollen euch eure Mitstreiter doch im Frontalangriff unterstützen? Angesichts der wahren Gegnerflut ist dies nicht immer eine leichte Entscheidung.


Die erste Mission bestreitet ihr aber vorerst alleine. Hier wird euch die grundlegende Steuerung erklärt. Konsolentypisch benötigt ihr sowohl Nunchuk als auch die Wiimote. Bewegt wird sich dabei mit dem Analogstick des Nunchuks. Für das Umschauen kommt die Pointerfunktion der Wiimote zum Einsatz. Diese Art der Bewegung kennt ihr so auch aus anderen Egoshootern der Nintendo Konsole und hat sich so schon oft bewährt. Auch das Wählen der Waffen per Steuerkreuz und die "B"-Taste als obligatorischer Feuerknopf sind weitestgehend Shooterstandarts. Wem die Bewegungssteurung etwas zu sensibel oder unsensibel daher kommen sollte, kann dies gerne anhand von Einstellungen im Optionsmenü nachholen.

Interessanter gestalten sich da schon die weiteren Funktionen des Nunchuks. Mit einem Druck auf die "C"-Taste holt ihr eine Elektropeitsche hervor, welche durch das Schwingen des Nunchuks zum Einsatz kommt. Weiterhin werft ihr mit der Bewegung auch Granaten. Als letztes gebraucht ihr den Nunchuk um euch den säureähnlichen Schleim der Insektenbrut aus dem Gesicht zu wischen, bevor er anfängt euch zu schaden. Bei den primären Schießprügeln bietet Onslaught hingegen Ware von der Shooterstange. Ihr verteidigt euch mit Sturmgewehr, Schnellfeuergewehr, Schrotflinte und zielsuchenden Raketenwerfer. Das ist zwar nichts Weltbewegendes aber sie erfüllen allesamt ihren Zweck. Der Nachschub an Munition wird auf dem feindlichen Planeten durch Universal-Clips gesichert. So könnt ihr selbst entscheiden für welche Waffe ihr die Clips verwenden wollt. Für alle Waffen gibt es in den Levels und durch das Erreichen bestimmter Vorgaben Upgrades zu finden. Dadurch wird es euch auch möglich, mehrere Waffen desselben Typs zu tragen. Wirklich viel Sinn macht das allerdings nicht, weil sich diese Waffen dann eine Munitionsleiste teilen.


Bereits nach den ersten Schritten auf der feindseligen Welt trefft ihr auf eure ersten Gegner. Das Rudel genetisch mutierter Maden stellt dabei noch eine eher geringe Bedrohung dar. Später gesellen sich aber noch Grashüpfer, Wespen und riesige Rüsselkäfer dazu. In späteren Levels finden sich von diesen Gegnertypen auch stärkere und größere Variationen wieder. Alle haben aber zwei Sachen gemeinsam: Sie treten immer in Scharen auf und tragen einen auffälligen neongrünen Schwachpunkt am Körper. Vor allem bei den späteren Varianten und härteren Brocken solltet ihr immer auf diesen Schwachpunkt zielen. Innerhalb der Mission gilt es nun im Rahmen eines mal mehr oder weniger knapp bemessenen Zeitlimits bestimmte Aufträge zu erfüllen. So reicht am Anfang noch das Suchen des Levelausgangs für das erfolgreiche Bestehen einer Mission aus, während ihr später Nester finden und zerstören müsst, Güter beschützt oder die Insektenbrut vom Überqueren einer bestimmten Linie abhaltet.


Das klingt zunächst einmal nach einer Menge Spaß und Abwechslung aber Ernüchterung macht sich schneller breit als euch lieb ist. Zunächst mal nehmen es eure Soldaten mit dem Zeitlimit im Nacken nicht so genau. Selten haben sich Charaktere so langsam und unmotiviert durch die Areale eines Shooters bewegt. Grade zu desinteressiert vom stetigen Ticken der Uhr schleicht ihr durch die Gänge von einer Gegnerwelle zur nächsten. Leider bieten die Level bis auf die verschiedenen Gegner keinerlei Abwechslung und so zieht auf den Laufwegen zwischen den teilweise recht spannenden Shootouts schon mal die eine oder andere Jahreszeit an euch vorbei. Unterbrochen wird das Spektakel ab und an durch eine Zwischensequenz. Diese sollen den Spielverlauf zwar auflockern, setzen den langweiligen Phasen zwischen den Kämpfen aber die gähnende Krone auf. Hier stehen sich die Marines meist starr gegenüber und bombardieren sich mit belanglosen, einzelligen…pardon einzeiligen Dialogen in Form von Textboxen. Ein einfacher Kameraschwenk von links nach rechts ist somit das Spannendste, was euch in einer Zwischensequenz passieren kann. Hier werden Ahnungen wach, warum ihr dauerhaft darauf hingewiesen werdet, dass ihr das Geschehen, sofern man das so nennen möchte, mit einem Druck auf die Minus-Taste überspringen könnt. Zudem fehlt es sowohl dem Feind, den Levels aber allen voran den Marines an irgendeiner Form von Persönlichkeit.


Während euch dann auch noch die Insektenwellen anfänglich noch eher uninspiriert und belanglos frontal entgegen geschmissen werden, verstanden es die Entwickler im späteren Verlauf des Spiels doch noch, euch mit einer Mischung aus verschiedenen Insektentypen aus allen Richtungen zu umzingeln und so eine gewisse Spannung zu erzeugen. Leider macht sich eure valiumgetränkte Laufgeschwindigkeit auch im Kampf spürbar negativ bemerkbar. Abhilfe schafft hier eine Art Sprungbewegung. Dazu drückt ihr einfach den Analogstick des Nunchuks zweimal schnell hintereinander in die gewünschte Richtung. Hier entsteht auch das eingangs erwähnte „Klack-Klack“-Geräusch indem ihr den Analogstick immer wieder gegen das Nunchuk schlagt. Zwar braucht euer Marine bereits nach wenigen Sprüngen schon eine kurze Verschnaufpause aber selbst mit der seid ihr immer noch schneller Unterwegs als mit der Kaffeebohnen-Schrittgeschwindigkeit. Rhythmisches „durch die Level“-Klacken ist also angesagt und wird vor allem im Multiplayer gerne praktiziert.


Hier finden sich über Freundescodes oder freie Spielersuche bis zu vier Mitstreiter zusammen. Gemeinsam könnt ihr euch dann erneut durch die Missionen der Einzelspielerkampagne schlagen, während ihr durch Komboabschüsse eure Punktzahl in ungeahnte Höhen treibt. Ähnlich wie im Wii-Multiplayerhit Mario Kart wählt sich jeder Spieler aus den Missionen eine aus und der Zufallsgenerator entscheidet welche ihr zusammen anpackt. Allerdings beschränkt sich der Multiplayer auch auf diese Funktion. Weder besondere Mehrspielerarenen noch ein Modus der euch direkt gegeneinander antreten lässt haben es ins Spiel geschafft. Auch eine Möglichkeit zur Absprache über einen Chat oder gar Wiispeak sucht ihr vergeblich. Einzig und allein die Punktzahl lässt euch eure Leistung mit derer anderer Spieler vergleichen. Das sorgt dann aber doch für genügend Motivation und lässt über den, trotz vielfältiger Missionsarten eintönigen, Spielablauf der Einzelspielerkampagne hinwegsehen und macht das kooperative Zusammenspiel mit euren Freunden zum Highlight des Titels. Wenn ihr dann auch noch von Horden von mutierten Rieseninsekten überrannt werdet und sich am Horizont schon die nächste Brut ankündigt während ihr noch hofft, dass der Feind schneller das Zeitliche segnet als euer Magazin und ihr mit einer Handbewegung den Alienschleim aus dem Gesicht kratz in der Hoffnung, dass euch doch bald ein Mitspieler aus der Gefahr heraus holt, zeigt der Titel was mit ihm möglich ist.


Nicht ganz so hitverdächtig gestaltet sich hingegen die Präsentation. Zugegeben, die schiere Masse an Gegnerhorden und Action, die Hudson hier auf den Screen zaubert ist für einen Wiiware-Titel beeindruckend und überzeugt noch mehr durch die stets flüssige Darstellung. Allerdings wird sich das durch ein karges und langweiliges Leveldesign erkauft. Hier gibt es nichts außer Wände in braun für jede Tageszeit. Ab und zu finden sich zwar ein paar neongrüne Gebilde an den Wänden und hier und da steht mal eine Kiste rum, von Abwechslung oder gar optischen Highlights kann dennoch keine Rede sein. Angesichts der Gegnerflut lässt sich dieses Manko bei einem WiiWare-Titel dennoch verschmerzen. Zumal auch der Mehrspielrmodus flott und flüssig daher kommt. Spürbare Lags oder Aussetzer gab es in der Testzeit nur sehr selten zu bemängeln.


Während man auf grafischer Seite durchaus gute Arbeit geleistet hat, laden sowohl Hintergrundmusik als auch die Soundeffekte zum leiser drehen ein. Mit der elektronischen Musik wollte man wohl die gemächliche Gangart der Marines unterstreichen. Geradezu einschläfernd plätschert der Elektrosound vor sich hin und ist in seiner Belanglosigkeit bereits nach der Ankunft im Ohr vergessen. Die Soundeffekte hingegen werden euch leider nicht mehr aus dem Kopf gehen. Fast jeder Abschuss in einer Kombokette wird mit einem unpassenden „That´s why you are still a kid!“ kommentiert. Der Satz wird euch in eure Träume verfolgen und löste beim Reviewer ein permanentes Zucken im rechten Auge aus. Ähnlich nervenzerrend ist auch das Geräusch, das euch beim Verlust der Energie durch die Wiimote permanent entgegenhallt. Das „Ouch!“ macht eher den Eindruck als würde Spongebob höchstpersönlich in dem Anzug stecken. Glücklicherweise könnt ihr es im Optionsmenü ausschalten. Der Rest der Effekte verläuft sich in einem eher matschigen Brei aus rauschenden Sprachsamples und dünnen Waffengeräuschen. Hier hat Hudson eindeutig noch Verbesserungsbedarf im ersten und dafür doch recht gelungenen Wiiware-Shooter.

Team neXGam meint:

Team neXGam

Wer an die nächste Imbissbude geht und sich ne Currywurst bestellt, der darf keinen Hummer erwarten. Wer Konkurrenz zu aktuellen Blockbustern wie Killzone 2 sucht ist hier sichtlich fehl am Platz. Auch einem Vergleich zu den wenigen Wii-Shootern hält der Titel nicht stand. Für 10 Euro bekommt ihr aber einen unterhaltsamen Arcade-Shooter. Vor allem in den hitzigen Gefechten mit Freunden entfaltet der Titel sein Potential. Allerdings kann dies nicht über einige Schwächen wie den demotivierten Singleplayer und die schwache Sounduntermahlung hinwegtäuschen. Onslaught ist zwar einer der besseren Wiiware Titel aber hier hätte Hudson noch einmal nachbessern sollen und „That´s why you are still a kid!“

written by Mario Schmidt, © nexgam.de

Christian meint:

Christian

Onslaught kommt scheinbar zum richtigen Zeitpunkt: The Conduit steht uns bevor und ein kleiner, kurzer Lückenfüller mit Onlineanbindung erscheint da gerade recht. Zwar stören Kleinigkeiten wie der fehlende Deathmatchmodus, die belanglose Story oder die simple Grafik den Gesamteindruck, trotzdem macht Onslaught Spaß und bringt Kurzweil – Online wie Offline. Wer nach frischem Shooterfutter hungert darf gerne zuschlagen, Grafikpuristen oder Storyfanatiker sollten jedoch zuerst einmal Probespielen.  

Positiv

  • Viele Gegner und Action gleichzeitig auf dem Schirm – ohne Ruckler
  • Einige wirklich gute Ideen
  • Multiplayer motiviert durch Punktewettkampf

Negativ

  • Sowohl Geschichte als auch Charaktere laden zum gähnen ein
  • Monotoner Spielablauf mit bestenfalls standart Shooterkost
  • „That´s why you are still a kid!“ kann Bewusstseinsstörungen hervorrufen
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Onslaught (WiiWare) Daten
Genre Ego-Shooter
Spieleranzahl 1 - 4
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 13.02.2009
Vermarkter HudsonSoft
Wertung 6.7
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neXGam YouTube Channel
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