
Die Entstehungsgeschichte der Charaktere wird in stimmigen Comicsequenzen erzählt
Grundsätzlich handelt es sich bei Freedom Force um eine Parodie der Comics der 30er- bis 60er-Jahre, die eine strikte Trennung von Gut und Böse mit patriotischen Superhelden und übermächtigen Bösewichten boten. Die Story von Freedom Force vs. The Third Reich handelt dabei etwa 1 Jahr nach den Geschehnissen des ersten Teils. Damals kamen einige wenige Menschen mit der sogenannten Energy X in Kontakt und erhielten daraufhin besondere Kräfte, die sie entweder für edle Taten oder aber eigene Machtgier nutzten. Die Superhelden der guten Seite schlossen sich in der Freedom Force zusammen und bekämpften gemeinsam erfolgreich die Pläne des grausamen Mutanten Time Master.

Die Hexe "Red October" gehört zu den ersten Bossgegner
Nun jedoch ist eben jene Freedom Force in alle Winde zerstreut, da die Fähigkeiten der Superhelden einfach nicht mehr benötigt wurden. Doch es bahnt sich eine neue Bedrohung an: der schurkische Nuclear Winter befreit Time Master aus der Gefangenschaft und manipuliert mit dessen Hilfe die Vergangenheit, um den Faschisten der 30er- und 40er-Jahre die Kräfte der Energy X einzuverleiben. Nun liegt es erneut an der Freedom Force, das düstere Schicksal abzuwenden und das Dritte Reich aufzuhalten. Die knifflige Thematik des Dritten Reichs ist mir zu Beginn zwar etwas sauer aufgestossen, allerdings wird einem schon nach kurzer Zeit bewusst, dass es sich bei diesem Spiel um eine detailgetreue Nachbildung der damaligen Comics und nicht der Ära selbst handelt.
Vor jeder Mission müsst ihr 4 Helden für den Einsatz auswählen, was aus der Menge von etwa 20 spielbaren Charakteren mit völlig unterschiedlichen Fähigkeiten gar nicht leicht fällt. Der patriotische Captain America-Verschnitt Minuteman beispielsweise glänzt mit überragender Stärke, während die mysteriöse Alchemiss auf ihre Zauberfertigkeiten setzt. Desweiteren habt ihr die Wahl zwischen dem feurigen El Diablo, dem rachsüchtigen Tombstone oder dem Ameisenmann Ant, der sich mit Leichtigkeit unter Mauern hindurchgräbt. Interessanterweise könnt ihr die Entstehungsgeschichte eines jeden Charakters in gelungenen Comic-Sequenzen mitverfolgen, was der Detailverliebtheit weiterhin zu Gute kommt.

Die Auswahl mag zu Beginn noch leicht fallen...
Das eigentliche Spielgeschehen lässt sich durch eine frei dreh- und zoombare Third Person Kamera sehr variabel betrachten, sodass ihr je nach Situation immer die Übersicht behaltet. Um eure 4 Helden zu steuern, müsst ihr sie entweder direkt mit dem Cursor anwählen oder auf das jeweilige Portrait am unteren Bildschirmrand klicken. Danach könnt ihr ihnen per Klick auf die Spielwelt eine Position zuweisen. Natürlich wimmelt es in den 20 Levels (u.a. Cuba und Deutschland) nur so vor Gegnern, die sich der Freedom Force in den Weg stellen.

Der übersinnliche Mentor ist der Chef der Freedom Force
Demnach ist es kaum verwunderlich, dass die Kämpfe den gameplaytechnischen Kern des Spiels ausmachen. Prinzipiell habt ihr zwei Möglichkeiten, die Gefechte auszutragen. So könnt ihr in einem Menü am unteren Bildschirmrand eine Attacke dauerhaft festlegen und sie dann mit einem Angriffsbefehl auf den Gegner anwenden, was sich sehr gut für einfache Kämpfe gegen Standard-Gegner eignet. Kniffligere Feinde wie die mächtigen Bossgegner erfordern dagegen schon mehr taktisches Geschick, sodass ihr das Geschehen mit der rechten Maustaste pausieren, aus einer Vielzahl von Fertigkeiten (Nahkampf, Projektil, Verteidigung etc.) auswählen und schließlich die Angriffe eurer Recken koordinieren dürft. Leider sind die Auseinandersetzungen trotz der vielseitigen Kamera teilweise unübersichtlich, da euch herumwuselnde Feinde und Effekte die volle Kontrolle erschweren.
Natürlich müsst ihr während der Keilereien noch einige weitere Faktoren berücksichtigen, die den strategischen Ansatz der Kämpfe hervorheben. Beispielsweise besitzen eure Charakter eine Energie-Leiste, die durch den Einsatz von bestimmten Attacken verringert wird und sich erst wieder aufladen muss. Manche Angriffe benötigen zwar keine Energie, fallen dafür aber deutlich schwächer aus. Idealerweise solltet ihr die Angriffe der Helden also so ordnen, dass sie sich gegenseitig ergänzen und ihr regelmäßig auf eine Spezialfähigkeiten zurückgreifen könnt.

In Cuba geht ihr während des Kalten Krieges dem Schurken Nuclear Winter auf die Spur...
Ebenfalls beachten solltet ihr die Tatsache, dass die Gegner immun oder aber besonders anfällig für bestimmte Kräfte sind, z.B. vertragen Eis-Yetis die Feuerattacken von El Diablo gar nicht, während sie Gift-Kräfte quasi ignorieren. Die Eigenschaften eines Feindes könnt ihr in Form von Symbolen auf einem eingeblendeten Menü am unteren Bildschirmrand einsehen. Ganz abgesehen davon bietet euch Freedom Force vs. The Third Reich vielfältige Interaktionsmöglichkeiten mit der Umgebung. So könnt ihr mit besonders starken Charakteren Objekte wie Tonnen, Schilder oder gar kleine Häuschen aufnehmen, um sie mit verheerender Wirkung auf die Gegner zu schleudern. Zudem können die weitläufigen Levels, in denen Missionsziele übrigens zur Orientierung in Form von farbigen Pfeilen angezeigt werden, zu einem großen Teil zerstört werden.

Mit starken Charakteren könnt ihr die Levels auseinandernehmen
Schließlich habt ihr ebenfalls die Möglichkeiten, die Fähigkeiten eurer Charaktere aufzuwerten, indem ihr zwischen den Missionen bestimmte Attribute (Kraft, Verteidigung) mit gewonnenen Erfahrungspunkten auflevelt. Daher ist es ratsam, immer wieder neue Helden-Konstellationen aufzustellen, da ihr nur so die Fähigkeiten eurer Truppe verbessern könnt, was in den höheren Schwierigkeitsgraden auch bitter nötig ist. Ausserdem gewinnt ihr durch absolvierte Primär- und Nebenziele und erfolgreiche Kämpfe sogenannte Prestige-Punkte. Mit genügend Prestige könnt ihr u.a. weitere Charaktere für die Freedom Force rekrutieren.
Die meisten Pluspunkte sammelt das Spiel sicherlich bei seiner humorvollen Aufmachung. Bei den wunderbar ironischen Dialogen und den abgedroschenen Charakteren bleibt wirklich kein Auge trocken. Selbst der eigentliche Spielverlauf ist mit Comic-Klischees nur so durchzogen und nimmt sich nie ganz ernst, was sicherlich nicht viele Spiele von sich behaupten können.

Die Freedom Force muss zu einer Zeitreise antreten und die Nazis aufhalten
Die Grafik von Freedom Force vs. The Third Reich orientiert sich am optischen Stil des ersten Teils. Ihr erkundet farbenfrohe Comic-Szenarios, die stellenweise sogar mit hübschen Beleuchtungen aufwarten. Zwar werden eure Augen nicht mit detaillierten Texturen verwöhnt, dafür wirkt die Spielwelt aber wie aus einem Guss und dank den erwähnten Interaktionsmöglichkeit und herumstreunenden Passanten lebendig. Die Kämpfe überzeugen grafisch hauptsächlich durch gelungene Explosions- und Magie-Effekte, doch auch die Spielermodelle und Animationen können sich sehen lassen.

Die Bossgegner heizen euch mit besonderen Fähigkeiten ein
Der Sound ist gerade im Zusammenhang mit der witzigen Präsentation erwähnenswert, da die fantastischen englischen Synchronsprecher den Charakteren wirklich Leben einhauchen und den augenzwinkernden Charme des Titels hervorragend rüberbringen, sodass euch die deutschen Untertitel keineswegs stören werden. Die Soundeffekte während des Spiels beschränken sich auf die obligatorischen Kampfgeräusche, eine Chor-lastige Musikuntermalung und Kommentare von Freund und Feind. Allerdings ergeben auch hier alle Aspekte eine stimmige Einheit.
Neben der Kampagne haben die Entwickler auch einen spaßigen Helden-Editor ins Spiel integriert, mit dem ihr euren ganz individuellen Hero erschaffen und eventuell danach im Mehrspieler-Modus einsetzen könnt. Hier tretet ihr Online oder im LAN-Netzwerk in 8 Spielmodi an oder erstellt gar kooperative Story-Missionen.

Im weiteren Spielverlauf geht es sogar an Bord eines Panzers
Freedom Force ist wirklich einmal eine gelungene Abwechslung vom Spiele-Alltag, denn wo sonst bekommt ihr eine so witzig aufgemachte Parodie auf die Comics der Vergangenheit geboten? Zudem überzeugt auch das Gameplay mit den vielseitigen Fähigkeiten der Helden und den RPG-Elementen, wobei man über die gelegentlich etwas hektischen Kämpfe hinwegsehen kann. Schließlich ergeben auch die Grafik und gerade der Sound ein stimmiges Gesamtbild. Ein echter Geheimtipp!