

Die Weltkarte ist dabei in einzelne Gebiete aufgeteilt, so wie man dies vom Brettspielklassiker Risiko kennt - mit der Ausnahme, dass sich die Grenzen hier mitunter auch verschieben können. Innerhalb dieser Gebiete befinden sich nämlich Städte und Siedlungen, die als Lebenszelle eures Reiches fungieren. Hier werden Ressourcen (Nahrung, Eisen, Holz) erwirtschaftet und neue Einheiten ausgehoben. Zudem lassen sich die anfänglich noch beschaulichen Dörflein mit beispielsweise Bädern, Pferdeställen oder Marktplätzen ausbauen, wobei der Bauplatz begrenzt ist und daher klug abgewogen werden sollte - Bauernhöfe oder eine Mine vergrößern zwar das monatliche Rohstoffeinkommen, nehmen aber womöglich wertvollen Bauplatz für eine Festungsanlage oder Kasernen (bessere Infantrie) weg. Alte Hasen fühlen sich im Ansatz ein wenig an den Klassiker Caesar (PC, Mac) erinnert, wobei Great Empires Rome jedoch niemals dessen Tiefgang erreicht.


Dennoch wird man den Eindruck nicht los, dass sich die Macher bei Slitherine den einen oder anderen Strategietitel der frühen 90er Jahre zum Vorbild genommen haben. Leider nicht nur in positiver Weise: Schon nach wenigen Minuten im Spiel beginnt man einen leisen Fluch über die Steuerung auszustossen - mysteriöse Icons auf der rechten Seite des Bildschirms lassen mit einem Stirnrunzeln zur Anleitung greifen, ebenso sind etliche Symbole z. B. beim Stadt-Status nur mit etwas Phantasie richtig zu interpretieren. So verwundert es auch nicht, dass man nach der ohnehin ziemlich kurz geratenen Tutorialmission immer noch nicht so recht ins Spiel gefunden hat und immer wieder mal rätselt, wo denn nun die gewünschte Einstellung vorzunehmen ist. Auch der Übersichtsscreen über alle Städte ist eher dürftig und lässt euch immer nur von Stadt zu Stadt springen - gerade bei größeren Imperien artet es in fieses Mikromanagement aus, will man mal eben einige Bauaufträge zu verteilen.
Auch nicht gerade recht viel weiter als auf Anfang-90er Jahre Niveau befindet sich auch der vielgepriesene Diplomatiemodus - mit Tributzahlung, Krieg erklären und Bündnis schließen haben sich die Optionen schon erschöpft, wodurch die Ausrichtung klar ist - hier gehts ums kämpfen. Und tatsächlich macht Great Empires Rome seine Sache hier dann endlich gar nicht schlecht: Habt ihr rundenbasiert eure Armee auf eine feindliche Truppe oder Stadt bewegt, begebt ihr euch an die Schlachtplanung. Je nach den Fähigkeiten eurer Kundschafter seht ihr auf einer Karte aus der Vogelperspektive die entdeckten Feindtruppen. Ihr könnt nun eurerseits uneingeschränkt eure Truppen aufmarschieren lassen. Ob die erste Reihe aus Legionen oder Reitern und ob dahinter Bogenschützen warten sollen obliegt allein euch. Auch die Formationen der Einheiten lassen sich nach belieben ändern und werden mit zunehmender Erfahrung der Einheit (durch siegreiche Kämpfe) immer ausgefeilter. Ist die Planung abgeschlossen und die eigene Truppe aufgestellt, geht es ans Eingemachte...


Und da ist er dann wieder, der muffige 90er Jahre Faktor - zwar sind die Feldschlachten mit Hunderten winziger aufeinander einstürmender Einheiten optisch sicherlich äußerst ansehnlich, weniger schön ist hingegen die Tatsache, dass ihr völlig zum Zuschauen verdammt seid. Keine Befehle, keine Verstärkungen, kein Rückzug, nichts! Und so nutzt man die Zeit zwischen den manchmal bis zu fünf Minuten dauernden Schlachten, um mal eben im neXGam Forum vorbeizusurfen.


Sieht man von den imposanten Feldschlachten ab, bei denen die Protagonisten sogar in authentischen (!) Uniformen aufmarschieren, liefert Great Empires Rome eine eher dürftige Technik ab: Echten Sound sucht man vergeblich, stattdessen gibt nur vereinzelte Effekte sowie Sprachausgabe, wobei sich das gute Dutzend Sprachsamples recht häufig wiederholt. Optisch herrscht ansonsten nüchterner Strategenstil vor, der zumindest Genrefans nicht enttäuschen dürfte. Ärgerlich ist allerdings noch die Tatsache, dass stets lediglich ein Spielstand gespeichert werden kann und sich der Titel darüber hinaus während unserer Testsession 2x beim umschalten zwischen einem Screen verabschiedete - lediglich ein Neustart half hier dann weiter. Eine weitere Skurilität liefern die Programmierer unter dem Punkt "Minispiele" - statt dem Titel noch weitere naheliegende Szenarien wie beispielsweise Kilikien oder Karthago zu bescheren, packte man vier Minispiele auf die Cart. Darunter so illustre Dinger wie ein Billig-Sudoku mit römischen Ziffern. Wer's braucht...
Zunächst hielt ich ein DS Spiel wie Great Empires Rome für eine wirklich geniale Idee. Schließlich herrscht hier noch grober Mangel auf dem Nintendo DS und dann auch noch mit dem renommierten History Channel als Partner? Doch das Endergebnis enttäuscht - nicht nur der Umfang hätte noch mehr Feinarbeit vertragen können, insbesondere das Handling erweist sich spätestens ab einer Imperiumsgröße von 6-7 Städten als echter Nervfaktor! Insofern ist Great Empires Rome nur geduldigen Imperatoren ans Herz zu legen, die mit ihrer Vorliebe für antike Strategie auch über den einen oder anderen Makel hinwegzusehen bereit sind.