Kein anderes Land hat die Menschen seit Generationen so beschäftigt und fasziniert wie das am Nil. Wie haben die alten Ägypter gelebt? Woran haben sie geglaubt? Was ist das Geheimnis der Hieroglyphen und der Mumien?
Der beeindruckendste Anblick in Ägypten sind wohl die gewaltigen Pyramiden - nicht minder beeindruckend sind die Leute, die sie erbauen ließen – die ägyptischen Pharaonen. Längst sind sie zu Staub, Knochen oder Mumien geworden. Nun könnt Ihr in die Rolle eines Pharaonen schlüpfen, der über das Land herrscht und versuchen muss, die Bevölkerung zu leiten und ein denkwürdiges Bild zu hinterlassen.
'Schon der Vorspann bringt die alte Zeit näher...'
Thematisch an bekannte Städtebausimulationen angelehnt, ist es in "Immortal Cities: Kinder des Nils" nicht das Ziel, die schönsten und größten Bauten zu erschaffen und viel Geld zu scheffeln, sondern vielmehr ein homogenes Miteinander der Zivilisation zu gewährleisten.
Eure Dynastie beginnt in einem kleinen Teil Ägyptens zur Zeit des "Alten Reiches" (ca. 2700 v. Chr.), in dem ihr je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad eine kleine, mittlere oder große Stadt leiten müsst und am Ende noch einige Aufgaben erfüllen müsst (z.B. eine sehr große Pyramide zum Ruhme eurer Herrschaft errichten lassen). Nachdem man sich einen ersten Überblick über sein Reich verschafft hat, kann die Planung beginnen. Zuerst sollte selbstredend ein Palast für den Herrscher erbaut werden, der am Anfang noch eher schlicht daherkommt. Den Bau aller Wohn- und Produktionsstätten übernehmen automatisch die bislang arbeitswilligen Einwohner der Stadt.
Hier könnt ihr nun Privatdomizile für Bauern, Diener, Künstler und Adlige errichten lassen. Die Adligen beschäftigen und entlöhnen dabei die Bauern, die wiederum für den Anbau und die Ernte der lebenswichtigen Nahrungsmittel sorgen, welche wiederum als euer "Geld" zur Beschäftigung von Arbeitern sind. Da die Menschen adligen Geschlechts allerdings der körperlichen Arbeit nicht unbedingt willig sind, übernehmen Diener alle minderen Jobs und die Künstler sorgen mittels Aufführungen für das seelische Wohl der "Oberen Zehntausend".
'Anfänglich ist eure Stadt noch ziemlich klein und unbedeutend...'
Sein Leben bis zum bitteren Ende als Bauer, Diener oder Künstler zu verbringen, kann aber auch nicht das Ziel der Einwohner eurer Stadt sein. Deshalb solltet ihr schleunigst dafür sorgen, dass den normalen Privatbürgern Aufstiegsmöglichkeiten in Form von Läden geboten werden. In diesen einfachen oder luxoriösen Läden können die Arbeiter dann selbstständig für ihr Einkommen und ihre Familie sorgen, indem sie Matten, Körbe, Möbel, Schmuck oder vieles andere verkaufen.
Dabei sollte man natürlich beachten, dass für jeden Ladenbesitzer erstmal ein Bauer sein altes Haus verlässt und die Ernte somit von weniger Leuten erbracht werden kann - allerdings warten auch noch genügend Einwohner ohne jeglichen Job und ziehen schnell ein. Zusätzlich muss auch entsprechend der Anzahl der Läden eine Käuferschicht vorhanden sein. Zur Steuereinnahme sollte man einen Schreiber "einstellen", der die Felder zu Steuerzwecken einschätzt, in Händlerzentren Zölle von fremden Händlern eintreibt oder eine Tauschbörse betreibt, in der Rohstoffe gelagert und den Werkstätten zur Verfügung gestellt werden.
Als Pharao benötigt man für den Aufbau einer denkwürdigen Stadt ebenfalls viele Arbeiter, die in Bäckereien Brot herstellen, als Maurer, Steinhauer oder in einer Ziegelei den Bau von Häusern und Denkmälern vorantreiben, Papyrus fertigen, eine Gärtnerei betreiben oder Handels-/Kriegsschiffe bauen. Die Rohmaterialien für all diese Arbeiten erhalten die Arbeiter entweder aus der näheren Umgebung (in eigenen Steinbrüchen, Tongruben o.ä.), auf Tauschbörsen oder per Import aus dem Ausland oder Nachbarstädten, zu denen ihr erstmal eine Handelsverbindung herstellen müsst. Die Arbeiten können dann von Aufsehern überwacht und vorangetrieben werden.
'Doch schon bald schaut man auf pompöse Bauten herab...'
Für die Verteidigung der Stadt vor böswilligen Gegnern oder für den Angriff auf terrorisierende Banden bzw. die Ausweitung seines Territoriums und Prestiges ist es von Nöten, eine schlagkräftige Armee auf die Beine zu stellen. Unter der Führung eines Kommandanten werden in Kasernen und auf Ausbildungsplätzen Soldaten zu Wagenlenkern, Speerträgern, Stadtwachen oder Bogenschützen ausgebildet. In einer Waffenwerkstatt werden allerlei Waffen, Rüstungen oder Streitwagen hergestellt. Zur Abwehr ungebetenen Besuchs ist eine Stadtmauer ebenfalls sehr hilfreich. In die Kämpfe ausserhalb eurer Stadt könnt ihr allerdings nicht aktiv eingreifen, es wird nur eine Empfehlung abgegeben, wie stark eure entsandten Truppen sein sollten, um den Gegner nieder zu zwingen.
Am wichtigsten jedoch erweisen sich die Gelehrten und Ausgebildeten der Stadt, die entweder durch den Bau einer Schule selbsttätig ausgebildet werden oder durch euer Ansehen in die Stadt einreisen. Diese gebildeten Arbeitskräfte versehen ihren Dienst in Krankenhäusern, Apotheken, Schulen, Tempeln oder Gerichtshäusern, ohne deren Existenz die Bewohner - egal ob adlig oder nicht - langsam aber sicher unzufrieden werden. Für den Bau dieser - wie auch fast aller anderen Gebäude - benötigt ihr nicht wie in anderen Simulationen nur genügend Geld, sondern vielmehr die richtigen, motivierten Arbeiter und passende Rohmaterialien. Zudem muss darauf geachtet werden, an welchen Stellen welche Bauten hingesetzt werden, da die Bauern z.B. nur zu einem bestimmten Gott in einem Schrein beten wollen, damit die Ernte gut wird.
Das Ansehen eurer Stadt im In- und Ausland sowie eurer Herrschaft richtet sich auch nach der Art und Weise eurer Großherzigkeit oder Diktatur, die ihr mittels Edikten (also Gesetzen des Pharaos) lenken könnt, mit denen ihr z.B. Brot unter dem Volk verteilen, den Adligen die Steuern erlassen oder Feste zur Besänftigung aufrührerischer Einwohner veranstalten könnt. Zusätzlich könnt ihr durch den Ausbau eures Palastes oder den Bau von Denkmälern, Grabstätten, Stelen, Statuen oder gar Pyramiden euer Prestige erhöhen. Je höher das Prestige, desto eher werden Gelehrte und Händler in eure Stadt einreisen. Außerhalb der Stadt kann man im "Welt-Level" mit einigen anderen Städten Handelsbeziehungen aufbauen, Exkursionen zu Steinbrüchen unternehmen oder gegen rivalisierende Städte vorgehen.
'Schon bald beginnt ihr auszubilden...'
Um die vielen gläubigen Bürger zu besänftigen oder ihnen eine Möglichkeit zum Beten zu geben, erbaut ihr Monumente der Götter, Tempel, Einbalsamierungshäuser oder Schreine, in denen Priester zu Osiris, Horus, Anubis und Co. für eine reiche Ernte, Wohl und Gesundheit beten. Zur Weihung des Gebäudes bedarf es meist einer kleinen Basalt-Statue, die ihr natürlich erst im örtlichen Steinbruch abarbeiten müsst. Dies hat zwar nicht wirklich Einfluss darauf, wie die Ernte ausfällt, allerdings können euch so die Bewohner nicht die Schuld an der schlechten Ernte geben.
Die Stadt lässt sich natürlich auch mittels Straßen, Pflanzen, Gärten, Plätzen oder Palmen verschönern. Diese vielen kleinen Details finden sich in einer sehr schönen 3D-Umgebung wieder, die ihr per frei bewegbarer Kamera begutachten könnt.
Hier kann bis ins Nasenloch einer Kuh herangezoomt werden, demenstprechend hoch angesiedelt sind auch die Hardwareanforderungen, natürlich könnt ihr den Detailgrad der Umgebung selbst bestimmen.
In der näheren Betrachtung hört man auch allerlei Umgebungsgeräusche sowie die Gedanken der Leute, anhand derer man schnell erkennt, ob man einen guten Führungsstil aufweist.
Sollte es ihnen an irgendetwas mangeln (Nahrung, Einkaufsmöglichkeiten oder städtische Einrichtungen), sind sie offen und ehrlich verärgert ohne aber gleich wegzuziehen. Den Status ihrer Zufriedenheit/Unzufriedenheit könnt ihr für jeden einzelnen Bewohner oder aber gesamnmelt für einige Gruppen anhand einfacher Symbole in grün, gelb und roter Färbung erkennen und entsprechend handeln.
'Die Bewohner protestieren...'
Die Gebäude, Einwohner und Werkzeuge sind dabei allesamt aus der Zeit der alten Ägypter detailgetreu entnommen worden, was den Spieler richtig schön in diese Zeit hinein versetzt. Einzig das nicht vorhandene Wetter (kein Regen oder sonstige Einflüsse - außer den selten auftretenden Überschwemmungen) kann man negativ bewerten, da hätten ein paar mehr nette Effekte außer dem morgendlichen Nebel und dem abendlichen Sternenhimmel nicht geschadet. Die Sprachausgabe und Lokalisierung des gesamten Spiels ist aber besonders hervorzuheben und sehr gelungen. Die hintergründige Musik ist niemals nervend (natürlich abstellbar) und die Soundeffekte realistisch und gut anzuhören.
Die Steuerung erweist sich ob der vielen Optionen und der 3D-Umgebung trotzdem als schnell erlernt und einfach zu handhaben. Aber aufgrund der vielen verschiedenen Bauwerke hätte man sich zwecks Übersichtlichkeit entweder verschiedenfarbige Markierungen oder einen kleinen Text über dem Gebäude gewünscht. Gerade wenn man im dichten Stadtgewusel nach einem Papyrusmacher sucht, o.ä. - wenigstens kann man die einzelnen Gebäude inkl. deren Bewohner nach Berufsgattung sortiert nacheinander ansehen.
Sollte man mal nicht weiter wissen oder beim Bau eines Gebäudes nicht weiterkommen, steht dem Spieler ein umfangreiches Tutorial im Spiel zur Verfügung, welches alle aufkommenden Fragen exakt beantworten kann.
So wundert man sich vielleicht, warum eine Statue nicht fertig gestellt werden kann oder warum ein Einwohner trotz nebenan liegender Einkaufsläden sich darüber beschwert, nicht genügend Waren zu bekommen.
Die Antworten sind logisch, wenn auch für bisher bekannte Städtebausimulationen ungewohnt, da evtl. ein Rohstoff für den Bau der Statue fehlt, den man nur aus dem Ausland bekommt oder der Einwohner einfach nicht genügend verdient, um sich die gewünschten Waren zu leisten.
'Eine Überschwemmung verwüstet die Landschaft...'
Systemanforderungen:
- Intel Pentium III 800MHz oder vergleichbare CPU
- Windows 98/2000/ME/XP
- 128 MByte RAM
- DirectX9.0b-kompatible Soundkarte
- DirectX9.0b-kompatible 32MB Grafikkarte
- 800MB freier Festplattenspeicher
- CD-ROM Laufwerk
Empfohlenes System:
- Intel Pentium 4 2,0GHz oder vergleichbare CPU
- 512 MByte RAM
- DirectX9.0b-kompatible 64MB Grafikkarte
Jörg meint:
Es lassen sich kaum kritikwürdige Punkte finden, außer vielleicht der Tatsache, dass das Spiel aufgrund seiner Komplexität der Interaktionen zwischen den einzelnen Bevölkerungsschichten, der benötigten Rohmaterialien sowie der vielen zu beobachtenden Einwirkungen eurer Entscheidungen jede andere Simulation in den Schatten stellt.
Wer also nur mal kurz eine Stadt und schöne Gebäude á la "Sim City" erbauen will, ist hier falsch - hier heißt es, wirklich zu herrschen und zu koordinieren.
Für ausgiebige Simulations-Sessions ist alles enthalten, was sich ein Fan dieser Gattung Spiele erwünscht...
Es lassen sich kaum kritikwürdige Punkte finden, außer vielleicht der Tatsache, dass das Spiel aufgrund seiner Komplexität der Interaktionen zwischen den einzelnen Bevölkerungsschichten, der benötigten Rohmaterialien sowie der vielen zu beobachtenden Einwirkungen eurer Entscheidungen jede andere Simulation in den Schatten stellt.
Wer also nur mal kurz eine Stadt und schöne Gebäude á la "Sim City" erbauen will, ist hier falsch - hier heißt es, wirklich zu herrschen und zu koordinieren.
Für ausgiebige Simulations-Sessions ist alles enthalten, was sich ein Fan dieser Gattung Spiele erwünscht...