
Kaum hat das Spiel begonnen steckt Ihr in Schwierigkeiten
Schon nach dem Einlegen der DVD werden Freunde von Lichtspieltheatern (kurz Kino) sowie der Filmtrilogie in die richtige Stimmung versetzt. Zuerst erscheint der offizielle THX Trailer mit seiner bekannten Sounduntermalung gefolgt vom „New Line Cinema“ Vorspann. Gerade beim Einsatz einer Dolby Digital 5.1 Anlage setzt man sich nun also gut eingestimmt vor den TV. Das sehr übersichtlich gehaltene Menü bringt Euch schnell zum Beginn eines neuen Spiels. Um die Präsentation weiter zu Toppen kommen nun Szenen aus den Kinofilmen, gepaart mit der deutschen Synchronstimme von Gandalf dem Zauberer. Über das ganze Spiel hinweg wird die Geschichte auf diese Art und Weise vorangetrieben.

Eure neue Weggefährtin Idrial
Ihr übernehmt nun die Rolle von Berethor, einem Kampfgefährten Boromirs aus der Schlacht von Osgiliath. Jener bekommt nun den Auftrag Boromir, welcher Gondor mittlerweile verlassen hat, zu suchen. Euer Abenteuer führ Euch nun also auf die Spur der Gemeinschaft des Rings und im Verlaufe des Spiels kommt Ihr an viele Orte, an denen sich die Helden der Kinofilme befanden bzw. schneidet ab und an deren Weg. So werdet Ihr nach ca. 10-12 Stunden an der Seite Gandalf´s in den Höhlen von Moria dem mächtigen Balrog gegenüberstehen.
Bis dahin scheint man in den EA-Entwicklerstudios also eigentlich alles richtig gemacht zu haben. Aber gehen wir erst noch ein wenig weiter aufs Spiel ein. Gleich zu Beginn des Abenteuers gesellt sich das erste Mitglied Eurer Partie in Form der hübschen Elbin Idrial aus Lothlorien zu Euch. Mit der Kamera im Rücken durchstreift Ihr nun die Waldgebiete Eregions hin zum Elbenlager. In gewohnter RGP Manier sieht man beim Erkunden der Umgebung nur einen Charakter auf dem Bildschirm, wobei die frei bewegliche Kamera jeden Winkel der Stages einsehbar macht.. Auf Wunsch kann man den sichtbaren Charakter per Knopfdruck aber auch austauschen. Recht schnell wird die Partie dann um Hadhod, einem Zwerg des Fundis Clan sowie Elegost von den Dunedain, einem bogenschwingenden Waldläufer aus Aragons Lager erweitert. Insgesamt wird die Truppe im Laufe des Spiels auf sechs Charaktere anwachsen.

Bis hier hin müßt Ihr schon einige Stunden investieren
Auf der rechten oberen Seite weist Euch eine Karte den Weg, wobei das Spiel im Gesamten so linear abläuft, daß Ihr eigentlich immer zum nächsten Ziel geleitet werdet. Hinter einigen Ecken und an den Rändern finden sich dann ab und an Kisten, welche Euch mit Heilmitteln und besseren Waffen bzw. Rüstungsgegenständen versorgen. Kommt ihr in die Nähe eines Kampfes, wird Euch dies entweder durch das immer stärker erscheinendes Symbol von Saurons Auge, welches für einen zufälligen Angriff steht oder einem blauen Palantir, der für einen geplanten Überfall steht, angezeigt. Es wird Euch also immer die Möglichkeit geboten, die Werte Eurer Gruppe rechtzeitig auf Vordermann zu bringen. Sobald der Kampf beginnt, wechselt der Bildschirm auf die Kampfarena um

Unterschätze nie die Kraft eines Zwerges
Freundes des RPG wird hier sicherlich gleich die Ähnlichkeit zur wohl bekanntesten Serie Final Fantasy auffallen. Man kann ohne Zweifel behaupten, daß sich hier großzügig bedient wurde. Es gilt nun rundenbasiert den Kampf gegen Orks, Trolle, Warge und andere dunkle Wesen aus dem Reich Mittelerde zu bestehen. Neben dem Standardangriff hat jeder Charakter noch die Möglichkeit, Spezialangriffe sowie magische Angriffe einzusetzen. Die beiden letztgenannten bedürfen dann aber Aktionspunkte (AP). Diese füllen sich genau wie Gesundheitspunkte (GP) nach einem Level-Up wieder vollständig auf. Dazwischen können beide Werte durch Einnahme von Heilmittel oder Magie der Elbin aufgefüllt werden.
Auf der rechten Seite des Bildes bildet sich sofort eine Befehlskette in der Ihr erkennen könnt, wer als nächstes am Zuge ist, was strategisch wichtig sein kann. Nach jeder Aktion wird die Befehlskette neu sortiert, da einige Handlungen wie z.B. „einschläfern“ die Reihenfolge verändern kann. Aktiv im Kampf sind immer nur drei Eurer Charaktere. Alle weiteren bleiben im Hintergrund. Auf Knopfdruck könnt Ihr aber jederzeit angeschlagene Mitglieder gegen einen frischen austauschen. Dies geht natürlich auch um eine bestimmte Fähigkeit eines Mitglieds in den Kampf zu holen.

Jeder Charakter kommt mit seinen eigenen Spezialangriffen daher
Nach jedem erfolgreichen Kampf gibt es natürlich Erfahrungspunkte. Erreicht Ihr hierdurch einen Level-Up, könnt Ihr dem Charakter im Menüpunkt „Statistiken“ neben der automatischen Erhöhung der Werte zusätzlich einige Punkte den einzelnen Attributen Stärke, Geist, Konstitution, Tempo & Geschicklichkeit zuordnen. Hierdurch formt Ihr den Charakter nach Euren Vorstellungen. Auch gefundene Waffen und Ausrüstungsgegenstände verändern diese Werte der Kämpfer stetig weiter. Ebenfalls finden sich in den Kämpfen oft nützliche Ausrüstungsgegenstände, welche teils nur für bestimmte Charaktere nutzbar sind, teils aber auch der gesamten Gruppe zur Verfügung stehen. Im Menüpunkt „Ausrüstung“ könnt Ihr diese den Gruppenmitgliedern dann spezifisch zuordnen. Neben Waffen & Kleidung kann hier jedes Mitglied auch bis zu vier Elbenringe tragen, welche gewisse Eigenschaften verstärken.

Idrial verfügt bereits zu Beginn über ausgeprägte magische Fähigkeiten
Interessant wird es im Punkt „Fähigkeiten“. In diesem könnt Ihr jedem Mitglied in den verschiedenen Angriffsarten zuordnen, welcher Fähigkeit als nächstes erlernt werden soll. In der Regel habt Ihr hier die Auswahl zwischen zwei bis vier Möglichkeiten. Um diese Fähigkeiten zu erlernen, muss der Kämpfer nun in dieser Angriffsart Fähigkeitspunkte erlangen, welche er durch den Gebrauch dieser Angriffsgruppe erhält. Zu Anfang ist das noch recht schnell geschehen, da hier nur zehn bis fünfzehn Erfahrungspunkte von Nöten sind. Im späteren Verlauf können dies aber auch bis zu einhundert werden, was das erlangen einer neuen Fähigkeit sehr langwierig machen kann.
Habt Ihr einen eine gewisse Wegstrecke im Abenteuer zurückgelegt, schaltet sich der Schattenmodus des Spiels frei. Hier spielt Ihr nun auf der Seite Saurons und übernehmt die Rolle der Bösen. Dies begrenzt sich allerdings auf eine Abfolge von Schlachten. Schafft Ihr es hier einige Runden gegen die guten Charaktere zu überstehen, schalten sich einige zusätzliche Waffen und Schutzausrüstungen frei, welche Eurem normalen Spielstand hinzugefügt werden. Beim nächsten spielen auf der „guten Seite“, könnt ihr diese neuen Gegenstände nun Euren Gruppenmitgliedern zuordnen. Solltet Ihr einen Abschnitt nicht mit

Ab und an gibt es auch Cut-Szenen in Spielegrafik

Von wegen, Frauen können sich nicht wehren
Des Weiteren gibt es noch den Verheißungsvollen Menüpunkt „Ko-Operativ“. Hier hatte ich mir allerdings einiges mehr erwartet, denn wenn Ihr hierzu einen zweiten Controller an die Xbox anschließt, kann zwar ein Freund in Euer laufendes Spiel mit eintreten, allerdings steuert einer dann den Part des Laufens im Level und der andere den Kampf. Warum man dies so löste, müßt Ihr bitte die Entwickler fragen, denn das hätte man sich auch einfach sparen können.
Grafisch hat man sich beim dem Spiel sehr viel Mühe gegeben. Der Detailgrad der Charaktere ist sehr hoch und neu gefundene Hilfsmittel und Kleidungsstücke verändern die Optik der Charaktere permanent. Auch die Bewegungsabläufe sind realistisch, da man hier auf das Motion Captuing Verfahren zurückgegriffen hat und hierzu sogar die originalen Stuntleute des Films requirierte. Vor allem die Level unter der Erde bringen Euch die Welt von Mittelerde so Nah, wie es bisher kein anderer Titel gemacht hat. Auch hier bekam man jede Menge Unterstützung seitens des Produktionsteams des Films. Die epischen Szenen aus dem Film ruckeln zwar ab und an ein klein wenig, was aber kaum ins Gewicht fällt. Zusätzlich gibt es ab und an noch Sequenzen leicht aufgewerteter Spielegrafik.

Die Waldläuferfähigkeiten helfen Euch des Öfteren aus der Klemme
Und auch der Sound kann absolut überzeugen. In klarem Dolby Digital haben die Soundtechniker die Melodien, Töne und die Geräuschkulissen der Jackson Verfilmung ins Spiel übertragen. Dazu gesellt sich die originale Synchronstimme von Gandalf. Auch die restliche Lokalisierung ist absolut gelungen. Auch die Entfernung zu bestimmten Geschehnissen beeinflußt die Lautstärke der Soundkulisse, da man hier komplett getrennte Tonspuren von der DVD/Festplatte streamt.

Der Kollege zur Linken erlebt gleich sein blaues Wunder
In allen Situationen läßt sich das Spiel gut steuern. Die Navigation in den Menüs ist recht einfach und auch die Charaktere gehorchen jedem Richtungswechsel. Da man den vorgegebenen Weg eh nicht verlassen kann, gibt es hier keinerlei Probleme.
Mein Test sollte nun eigentlich in einer sehr guten Wertung enden, aber es gibt leider doch einige negative Punkte, welche das Endergebnis nun wieder sinken lassen. Zum Einen hat man in Herr der Ringe: Das dritte Zeitalter auf einen für RGP Spiele wichtigen Part komplett verzichtet. Ihr trefft in dem Spiel außer in wenigen Sequenzen nie auf andere Leute mit denen man sprechen könnte. Durch dieses Manko verkommt der Titel fast zu einer reinen Schlachtorgie. Alle 15- 50 Meter öffnet sich eine Kampfarena und trotz der Lernfähigkeit der Charaktere sieht man sich recht schnell immer wieder die gleichen, zwar sehr gut in Szene gesetzten Spezialeffekte an. Diese kann man auch nicht abbrechen und so macht sich schon nach kurzer Zeit Ernüchterung breit.
Zum Anderen ist die Auswahl an Gegnern (zumindest in den 12 Stunden Testzeit) als recht gering einzustufen, was die Langzeitmotivation ebenfalls sinken läßt. Zusätzlich ist der Schwierigkeitsgrad des Titels durch den schnellen Aufstieg Eurer Charaktere permanent als gering einzustufen. Persönlich kam ich zum ersten Mal beim Kampf gegen Balrog in Bedrängnis und selbst dieser ließ sich im ersten Anlauf erledigen.
Fans der Filme werden sich hiervon jedoch nicht abschrecken lassen und gerade beim richtigen Equipment komplett in der Welt von Mittelerde versinken und das Gefühl haben, der „Gemeinschaft des Rings“ tatkräftig geholfen zu haben. Auch RGP Einsteiger finden in dem ca. 30 Stunden umfassenden Titel ein sehr gut in Szene gesetztes Einstiegsspiel. Erfahrene Rollenspieler mit hohen Ansprüchen werden hier eher unbefriedigt und daher vom Kauf absehen.