
Das Szenario bedarf wohl keiner weiteren Erklärung, einmal mehr finden wir uns im Jahre 1940 wieder und sind mit der dankbaren Aufgabe betraut Europa vom Nazi-Regime zu befreien. Da die Schlachten des zweiten Weltkriegs nicht nur auf dem Festland oder im offenen Ozean geschlagen wurden bekommen wir mit IL-2 Sturmovik: Birds of Prey die Möglichkeit aus der Luft ins Geschehen einzugreifen. Mit insgesamt 40 authentischen Flugzeugen wie Messerschmitt, Spitfire oder Mustang schickt uns Publisher 505 Games in den Kampf um die Freiheit.
Eins vorweg, es gibt zwei Arten Birds of Prey zu spielen. Zum einem wäre da der Arcade-Modus, der am ehesten für Gelegenheitsspieler und Hobby-Piloten geeignet ist die auf der Suche nach kurzweiliger Action sind. Hier verhält sich die Steuerung der Fluggeräte namensgebend verhältnismäßig arcadelastig und sollte auch Einsteiger vor keinerlei größere Problem stellen. Neben der Unterstützung durch diverse Flughilfen steht es uns im Arcade-Modus auch frei ob wir lieber in der Verfolger-Perspektive oder in einer von zwei Cockpit-Ansichten spielen und auch ein komfortables Zielsystem bekommen wir spendiert. Auf der anderen Seite enthält das Spiel aber auch einen Profi/Simulations-Modus ! Hier ist der Name Programm, die Steuerung der einzelnen Flugzeuge variiert stark, erfordert viel Geschick und ist wie im echten Leben nur aus der Cockpit-Ansicht möglich. Außerdem müssen ständig alle relevanten Anzeigen wie Höhenmesser, Treibstoff-Anzeige und Motor- bzw. Flugzeugzustand im Auge behalten werden um unliebsame Überraschungen zu vermeiden.

Ob Arcade- oder Simulation, die einzelnen Missionen spielen sich in beiden Fällen absolut identisch, nur ist der Anspruch im Profi- oder Simulations-Modus dank fehlenden Flughilfen oder Zielsystem logischerweise um ein vielfaches höher als im Arcade-Modus. Bevor wir uns aber in die Lüfte stürzen ist erst einmal Praxis-Training angesagt, wie im Lehrbuch vorgesehen darf kein Pilot ohne Grundausbildung in die Schlacht ziehen. In IL-2 Sturmovik: Birds of Prey gestaltet sich diese als in drei Bereiche unterteilte Übungsmission die uns mit der grundsätzlichen Steuerung des Flugzeugs, besonderen Flugmanövern wie Richtungswechseln oder Loopings und einfachen Kampf-bzw. Angriffs-Strategien vertraut macht. Demonstriert werden die einzelnen Lektionen anhand von eingeblendeten Steuerungs-Befehlen die von einem unserer Vorgesetzten in feinstem britischen Akzent erklärt werden.
Nach wenigen Minuten ist die Grundausbildung abgeschlossen und wir haben die Wahl entweder direkt ins Kampfgeschehen einzugreifen und die erste der insgesamt 50 Missionen in Angriff zu nehmen oder uns noch eingehender mit den Besonderheiten des Luftkampfes auseinander zu setzen. Letzteres ist unumgänglich für alle die im Profi/Simulations-Modus spielen möchten. Das Anfangstraining dient lediglich zum fliegen im Arcade-Modus, erst wenn wir im über das Hauptmenü erreichbaren Trainingsbereich mit dem klangvollen Namen Lehrstunde einige weitere Lektionen erfolgreich abgeschlossen haben steht der Modus für Profi-Piloten zur Verfügung.

Unsere Aufträge führen uns im Laufe der Spielzeit quer durch Europa, so nehmen wir an Einsätzen in Belgien, Frankreich, Norwegen, Russland, Polen oder England teil, wobei das Missionsdesign unglücklicherweise nicht wirklich abwechslungsreich ausgefallen ist! Meist gilt es deutsche Bombergeschwader, Zeppeline und bestimmte Ziele am Boden bzw. im Wasser auszuschalten, die eigene Flotte zu eskortieren, verbündete Städte und Stellungen zu beschützen oder Luftkämpfe gegen feindliche Jäger zu bestreiten. Dem Spielspaß tut das insgesamt zwar keinen großen Abbruch, etwas mehr Missions-Vielfalt hätte aber keinesfalls geschadet. Wesentlich störender ist allerdings die Tatsache dass es keine Story im eigentlichen Sinne gibt was sich deutlich auf die Atmosphäre des Titels auswirkt. Zwar erscheint vor jeder Mission ein informatives Briefing das mitunter sogar von Original-Filmausschnitten begleitet wird und genau erklärt was zu tun ist, dennoch sind die einzelnen Aufträge ohne näheren Zusammenhang aneinandergereiht und werden stur hintereinander „abgearbeitet“.
So ist es schon nach wenigen Aufträgen vollkommen egal in welchem Land wir gerade kämpfen oder welchem Zweck unser Angriff eigentlich dient. Das ist Schade, mit einer packend inszenierten Geschichte wäre der Motivationsfaktor die Einsätze mit bestmöglicher Wertung abzuschließen nämlich wesentlich höher. Nach dem Ende eines Auftrages erfahren wir in einer Übersicht wie wir auf dem Schlachtfeld abgeschnitten haben, hier werden relevante Informationen wie die benötigte Zeit, die Anzahl der Abschüsse und die Genauigkeit unserer Angriffe fein säuberlich aufgelistet. Die Missionen an sich sind eher kurz gehalten und gehen nur selten über die 10-Minuten-Marke hinaus, dafür gibt es immerhin einige Sekundärziele wie etwa das Zerstören aller feindlicher Stellungen oder Flugzeuge auf den weiträumigen Karten.

Optisch gibt es bei IL-2 Sturmovik: Birds of Prey nicht viel zu meckern, sowohl die verschiedenen Flugzeug-Typen als auch feindliche Jäger & Artillerie sind authentisch designt und warten mit vielen Details auf. Besonders hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang übrigens das Schadensmodell der Fluggeräte! Nach einem Treffer an Triebwerk oder Tragfläche sieht man dementsprechend nicht nur Rauch oder herumfliegende Blechteile, auch das Flugverhalten ändert sich schlagartig. Vor allem im Simulations-Modus hat das ernsthafte Konsequenzen auf die Kontrolle über die eigene Maschine und nicht selten ist der Absprung mit dem Fallschirm die letzte Möglichkeit einem ungeplanten, explosiven Ausflug in die Botanik zu entgehen. Kommt es zum Abschuss oder Absprung aus dem Flugzeug ist das einem Game Over oder Misserfolg gleichzusetzen und wird mit dem Neustart der Mission bestraft. Der Luftkampf ist spektakulär in Szene gesetzt, Loopings, Schrauben, Sturzflüge und anspruchsvolle Dog-Fights stehen an der Tagesordnung und sehen genauso aus, wie man es eben erwartet.
Auch die Umgebungen in denen wir unsere Einsätze fliegen sind größtenteils ansehnlich und unterscheiden sich dank landschaftlichen Unterschieden, Jahreszeit oder Witterung. So geht es über grünen Auen, schneebedeckten Feldern, dem offenen Ozean oder dicht besiedelten Stadtgebieten gehörig zur Sache und es tut gut dass die russischen Enwickler von Gaijin Entertainment auch die Darstellung von Gelände und Erdboden nicht vernachlässigt haben, was für eine Flugsimulation keinesfalls selbstverständlich ist. Natürlich sind nicht alle Texturen knackscharf und auch das aufpoppen einiger Objekte lässt sich kaum verleugnen, dafür bekommen wir aber riesige Areale und gewaltige Luftkämpfe mit vielen Einheiten geboten, die größtenteils ruckelfrei und ohne Ladezeiten über den Bildschirm flimmern. So wie Birds of Prey aussieht, hört es sich auch an! Die Geräusche von Flugzeugen und Waffen klingen authentisch und werden meist von orchestralen Klängen und einer epischen Soundkullisse begleitet. Obwohl nicht sonderlich viel geredet wird geht auch die deutsche Synchronisation absolut in Ordnung, wobei der oft überzogen britische oder russische Akzent von Flug-Kollegen oder Vorgesetzten im Funk-Verkehr gerne mal für den ein oder anderen ungewollten Lacher sorgt.

Sind alle Aufträge der Singleplayerkampagne bestritten stehen noch einige Sondereinsätze wie die Schlacht um Stalingrad, der Luftkampf um Großbritannien, der Kampf um Berlin oder die Schlacht in den Ardennen zur Auswahl. Zudem hält IL-2 Sturmovik: Birds of Prey einen etwas spärlich ausgestatteten Online-Muliplayermodusbereit. Letzterer bietet lediglich Standartkost wie Deathmatch, Team-Deathmatch und eine Art „King oft he Hill“-Modus bei dem die eigenen Flughäfen beschützt und die feindlichen eingenommen werden müssen. Bis zu 16 Spieler dürfen sich im Luftkampf austoben was zwischendurch zwar ganz unterhaltsam ausfällt, auf Dauer aber nicht wirklich ans Pad fesseln kann.
IL-2 Sturmovik: Birds of Prey scheint auf den ersten Blick nahezu alles richtig zu machen! Der Titel bietet spannende Luftkämpfe, 40 authentische Flugzeuge, eine ansprechende Optik mitsamt passender Soundkulisse und ist dank Arcade- bzw. Simulationsmodus sowohl für Einsteiger, als auch für Profi-Piloten geeignet. Dennoch bleibt ein etwas fader Nachgeschmack! Dem Missionsdesign fehlt es merklich an Abwechslung, eine richtige Story gibt es nicht und auch beim Multiplayermodus wäre definitiv noch mehr möglich gewesen. Was bleibt ist ein unterhaltsamer WWII-Flieger der wohl vor allem bei Simulations-Fans viele Freunde finden wird. Reine Action-Liebhaber sind bei der Blazing-Angels-Reihe dagegen etwas besser aufgehoben.