
Natürlich musste jeder Mega Drive ob solch einer Fülle an Daten in die Knie gehen, weshalb die Macher die SEGA Version ein wenig beschnitten. Doch dazu später noch mehr. Lassen wir zunächst die nackten Fakten sprechen: Insgesamt vier Kampagnen (Irak, Korea, UdSSR, USA) mit fast 100 Missionen laden euch ein, Tag- und Nachtmissionen sowie jede Menge Boden- und Luftziele sowjetischer Bauart wie MiG Kampfjets, T-72 Panzer, Hind-Helikopter oder SAM Luftabwehr.
Bevor ihr jedoch in den Stolz der US Air Force dürft und als Abfangjäger Bösewichte aufs Korn nehmt, gilt es, sich im Training zu beweisen. Hier werden am Heimatflughafen von Start und Landung bis zum Einsatz der Sidewinder Raketen und des Bord-MG gegen Ziele am Boden wie in der Luft praktisch alle Ernstfälle einmal durchgespielt. Schon hier macht sich die Wahl des Schwierigkeitsgrades bemerkbar: Während auf Cadet eine Auto-Zielvorgabe Erfolge leicht macht, sind Training (Mittel) und Combat (schwer) schon fordernder. Letzterer übrigens mit deutlich schnelleren Gefechten und ohne jegliche Hilfen.

Bevor ihr euch schliesslich in die Lüfte begebt, folgt vor jedem Einsatz ein kurzes Briefing zum Szenario und dem erwarteten Widerstand. Leider - wie der Rest des Spiels - allerdings nur in Englisch. Danach wird direkt ins Cockpit geklettert und per A-Button der Afterburner zum Start von Flughafen oder Flugzeugträger gezündet. Langwierige Flugminuten zum Einsatzort entfallen, da hier eine Sequenz für euch die Zeit rafft.
Am Ziel angekommen, erfolgt die Begrüssung meist auf recht wüste Weise durch SAM / Flak-Feuer oder feindliche Jäger. Spätestens jetzt solltet ihr mit der Steuerung eures F-22 "per Du" sein, da ihr sonst kein Land mehr sehen werdet. Denn wie bei allen Flugsimulationen für Konsolen sind Mehrfachbelegungen der Buttons an der Tagesordnung: Perspektive wechseln? Steuerkreuz unten + Start. Neues Ziel anvisieren? A+B gleichzeitig. Vom Himmel gepustet werden? Einfach die Anleitung nicht lesen!

Habt ihr euch schließlich durch Horden von Nordkoreanern, Russen oder Irakern geschossen geht es weiter zum nächsten Wegpunkt, an dem ihr auf gewohnte Weise alle feindlichen Uniformträger ausradieren dürft. Abwechslungsreichtum zählt leider nicht zu den Qualitäten des Moduls. Obwohl sich die Steuerung auf verschiedene Geschwindigkeiten einstellen lässt, reagiert euer Vogel mit einem Mega Drive Pad immer recht träge und schwerfällig. Mit einiger Übung erlernt man allerdings den Umgang und den Gegner mit sanften Bewegungen ins Fadenkreuz des HUD zu bewegen.
Habt ihr euch letztlich von Waypoint zu Waypoint durchgeschlagen, steht eurer Rückkehr nur noch die Landung im Wege. Glück für Mega Drive Besitzer, dass F-22 Interceptor recht vergebend ist und es hier mit Anflugwinkeln und Geschwindigkeit nicht ganz so genau nimmt - nur irgendwie runterbringen müsst ihr den Vogel. Und dabei natürlich einen Blick auf den Radar werfen, denn gern schickt der Feind nochmal seine Jägerstaffel los, um den vermeintlich geschwächten Ami-Vogel vom Himmel zu pusten. Nach einem Einsatz erhaltet ihr womöglich eine Belobigung für euren Mut. Dabei wird eine Bewertung ausgegeben (je höher, desto besser), der euch Aufschluss über den Erfolg der Mission gibt.
Wem Aufträge im Namen von Uncle Sam fliegen zu öde ist, der hat auch die Möglichkeit, sich mittels integriertem Editor (nicht übel für 1991!) eine eigene Mission zu entwerfen, wobei sich eure Möglichkeiten mehr auf die Angabe der Gegner in der Mission beziehen. Trotzdem eine nette Idee, ebenso wie der "Aces Challenge" Modus: Jedes Land der Kampagne hat ein Fliegerass, mit dem ihr euch persönlich in einem Dogfight anlegt. Wer hier siegreich ist, wird auch mit allen anderen Missionen dieses Moduls keinerlei Schwierigkeiten haben.

Klar, die Grafik von F22-Interceptor wirkt heute völlig antiquiert. Was seinerzeit noch für Staunen (weil komplett 3D) sorgte, wird heute für keinen Beifall mehr sorgen. Undetaillierte Polygongrafik wird wohl nur noch die Herzen einiger weniger Retro-Fans höher schlagen lassen, zumal die undetaillierte Polygonwüste auch noch recht zäh am Cockpit vorbeizuckelt. Soundtechnisch beschränkt sich das Modul nach einer stimmigen Melodie im Hauptmenü zunehmend auf Soundeffekte im Spielverlauf (*boom*, *bang*, *drdrdr*), was auf Dauer etwas ermüdend ist. Hin und wieder eine kurze Melodie eingespielt (z. B. nach erfolgreicher Abwehr einer gegnerischen Schwadron) hätte hier sicherlich für zusätzliche Atmosphäre gesorgt. Übrigens - wer sich fragt, wie er denn alle 100 Missionen an einem Stück durchspielen soll, der muss nicht verzweifeln: Eine Batterie zum Speichern des Spielstands gibts zwar nicht, dafür wartet F-22 Interceptor allerdings mit einem sechsstelligen Paßwort auf, dass euch jederzeit in fortgeschrittene Kampagnen einspringen lässt.
Den Mega Drive Dogfight mit dem genialen F15 Strike Eagle II um den Titel der besten Flugsimulation verliert F-22 Interceptor - abgesehen davon ist der Titel aber eine durchaus noch brauchbare Flugsimulation für SEGA 16-Bitter - sieht man von den natürlichen Limitierungen (Joypad, Hardware, ..) mal ab. Stellt sich die Frage, wer mit dem Modul heute noch seine Freude hat ? Dieser Autor hat als Simulationsfan jedenfalls einige spaßige Stunden im Himmel über Korea und dem Irak verbracht - wer ein Herz für arcadig angehauchte Oldie-Simulationen hat, sollte es ihm gleichtun!