
Wenn man das Modul in seinem Mega Drive platziert hat, wird man sofort mit den vertrauten Klängen des Titelsongs und dem Ghostbusters-Logo begrüßt. Der Spieler wird nun vor die Wahl gestellt, in den Optionen Schwierigkeit und Lautstärke einzustellen oder direkt ein neues Spiel zu starten. Wer an dieser Stelle schon hellhörig wird und wie ich reflexartig nach einem „Continue“ oder „Passwort“ Menüpunkt sucht, wird leider enttäuscht. Ghostbusters ist zumindest was diesen Punkt anbelangt sogar seinen Vorgängern auf den 8-Bit Konsolen unterlegen. Es gibt keinerlei Möglichkeiten, ein begonnenes Spiel fortzusetzen. Wer die Konsole ausschaltet, darf gnadenlos wieder von vorne anfangen. Ganz schwach kann ich da nur sagen! Das gehört sich einfach nicht für ein Mega Drive Modul! Selbst Ghostbusters für das Master System hatte ein Passwortsystem! Da helfen auch die 10 Continues, die man dem Spieler zugesteht nicht mehr.
Nach dieser Entdeckung war ich ehrlich gesagt dann gleich auch schon ziemlich geladen. Aber was soll man machen. Da muss man als Spieleredakteur wohl einfach durch. Ich habe letztendlich schnell ein neues Spiel gestartet, es konnte ja nur besser werden. Nachdem ich den ersten Tiefschlag halbwegs verkraftet habe, wurde ich gebeten, mir den Geisterjäger meiner Wahl aussuchen. Doch was ist das? Zur Auswahl stehen nur Peter, Ray und Egon. Liebe Spielemacher, was zur Hölle habt ihr mit Winston Zeddemore gemacht? Ein Ghostbusters Spiel mit nur drei der 4 Originalmitglieder ist in etwa so komplett, wie ein Turtlesspiel ohne Donatello. Sowas geht gar nicht, Leute.... und dann werft ihr ausgerechnet noch den einzigen Farbigen raus. Von Political Correctness habt ihr auch noch nix gehört, oder was? Mein lieber Herr Gesangsverein!

So, das waren jetzt schon zwei Hasstiraden und ich habe noch keine Minute gespielt. Sollte uns das bedenklich stimmen? Auf jeden Fall würde ich mal sagen! Aber noch ist nicht aller Tage Abend. Also, wo war ich stehengeblieben.& ,,,& ,,, Genau.. ich wollte mir gerade einen Geisterjäger aussuchen. Also mal schauen...Peter, Ray und Egon unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Bewegungsgeschwindigkeit und ihrer Schadensresistenz. Weil Geschwindigkeit in Actionspielen bekanntermaßen nur etwas für Hochbettenuntenschläfer ist, habe ich mich natürlich für Ray, den Mann mit der höchsten Schadensresistenz entschieden. Es gibt einfach nichts schöneres als stoisch einen Schuss nach dem anderen einzustecken, während man wie ein Wilder mit lautem Kriegsgeschrei auf dem Feuerknopf herumprügelt. Genau dafür ist Ray mein Mann.
Also schnell den guten Ray ausgewählt und bestätigt. Als nächstes wird mit ein paar Bildern und etwas englischem Text die Hintergrundgeschichte des Spieles erzählt. Kürzlich hat es demzufolge eine stark erhöhte Geisteraktivität in New York gegeben. Ob da etwa das Erdbeben von neulich mit zusammenhängt (neeein.. nieeeeemals..ganz klar) Während unsere Geisterjäger noch über die Bedeutung des Ganzen sinnieren klingelt plötzlich das Telefon und eine panische Dame bittet um Hilfe, weil unverschämterweise Geister in ihrem Haus abhängen.

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Wenn das mal kein Job für unsere Geisterjäger ist. Und richtig, nach dem Telefonat findet man sich auch prompt auf einer Stadtkarte wieder, auf der es nun an euch ist, zwischen vier verschiedenen Anwesen zu wählen. Jedes Anwesen stellt dabei einen ganzen Level dar, nach dessen erfolgreicher Säuberung unsere Geisterjäger mit ordentlich Kohle belohnt werden. Umso schwerer ein Level ist, umso mehr Geld wird euch für die Beseitigung der Geisterplage bezahlt. Dieses Geld kann später dann in neue Waffen und Gegenstände investiert werden, das Wirtschaftssystem werden wir uns aber später noch ausführlich anschauen. Nachdem alle 4 Level von den bösen Geistern befreit wurden, wird schließlich der erst noch gesperrte fünfte und später der finale sechste Level freigeschaltet.
Als Tester habe ich mir zum Einstieg den Level ausgesucht, für dessen Befreiung am wenigsten Geld ausgelobt ist und der somit spielerisch am einfachsten zu meistern sein sollte. (wir wollen es ja nicht übertreiben). Sobald ich den Level angewählt hatte, offenbarte sich mir auch schon das wahre Gesicht von Ghostbusters. Es handelt sich um ein waschechtes 2D Run´n Gun. Ihr seht folglich eure Spielfigur aus der Seitenansicht und müsst versuchen, möglichst unbeschadet durch ein Level zu kommen. Eigentlich also eine gute Sache.

Die Geisterjäger sind dabei in einer Art deformierten Comic Look, mit ziemlich verzerrten Proportionen gezeichnet worden. So sitzt ein ziemlich großer Kopf auf einem eher kleinen Körper und die Animationen wirken auch irgendwie ziemlich drollig. Dieses Aussehen wirkt aber absolut nicht fehl am Platz, sondern ist vielmehr auf seine eigene Art unheimlich passend und sympathisch. An der Stelle also ein Daumen-hoch an die Entwickler.
Die Steuerung ist ebenfalls lobenswert simpel gehalten. Gesteuert wird euer Geisterjäger ganz normal mit Hilfe des Digitalkreuzes. Besonders ist jedoch, dass wie in Probotector, respective Contra, euer Protonenwerfer auch nach oben und diagonal, sowie im Liegen abgefeuert werden kann. Diese verschiedenen Schusspositionen wird man im Laufe des Spieles auch dringend brauchen. Die Controllertasten sind weiterhin mit dem Abfeuern eurer Primärwaffe, dem Springen sowie dem Werfen von Bomben belegt, die einen ganzen Bildschirm von schwächeren Feinden säubern. Mit der Starttaste kann schließlich noch ein Menü angewählt werden, in dem man die Waffen wechseln sowie diverse Items einsetzen kann. Außerdem ist dort noch eine kleine Minikarte des Levels zu finden, die aber nur begrenzt sinnvoll ist, weil sie euch lediglich zeigt, welchen Bildschirm ihr schon gesehen habt. Leider hat man bei der Steuerung oft das Gefühl, dass es doch ziemlich hakelig ist, gerade was das Zielen mit der Primärwaffe anbelangt. Hier hätte dem Spiel etwas mehr Feintuning gut getan.

Am unteren Rand des Bildschirmes befinden sich schließlich die diversen Statusanzeigen, die der Spieler von Welt nunmal so braucht. So wird euch eure Lebensenergie, die Energie für Spezialwaffen, die Anzahl eurer Bomben, die Anzahl eurer Leben sowie die Anzahl der noch zu fangenden Mittelgeister angezeigt. Bei besagten Mittelgeistern handelt es sich um Zwischenbosse, die, nachdem man sie besiegt hat, in guter alter Geisterjägermanier mit dem Protonenstrahl in eine Falle gelockt werden müssen. Schafft man diese Prozedur innerhalb von 3 Versuchen, wird man mit einem ordentlichen Geldbonus belohnt. Schafft man es nicht, ist der Bonus natürlich Asche. Das aber nur als Betrachtung am Rande.
Man kämpft sich also jetzt durch die Level, die weder besonders schwer noch besonders abwechslungsreich sind, und wird gelegentlich von diversen Feinden in Form von Geistern gestört, die aber eher nerven, als dass sie wirklich gefährlich wären. Unter diesen Allerweltsgeistern tauchen nun aber einige Ungereimtheiten auf, die ich doch ganz gerne näher beleuchten möchte. Wenn ich jetzt eine Umfrage veranstalten würde, was eurer Meinung nach der härteste Widersacher in den Levels ist: Ein riesiges Eismonster, eine Kugel schleimigen Ectoplasmas, die Feuerbälle verschießt oder eine Kaffeetasse. Was würdet ihr sagen?

Klar..wenn ich ich schon so frage: Euer härtester Gegner ist weder ein Monster, noch eine Schleimkugel sondern natürlich die Kaffeetasse. Es ist echt erstaunlich, aber diese dumpf im Kreis herumfliegenden Viecher schlucken ganze siebzehn Schuss bevor sie den Löffel abgeben!!! Das ist wirklich unfassbar. Dabei geht von den Teilen eigentlich keine große Gefahr aus. Sie fliegen nur im Kreis und verbauen euch den Weg.
Warum man sich jetzt aber damit aufhalten muss, sage und schreibe siebzehn Schuss in diese Blechfuzzies reinzupumpen bis man weiter kann, ist mir doch ein Rätsel. Um die Sache noch zu verschönern, tauchen die Tassen natürlich meistens nicht allein, sondern zu mehreren auf, was den Spielspaß dann noch einmal steigert. Also hier hat den Programmierern irgendwie das Gefühl für das rechte Maß gefehlt, vor allen Dingen wenn man berücksichtigt, dass die meisten anderen Gegner mit ein bis zwei Schüssen erledigt sind.
Wenn man sich dann endlich einmal durch alle Kaffeetassen hindurchgeballert und alle Mittelgeister besiegt hat (die übrigens meistens ziemlich schwer sind), begegnet man schließlich dem Levelboss. Und hier muss ich sagen ist ebenfalls einiges schief gelaufen, was den Schwierigkeitsgrad anbelangt. Wie kann es sein, dass man, wenn man sich konzentriert, in den Level so gut wie keine Lebensenergie verliert, aber bei den Zwischen- und Endgegnern am laufenden Band draufgeht, ohne auch nur den Hauch einer Chance zu haben, das zu ändern? Also solch krasse Schwierigkeitsschwankungen in einem einzelnen Spiel sind mir bis dato selten untergekommen.

Das Hauptproblem liegt dabei nicht so sehr darin, dass man nicht weiß, wie man die Bosse besiegen soll. Viel schlimmer ist die Tatsache, dass sie oft keinem vorhersehbaren Bewegungsmuster folgen. Jedes eigene Handeln ist somit reine Glückssache, weil die Gegner z.B auf einmal an Stellen springen, über die sie vorher entspannt drüber marschiert sind oder einfach mal viermal hin und her rennen, anstatt nur zweimal. Dazu gesellt sich dann noch die hakelige Steuerung und die Tatsache, das die meisten Endgeister sowieso per se sauschwer sind. Das Unheil ist also vorprogrammiert. Hier hätte eine ordentliche Balance zwischen Level- und Bossgegnerschwierigkeit mehr als nur Not getan.
Wenn man dann nach etlichen verlorenen Leben und wahrscheinlich auch dem ein oder anderen Continue doch irgendwie den Endgegner besiegt hat, wird man mit einer kleinen Text/Bild Passage belohnt und bekommt die ausgelobte Belohnung für die Befreiung des Anwesens plus Boni für gefangene Mittelgeister bar auf die Kralle. Außerdem nimmt die Story des Spieles jetzt Fahrt auf, weil ihr ein seltsames Steinfragment entdeckt, dessen Beschriftung ihr noch nicht entziffern könnt. Bei jedem weiteren besiegten Bossgeist werdet ihr eine weitere Steinscherbe finden. Was wohl ihr Geheimnis ist? Viel Spaß dabei es herauszufinden! ,,,

Zurück im Geisterjägerhauptquartier kann das eingenommene Geld jetzt in neue Waffen und Items umgesetzt werden. Am interessantesten sind hier natürlich die diversen Waffen, die man erstehen kann. Nach einigen ausgiebigen Testsessions kann ich jedoch sagen, dass die Waffen drei Probleme haben. Erstens sind sie wirklich sauteuer, zweitens verbrauchen sie Spezialenergie, von der ihr nur einen begrenzten Vorrat in jedem Level mit euch führt und drittens und letztens sind um die 90% aller Waffen bestenfalls gehoben unbrauchbar.
Als Paradebeispiel sei hier nur eine Waffe genannt, die eine Art Seifenblase verschießt, die kleinere Geister in sich einschließt. Welchen Sinn macht es, Gegner in Seifenblasen zu fangen, frage ich mich, wenn man sie genauso gut mit ein bis zwei Schuss ins Jenseits befördern kann (und das wohlgemerkt ohne wertvolle Spezialenergie zu verbrauchen). Eine andere Waffe ist zwar um einiges stärker als euer normaler Protonenwerfer, hat aber jedes mal eine immense Verzögerung bis zum Abschuss. Dieses Detail in Verbindung mit der Unvorhersehbarkeit der meisten Bossgeister relativiert den Nutzen wieder gewaltig. So ließe sich die Liste fast beliebig fortsetzen. Viele Waffen sind ganz ok, aber eben auch nicht mehr als kleine Hilfsmittel, die das Leben ein ganz kleines bisschen leichter machen. Schade, die Freude über neue Waffen wird doch schwer in Mitleidenschaft gezogen, wenn diese nicht wirklich viel hermachen.

Was die Items angeht, ist ebenfalls nicht alles heiter Sonnenschein. Das gebratene Hühnchen, welches einmal die gesamte Lebensenergie wieder auffüllt, kostet sage und schreibe tausend Dollar. Zum Vergleich: In dem schwersten der vier Anfangslevel bekommt man gerade mal 8000 Dollar. Meiner Meinung nach ist der gute Broiler folglich doch ziemlich überteuert. Nützlich und preislich ok sind dagegen z.B. die Nachtsichtgeräte, ohne die man im dunklen Holzhauslevel kaum vorankommt.
Was die technische Seite angeht, ist Ghostbusters als eher frühes Mega Drive Spiel eigentlich ganz gut dabei. Die Grafik ist zwar nicht weltbewegend, aber auf ihre eigene Art stimmig und auch irgendwie angenehm. Die Figuren sind schön groß, die End- und Zwischenbosse noch größer und der Sound ist ebenfalls ok. Zwar fährt Ghostbusters außer dem Titeltrack im Startmenü keinen wirklichen Ohrwurm auf, aber schlecht ist es auch nicht, was man geboten bekommt. In technischer Hinsicht gibt es also nicht wirklich etwas zu meckern.

Ghostbusters auf dem Mega Drive ist eines jener Module, bei denen man wirklich verzweifelt die Hände ringt. Hätten die Spielemacher doch nur etwas besser aufgepasst, dann hätten wir es hier mit einem absoluten Knaller zu tun haben können. Der Ansatz, einen kleinen Wirtschaftspart zu integrieren, bietet jede Menge Motivationspotential, die Grafik und der Sound stimmen, das Setting sowieso. Die Summe der Designschnitzer macht aus Ghostbusters aber leider nicht viel mehr als einen Durchschnittstitel. Schade, es wäre soviel mehr drin gewesen. Fans der Geisterjäger werden allerdings trotzdem auf ihre Kosten kommen.