
Herr Lehrer, ich weiß was! Die Helden der NBA sind zurück und machen Jagd auf Körbe.
Wie immer gibt es jede Menge Möglichkeiten, sich mit bis zu vier menschlichen Controllersportlern auf den Courts auszutoben. Schnelle Matches sind ebenso möglich wie historische Szenarien, die auch selbst erstellt werden dürfen, und selbstverständlich sorgt die offizielle Lizenz dafür, dass man alle Stars und Sternchen der NBA über die Plätze scheuchen darf. Der altbekannte Dynasty Modus ist wieder mit von der Partie und verspricht eine nahezu endlose Herausforderung, da man ein Team über mehrere Jahre begleiten darf. Auch wenn hier keine wirklich komplexen taktischen Überlegungen gefragt sind, hat man als Teammanager genug zu tun. Trainingseinheiten müssen geplant werden und auch den Transfermarkt sollte man zwischen den Partien im Auge behalten. Wer einfach nur zocken will, darf natürlich all die kleinen und teilweise lästigen Aktionen der Xbox 360 überlassen.
Als weitere umfangreiche Spielvariante wurde diesmal auch die FIBA-Weltmeisterschaft integriert. In dem Turnier muss versucht werden, sich gegen die besten Nationalmannschaften der Welt durchzusetzen und obwohl es keine nennenswerten Änderungen im Gameplay gibt, ist es eine nette Sache, Dirk Nowitzki mal im Deutschland-Trikot zu sehen. Abgerundet wird die solide Auswahl an Modi durch diverse Xbox-Live-Events. Hier kann man neben dem schnellen Duell Turniere auswählen oder sogar in Online-Ligen gegen bis zu 32 menschliche Kontrahenten antreten. Beim NBA Allstar Weekend steht kurzweiliger Spaß in Form von Slam Dunk Contests oder Matches mit extremer Zeitbeschränkung im Vordergrund. Insgesamt ist die Auswahl an Modi solide, auch wenn die ganz große Überraschung nicht zu finden ist.

Ob sich das Game hierzulande auch nur halb so gut verkaufen würde, wenn es Dirk nicht gäbe? Fraglich...
Die künstliche Intelligenz scheint etwas verbessert worden zu sein. So kann man inzwischen tatsächlich beobachten, wie Verteidigungstaktiken umgestellt werden. Das ändert aber nichts daran, dass NBA Live 08 echte Profis nicht lange fordern wird, da selbst auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad schnell Mittel und Wege gefunden sind, um mit gut getimten Pässen in die Zone unter dem Korb vorzudringen. Den eigenen computergesteuerten Mitspielern unterlaufen noch immer ein paar Fehler, aber das lässt sich durch gute eigene Aktionen wieder ausgleichen.
Was die Steuerung angeht, ist der aktuelle Teil der Endlosserie reine Geschmackssache. Simulationsenthusiasten dürften sich etwas unterfordert fühlen. Doch es gibt auch Menschen, die schon immer Probleme mit den unzähligen Möglichkeiten hatten, die Games dieses Genres dem Zocker am Controller normalerweise bieten. Bei EA Sports hat man sich dazu entschieden, auch Einsteigern eine Chance zu geben und alles eher simpel zu gestalten. Obwohl sich das Game immer noch die Bezeichnung Simulation verdient, hat der Zocker weit weniger Möglichkeiten, das Geschehen im Detail zu beeinflussen als in vergleichbaren Teamsportspektakeln. Natürlich sind ein paar Dribbelkunststücke, Finten und ähnliche Manöver möglich, aber beim endgültigen Wurf ist im Grunde keine Fingerfertigkeit mehr gefragt. Im Defensivspiel hat man sogar noch weniger Optionen, so dass immer die gleichen Taktiken verfolgt werden, um wieder in den Ballbesitz zu kommen.

Auch außerhalb der USA wird inzwischen vernünftig Basketball gespielt. Die Endrunde der FIBA-WM ist mit von der Partie.
Eine wichtige Neuerung stellen die so genannten Hotspots dar. An diesen einblendbaren Zonen auf dem Court können die NBA-Pros zwar nicht umsonst ins Internet, aber ihre Treffsicherheit erhöht sich erheblich. Die Idee ist nicht ganz neu und dürfte Zockern älteren Semesters bereits aus dem ewigen Arcade-Klassiker NBA Jam bekannt sein. Da das EA Sports Produkt aber deutlich stärker Richtung Simulation tendiert, haben sich die Macher auch ernsthafter mit dem Thema auseinander gesetzt. So wurden beispielsweise Spielerstatistiken genutzt, um die Lieblingswurfplätze der Sportler ausfindig zu machen. Die Mühe hat sich ausgezahlt, denn die Hotspots machen das Game ein wenig interessanter und sorgen dafür, dass man sich nicht auf ein langes Ratespielchen einlassen muss, um Punkte zu machen. Hat man erst einmal ein wenig Übung, kann sogar auf die Einblendung verzichtet werden, da sich die Stärken der einzelnen Spieler mit der Zeit einprägen.

Sehen mal wieder richtig gut aus die Jungs. Leider können die Animationen immer noch nicht mit den Modellen mithalten.
In NBA Live 07 waren es besonders die Spielermodelle, die Grafik-Fanatikern ein Lächeln entlocken konnten und an dieser Tatsache hat sich auch in diesem Jahr nichts geändert. Ein hoher Detailgrad, der leicht übertriebene aber imposante Schweiß-Effekt und gelungene Texturen sind auch im neuesten Update das Aushängeschild der Optik. Besonders in den Replays gibt es viel zu entdecken. Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten. Die Animationen wurden zwar etwas überarbeitet, aber die Verbesserungen hätten noch wesentlich größer ausfallen müssen, um die Grafik-Endwertung in die Höhe zu treiben. Viele der Bewegungen muten noch immer skurril an, was die Stimmung deutlich drückt. Die Arenen und das Publikum gehen in Ordnung, sind aber in dieser Form inzwischen Standard auf Next Generation Systemen.
Manchmal bedeuten kleine Veränderungen große Verbesserungen. Im letzten Jahr war es vor allem die furchtbare Kamera, die viele Aktionen unnötig kompliziert machte. Diesmal muss man nicht eine halbe Stunde in den Optionen herumsuchen, um eine Perspektive zu finden, die akzeptabel ist. Der Zocker ist nah genug am Geschehen, um die Würfe vernünftig vorbereiten zu können.

Da guckst du doof. Mit kleineren Dribblingtricks lässt sich die Verteidigung gut ausspielen.
Beim Sound gibt es keinerlei Überraschungen. Die Kommentatoren machen ihre Arbeit gut, sind aber verglichen mit ihren Kollegen aus NBA 2K8 wesentlich weniger wortgewandt und abwechslungsreich. Auch die Effekte klingen solide und das virtuelle Publikum sorgt für eine realistische Atmosphäre. Zwischen den Spielen erklingen die üblichen Hip-Hop- und R´n´B-Songs, für die EA Sports Titel bekannt sind. Kennern der Genres dürften einige der Lieder nicht zum ersten Mal hören, da mit teuren Lizenzen nicht gegeizt wurde.
NBA Live 08 ist sicherlich kein schlechtes Spiel. Beim diesjährigen Update wurde sogar mehr Zeit und Mühe investiert als gewöhnlich, um die leicht verstimmten Fans wieder gnädig zu stimmen. Das Problem ist nur, dass es bereits eine deutlich bessere Baketball-Simulation gibt und man schon ein echter Fan des Genres sein muss, um sich ein zweites Game dieser Art ins Regal zu stellen. Der Steuerung mangelt es im direkten Vergleich mit NBA 2K8 weiterhin an Komplexität, was aber für einige Freunde der Sportart sogar ein Vorteil sein mag. Während die Auswahl an Modi ausreichend ist, gibt es besonders in grafischer Hinsicht weiterhin Raum für Verbesserungen. EA Sports hinken in Sachen Basketball immer noch hinterher, haben aber gleichzeitig bewiesen, dass der Wille noch da ist, die Krone wieder an sich zu reißen. Man darf also hoffnungsvoll auf den nächsten Teil warten und bis dahin ist NBA Live 08 ein netter Zeitvertreib.