
Das Genre der WW2-Flieger scheint sich im Moment großer Beliebtheit zu erfreuen, anders lässt es sich auch kaum erklären dass innerhalb weniger Tage gleich zwei Titel erschienen sind die exakt das selbe Setting und Spielprinzip vorweisen. Genau wie in IL-2 Sturmovik: Birds of Prey lässt uns auch Ubisoft´s Heroes over Europe die Schlachten des zweiten Weltkriegs aus der Luft schlagen. In der Rolle von drei jungen Piloten der Airforce werden wir abwechselnd auf die gefährlichsten Missionen geschickt und kämpfen uns durch die unterschiedlichsten Schauplätze im kriegsgebeutelten Europa!
Was im direkten Vergleich zum aktuellen Konkurrenten Birds of Prey sofort ins Auge sticht ist die Tatsache dass Heroes over Europe den Aspekt weniger auf eine realistische Flugerfahrung als auf actionreiche Luftkämpfe im Stil der Blazing Angels-Reihe legt. Zwar gibt es auch hier einen Arcade- und einen Profi-Modus, aber selbst Letzterer verzeiht die meisten Flugfehler und ist nicht wirklich mit der Komplexität „echter“ Flug-Simulationen zu vergleichen. Bei einem reinrassigen Action-Titel ist das aber nicht weiter störend, schon nach kurzer Zeit geht die Steuerung der Flugzeuge in Fleisch und Blut über und wir führen selbst schwierigste Manöver wie Loopings, Schrauben und Sturz- oder Steilflüge spielend aus. Die Maschinen steuern sich dabei sehr arcadelastig was es im Gegensatz zur Konkurrenz auch wesentlich einfacher macht gegnerische Flieger aufs Korn zu nehmen.

Nach dem anfänglichen Tutorial dass uns mit der Bedienung unseres Arbeitsgerätes vertraut macht sind wir bereit für die erste von insgesamt 14 Missionen. Unsere Einsätze führen uns von Dover an der britischen Küste über London nach Frankreich, lassen uns den D-Day in der Normandie miterleben und letzten Endes auch der deutschen Hauptstadt einen Besuch abstatten. Die einzelnen Aufträge sind unterhaltsam inszeniert und setzen sich meist aus vielen kleineren Missionszielen zusammen. So kann aus einem anfangs gemütlichen Patrouillenflug an der englischen Küste zum Beispiel ganz schnell ein ausgewachsener Luftkampf gegen unzählige Bomber und wendige Jäger entstehen.
Neben den vielen Kämpfen gegen andere Flieger stehen sowohl die Zerstörung feindlicher Einheiten, Stützpunkte und Nachschub-Konvois als auch die Verteidigung wichtiger Gebäude und Stellungen oder die Unterstützung der eigenen Truppen auf dem Plan. Alles in allem nichts was man nicht schon einmal in ähnlicher Form gesehen hätte! Wie beim Genre-Kollegen IL2-Sturmovik: Birds of Prey fehlt es insgesamt ein wenig an Abwechslung, dafür kommen bei den kurzweiligen Missionen aber wenigstens kaum Langeweile oder Leerlauf auf.

Das liegt in erster Linie daran dass das Spielprinzip wie erwähnt sehr actionorientiert ausgefallen ist und vor allem die dynamischen Luftkämpfe Spaß machen. Neben einem herkömmlichen Fadenkreuz verfügen wir auch über eine sogenannte Zielschussfunktion, den Ace-Kill-Modus! Letzterer lädt sich auf wenn wir einen Feind lang genug im Visier haben, auf Knopfdruck kann dann ein kritischer Treffer ausgelöst werden indem wir in Zeitlupe direkt auf eine der angezeigten Schwachstellen des gegnerischen Flugzeugs schießen. Eine gezielte MG-Salve in den Tank oder auf die Tragflächen des Kontrahenten und schon löst sich dieser in einem ansehnlichen Feuerball auf oder trudelt unkontrolliert Richtung Erdboden. Die Zielschussfunktion ist zwar eine nette Idee, dauert in ihrer Ausführung aber etwas zu lang was sich ungünstig auf den Spielfluss auswirkt. Glücklicherweise ist dieses Feature optional und muss nicht zwingend eingesetzt werden um siegreich aus den Luftschlachten hervor zu gehen. Das normale Fadenkreuz reicht im Zweifelsfall allemal um feindlichen Jägern oder Stellungen am Boden ordentlich Dampf zu machen.
Obwohl die unkomplizierte Ballerei insgesamt ganz amüsant ist bietet sie auf Dauer einfach zu wenig Tiefgang! Das einzige worum wir uns kümmern müssen ist den Feind im Visier zu behalten und aufzupassen dass die Bordgeschütze nicht überhitzen oder unser Flugzeug ungeplant in die Botanik rauscht. Treibstoff- und Höhemesser oder andere Anzeigen sind nicht relevant und auch die eigenen Flugzeuge sind äußerst widerstandsfähig ausgefallen und verfügen sogar über regenrative Fähigkeiten. Sofern wir nicht zu schwer getroffen sind erholt sich die Maschine nämlich nach kurzer Zeit von selbst! Dieses Feature ist eigentlich eher aus aktuellen Shootern bekannt und unterstreicht einmal mehr dass Heroes over Europe keinesfalls in die Simulations-Ecke gesteckt werden möchte.

Optisch macht der Titel einiges her, vor allem die Kampfsituationen sind bombastisch in Szene gesetzt! Nicht selten tummeln sich weit über 20 Flugzeuge am Himmel, dazu kommen knatterndes MG-Feuer, abstürzende Maschinen und Explosionen so weit das Auge reicht – Kriegsatmosphäre pur! Auch die 14 spielbaren Flugzeugtypen wie zum Beispiel Mustang, Spitfire, Tomahawk, Mosquito oder Hurricane die im Spielverlauf nach und nach freigeschaltet werden sehen authentisch aus und strotzen nur so vor Details. Dazu kommen hübsche Effekte wie Einschusslöcher, brennende Motoren und Rauchsäulen die den Horizont verdunkeln. Für optische Abwechslung sorgt unter anderem ein imposanter Nachteinsatz über den brennenden Dächern Londons. Leider lässt der Detailreichtum bei Flügen in Bodennähe etwas nach und die ein oder andere Matschtextur fällt unangenehm auf. Da im Himmel aber ohnehin größtenteils die Hölle los ist - ihr bemerkt mein grandioses Wortspiel - fallen kleinere Schönheitsfehler nicht weiter ins Gewicht! Insgesamt wirkt der Gesamteindruck stimmig und wird von einem hübschen Hauptmenü im Stil eines „schwarzen Bretts“ und gelungenen Intro-Sequenzen unterstrichen.
Soundtechnisch bekommen wir Standartkost geboten! Während sich die Klangkulisse im Kampf dank unzähligen Detonationen und knatternden Schüssen ebenso gut anhört wie die Motorgeräusche der Flugzeuge lässt die Qualität bei der Synchronisation etwas zu wünschen übrig. Die Sprecher im Funkverkehr klingen arg lustlos haben aber immerhin ein paar witzige Sprüche auf den Lippen! Ansonsten sind die Dialoge militärisch kurz gehalten und auch nicht weiter von Bedeutung.

Zu guter Letzt kommen wir zum Mehrpielermodus von Heroes over Europe, der mit den Spielmodi Dogfight, Team-Dogfight, Überlebenskampf oder Team-Überlebenskampf aufwartet und auf vier weiträumigen Karten sowohl online als auch über System-Link spielbar ist. So „kreativ“ wie sich die Bezeichnung der verschiedenen Modi anhört, sind diese auch ausgefallen! Bei den Dogfights handelt es sich um normale Deathmatch-Spiele die der Spieler oder das Team mit den meisten Abschüssen gewinnt - Ziel der Überlebenskampfmodi ist es, wer hätte das gedacht, das Schlachtfeld als letzter Überlebender zu verlassen. Für den kleinen Action-Happen zwischendurch ist der Multiplayermodus zwar geeignet, bietet aber aller Voraussicht nach zu wenig Spielmodi und Karten um sich langfristig auf den Xbox Live Top 10-Listen zu etablieren.
Mit Heroes over Europe haben sich Publisher Ubisoft und Entwickler Transmission Games vorgenommen den Vorgänger Heroes of the Pacific anhand einer realistischeren Flugerfahrung mit mehr Action und toller Optik zu übertreffen. Hinsichtlich der Faktoren Action und Optik ist das absolut gelungen, an allen Ecken und Enden tobt der Luftkrieg - Explosionen zerreißen die Luft und feindliche Jäger fallen wie die Fliegen Richtung Erdboden. Die atmosphärischen Kämpfe in den wieselflinken Flugzeugen machen Spaß und sind bis auf einige Matschtexturen und den sinkenden Detailgrad im Tiefflug auch nett anzusehen. Leider ist der Aha-Effekt schnell verflogen da sich das Spielprinzip zunehmend abnutzt und auch das Missions-Design keine großartigen Neuerungen bereit hält! Dazu gesellen sich eine mittelmäßige Synchronisation und ein Standart-Mehrspielermodus von der Stange. Aufgrund des äußerst arcadelastig ausgefallenen Flugverhaltens der einzelnen Maschinen sollten Fans von realistischen Flugsimulationen vielleicht erst einmal Probe spielen oder gleich den direkten Konkurrenten IL-2 Sturmovik: Birds of Prey in Augenschein nehmen. Wer dagegen auf kurzweilige Action ala´ Blazing Angels steht macht mit Heroes over Europe definitiv nichts falsch!