Im Sommer 2005 brachten Nintendo und CING Another Code für den DS nach Europa, ein Adventure welches die speziellen Features des DS besonders kreativ nutzte und somit auch fast nur hohe Wertungen erhielt. Von den gleichen Entwicklern kommt nun Hotel Dusk: Room 215, welches vor kurzem in den USA erschienen ist. Wir haben uns den Titel importiert und lassen euch wissen, ob sich Adventure-Liebhaber auf einen neuen Pflichtkauf freuen dürfen.
In Hotel Dusk: Room 215 schlüpft ihr in die Rolle des Ex-Polizisten Kyle Hyde, der seinen Kummer gerne mit einer guten Flasche Bourbon bekämpft. Drei Jahre vor dem Start des Spiels war Hyde Mitglied des NYPD und arbeitete mit seinem Partner Brian Bradley an einem speziellen Fall. Eines Abends erhält Hyde im Büro einen Anruf und macht sich anschliessend – aus zunächst unbekanntem Grund – zum Ufer des Hudson Rivers auf. Dort findet er seinen Partner und Freund Brad, den er eiskalt über den Haufen schießt. Bradley fällt in den Fluss, sein Körper wurde nie geborgen. Hyde muss seine Marke abgeben, doch er wird den Gedanken nicht los, dass Bradley nicht gestorben ist in jener Nacht. Zum Beginn des Spiels, im Dezember 1979, ist Hyde ein Vertreter, der Putzmittel und ähnlichem von einer Haustür zur nächsten zieht. Doch dabei handelt es sich eigentlich nur um eine Fassade, denn sein Boss kümmert sich auch noch um ein kleines Nebengeschäft, bei dem Gegenstände, die von Klienten verloren wurden, aufgespürt werden sollen. So führt sein Job den Vertreter / Privatdetektiv Kyle Hyde eines späten Nachmittags ins Hotel Dusk, einem heruntergekommenen Schuppen in einer kleinen, verschlafenen Stadt im Südwesten der USA.
Sein eigentlicher Auftrag besteht wie gewohnt darin, vermisste Gegenstände zu finden und jene ihren rechtmäßigen Besitzern zurückzugeben. Doch schon bald stellt sich heraus, dass dies kein gewöhnliches Südstaaten-Hotel ist und Hydes altes Ermittler-Gen entfacht. Irgendetwas geht hier vor sich und Hyde kommt bald zu dem Schluss, dass er hier einige Antworten auf seine Fragen der letzten drei Jahre finden kann.
Das typische Film Noir-Szenario ist dabei keinesfalls zufällig gewählt, denn im Verlauf des Spiels wird deutlich, dass die Entwickler wohl große Fans des Filmgenres und klassischer Detektivstories der 40er und 50er Jahre sind. Unterstrichen wird das auch durch den Erzählstil von Hotel Dusk: Room 215. Während des gesamten Spiels haltet ihr den Nintendo DS seitwärts, sprich wie ein geöffnetes Buch. Der Spielablauf wird dabei, ähnlich wie in Phoenix Wright, in verschiedene Phasen unterteilt. So bewegt ihr euch z.B. oft frei im Hotel herum und sucht nach neuen Hinweisen, die euch in der Story weiterführen könnten. Dabei seht ihr auf dem linken Bildschirm des DS die Umgebung in 3D, während auf dem Touchscreen eine einfache Karte aus der Vogelperspektive angezeigt wird. In Kombination mit dem Stylus bewegt ihr Kyle nun auf dem Touchscreen umher kommt zu Gegenständen, mit denen ihr interagieren könnt. Darauf weisen euch Buttons am unteren Bildschirmrand hin: eine Lupe signalisiert z.B., dass ihr eine bestimmte Ecke des Raumes oder einen Gegenstand näher untersuchen könnt.
Wenn das der Fall ist, zoomt die Ansicht auf dem Touchscreen rein und ihr habt die Möglichkeit, alle auffindbaren Dinge mit dem Stylus auszuwählen, woraufhin Kyle seine Beobachtungen anhand von kleinen Textzeilen mit euch teilt. Bereits eingesammelte Items können hier dann benutzt werden, um irgendwas zu erreichen (z.B. Koffer mit Draht öffnen, nachdem euch euer Schlüssel abgebrochen ist).
Ähnlich funktioniert es mit Gesprächen in Hotel Dusk. Insofern sich eine Person in eurer Nähe befindet, leuchtet das Gesprächsicon am unteren Bildschirmrand auf. Ein Klick mit dem Stylus genügt um den Dialog zu starten. Die Gespräche mit anderen Hotelgästen oder Angestellten stellen den Großteil der Spielzeit dar, denn jeder der Anwesenden hat das ein oder andere Geheimnis, welches langsam aber sicher von euch enthüllt werden soll. Während die Gespräche durchaus gut gemacht sind und auch Raum für den ein oder anderen Wortwitz lassen, sind sie hin und wieder doch ein wenig zu lang geraten, worunter der Spielfluss stellenweise leidet. Im Verlauf eines Gesprächs ist es möglich, dass durch das Gesagte neue Fragen aufkommen, die ihr den Gesprächspartnern im Nachhinein stellen könnt. Zudem erscheint nach bestimmten Aussagen, die euer Interesse wecken, ein Icon auf dem Touchscreen. Durch einen Klick auf jenes Icon wird Kyle Hyde den eigentlichen Dialog unterbrechen und das soeben angesprochene Thema vertiefen wollen. Aber Vorsicht: nicht jeder mag eure Hartnäckigkeit. Wenn ihr nicht aufpasst und zuviel ausplaudert, bzw. einer Person Informationen zukommen lasst, die man ihr eigentlich nicht anvertrauen sollte, kann das zum vorschnellen Ende des Spiels führen. Deshalb ist es ratsam, den Spielstand oft abzuspeichern, was zu jeder Zeit über das Menü möglich ist.
Für alle Spieler, deren Langzeitgedächtnis nicht für solche Spiele gemacht ist, haben sich die Entwickler von CING etwas ganz Besonderes einfallen lassen. In den Manteltaschen von Kyle Hyde befindet sich ein Notizblock, über den ihr frei verfügen könnt. Habt ihr euch z.B. mit einer Person zu einer bestimmten Uhrzeit in der Hotelbar verabredet, solltet ihr das im Notizblock festhalten, um es nicht zu vergessen. Sobald ihr den Notizblock im Menü ausgewählt habt, lässt es sich mit dem Stylus frei umherkritzeln. Geplante Schritte der Ermittlung lassen sich so festhalten und helfen euch dabei, schnell wieder ins Spiel zu gelangen, wenn ihr mal ein paar Tage Pause gemacht habt und nicht mehr so richtig wisst, was ihr eigentlich nun tun müsst.
In Sachen Story bietet Hotel Dusk ganz große Kost. Während die Suche nach Kyles Partner zunächst ein wenig forciert wirkt, wird schnell klar, dass über Umwege gar nichts zu erreichen ist. Sämtliche Schatten über den Hotelgästen und Angestellten müssen freigelegt werden, damit der Plot langsam aber sicher einen Sinn ergibt. Die Story ist somit als überaus clever zu bezeichnen und wird jeglichen Freunden von alten Detektivschinken definitiv gefallen. In der Zeitleiste gibt es allerdings ein paar kleinere Problemchen, mit denen aber auch andere aktuelle Adventures (z.B. Runaway 2) zu kämpfen haben. So verlangt das Spiel eine ganz bestimmte Reihenfolge der Aktionen von euch. In den ersten paar Stunden mag dem Spieler das noch nicht so klar sein und man versucht, Dinge zu erledigen, die aber noch nicht möglich sind, da ein bestimmter ‚Trigger’ noch nicht ausgelöst wurde. Sobald man aber verstanden hat, dass das Spiel in dieser Hinsicht doch recht linear gestrickt ist, kommt man besser klar und kann relativ problemlos fortschreiten.
Neben den vielen Gesprächen gehören in ein Adventure natürlich auch Rätsel. Diese sind in Hotel Dusk meist logisch und verlangen erfahrenen Adventurespielern nur selten einiges ab. Die Tatsache, dass das Hotel nicht allzu groß ausgefallen ist, hilft zudem dabei, den Spielfluss aufrecht zu erhalten. Es wird dadurch nie ewig lange dauern, bis ihr einen bestimmten Gegenstand gefunden habt, einfach weil es nicht endlose Möglichkeiten zur Suche gibt. Denn wie bereits erwähnt wird deutlich mehr Wert auf die Erzählung der Story gesetzt.
Neben einer tollen Story, interessanten Charakteren und logischen Rätseln kann Hotel Dusk vor allem durch seine Präsentation begeistern. Währen die Umgebungen alle in klassischem 3D daher kommen, hat man sich für die Charaktere etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Alle Charaktere erscheinen handgezeichnet in Schwarz-Weiß und sind in einem ganz außergewöhnlichen künstlerischen Stil animiert. So außergewöhnlich, dass es mir schon schwer fällt, es zu beschreiben – eigentlich ist es so, als ob sämtliche Charaktere aus dem Videoclip zu A-Ha’s „Take on Me“ von 1985 entsprungen wären. Selbst wenn die Personen ruhig verharren, bewegen sich die gezeichneten Linien, wodurch ihnen ständig Leben eingehaucht wird. In bestimmten Situationen werden die Grundgerüste dann auch noch mit ganz leichten Farben überzogen, wodurch ein wirklich einzigartiger Grafikstil entsteht, der perfekt zum Gesamtpaket Hotel Dusk passt.
Leider kann der hohe künstlerische Aspekt beim Sound nicht ganz mithalten, da sich die gleichen Jazz-Melodien ständig wiederholen und euch so nach wenigen Spielstunden schon deutlich auf die Nerven gehen. Aufgrund der gewaltigen Menge an Text ist es zwar verständlich, dass man auf eine Sprachausgabe verzichtet hat, doch ein hin und wieder auftretendes ‚Hey’ oder ähnliches hätte schon geholfen, um das Ganze ein wenig aufzulockern.
Gregory meint:
Leider sind Adventures auf dem Nintendo DS ja nach wie vor rar gesät, doch wenigstens sind die paar erhältlichen Genrevertreter durchweg hochwertig. Hotel Dusk: Room 215 macht da keine Ausnahme und bringt zudem frischen Wind mit sich. Die Story ist gut durchdacht, die Erzählweise stärker als bei vielen anderen Adventures und die Präsentation ein echter Hingucker. Während manch einer sicherlich ein bisschen Action vermissen wird und sich über die oftmals zu langen Dialoge aufregt, werden viele andere begeistert sein und schöne Stunden mit Hotel Dusk verbringen - insgesamt warten zehn lange Kapitel auf euch. Hotel Dusk: Room 215 soll im zweiten Quartal 2007 auch nach Europa kommen, setzt es also schonmal auf eure Liste!
Sebastian meint:
Als Besitzer der mittlerweile erhältlichen EU-Version von Hotel Dusk:Room 215 kann ich nur "wow" sagen. Spannende Story, stimmige Atmosphäre und großartige Präsentation - was will man bei einem Adventure mehr? Nachdem ich das Spiel mit Beendigung des 10 Kapitels komplett durch habe, dürste ich nach einem Nachfolger. Währenddessen solltet ihr euch den Titel nicht entgehen lassen, denn mit dem komplett eingedeutschten Hotel Dusk: Room 215 werden alle Adventurefans bestens bedient. Zugreifen!
Weißt du zufällig, ob das bei Last Window wieder genauso ist?
von Arcadion:
Reviver schrieb:
Hat die UK PAL deutsche Texte oder wo gibt es Informationen zu unterschiedlichen Fassungen? Gibt ja schon einen Reprint mit großem USK Logo kotz^^
Sparche der UK Version - Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch...
Leider sind Adventures auf dem Nintendo DS ja nach wie vor rar gesät, doch wenigstens sind die paar erhältlichen Genrevertreter durchweg hochwertig. Hotel Dusk: Room 215 macht da keine Ausnahme und bringt zudem frischen Wind mit sich. Die Story ist gut durchdacht, die Erzählweise stärker als bei vielen anderen Adventures und die Präsentation ein echter Hingucker. Während manch einer sicherlich ein bisschen Action vermissen wird und sich über die oftmals zu langen Dialoge aufregt, werden viele andere begeistert sein und schöne Stunden mit Hotel Dusk verbringen - insgesamt warten zehn lange Kapitel auf euch. Hotel Dusk: Room 215 soll im zweiten Quartal 2007 auch nach Europa kommen, setzt es also schonmal auf eure Liste!