

An dieser Schule scheint niemals echter Unterricht zu laufen. Das gesamte Spiel findet in der längsten gro0en Pause aller Zeiten statt.
Es kann wohl kaum etwas Schrecklicheres für ein Kind geben als auf eine neue Schule zu kommen, an der es keinen Menschen kennt. Mit eben diesem Horror-Szenario beginnt der Einzelspieler-Modus des Games. Obwohl sich auf dieser Basis sicherlich ein interessantes Psycho-Drama hätte aufbauen lassen, wird im weiteren Verlauf fast vollständig auf eine Story verzichtet. In der EA Playground Welt gibt es keine Bösewichte und kein Drama. Die Klassenkameraden akzeptieren den Neuling sofort und lassen ihn an allen Spielen teilnehmen. Und genau darum geht es auch in diesem Game: andere Kinder müssen in ihren jeweiligen Königsdisziplinen abgezockt werden.
Die kleinen Prüfungen, die auf dem Gelände auf den Spieler warten, sind nicht gerade zahlreich. Nur sieben Herausforderungen plus vier weitere Aktivitäten, die aber lediglich der Entspannung zwischen den eigentlichen Mini-Games dienen, stehen zur Wahl. Positiv ist, dass es auf dem Spielplatz recht abwechslungsreich zugeht. Mannschaftssportarten wie Völkerball und Kicks, eine Mischung aus Fuß- und Volleyball, sind ebenso mit von der Partie wie Konzentrationsübungen der Marke Darts. Im Grunde ist die Mischung ausgewogen. Schnelle Reaktionen sind bei Spielen wie dem Modellautorennen und Tetherball, wo ein Ball an einer Schnur hin und her geschlagen werden muss, gefragt. Eine ruhige und geschickte Hand wird beim Papierfliegerwettbewerb gefordert.

Wenn man als Junge fröhlich bunten Schmetterlingen hinterherhopst, kann das schnell ins soziale Abseits führen...
Die Steuerung ist in allen Bereichen äußerst simpel gehalten. Einzig und allein die Wiimote wird benötigt, um sich durch die Mini-Games zu kämpfen. Natürlich ist es erfreulich, dass man kein Geld in zusätzliche Hardware investieren muss, aber manchmal wünscht man sich doch, ein Nunchuk anschließen zu dürfen. Gerade wenn der Protagonist über den Pausenhof manövriert wird, fühlt man sich in die Steinzeit der Videospielcontroller zurückversetzt. Es nervt einfach, eine Spielfigur ohne Analog-Stick durch eine komplexe 3D-Welt steuern zu müssen. Darüber hinaus bekommt man genau das, was man erwartet: eine gut funktionierende aber nie komplexe Steuerung, die je nach Disziplin einige der Vorzüge der Fernbedienung in den Mittelpunkt stellt. Natürlich ist es für Neulinge immer noch interessant, einen Papierflieger durch eine schnelle Handbewegung in luftige Höhen zu befördern und anschließend durch Neigen und Drehen des Controllers an Hindernissen vorbei zu manövrieren. Doch inzwischen haben Wii-Kenner diesen und ähnliche Tricks schon in diversen anderen Games gesehen.
Gut durchdacht ist das System, durch das die Minispiele verknüpft sind. Bestandene Missionen werden mit Murmeln belohnt, die sich wiederum gegen Sticker tauschen lassen. Hinter diesen Symbolen verstecken sich Extras, die sich sofort einsetzen lassen. Da es unter Anderem möglich ist, neue Manöver für bereits bekannte Games zu kaufen, gibt es auch im späteren Verlauf ein paar Überraschungen und die Herausforderungen werden ein wenig interessanter. Selbstverständlich reicht es nicht, jeden der anwesenden Nachwuchschampions ein Mal zu besiegen. Der Schwierigkeitsgrad zieht langsam an, und obwohl erwachsene Spieler keine Probleme haben dürften, wird EA Playground für Nachwuchszocker durchaus zu einer Herausforderung.

Der Alptraum jedes langsamen und schmerzempfindlichen Kindes kehrt zurück! Völkerball ist mit von der Partie.
Selbstverständlich wurde auch an Multiplayer-Fans gedacht. Alle Spielchen können mit zwei, die meisten auch mit vier Duellanten simultan bestritten werden. Obwohl man es inzwischen schon hundert Mal gesehen hat, ist es immer noch eine spaßige Angelegenheit, mit ein paar Freunden vorm Fernseher zu stehen und wild mit Fernbedienungen rumzufuchteln.
Die Grafik ist eher zweckgemäß als opulent. Der Stil erinnert stark an MySims, was bedeutet, dass auch EAs Spielplatz von Knuddelcharakteren mit übergroßen Köpfen bevölkert wird. Die Figuren sind weder sonderlich detailliert noch sind die Bewegungen abwechslungsreich genug ausgefallen, um lange zu begeistern. Dafür sind der Pausenhof und seine Besucher schön bunt und an jeder Ecke ist etwas los. Die optische Qualität der Mini-Games schwankt zwischen nett und erträglich. Wirklich hässlich ist keine der kleinen Herausforderungen, aber im Endeffekt gibt es auch nichts zu sehen, was die Möglichkeiten der Hardware ansatzweise zeigt.

Nicht immer stehen die Kids im Mittelpunkt. Der Papierfliegerwettflug gehört zu den interessanteren Mini-Games.
Der Sound ein gewisses Nervpotential. Besonders der Hauptsong klingt so, als hätte ein gescheiterter Alleinunterhalter an seiner Hammond-Orgel einen schweren Anfall erlitten. Auch wenn die restliche Musik kein Nasenbluten verursacht, ist sie qualitativ nur minimal besser. In viel zu kurzen Abständen wiederholen sich die Melodien und so ist es äußerst bedauerlich, dass man in diesem Game keine eigenen MP3-Dateien von der SD-Karte abspielen darf. Die Soundeffekte sind simpel aber passend. Statt echter Sprachausgabe hat man sich bei EA Canada mal wieder für unverständliches Sims-Gemurmel entschieden. Für den einen oder anderen Zocker mag diese Aneinanderreihung von Wortschnipseln inzwischen Kultstatus erreicht haben, aber ehrlich gesagt wirkt es immer noch wie eine Maßnahme um Geld für gute Sprecher zu sparen.
Wer kurze, familienfreundliche Spielchen mit einfacher Steuerung mag und gleichzeitig einen Wii unterm Fernseher stehen hat, wird bereits mit einem verstörend großen Angebot an Software konfrontiert. Ob man sich nach Wii Sports, Wii Play, Monkey Ball Banana Blitz, Mario Party 8, Wario Ware Smooth Moves und etlichen weiteren Genre-Vertretern auch noch EA Playground ins Regal stellen muss, ist eine reine Geschmacksfrage. Oft ist die Steuerung viel zu simpel, um ältere Zocker zu fordern und auch in technischer Hinsicht ist das Game mittelmäßig ausgefallen. Dennoch eignet es sich, wie so viele Wii-Titel, bestens, um den ein oder anderen verregneten Nachmittag mit ein paar Freunden spaßig zu gestalten. Die Minispiele sind einfach gestrickt und nicht sehr zahlreich, doch durch das interessante Sticker-System und den langsam ansteigenden Schwierigkeitsgrad bleibt die Motivation nicht so schnell auf der Strecke wie bei einigen vergleichbaren Produkten. EA Playground muss sich zwar das Prädikat “Fließbandware“ gefallen lassen, aber trotzdem sollten sich Familien, in denen Wii-Zocker verschiedener Altersstufen unter einem Dach wohnen, die bunte Welt einmal anschauen.