
Valentino Rossi hat's auch im Spiel drauf!
Moto was?! Richtig verwirrend wird es für den „Otto-Normal-Zocker“. Bei dem Titel handelt es sich nicht um eine Adaption, der schon längst erhältlichen Moto GP 3 Version für die PlayStation 2. Sondern um ein komplett eigenständiges Spiel, das weder grafisch noch spielerisch irgendetwas mit dem Namensvetter gemeinsam hat. Seltsamerweise tragen beide Spiele den selben Namen, werden aber von jeweils komplett verschiedenen Teams entwickelt. Die PS2 Version kommt aus dem Hause Namco und für die Xbox zeigen sich die Climax Studios verantwortlich. Deshalb Augen auf beim Videospielkauf ,,,)
Aber nun Schluss mit Nebensächlichkeiten und rann ans Eingemachte. Nachdem ihr die Logo-Präsentationen der Hersteller weggedrückt habt, landet ihr direkt im Hauptmenü. Hier könnt ihr unter folgenden Spielmodi wählen: Quick Race, Saison, Time Trial Extreme-Mode, Multiplayer und last but not least das Tutorial. In Ersterem heizt ihr eine schnelle Runde über Stock und Stein, um euch so möglichst schnell mit den Strecken und den Motorrad Settings vertraut zu machen. Diejenigen, die am liebsten eine ganze Einschulung im Motorradsport möchten, können alternativ das Tutorial nutzen. Des Weiteren könnt ihr aus der kompletten Liste aller Fahrer der Saison 2004 wählen und ein Ründchen drehen. Sobald ihr die ersten Erfolge verzeichnen könnt, seid ihr bereit, um eure erste Saison zu beginnen. Bevor ihr allerdings auf euren Bock steigen dürft, müsst ihr euch zuerst mit der Konfiguration eures virtuellen Ebenbilds beschäftigen.

Die Sonne knallt...
Anders als beim Quick Race dürft ihr hier vorerst nicht mit einem Standard-Fahrer an den Start gehen. Doch hier entsteht der spezielle Reiz von MotoGP. Hier steigt ihr quasi vom "Nobody des Motorsports" zum absolut angesehensten Fahrer der Liga auf.
Als erstes müsst ihr euch für eines der vier am Anfang auswählbaren Räder entscheiden. Dieses lässt sich jeweils entsprechend euerem persönlichen Geschmack stylen. Auch mit diversen Logos und Clip-Arts könnt ihr euren Hobel verzieren. Genauso sind weder Anzug noch Helm eures Fahrers vor euren künstlerischen Fähigkeiten sicher. Wer für so etwas keinen Nerv übrig hat oder lieber auf vorgefertigte Designs zurückgreifen möchte, kann dies genauso machen.

'Rising high, rising high... let your will fly high...'
Da ihr natürlich noch nicht zu den Profi-Fahrern gehört, müssen noch diverse Einstellungen vorgenommen werden. Hier können im RPG-Stil Punkte auf das Können eures Fahrers bzw. das Motorrad verteilt werden. Unter anderem auf Kurvenverhalten, Bremsen, Top-Speed und die Beschleunigung. Am Anfang stehen euch lediglich fünf Punkte zu Verfügung, aber nach jedem gewonnenem Rennen bekommt ihr wieder neue Punkte für euren Fahrer auf euer Konto gutgeschrieben. Damit ihr relativ schnell besseres Kurvenverhalten etc. erlangt, solltet ihr mit dem Rookie-Schwierigkeitsgrad beginnen. Hier werdet ihr zwar in keinster Weise gefordert, doch so könnt ihr euch schon mal auf die Strecken einspielen und diverse Konfigurationen an eurer Maschine ausprobieren und perfektionieren, damit später im Profi-Mode nichts mehr schief geht.
Denn in letzterem geht es beinhart zur Sache. Rangeleien und harte Kopf an Kopf Rennen stehen somit an der Tagesordnung. Oft zeigen die K.I.-Gegner keinerlei Gnade und rammen euch rücksichtslos von hinten, so dass ihr die Kontrolle über euer Bike verliert und stürzt - ihr werdet nicht nur einmal Bekanntschaft mit dem Kopfsteinpflaster machen. Hier wurde leider ordentlich an der Intelligenz der Fahrer geschnitzt und der ganze Frust nagt am Spielspaßfaktor. Das einzig Positive daran ist, dass die Stürze rasant in Szene gesetzt worden sind. Mit Fernsehkamera-Perspektive wird hier ordentlich Atmosphäre geschaffen und ihr fühlt euch mitten ins Geschehen versetzt.

Auch in idyllischen Mittelmeerstädten wird gefahren.
Spielerisch hat sich bei MotoGP im Vergleich zu den Vorgängern auf den ersten Blick nicht all zu viel getan, doch bei längerem Spielen fällt einem schließlich auf, dass der Realismus ordentlich angezogen wurde. Zum Beispiel sind Stürze schneller vorprogrammiert als noch beim Erstling. Oft reicht schon ein kurzer Ausflug ins Kiesbett oder zu starkes Bremsen in der Schräglage und schwups überschlägt sich euer Bike und das wars mit der Pole Position.
Des Weiteren sind Abkürzungen nicht mehr möglich. Xbox Live Spieler der ersten Stunde werden sich sicher noch erinnern, wie oft diverse Spieler auf der Strecke Sachsenring oder Jerez dreist abgekürzt haben. Um solche "Schlupflöcher" dicht zu machen, wurden die Streckenabgrenzungen verstärkt.

Eure spektakulären Abflüge könnt ihr euch natürlich auch nochmal in der Wiederholung ansehen.
Dazu kommt, dass man sobald man den Streckenrand bzw. das Kiesbett streift, eine Zeitstrafe aufgebrummt bekommt, je nachdem wie lang ihr auf dem Streckenabseits gefahren seid. Einsteiger, die sich am Anfang des Öfteren verfahren und fast an jeder Kurve im Kiesbett landen, werden zwar zusätzlich gefoppt, aber anderseits wurde so eine gute Lösung für das besagte Problem gefunden.
Doch MotoGP 3 ist nicht wieder nur ein Update mit aktueller Lizenz und ein paar Veränderungen, wie es einst MotoGP 2 zum Vorgänger war. Dieses Mal hat man das Problem bei Climax erkannt und sich etwas einfallen lassen, wie man abseits der Lizenzstrecken anderweitig neue Kurse einbauen kann. So kam es dazu, dass der Extreme Modus ins Leben gerufen wurde. Bei diesem handelt es sich um eine acardelastigere Variante im Vergleich zum Saison-Modus. Hier darf nach Herzenslust auf 16 frei erfunden Strecken, die sich jeweils am Design des Landes aus dem Saison-Modus orientieren, mit Tempo 300 gerast werden. Wie bereits angedeutet, spielt sich der Extreme-Modus deutlich acardemäßiger. Stürze geschehen selbst bei härteren Remplern gegen andere Fahrer nur selten, auch der Bremsweg ist deutlich kürzer.

Im Extreme Mode steht der Spielspaß an erster Stelle.
So brettert ihr z.B. über die Straßen von Tokio, die von kalten Neonlichtern beleuchtet werden oder ihr überschreitet einfach die Richtgeschwindigkeit auf deutschen Autobahnen nach allen Regeln der Kunst ,,,) Nach jedem gewonnenem Rennen gibt es zusätzlich zu den "Skill-Punkten" ein Batzen Kohle auf die Tatze. Diese kann für ein neues Zweirad gespart werden. Allerdings könntet ihr auch das Geld sofort in eine leichtere Verkleidung bzw. in einen neuen Motor investieren, damit ihr weiterhin oben mitmischen könnt.
Grafisch ist MotoGP 3 relativ schick, doch für Xbox-Verhältnisse nicht mehr ganz State of the Art. Die offiziellen Strecken sind zwar alle gut an ihre realen Vorbilder angepasst worden, wirken aber zum Teil relativ trist und die Streckendetails protzen nicht unbedingt mit super hochauflösenden Texturen. Sehr schön dagegen sehen die Motorräder samt Fahrer aus. Auch die Animationen der Fahrer sind sehr geschmeidig. Klasse wirkt auch das Bump-Mapping auf dem Asphalt, wenn die Sonne scheint. Die Wettereffekte wurden ebenfalls toll umgesetzt. Zum Beispiel herrscht bei heftigen Regenschauern eine glitschige Oberfläche auf der Spur und die Regentropfen peitschen euch nur so um die Ohren. Das schränkt nicht nur eure Sicht stark ein, auch eure Bodenhaftung leidet darunter. Schön dabei anzusehen ist es, wenn sich der Himmel verdunkelt und es blitzt und donnert.
Beim Sound wurde ebenfalls tadellose Arbeit geleistet. Die Motoren der PS-Boliden hören sich astrein an und klingen sehr realistisch. Das absolute Highlight ereignet sich bei MotoGP 3, wenn sich alle Fahrer beim Start versammeln und losfahren, dann herrscht ein regelrechtes Audioinferno. Absolut fein codierter 5.1 Dolby Digital Sound. Bei den Musikstücken handelt es sich um einen Genre-Mix aus Techno und Rock. Wem das nicht unbedingt zusagt kann optional, wie in den Vorgängern, seine eigenen Soundtracks einbinden und zu seiner Lieblingsmucke durch die Gegend pfupfern.

Nachts durch die Straßen Tokyos...
Bei MotoGP 3 hat Climax wieder einmal fast alles richtig gemacht. Der neu hinzugekommene Extreme Modus bietet sich ideal für eine schnelle Runde an und spricht auch Spieler an, die nicht unbedingt auf den immer gleichbleibenden Grand Prix Strecken herumkurven möchten. Außerdem wurden durch die vielen unterschiedlichen Strecken und Fahrer für ordentlich Abwechslung gesorgt. Auch um die Spieler für längere Zeit an MotoGP 3 zu binden hat man gesorgt. So wird nach erfolgreichen Siegen diverses Filmmaterial von den Highlights der Saison 2004 freigeschaltet. Für Fans sehr interessant. Doch um einiges wichtiger ist der Xbox Live Multiplayer-Modus: hier könnt ihr euch mit den besten Xbox Spielern quer über den ganzen Globus messen. Zu Testzeiten waren genügend Spiele offen, um teilnehmen zu können. Auch von der Geschwindigkeit her lief alles prima ab, bis auf vereinzelte Lags war alles bestens. Insgesamt gesehen zeichnen die perfekte Spielbarkeit, eine gefühlvolle Steuerung, das tolles Geschwindigkeitsgefühl und die umfangreichen Strecken samt Online Support MotoGP 3 aus, lediglich der Patzer mit der K.I. und die nicht ganz aktuelle Grafik verschließen dem Spiel den Zugang zu einer noch höheren Wertungsregion.