Global Conflicts - Latin America Screenshots (Macintosh)
Spielerisch folgt danach ein klassisches Point'n'Click Adventure, dass aber gänzlich auf bewährtes "Suche-Item-löse-Rätsel" Gameplay verzichtet. Stattdessen stehen hier Gespräche mit unterschiedlichen Protagonisten auf dem Tagesplan, die euch jeweils ihre Sicht der Dinge darlegen. Eine tickende Uhr vor dem Abschlussinterview um 20:00 Uhr liefert dabei genug Anreiz, sich nur wohlformulierte Fragen aus dem multiple choice Katalog auszuwählen. Sind dann nach einem zusätzlichen Abstecher in die örtliche Bibliothek ausreichend Aussagen und Argumente gesammelt, serviert ihr sie eurem Interviewpartner wohldosiert zum richtigen Augenblick des Spiels.
Global Conflicts - Latin America Screenshots (Macintosh)
Danach erfahrt ihr noch eure Punktewertung, lest eine Nachbetrachtung eurer Recherchearbeit und landet dann recht unsanft wieder im Hauptmenü, denn eine zusammenhängende Kampagne existiert nicht. Jeder Fall wird einzeln angewählt und ermittelt und verhält sich unabhängig von allen anderen Einsätzen in Latein- und Südamerika. Mit einem Umfang von maximal 2 Stunden pro Fall ist man damit zwar im Zeitrahmen für den Einsatz in Lehranstalten geblieben (was auch den fehlenden "Karrieremodus" erklären dürfte), gibt dadurch aber auch freiwillig viel Potenzial auf.
Global Conflicts - Latin America Screenshots (Macintosh)
Global Conflicts - Latin America Screenshots (Macintosh)
Das ist schade. Noch viel ärgerlich ist aber die seltsame strikt lineare Ausrichtung des Spielprinzips. Wo der Vorgänger gerade noch dadurch reizvoll wurde, dass er dem Spieler kein vorgekautes Denkmuster vorwarf und sich durch den Verzicht auf übliche platte "Gut vs. Böse" Darstellungen auszeichnete, seid ihr hier vielmehr dazu verdonnert, strikt einer Linie zu folgen. Zwar bemühte man sich darum, die Sachverhalte möglichst neutral zu schildern, so ganz gelingt das aber freilich nicht immer. Auch die Möglichkeit seinen eigenen Artikel zusammenzustellen (wie noch im Vorgänger) fehlt vollständig, ebenso wie das daraus nicht minder interessante Feature der Resonanz seitens Leser/Chefredaktion als Qualitätsmaßstab.
Global Conflicts - Latin America Screenshots (Macintosh)
Auch technisch bleibt der Titel etwas hinter den Erwartungen zurück, verlässt man sich doch weitestgehend auf die gleiche Engine wie bereits Anno 2007 im Nahost-Einsatz. Üppige grafische Spielereien gibt es also nicht zu bestaunen, die Charaktere wie Umgebungen sind verhältnismäßig karg illustriert und die Animationen gerade noch so in Ordnung - aber erstens steckt hier ein wesentlich kleineres Team (samt kleinerem Budget) dahinter und zweitens liegt der Fokus ja ohnehin auf der erzählten Geschichte. Zumal so auch noch Besitzer älterer Rechnermodelle zum Einsatz kommen, denn für Lateinamerika reicht auch noch ein alter G4 PPC mit 512 MB RAM, 32 MB Grafikkarte und OS X 10.3.
Schade. Nach dem vielversprechenden Global Conflicts - Palestine war das Potenzial der Reihe erkannt und musste eigentlich nur noch weiter ausgebaut werden. Stattdessen schritt man zurück in die falsche Richtung aller bisherigen Lehrspiele, nämlich den Spieler nicht selbst lernen & entdecken zu lassen, sondern ihn mehr oder minder den Weg entlang bis zum Ziel zu schleifen. Global Conflicts - Latin America ist dank der aufwendig recherchierten Hintergründe (u.a. steht auch noch ein Online-Nachschlagewerk zur Verfügung) zwar immernoch ein intelligentes Lehrspiel geblieben, den Reiz des Perspektivwechsels und Eintauchens in andere Denkmuster hat er aber etwas verloren. Doch 10-15 Stunden Spielspaß zum Preis von 19,95 sind dennoch ein gutes Angebot, zumal wenn man dabei in Punkto Weltgeschehen auch noch sein Wissen etwas aufstocken kann, oder?