Ecolis - Rette den Wald im Test

Nintendo DS
So langsam aber sicher gibt es ein Game für jede Zielgruppe auf den aktuellen Nintendo-Konsolen. Hobby-Köche schwingen bei Cooking Mama die Löffel, Tierfreunde füttern virtuelle Ponys oder streicheln Welpen und Fans der Körperertüchtigung kommen bei Wii Fit ins Schwitzen. Mit ecolis – Rette den Wald wird nun die nächste Lücke in der Produktpalette geschlossen. Das Game, das hierzulande von Eidos vertrieben wird, wendet sich an Ökos und solche die es werden wollen. Wer also leidenschaftlich auf das Auto verzichtet, um die Umwelt zu schonen, seinen Müll gnadenlos trennt und gern mal in den Wald geht, um einen Baum zu umarmen, sollte sich unseren Testbericht nicht entgehen lassen.

Um ihr Reich zu retten, stellen sich Dorian und seine ecolis einem übermächtigen Gegner.


Schon nach wenigen Minuten wird klar, dass sich dieses Modul nicht wirklich an Althippies richtet, sondern vielmehr versucht, die jüngsten unter den Umweltfreunden in seinen Bann zu ziehen. Die wichtigen Botschaften zur Förderung des verantwortungsvollen Umgangs mit der Natur sind nämlich in eine zuckersüße Fantasy-Geschichte verpackt worden. Der Spieler schlüpft in die Rolle von Dorian, einem orangefarbenen und ziemlich übergewichtigen Waldwesens. Ausgerechnet an seinem ersten Arbeitstag als Beschützer aller Pflanzen und Tiere kommt es zum Überfall durch ein benachbartes Königreich.

Im Grunde handelt es sich bei dem Öko-Spiel um eine Art Warcraft light. Der Zocker darf sowohl dem Protagonisten als auch kleineren Kreaturen, die verdächtig an bunte Eichhörnchen erinnern, Befehle erteilen, um den Wald zu retten. In den 40 Missionen geht es meistens darum, Fieslinge auszuschalten oder bestimmte umweltfeindliche Objekte zu zerstören. Während Dorian selbst über diverse Zaubersprüche verfügt, mit denen er sich zur Wehr setzen kann, sind seine knuddeligen Verbündeten, die sich übrigens ecolis nennen, wesentlich direkter und liefern sich handfeste Schlägereien mit den Eindringlingen.

Die Ziele der einzelnen Levels sind nicht sonderlich komplex. Neben dem Sieg über das feindliche Heer ist das Beschützen der eigenen Hauptbasis eigentlich die einzige Aufgabe des Spielers. Dummerweise stellt man schnell fest, dass es sich beim Gameplay um eine unnötig komplexes und wenig intuitives Durcheinander handelt, dass besonders jüngeren Zockern schnell die Tränen in die Augen treiben kann. Bereits die Tatsache, dass man darauf angewiesen ist ein langes und sehr textlastiges Tutorial zu überstehen oder immer wieder in der Anleitung nachzuschlagen, um die vielen Optionen zu verstehen, dürfte dem ein oder anderen DS-Besitzer im Grundschulalter die Laune ordentlich vermiesen. Erwachsene Spieler hingegen werden aus den gleichen Gründen etwas mehr Spaß an dem Modul haben, als es normalerweise bei Spielen die hauptsächlich für Kinder gemacht wurden der Fall ist.

Dorian und seine Kumpels können nicht nur mit Schlägen und Magie um sich werfen, sondern auch den Wald wieder aufforsten. Das ist auch bitter nötig, denn je farbenfroher die Pflanzenwelt erblüht umso mächtiger werden unsere süßen Öko-Terroristen. Anhängig von der Beschaffenheit des Bodens können unterschiedliche Bäume entstehen, die dem eigenen Heer einen Vorteil verschaffen. Heilende Kräfte, neue Kreaturen und Mana, das Red Bull unter den virtuellen Videospiel-Gegenständen, sind nur einige der Geschenke, die der Wald seinem Beschützer zur Verfügung stellt.


Die diversen Menüs und Optionen können zu Beginn äußerst verwirrend sein.


Spätestens wenn mit den ecomon und ecoby (keine Ahnung warum die sich alle klein schreiben…) zwei weitere Tierarten ins Geschehen eingreifen, wird das Game interessant, da die neuen Verbündeten über ganz eigene Fähigkeiten verfügen. Im Grunde handelt es sich um Luft- und Seestreitkräfte, die dazu in der Lage sind die Feinde zu bombardieren, Brücken zu bauen und viele weitere Vorzüge besitzen, die ecolis letztendlich zu einem taktisch anspruchsvollen Spiel machen könnten, wenn es da nicht ein paar grobe Schnitzer gäbe.

Die Steuerung ist unangenehm, die Feinde sind doof und die eigenen Truppen sind auch nicht auf dem Weg zum Abitur. Eigentlich ist damit alles gesagt, was mit dem Öko-Spektakel nicht stimmt. Es ist tatsächlich eine Tortur, die einzelnen Kreaturen auszuwählen und mit Aufgaben zu betrauen. Obwohl die Einwohner des bösen Umweltverschmutzer-Königreichs keinen wirklich ausgefeilten Schlachtplan mitbringen, gewinnen sie viel zu häufig, weil die eigenen Kämpfer einfach nicht an ihren Bestimmungsorten ankommen. Immer wieder stehen ecolis dumm vor Zäunen herum oder verlaufen sich, so dass der Zocker einen deutlichen Nachteil im Gefecht hat. Alles geht viel zu umständlich und langsam von der Hand. Oft hat man gar nicht die Zeit, alle Bereiche der Karte im Überblick zu behalten, da man bereits mit einem Schauplatz überfordert ist.

Zu guter Letzt gibt es natürlich auch noch den obligatorischen Multiplayer-Modus, der leider auch nicht lange begeistern kann. Wer hier heiße Gefechte gegen menschliche Gegner erwartet, wird nämlich bitter enttäuscht, da sich die Spielvariante schnell als ein belangloses Bäume-um-die-Wette-pflanzen-Mini-Game entpuppt. Da hilft es wenig, dass eigene Levels kreiert werden dürfen und neben dem lokalen Multi-Modul-Spiel auch eine Wi-Fi-Variante enthalten ist.

Die Musik ist nicht schlecht, bietet aber gleichzeitig viel zu wenig Abwechslung. Irgendwie erwartet man von einem Spiel dieser Art eine heitere kleine Melodie und genau die bkommt man auch. Dummerweise hat man sich an dem Titelsong bereits nach ein paar Minuten satt gehört, muss ihn aber danach noch mehrere Stunden ertragen. Ähnlich verhält es sich mit den passenden aber simplen Soundeffekten, die zwar zur Stimmung beitragen, aber deutlich umfangreicher hätten ausfallen dürfen.


Hier stehen sie brav in Formation, doch leider führen die kleinen Eichhörnchen ihre Befehler nicht immer zur Zufriedenheit des Stylushalters aus.


Was auf dem Mini-Bildschirm des DS zu sehen ist tut nicht weh auf den Augen, hat aber auch keinen Applaus verdient. Das in den USA als Eco-Creatures bekannte Game tut in optischer Hinsicht nicht viel mehr als das Nötigste, um den virtuellen Wald zum Leben zu erwecken. Das Character-Design ist gelungen, obwohl die Figuren weder sonderlich detailliert noch beeindruckend animiert sind. Besonders der kantige Dorian ist eine interessante und witzige Figur, die Kindern durchaus gefallen dürfte Die Mini-Sprites in Cel-Shading-Optik sind mit einigen netten Animationen versehen worden und man kann sich ein kleines Lächeln kaum verkneifen, wenn ein Rudel rosafarbener Eichhörnchen in Ekstase um einen Baum tanzt. In technischer Hinsicht ist das allerdings nicht beeindruckend. Die Objekte, aus denen sich die Landschaft zusammensetzt, machen einen ordentlichen Eindruck, wiederholen sich allerdings in kurzer Reihenfolge, so dass die Wanderungen zwischen Bäumen, Wiesen und kleinen Bergen schnell langweilig werden. Gelegentliche Slowdowns bei vielen Sprites auf dem Bildschirm trüben ebenfalls die Stimmung.

Tim meint:

Tim

Es gibt außer der interessanten Grundidee leider nicht viel, was für ecolis spricht. Die Umwelt-Botschaft ist natürlich eine noble Sache, aber so subtil innerhalb der Story versteckt, dass man sich fragen muss, ob es nicht wesentlich mehr bringt, mit seinen Kindern in den nächsten Wald zu gehen und ein paar Sätze Klartext zu diesem Thema zu reden. Obwohl es für den DS noch immer zu wenig Echtzeit-Strategiespiele gibt, sollte man sich den Kauf dieses Produktes gut überlegen, denn Gameplay, Steuerung und künstliche Intelligenz weisen deutliche Macken auf, die sich sehr negativ auf die Langzeitmotivation auswirken.

Positiv

  • niedliches Character-Design
  • wichtige Botschaft
  • einige gute Grundideen

Negativ

  • schlimme Steuerung
  • für die Zielgruppe zu verwirrend
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Ecolis - Rette den Wald Daten
Genre -
Spieleranzahl 1 - 4
Regionalcode Regionfree
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 13.06.2008
Vermarkter Eidos
Wertung 5.1
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neXGam YouTube Channel
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