From Dust im Test

Stell dir vor, du bist Gott und du hast die Macht, die Erde so zu gestalten, wie es dir gefällt. Zwar kannst du nicht direkt in das Leben der Leute eingreifen, die dich anbeten. Doch indirekt ist es möglich, diese kleinen Wesen zu manipulieren. Auf diesem Spielprinzip basierte einst die bekannte Spiele-Serie Populous. Doch ist es jetzt schon Jahre her, dass mit Populous DS, der neuste Teil heraus kam. Und wenn man so will, klaffte damit eine Lücke in der Videospielwelt.

Mit From Dust wird diese jetzt geschlossen. Dabei ist der kreative Kopf hinter diesem Spiel niemand anderes als Eric Chahi. Vielen Gamern, die den Einstieg in ihr Hobby erst in diesem Jahrtausend hatten, dürfte der Name nichts sagen. Doch ältere Spieler erinnern sich an Heart of Darkness und vor allem an Another World. Beides Titel, die über eine einzigartige Atmosphäre verfügten. Doch als Heart of Darkness 1998 in den Handel kam, stieg der Designer aus dem Videospielbusiness aus und verfolgte andere Interessen. Unter anderem begann er sich für Vulkanologie zu interessieren, was sich auch in From Dust ausdrückt, dem Game, mit dem er seine Rückkehr feiert.

Und schon nach den ersten Minuten wird einem klar, dass es gut ist, das Chahi wieder in die Branche zurückgekommen ist. Zwar sind auf der 360 inzwischen jede Menge Titel erschienen, die äußerst innovativ sind, man denke nur an Titel wie Limbo oder Braid, aber From Dust unterscheidet sich deutlich von diesen durchaus sehr gelungenen Games.

Dies wird schon nach den ersten Spiel-Minuten klar. Ganz im Sinne von Populous ist es dir unmöglich, deine Anbeter direkt zu steuern. Du kannst ihnen mitteilen, dass sie ein bestimmtes Ziel ansteuern sollen, doch du hast keinen Einfluss darauf wer oder wie viele sich auf den Weg machen. Du kannst den Pfad, den sie nehmen werden, beeinflussen. Musst du sogar auch, denn es gibt Hindernisse, die es zu überwinden gilt. Flussläufe queren den Weg, Vulkane spucken Lava aus und in regelmäßigen Abständen kann es zu Naturkatastrophen wie Tsunamis kommen. Kein Zweifel, die Welt von From Dust ist gefährlich.

Und doch ist es dir möglich, das Leben deiner Schutzbefohlenen zu bewahren. Es gibt Fähigkeiten, die du erlangen kannst und es ist dir sogar möglich, die Natur selbst zu gestalten. Leuchtende Totems ragen in den Himmel und wenn sie besiedelt werden, erhalten diese Dörfer bestimmte Fähigkeiten, die du auslösen kannst. Feuer lässt sich löschen, Wasser zum Stillstand bringen oder gleich ganz zum Verdunsten. Doch Obacht, diese Gaben halten nicht für ewig, und wenn die Zeit erst einmal vorbei ist, müssen sie sich regenerieren. Aber auch kleine Steine kann man finden, von denen die Stämme das Wissen erhalten, wie man zum Beispiel einen Tsunami so lenken kann, dass das Wasser am Dorf vorbei rauscht. Boten bringen das Wissen von Ort zu Ort, damit auch jeder davon profitieren kann.

Und wenn dies nicht hilft, muss man sich auf die Natur verlassen. Der Odem, Ausdruck deiner Kraft, kann die verschiedensten Elemente aufsaugen und wieder loslassen. Um zum Beispiel ein Dorf zu beschützen vor der Kraft eines Tsunamis zu beschützen, ist es empfehlenswert, Lava zu nehmen und so eine natürliche Barriere zu schaffen. Und sind alle Totems besiedelt, öffnet sich das Portal zum nächsten Level.

Natur ist es, die das Spiel prägt. Die Menschen, die du beschützt, sind eindeutig von Ureinwohnern wie den Aborigines inspiriert. Und wenn du ein Dorf gründest, kannst du miterleben, wie sich langsam, nach und nach das Grün ausbreitet.  Hast du das leblose Land wieder belebt, erhältst du Erinnerungen. Und ist die Karte vollständig begrünt, tauchen auch Tiere auf, die unter den Schatten der Bäume umherwandern.

Neben dem Story-Modus gibt es auch einen Herausforderungsmodus, in dem du innerhalb kürzester Zeit bestimmte Aufgaben erfüllen müsst. Diese schaltest du nach und nach frei, je mehr du in der Geschichte fortschreitest.

Der Schwierigkeitsgrad fängt moderat an und wird schon bald herausfordernd. Doch das Spiel selbst ist nie unfair. Es gilt einfach nur, die Fähigkeiten und die Gegebenheiten, die du auf der jeweiligen Karte hast, geschickt einzusetzen. Feuer breitet sich aus? Du hast die Gabe, es zu löschen. Du kannst aber auch die Totems deiner Dörfer versetzen, so dass sie in Sicherheit sind. Oder, du nutzt einfach Bäume, die Wasser speichern und bei Hitze wieder frei setzen. Es gibt viele Wege, die zum Erfolg führen. Man muss nur Zeit und Geduld aufbringen.

Das einzige Manko, dass dieses Spiel hat, ist die stellenweise etwas mangelhafte KI, bzw. deren Routefinding. Sie schreien um Hilfe, und du weißt nicht wieso. Bis dir aufgeht, dass es vielleicht daran liegt, dass sie nicht fähig sind, eine Steigung eines gewissen Grades zu bewältigen.  Und so gilt es mühsam ihnen einen Weg zu bereiten, damit sie endlich weiterkommen. Doch ist dieser Fehler zu vernachlässigen.

In Sachen Sound beschreitet From Dust neue Wege. Die Sprache ist ein Kauderwelsch der per Untertitel übersetzt wird. Ein wenig erinnert es an die Klick- und Schnalzsprache eines afrikanischen Stammes. Auch die Musik orientiert sich an der gängigen Ureinwohner-Stimmung. Synthi-Klänge oder Gitarren findet man hier nicht, wodurch die Atmosphäre sehr stimmig ist.

Auch grafisch ist das Spiel eines der besten Arcade-Games, die man derzeit auf der 360 finden kann. Liebe zum Detail prägt den Titel, angefangen bei der Darstellung der Ureinwohner bis hin zu den Effekten bei den Fähigkeiten. Auch dass Objekte in der Entfernung verschwimmen ist wunderschön.