Far Cry 2 im Test

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Viereinhalb Jahre hat es gedauert, bis Ubisoft uns einen Nachfolger zu Far Cry, dem damals besten Vertreter in Sachen Ego-Shooter in die heimischen Gefilde bringt. Durch verschiedene Analysen entschied man sich bei der Fortsetzung den alten Helden Jack Carver einzumotten und auch das Setting in eine weit entfernte Ecke der damaligen Tropeninsel zu verlegen – Afrika. Wir haben uns für Euch die Xbox 360-Version unter die Lupe genommen und geprüft, ob das Spiel erneut zu einem Ausnahmetitel erkoren werden kann.
Schon vor zwei Jahren staunten wir auf beim Entwicklertermin auf der Games Convention nicht schlecht, was da denn auch uns zu kommen sollte. Seinerzeit noch für PC Only deklariert warteten alle gespannt auf die erlösende Meldung einer Konsolenumsetzung. Diese kam dann auch sechs Monate später und ließ vor Kurzem noch viele Gesichter erstrahlen, denn da veröffentliche Ubisoft die Anforderungen für die PC-Version :D

Auf der diesjährigen Leipziger Games Convention wurden dann die letzten Zweifler beruhigt, die schon mit etlichen Abstrichen zum PC gerechnet hatten. Wie die Entwickler erklärten, war man selbst darüber erstaunt, wie gut man das Spiel, welches dieses Mal auf der extra entwickelten „Dunia-Engine“ läuft, auf die Xbox 360 bekommen hat. Auch wenn es hier im Endergebnis nicht für die angepeilten 60fps gereicht hat, darf man an dieser Stelle schon verkünden, dass das Spiel auf beiden Konsolen flüssig läuft, auf Microsofts Gerät aber dann doch noch einen Tick geschmeidiger wirkt. Aber kommen wir einmal zum Geschehen.



Im tiefen Afrika ist gerade mächtig der Bär los. Durch ein Embargo waren zwei rivalisierende Warlords, die UFLL (United Liberation and Labour) und die APR (Alliance for Popular Resistance) gerade ein wenig ruhig gestellt worden, da kommt ein widriger Kerl den man überall nur „den Schakal“ nennt daher und beliefert nun beide Seiten mit Waffen. Dies hat zur Folge, dass sich Tausende einheimische auf der Flucht befinden und in den einzelnen Regionen Bürgerkriegszustände vom Feinsten auftun. Gleich nach Eurer Landung bekommt Ihr auf der Fahrt in die erste Stadt eine kleine Erklärung in die Situation geliefert, wobei Ihr Euch hier erst einmal nur umsehen könnt. Am ersten Kontrollposten wird Euch dann schnell, wo der Hase hier lang läuft und ein mulmiges Gefühl in der Bauchgegend ist schon fast vorprogrammiert.

Kaum im Hotel angekommen, gibt sofort netten Besuch vom Gesuchten Schakal wobei Ihr hier zum ersten Mal mit Eurem Handicap, einer Malariainfektion konfrontiert werdet. Fortan müsst Ihr Euch mit zivilem Untergrund gut halten, da diese Euch mit Pillen versorgen, welche die Krankheitssymptome auf Knopfdruck schnell wieder abklingen lassen. Es ist hier also sehr ratsam, immer darauf zu achten, dass Ihr die kleinen Dinger bei Euch habt, denn sonst ist eine verminderte Sehfähigkeit nur der Anfang Eures Kontrollverlust über die Figur. Sobald Ihr Euren gewählten Charakter (es stehen Euch hier mehrere Söldner zur Auswahl) bewegen könnt, heißt es erst einmal die Beine in die Hand zu nehmen und aus der Stadt zu flüchten.



Eure neue „Spielwiese“ umfasst dieses Mal die stattliche Größe von 50 km² wobei hier der Begriff „Open World“ absolut wörtlich genommen werden kann. Das Ganze ist dann unterteilt in den nördlichen und südlichen Bereich. Über die „Backtaste“ könnt Ihr Euch nun jederzeit eine Karte „in die Hand“ nehmen und dank GPS Eure Position, sowie Missionsziele und andere Dingen einsehen. Zur bessern Orientierung könnt Ihr via „X-Button“ die Karte auf drei stufen zoomen, wobei Ihr in der nahesten Einstellung zusätzliche, taktische Infos wie Medizinkästen, feste Maschinengewehrplätze und weitere Dinge angezeigt bekommt. Späht Ihr mit dem Fernglas eine Örtlichkeit aus, so aktualisiert sich das gesehen nun automatisch auf der Karte.



Arbeit gibt es für einen Söldner wie Euch glücklicherweise genug in so einem Krisengebiet. Eure Aufgabe lautet nun also Aufträge für beide Seiten des Konflikts zu übernehmen um so an weitere Informationen über den Schakal zu kommen. Zu Beginn müsst Ihr hier aber erst einmal das Vertrauen der jeweiligen Gruppenführer erlangen, was in Form eines ersten „Probejobs“ passiert. Kommt Euch bekannt vor? Ja man muss gestehen, dass erst vor Kurzem "Mercenaries 2"„ Spieler auf die gleiche Weise beschäftigt wurden. Überhaupt kann man an dieser Stelle schon einen weiteren Vergleich anstellen, denn das Spielkonzept des ersten Teils, in dem man im Grunde als einsamer Wolf durch den Dschungel wanderte hat sich beim aktuellen Teil eher zu einem „Grand Theft Auto“ gewandelt. Ob dies allen Käufern recht ist bleibt abzuwarten. Fakt ist, dass Ihr durch die Missionsauslegung inkl. frei wählbarer Seitenaufgaben auf eine Gesamtspielzeit zwischen 20 und satten 120 Stunden kommen könnt! Dies liegt aber nicht nur an der Fülle der Aufgaben, sondern zum Teil wohl auch an den oftmals ellenlangen Wegen die in dem Gebiet zurückgelegt werden müssen.

Damit dies etwas schneller passieren kann, könnt Ihr in Far Cry 2 wieder etliche Fahrzeuge bewegen, die dann unter starker Belastung oder Beschuss auch kaputt gehen können. Mit ein paar Handgriffen unter der Motorhaube lassen sich die meisten dann aber schnell wieder flott machen. Nostalgiker dürfen dann auch erneut mit dem „Gleiter aus Far Cry“ los legen. Oftmals werden die Fahrten zu den Missionszielen von nervenden Kontrollpunktbesetzern unterbrochen. Da diese dann auch immer fein wieder geboren werden, müsst Ihr diese dann beim nächsten Besuch der Kreuzung jedes Mal wieder erledigen. Wer sich hier etwas mehr Ruhe gönnen möchte, sollte dann auf den einheimischen Bus wechseln, der Euch zwar scher, dafür aber extrem langsam durch die Landen fährt.



Wo Feinde sind, dürfen dann zum Ausgleich auch Freunde nicht fehlen. Viele andere Söldner tummeln sich in dem Gebiet und mit einigen werdet Ihr schnell Kontakt bekommen. Geht Ihr auf den Freundschaftsanfragen ein oder rettet ihnen einmal den Hintern, sind sie fortan auch für Euch zur Stelle, wenn’s mal wieder so richtig brenzlig ist. Sobald sich Eure Energieanzeige einmal komplett gelehrt hat, fallt Ihr kurz zu Boden und sehr erst einmal schwarz. Nun kommt plötzlich einer Eurer Freunde aus dem Nichts und zieht Euch aus der Schusslinie. Nach eine kurzen Injektion geht es Euch dann auch wieder besser, wobei Ihr nun unbedingt drauf achtet solltet, dass Ihr Euren Kumpel nicht im Stich lasst. Wenn dieser nämlich einmal das zeitliche gesegnet hat, steht er nie wieder an Eurer Seite. Im Menü könnt Ihr auch immer gucken, wie gut es um die Freundschaft zu Euren einzelnen Kameraden steht. Gute Pflege kann Euch öfter einmal das Leben retten! Wenn Ihr alleine unterwegs seid und getroffen werdet, solltet Ihr drauf achten, dass Ihr Euch die lebensrettende Spritze rechtzeitig selbst verpasst. Ist Eure Energie im letzten Feld ganz unten müsst Ihr die Heilung in zwei Stufen durchführen, wobei Nummer eins mit einer teils recht herben Sequenz auf dem Bildschirm flimmert. Da werden Arme wieder eingerenkt, Kugeln aus dem Fleisch geschnitten oder einfach flugs auf der anderen Seite des Arms raus gedrückt.

Die Jungs und Mädels sind aber nicht nur für die brenzligen Augenblicke gut. Oftmals bieten sie Euch auch alternativen zu angenommenen Aufträgen an, welche das erreichen einer Mission teils einfacher gestallten, als der Rambo ähnliche Alleingang. Als kleine Gegenleistung müsst Ihr den Jungs dann aber ab und auch einmal beistehen, das erhöht Euren Ruf in der Gegend und festigt die Freundschaft. Das schöne an Far Cry 2 ist, dass man Euch wirklich die Wahl lässt, wie, was und wo Ihr los legen wollt. Überall im Gebiet befinden sich dafür kleine Unterschlüpfe, die teilweise erst eingenommen werden müssen. Einmal in Eurem Besitz, könnt Ihr Euch dort aufs Ohr legen und vorher eine Weckzeit einstellen. Neben einem sich ständig verändernden Wetter, gibt es hier nämlich auch ein eindrucksvolles Zeitensystem. So entscheidet Ihr, ob Ihr eine Mission lieber in der Nacht auf leiser Sohle angehen möchtet, oder dann vielleicht doch in der sengenden Mittagshitze in guter „Hau Drauf Manier“.

Für Euren Werdegang stehen natürlich wieder etliche Waffen zur Verfügung. Angefangen von der einfachen Machete über verschiedene Pistolen, Gewehre bis hin zur mächtigen Ballermännern inkl. Flammenwerfen. Das Ganze ist in vier Gruppen auf dem Digitalkreuz verteilt, wobei Ihr immer nur eine Waffe pro Gruppe tragen könnt. Hier kommt nun auch noch eine Brise „Call of Juarez“ hinzu, denn alle gefundenen Waffen unterliegen einem Verschleiß und sind oftmals schlechte Gefährten mit Hang zur Ladehemmung. Seht Euch die Bleipusten also immer erst genau an, ob sie nicht schon eine Menge Rost angesetzt haben. Glücklicherweise versorgt Euch der hiesige Waffenhändler mit allem was das Herz begeht auch in nagelneuem Zustand. Habt Ihr hierbei ein Modell einmal erworben, könnt Ihr Euch dies fortan ohne Limit immer wieder in den verteilten Waffenschuppen um den Hals hängen.





Als Zahlungsmittel gilt dann hierzulande natürlich nichts anderes als Diamanten. Diese bekommt Ihr zum einen durch das erfüllen von Jobs, zum anderen befinden sich innerhalb der 50km² schnuckelige 200 Koffer mit dem begehrten Inhalt. Diese könnt Ihr mit Hilfe der Karte und Eurem GPS Empfänger ausfindig machen, welcher in der Nähe dieser Taschen fleißig an zu blinken fängt. So geht es nun von einer Mission zur nächsten, wobei parallel die Story immer weiter vorangetrieben wird. Fakt ist aber, dass hier das Spielprinzip wohl die Seiten ebenso spalten wird, wie es die „Warlords“ mit ihrem Land tun. Denn trotz etwas Abwechslung im Missionsdesign, macht Ihr fortan im Grunde immer wieder das gleiche. Dazu gesellt sich, um hier auch einmal die Schattenseiten des sonst soliden Titels zu nennen eine recht wackelige KI, der Gegner. An manchen Stellen arbeiten diese gut zusammen, versuchen Euch in bester „Brothers in Arms“ Manier von der Flanke zu erwischen und beim nächsten Mal steht man vor einem Deppen schlechthin, der in die falsche Richtung zielt und Euch keinerlei Beachtung schenkt. Auch haben wir es in unserem Test nicht mehr geschafft, das forcierte Feature mit dem Anschießen eines Gegners in der Beingegend nachzustellen. Diese wurden in früheren Präsentationen dann immer von Ihren Kumpanen aus der Schusslinie gezogen, was Euch die Möglichkeit zum gezielten „Doublekill“ gab.



Wer dem Singleplayer entfliehen möchte, darf sich dann in vier verschiedenen Modi (Deathmatch, Team Deathmatch, Capture the Diamond & Aufstand) auch online austoben. Hier stehen Euch gleich zu Beginn 16 Karten zur Verfügung, wobei man erneut den aus dem Vorgänger bekannten Mapeditor integriert hat. Dieser wurde nochmals kräftig überarbeitet und lässt Euch nun innerhalb weniger Minuten Eure erste eigene Karte entwerfen. Wer sich dann eine halbe Stunde dran setzt, erreicht hier wirklich sehr schnell fantastische Ergebnisse. Die Karten könnt Ihr dann wieder inkl. „Eurem Branding“ unter den Freunden verteilen. Bei unserer Suche fanden wir dann sogar schon eine „D-Day“ Map, welche mit zu den Highlights beim Download zählten. Hier tummelten sich dann natürlich viele englischsprachige Mitspieler, wobei einige nach der Stimme zu Urteilen nicht über 12 Jahre alt gewesen sein dürften. Andere Länder, andere Sitten! Für gewonnene Spiele, Hilfestellungen für verwundetet Kameraden, Anschüsse und vieles mehr gibt es dann fleißig XP-Punkte, die Euch später Manipulationen an den Waffen erlauben. Leider wirkte der Multiplayer an sich aber im Vergleich zum Vorgänger aber eine ganze Ecke „langsamer“. Hinzu kommt, dass wir ab sofort mit wechselnder Werbung im Spiel leben müssen. Hierzu kann es sogar passieren, dass für diesen Vorgang Eure IP Adresse übermittelt wird. Ihr solltet Euch zu diesem speziellen Punkt auf jeden Fall die dicke „Bekanntmachung im Handbuch durchlesen!



Vor allem Grafisch glänzt Far Cry 2 auf sehr hohem Niveau. Die Afrikanische Landschaft hat auf einer Konsole sicherlich noch nie schöner ausgesehen. Neben tollen Tages-/ Nachwechseln, dem sich verändernden Wetter bis hin zu den vielen Details dieses Kontinent. Nur selten kommt es kleinem Tearing oder Pop-Ups. Ohne die Auslegung auf die „Open World“ Variante wäre auch sicherlich bei mancher Textur noch mehr drin gewesen, so dass hier Epic´s Gears of War weiterhin die Krone an behalten kann. Vor allem das Windsystem solltet Ihr mit im Auge behalten, da Ihr hier mit der richtigen Position, einigen Molotow-Cocktails oder einem Flammenwerfern sehr schnell eine Horde Verfolger loswerden könnt.

Auch auf Seiten der Steuerung gibt es nichts Großartiges zu meckern. Man bietet Euch hier die Wahl zwischen sechs verschiedenen Voreinstellungen, so dass hier im Grunde für jeden was dabei sein sollte. Vor allem aber beim Sound dreht der Titel dann einmal so richtig gut auf. Sowohl Umgebungs- als auch Waffengeräusche überzeugen auf der ganzen Linie. Selbst die deutsche Synchronisation braucht sich dieses Mal nicht verstecken, wobei wir hier gerade zu Anfang einen neuen Schnellrednermeister vorgestellt bekommen.

Stefan meint:

Stefan

Zweifelsohne ist Far Cry 2 (hier vor allem im grafischen Bereich) ein sehr gutes Spiel geworden. Und dennoch muss es ein paar Einbußen hinnehmen. Zum einen hat die KI oftmals ihre Aussetzer, zum anderen birgt der GTA ähnliche Aufbau und Ablauf ein recht einseitiges Gameplay, in dem man sich recht schnell Wiederholungen gegenüber sieht. Im Multiplayer-Modus punktet klar der geniale Map-Editor, wodurch über eine lange Zeit immer frische Karten verfügbar sein werden. Man muss aber auch eingestehen, dass hier trotz großer Mühen kein Ergebnis eines Call of Duty: 4 erreicht wird in dem nach einem Jahr immer noch die Server glühen. Vielleicht wäre hier ein bisschen weniger am Ende doch mehr gewesen.

Positiv

  • Sehr dichte Atmosphäre
  • Toller MP Editor
  • Starke Soundkulisse

Negativ

  • Teils lange Wegstrecken
  • Gameplay auf Dauer gleich
  • KI oftmals mit Aussetzern
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Far Cry 2 Daten
Genre Ego-Shooter
Spieleranzahl 1 - 16
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 24.10.2008
Vermarkter Ubisoft
Wertung 8.6
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neXGam YouTube Channel
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