Dragon Throne: Battle of Red Cliffs im Test

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China ist im Aufwärtstrend: die jahrtausende alte Kultur des Zhong guo (Reiches der Mitte) sorgte bei den Menschen im Westen schon immer für eine gehörige Portion Neugier, Interesse und damit verbunden natürlich auch Faszination; nicht zuletzt führte das in Italien, Frankreich oder Russland zu den ersten christlichen Missionen, Handelsbeziehungen oder Kolonialvorhaben nach Ostasien.


In der Kaserne rekrutiert Ihr einen Teil Eurer zukünftigen Armee. Rechts im Blick: das Trainingslager für Bogenschützen



Das mittelalterliche Spektakel entführt den Spieler in das China des 14. Jahrhunderts.
Mit dem über 30 Jahre dauernden Niedergang der Han Dynastie entstanden drei Königreiche, die unter der Herrschaft von Liu Bei, Cao Cao und Sun Quan stehen, drei der bedeutendsten Volkshelden zu jener Zeit.

Der weltbekannte Roman "Die Romanze der drei Königreiche" wurde von Luo Guanhong im Jahre 1350 nach Christi Geburt geschrieben, bildet die Grundlage dieses Spiels und ist, nebenbei bemerkt, nach der Bibel das meistgelesene Buchwerk überhaupt. Auf Basis dieser komplizierten Geschichte erfährt der Spieler im Verlauf seiner Zocksessions mehr und mehr von der spannenden, auf historischen Fakten basierenden Storyline des Titels.



Die Stadt liegt in Trümmern!


Natürlich liegt es auf der Hand, dass jeder von jenen genannten drei machtgierigen Herrschern darauf aus ist seine beiden Konkurrenten auszuschalten und dessen Land dem eigenen Gebiet einzugliedern (selbstverständlich zum wohl der chinesischen Bevölkerung) So entscheidet Ihr in drei unterschiedlichen Kampagnen über die Zukunft von China.





Am schwer bewachten Haupttor bahnt sich eine Schlacht an


Ein bisschen Hintergrundwissen ist schon vonnöten wenn man wissen möchte, ob man in einer Kampagne nun einem diplomatischen oder meuchelnden Regenten zur Seite steht. Erfreulicherweise muss man dafür nicht irgendeinen dicken Geschichtsatlas wälzen oder Geschichte als Leistungskurs gehabt haben (*hüstel*), sondern liest dies einfach in der Anleitung nach. Auch wenn es eigentlich nicht hier hin passt, möchte ich jedem von Euch, der gerne liest, den oben erwähnten Roman von Luo Guanhong wärmstens empfehlen! Ist a) spannender und b) faktischer als unsere "geschätzte" schnarchige (Ali-)bibel (Die Hardcore-Katholiken unter Euch mögen mir verzeihen)

Nachdem Ihr durch ein nettes Introsequenz auf das Spiel eingestimmt seid, geht es auch schon los. Jede Kampagne beginnt Ihr mit einer kleinen Schar von Kriegern und Bauern, die Eurem Alter Ego von Beginn an treu zur Seite stehen. Wie man es von Empire Earth oder Age of Empires gewohnt ist, steht dazu noch ein Haupthaus von Anfang an zu Eurer Verfügung, aus welchem Ihr gemeinnützige Arbeitskräfte rekrutiert. Diese freiwilligen Helfer bestellen von da an Eure Felder, kümmern sich um die Tiere, fällen Holz, bauen Steine ab oder graben in den Minen nach wertvollen Rohstoffen. Selbstverständlich brauch ein hart arbeitender Mann auch eine Unterkunft, die es einzurichten gilt. Maximal fünf Bauern kommen auf ein kleines Häuschen.

Weitere wichtige Gebäude lassen sich ebenso errichten: von Kasernen, über Ressourcenspeicher bis hin zu Waffenkammern, Akademien (für das Training der Soldaten) oder Forschungslabors, in denen nach neuen technischen Errungenschaften bzw. den dafür nötigen Gebäuden geforscht werden darf, alles was man aus bisherigen Strategiespielen kennt zur Verfügung.



Natürlich müsst Ihr darauf achten Soldaten in Eurem Einzugsgebiet zwecks Offensiv – oder Defensivaktionen zu haben. Da gibt es neben normalen Schwertkämpfern auch Reiter, Lanzenträger oder Bogenschützen, die mit jeder Einheit Eure Armee sinnvoll erweitern.
Das Prinzip ist also auf den ersten Blick einfach: Rohstoffe abbauen, Stadt errichten, absichern, Soldaten rekrutieren, Krieggeräte schaffen.
Mit Equites, Schwertkämpfern, Bogenschützen oder schweren Kriegsmaschinen wie Katapulten geht es mit der ausreichend ausgerüsteten Truppe in Richtung feindliches Lager.



Schlacht um das Haupthaus.......Eurem Sitz als Regent


Dass Eure Feinde nicht untätig sind merkt Ihr bei vielen Missionen spätestens an dem harten Widerstand. Hohe Stadtmauern erschweren conquistorische Intentionen, so dass mit Hilfe von langen Holzleitern diesem Hindernis beigekommen werden sollte.
Damit die Moral der Truppe nicht ins bodenlose sinkt sollte der heimische Strategie durchgängig auf die notwendige Versorgung mit Proviant achten. Sie verlieren sonst zudem auch an Stärke und Kampfleistung. Zu diesem Zweck gibt es auch auf Einsätzen außerhalb Eurer Stadt Proviantwagen und Pferde. Das macht einen sehr strategischen Faktor in Dragon Throne aus: angenommen Ihr stürmt mit Eurer ersten Bastion das gegnerische Lager, verliert Eure Truppen aber unter dem Hagel der Schier unermesslich großen Armee des Feindes.

Was ist zu tun? Kappt doch einfach dank gezielter Anschläge auf den Versorgungsapparat den flüssigen Schub an Proviant, den eine große Mannschaft braucht! Gelingt Euch dies stürmt Ihr mit einer zweiten Armee das feindliche Gebiet und setzt Eure Kontrahenten schön unter Druck! Oder belauert den Gegner mit einem kleinen Lager vor den Stadttoren, wo Ihr stetigen Nahrungsschub und somit eine fitte Truppe habt. Taktik pur!



Je öfter ein Krieger kämpft, desto mehr Erfahrungspunkte gewinnt er und umso stärker wird er auch. Es lassen sich sogar Wildpferde einfangen und zähmen, die später von Infanteristen bestiegen werden können. Einer guten Kavallerie steht damit nichts mehr im Weg. Bei Soldatenmangel lassen sich auch die Bauern zu Infanteristen bekehren, sollte das später nicht mehr von Nutzen sein, können sie ihren alten Rollen zugewiesen werden.



Durch diese Karten werdet ihr über spezielle Ereignisse informiert z.B. das Ende einer Seuche


Während des Spielens switcht Ihr zwischen zwei Karten: zum einen den Stadtkarten, zum anderen den Gebietskarten.
Bei Betrachtung der Gebietskarte habt Ihr Zugriff auf verschiedene Städte Eures Reiches und könnt Einheiten hin und her manövrieren und sie so für strategisch wichtige Punkte koordinieren. Den diplomatischen Part regelt Ihr auf den Stadtkarten. Um auch im Inneren für Fortschritt und Einheit zu sorgen solltet Ihr bei der Verwaltung der Stadt auf Euer Ansehen, Handel, Religionskult oder wissenschaftliche Errungenschaften (im Spiel könnt Ihr über 100 verschiedene Erfindungen die auch tatsächlich in der knapp 60 Jahre dauernden Periode der drei Königreiche gemacht wurden, machen) achten. So setzt Ihr Beamte ein, die für die richtigen Opfer bei religiösen Festen, funktionierende Handelsbeziehungen oder positive Propaganda zwecks Zufriedenheit des eigenen Volkes sorgen.

Während des Testens ist aufgefallen, dass auch Dragon Throne nicht an das perfekte Gleichgewicht zwischen den Einheiten, wie beim Genrekönig Starcraft von Blizzard nicht herankommt. Das mag zwar den Realismusgrad ungemein erhöhen, dass man mit einer Mickertruppe von 20 Mann natürlich keine Stadt erobern oder mit 50 Lanzenträgern gegen eine Truppe von 40 Bogenschützen und 10 Schwertkämpfern nicht den Hauch einer Chance hat, trotzdem sorgt dieser frustrierende Umstand für viel ärgerliche Situationen beim Spielen. Allzu oft sind mir schon deswegen große Truppen untergegangen. Realistisch zwar aber unnötig erschwerend. Da hilft es auch nicht, wenn die Gegner sich bei manchen Missionen etwas bescheuert anstellen und so beispielsweise mal fast die komplette Deckung der eigenen Fernkämpfertruppen durch Nahkämpfer vergisst.
Spätesten bei Multiplayer-Sessions gegen menschliche Mitspieler ist dieses Manko wieder vergessen und das Problem des Hyperrealismus kommt auf.
Neben Netzwerkspielen via LAN ist auch das Zocken über Internet (2-8 Spieler) mit anderen möglich. Vorher solltet Ihr aber noch im Trainingsmodus üben, da sich im Internet schon geübte Strategen finden.



Die Lage der Angreifer ist aussichtslos


Technisch gibt es nicht viel zu beanstanden: die Animationen sind fein, die Landschaften detailliert und belebt, das Farbenspiel ist prächtig und froh, Grafikfehler und sonstige technischen Diskrepanzen waren auf unserem Testrechner (Athlon 1,5 GHz; GeForce 3, 512 MB DDR Ram) nicht festzustellen. Einen Grafikrausch solltet Ihr mit Dragon Throne dennoch nicht erwarten, da greift man schon eher mal diesbezüglich zu Warcraft 3 oder Command & Conquer: Generäle.
Akustisch gibt sich das Game ebenfalls keine Blöße: Vogelzwitschern, stöhnende Arbeiter oder Waffenklirren aus dem Kampfgetümmel runden neben der malerischen und asiatisch-angehauchten Hintergrundmusik das den soundtechnischen Part ab. Das passende Flair kommt somit schon sofort auf.





Eine Stadt in Bedrängnis: da helfen auch die Palisaden nichts mehr


Leider wirken die Synchronsprecher etwas steif und passiv. Ich hatte permanent das Gefühl, dass mir ein ergrauter, lustloser Historikprofessor das Missionbriefing vorliest.
Die Logs kommend dabei ebenso fasziniert gesprochen über die Bühne!
Hat man etwa wieder unterbezahlte Putzmänner aus Dänemark beauftragt die Rolle chinesischer Adeliger, Fürsten und Kriegsherren zu sprechen? Scheint sich wohl mittlerweile bei einigen Publishern einzubürgern (an dieser Stelle einen Gruß an Wanadoo!) gerade an dieser Stelle einzusparen, traurig!
Warum hat man es nicht wie bei den Arbeitern bzw. Soldaten gemacht, die ihre Kommentare auf chinesisch herunterplappern? Untertitel hätten es nämlich ebenso getan und durch die Originalsprache hätte man weitaus mehr Atmosphäre erzeugen können. Ich brauche keinen erzkonservativen deutschen alten Sack, der mir etwas über den Tyrannen Cao Cao erzählt. Das passt einfach nicht.


Eine Demo findet Ihr hier

Niclas meint:

Niclas

Wan hen hao! Ich bin wirklich begeistert, und das nicht nur weil ich mich sehr für ostasiatische Kulturen und deren Sprachen interessiere, sondern vor allem weil dieses Spiel wirklich von guter Qualität ist. Abgesehen von der Detailversessenheit, die vielen Spielern gerade bei den Schlachten nicht zu Gute kommt bzw. ein Umdenken von Spiel auf die harte Realität erfordert, und den schlimmsten Synchronsprechern seit Wizardry (PS2) gibt es nichts gravierendes zu beanstanden, was gegen einen Kauf dieses Titels spräche. Strategie - und Asienfans schlagen auf jeden Fall zu, allen Anderen rate ich mal zu einem Probespiel! 

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Dragon Throne: Battle of Red Cliffs Daten
Genre -
Spieleranzahl 1
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit erhältlich
Vermarkter ObjectSoftware
Wertung 7.8
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