No More Heroes 2 - Desperate Struggle (us.) im Test
Sex, Gewalt und derber Humor sind die wichtigsten Zutaten in Suda51's No More Heroes. Seit dem Vorgänger sind zwei Jahre vergangen und nun ist es endlich wieder an der Zeit, zum Beam Katana zu greifen und in Santa Destroy aufzuräumen. Wie sich Travis in seinem neuen Abenteuer schlägt, erfahrt ihr in unserem Import-Test.
Drei lange Jahre ist es her, dass Travis Touchdown die Nummer 1 unter den Auftragskillern wurde. Seit seinem fulminanten Aufstieg ist es ruhig um das Großmaul geworden. Travis hat seine Katana an den Nagel gehängt und mit seinem Killer-Job aufgehört. Zumindest bis zu einer Begegnung mit einem jungen Schwert schwingenden Mann, der den Tod seines Bruders rächen will. Es kommt zum Kampf zwischen den beiden, aus dem Travis natürlich als Sieger hervor geht. Kaum fällt Travis Gegner tot und kopflos zu Boden, erscheint Silvia Crystal und verkündet, dass Travis gerade die Nummer 51 des Assassinen Rankings getötet hat. Es stehen also noch fünfzig weitere Killer auf dem Speiseplan. Doch Travis will von all dem nichts wissen. Außerdem ist er ziemlich sauer, dass Silvia vor drei Jahren spurlos verschwunden ist und sich nicht mehr gemeldet hat. In seiner Wohnung angekommen, wird Travis von einem Päckchen überrascht, welches fensterbrechend in sein Schlafzimmer fliegt. Inhalt ist der Kopf seines Freundes und Videothekbesitzers Bishop. Travis, blind vor Wut und Rachgelüsten, kontaktiert Silvia und bittet sie, nach dem Mörder zu suchen. Zufälligerweise stellt sich heraus, dass Bishops Mörder der Killer Nummer 1 ist. Für den rachewütigen Travis beginnt erneut ein langer Weg an die Spitze.
Soviel also erst einmal zur Story von No More Heroes 2: Desperate Struggle. Zugegeben, die Geschichte gewinnt keinen Blumentopf, weiß aber zu gefallen und animiert zum Weiterspielen, weil man genau weiß, dass jeder Kampf den Weg zu Bishops Mörder verkürzt. Und gekämpft wird ziemlich viel. Sage und schreibe fünfzig Assassinen stehen zwischen euch und der Nummer 1. Fans des ersten Teils reiben sich jetzt die Hände, schließlich versprechen fünfzig Bossgegner eine Menge Spaß. Doch der Schein trügt. Im gesamten Spiel werdet ihr nämlich "nur" 24 Bossgegnern gegenüber stehen. Klar, das sind weitaus mehr als noch im Vorgänger, aber auch weniger, als anfangs von Grasshopper versprochen. Relativ früh im Spiel macht man einen riesigen Sprung auf der Killer-Skala und wundert sich, wo die anderen 27 Bossfights geblieben sind. Nichtsdestotrotz können sich die restlichen 24 Bossgegner sehen lassen und stellen sogar die abgedrehten Killer des Erstlings locker in den Schatten. An Absurdität und Coolness sind die Kämpfe in Desperate Struggle kaum zu überbieten. Einmal nehmt ihr in einem riesigen Mech Platz und kämpft mit eurem Roboter über Santa Destroy und im Weltall, nur um später im Spiel einen Bosskampf auf eurem getunten Motorrad zu bestreiten. Einfach nur obercool!
Natürlich müsst ihr erst einmal zu den Bossgegnern kommen. Und hier tauchen auch schon die ersten Unterschiede zum Vorgänger auf. Ihr braucht diesmal kein Geld, um an Ranking-Fights teilzunehmen. Sobald ihr einen Assassinen ausschaltet, wird der nächste Kampf zugänglich. Ohne wenn und aber. Ihr schnetzelt euch einfach durch die obligatorischen Horden kleiner Gegner im jeweiligen Level und steht letzten Endes dem Obermotz gegenüber. Jeder Boss ist in einem anderen Areal zu finden. So durchkämmt ihr Hotelräume voller monotoner Gegner oder streift in einem dunklen Wald umher, um zum großen Endgegner zu kommen. Am eigentlichen Gameplay hat sich dagegen nichst verändert. Immer noch schwingt ihr per Knopfdruck eure Waffe. Sobald ihr einen Gegner ordentlich bearbeitet habt, erscheint ein Pfeilsymbol auf dem Bildschirm. Schwingt ihr die Wiimote nun in die gezeigte Richtung, schnetzelt ihr euer Gegenüber in mehrere Einzelteile. Literweise Blut und Gore inklusive. Auch die bekannten Overkill-Features haben es in den zweiten Teil geschafft. Schlagt ihr euch erfolgreich durch die unzähligen Gegnerhorden, kann es passieren, dass Travis einen Flash kriegt und die Zeit verlangsamt. Dann könnt ihr eure Gegner nach Belieben bearbeiten und im Sekundentakt in Stücke hauen. Neu ist auch Travis' Verwandlung in einen Tiger. Füllt sich die Tigeranzeige auf eurem HUD, transformiert sich der Held in das wilde Tier und greift Feinde blitzschnell an. Sinnlos? Ja. Aber äußerst cool und spaßig! Doch Travis ist nicht der einzige spielbare Charakter. In No More Heroes 2 bekommt ihr nämlich die Möglichkeit, mit Shinobu oder Travis' Zwilling Henry zum Schwert zu greifen. Dabei steuern sich die beiden allesamt anders und weisen individuelle Angriffe und Fähigkeiten auf. Abwechslung wird euch also definitiv geboten!
Solltet ihr mal nicht kämpfen, könnt ihr in eurer Wohnung faulenzen oder einen der zahlreichen Mini-Jobs annehmen. Ja, ihr lest richtig. Obwohl man in No More Heroes 2 keine Einschreibegebühr für die Kämpfe zahlen muss, kann man ordentlich Geld verdienen, um es dann für neue Waffen (die ihr sogar alle gleichzeitig mit euch tragen und per Knopfdruck wechseln könnt), Klamotten oder Trainingseinheiten auszugeben. Doch vorbei sind die Zeiten von langweiligen und uninspirierten Mini-Spielen auf den Straßen von Santa Destroy. Eine offen zugängliche Stadt gehört nämlich der Vergangenheit an. Vielmehr findet ihr euch in einem schicken Menü wieder, wenn ihr euer Apartment verlasst. Ihr seht die Karte von Santa Destroy und die einzelnen Geschäfte und Mini-Jobs werden euch bequem per Seitenmenü angezeigt. So wählt ihr einfach euer gewünschtes Ziel aus, die Karte zoomt auf den gewählten Bereich der Stadt und Travis findet sich am Ziel seiner Träume. Lästiges Umherfahren in der Geisterstadt des Vorgängers gibt es nicht mehr. Ich begrüße diese Änderung, da man nun schnelle seine Angelegenheiten erledigen kann, bevor man sich zum nächsten Kampfschauplatz aufmacht.
Doch kommen wir zu den besagten Mini-Jobs. Diese stellen für mich persönlich das ganz große Highlight in Desperate Struggle dar. Jeder der zahlreichen Mini-Jobs ist nämlich ein eigens konzipiertes Mini-Spiel in Form alter 8-Bit Tage. So könnt ihr euch beispielsweiße wieder als Kokosnuss-Sammler versuchen. Musstet ihr dabei im ersten Teil noch gegen Bäume schlagen, die Kokosnüsse aufsammeln und sie dem Verkäufer bringen, kommt im Nachfolger ein richtiges Spiel alter NES-Tage zum Vorschein. Ihr hört, wie jemand in ein altes Modul pustet und dieses in eine Konsole steckt (alte Hasen wissen, was gemeint ist ;)). Dann erscheint das Hauptmenü. Ihr startet den Mini-Job und steuert Travis nun in alter Retromanier durch verschiedene Sidescroll-Levels. Je weiter ihr im Spiel kommt, umso mehr Geld kriegt ihr im Endeffekt. Dabei kann man wirklich jeden Job als selbstständiges 8-Bit Spiel betrachten und man erwischt sich dabei, wie man immer wieder zurück kommt und diese "Klassiker" spielt. Nicht, weil man das Geld braucht, sondern weil es einfach Spaß macht. Suda51 hat die Kritik an den Mini-Spielen aus dem ersten Teil beherzigt und macht es in Desperate Struggle viel viel besser. Bravo!
Aber das ist noch nicht alles. Auch in eurer Wohnung erwarten euch zahlreiche Überraschungen. So findet ihr eure Katze vor, die unumstritten zu viel auf den Rippen hat. Jetzt gilt es, das Kätzchen wieder auf Vordermann zu bringen, und zwar in einem mehrstufigen Minispiel! Habt ihr genug von eurer Katze, setzt ihr euch vor die Glotze und zockt ne Weile. Ihr spielt ein Spiel, indem ihr ein Spiel spielt. Verwirrend, aber wahr! Ein reinrassiges Shoot 'Em Up kann nämlich in Travis Wohnzimmer gedaddelt werden, freischaltbare Extras wie z.B. Animevideos inklusive. Ihr seht also, man kann sehr viel Zeit zwischen den einzelnen Kämpfen verbringen. So verteilt sich No More Heroes 2 auf gute 12 bis 15 heitere Stunden Spielspaß.
Leider ist nicht alles Gold, was glänzt. Das musste ich auch bei Desperate Struggle feststellen. Neben den vielen Verbesserungen in Gameplay und Präsentation sind doch noch einige Kritikpunkte übrig geblieben. So fehlt mir die frei einstellbare Kamera. Zwar könnt ihr die Sicht hinter euren Helden zentrieren, wirklich hilfreich ist es aber nicht. Auch wirken einige der Levelumgebungen recht karg und trostlos. Vor allem ein Level ist mir da unangenehm im Gedächtnis geblieben. Ihr übernehmt die Kontroller über Shinobu und macht ein Level voller grauer Texturen und brauner Container unsicher. Sieht wirklich nicht sonderlich gut aus und trübt den ansonsten genialen grafischen Stil etwas. Größter Kritikpunkt sind für mich aber die nervenden Sprachsamples der einfachen Gegner. Stellt euch das so vor: Ihr kämpft euch durch Horden von respawnenden Gegner durch und jedes Mal, wenn ihr einen Gegner endgültig ins Nirvana schickt, schreit dieser "Mama", "Noooo" oder "Help me!!". Etwas mehr Abwechslung wäre hier schön gewesen, liebe Entwickler.
Auf der grafischen Seite wurde der Animestil konsequent verbessert und erstrahlt in neuem Glanz. Die Polygonanzahl der Charaktere wurde erhöht und an Animationen und Mimik wurde gefeilt. Das Spiel sieht deutlich besser aus als sein Vorgänger. Die Hauptcharaktere und Endbosse sind eine wahre Augenweide. Das Zusammenspiel zwischen verschiedenen Farben und präzise gesetzten Schatten beherrschen die Entwickler bei Grasshopper wie keine anderen. Einzig die einfachen Gegnermassen hätten mehr Abwechslung verdient. An Effekten wurde ebenfalls nicht gespart und so erwartet die erwachsenen Wii-Zocker ein sehr gut aussehendes und vor allem äußerst stylisches Spiel. Was den Sound betrifft, gibt es neben den oben erwähnten nervigen Sprachsamples keine weiteren Beschwerden. Der Soundtrack ist so gut wie eh und je mit seinen Punk-rockigen Melodien und genialen Specialeffekten. Die englische Sprachausgabe ist wunderbar gelungen und unterstreicht die geniale und einzigartige Atmosphäre. Überhaupt wirkt das Spiel wie aus einem Guss und überzeugt vor allem durch den vulgären Humor und die oftmals sexistischen Anspielungen. Auf jeden Fall nichts für jüngere Spieler, auch wenn es noch so bunt und farbenfroh daherkommt. ;)
Dominic meint:
Desperate Struggle ist eine konsequente Weiterentwicklung des Vorgängers. Die großen Negativpunkte wurden erfolgreich beseitigt, an der Präsentation hat man ebenfalls gefeilt und der derbe Humor sowie die wahnsinnigen Ideen des ersten Teils wurden sogar noch übertroffen. Alle, die No More Heroes gemocht haben, werden No More Heroes 2: Desperate Struggle lieben! Importiert es euch, wenn ihr die Chance habt. Wer weiß, wie lang die Schere sein wird, der die im April erscheinende Pal-Version zum Opfer fällt.
Das macht mir nichts aus. Gerade bei dem Preisunterschied. Und ja, ich lege immer Wert auf die Anleitung und meide SPA/ITA, aber FRA und ENG sowieso beherrsche ich und da ist es mir schnuppe. Nur beim Wiederverkauft... So wie mein Epic Mickey 2 PS3 auf... Polnisch. Einmal nicht bei eBay geschaut...
von _2xs:
...
von Undead:
Das liegt aber meist nur an der OVP Sprache selbst. Viele wollen einfach kein French oder Ita Version. Das sieht man eigentlich durchweg bei allen Games, außer diese Games sind "Land" Exklusiv.
Rein zum zocken hat man hier aber Vorteile wenn eh alle Sprachen drauf sind(ober besser...
Desperate Struggle ist eine konsequente Weiterentwicklung des Vorgängers. Die großen Negativpunkte wurden erfolgreich beseitigt, an der Präsentation hat man ebenfalls gefeilt und der derbe Humor sowie die wahnsinnigen Ideen des ersten Teils wurden sogar noch übertroffen. Alle, die No More Heroes gemocht haben, werden No More Heroes 2: Desperate Struggle lieben! Importiert es euch, wenn ihr die Chance habt. Wer weiß, wie lang die Schere sein wird, der die im April erscheinende Pal-Version zum Opfer fällt.