Command & Conquer: Alarmstufe Rot 3 im Test

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Sich verwandelnde japanische Mech-Roboter kann man nicht in jedem gleichgültigen Spiel gegen russische Kampfbären antreten lassen – dafür nehmen sich die meisten Titel einfach selber viel zu ernst. Glücklicherweise bleibt Electronic Arts seiner Linie treu und präsentiert mit Command & Conquer: Alarmstufe Rot 3 mal wieder, dass eine gesunde Portion Selbstironie einem Spiel nicht schaden muss – ganz im Gegenteil. Alarmstufe Rot 3 ist übertrieben, geschmacklos und pfeift bei jeder sich bietenden Möglichkeit auf politische Korrektheit, doch genau das sind die Stärken des Spiels.

Mit sowohl beeindruckenden als auch gleichzeitig lächerlichen FMV Zwischensequenzen machte die Alarmstufe Rot-Reihe einst auf sich aufmerksam und bis heute hat sich daran nicht viel getan. Auch im dritten Part wird die Story, die direkt aus einem schlechten SciFi-Film zu stammen scheint, durch völlig übertriebene und sich selber nicht all zu ernst nehmende Filmchen weitererzählt. Die sovjetischen Führungsmächte, unter ihnen auch die von Tim Curry mit köstlichem Akzent gespielte Figur Chardenko, reisen mittels einer Zeitmaschine zurück in die Vergangenheit, wo sie Albert Einstein töten und dadurch die Zukunft und Gegenwart doch deutlich beeinflussen. Chardenko wird zum sovjetischen Premierminister und statt nur die Alliierten am Hals zu haben, ist durch die Umschreibung der Vergangenheit ein neuer, mächtiger Feind aufgetaucht: die Japaner, im Spiel als “Reich der aufgehenden Sonne” vertreten. Der Plan ging also gründlich nach hinten los für Chardenko und seine Gefährten. Neben Tim Curry sind natürlich viele weitere bekannte Gesichter aus dem amerikanischen Film- und Fernsehgeschäft vertreten, unter ihnen z.B. JK Simmons als US Präsident Ackerman, George Takei als japanischer Kaiser, Jenny McCarthy als Mischung aus Elitesoldatin und Pinup-Girl Tanya u.v.m. Schlechte Kostüme, billig eingeblendete CGI-Grafiken, bescheuerte Dialoge und überspitzte Akzente – ja, hier sind Red Alert-Fans richtig!

Alle drei Faktionen, also die Sovjets, Alliierten und das Reich, lassen sich im Spiel steuern und für jede von ihnen gibt es eine eigene Storykampagne. Wer sich zum ersten Mal an ein Command & Conquer heran wagt, sollte vom ausführlichen Tutorial Gebrauch machen, welches euch in einigen Schritten alle Grundfunktionen sowie später auch sämtliche Spezialfähigkeiten und Taktiken erläutert. Bringt ein bisschen Zeit mit, denn alleine mit dem Tutorial seid ihr ca. 90 Minuten beschäftigt, dafür wird aber auch wirklich alles genau erklärt und im Nachhinein seid ihr bereit für die Schlachtfelder des Planeten. Die drei Faktionen unterscheiden sich nicht riesig voneinander, doch sie sind alle spaßig zu spielen und haben bestimmte Eigenschaften, durch die sie sich voneinander ein wenig abtrennen und somit frisch bleiben. So z.B. bauen die drei Gruppen ihre Gebäude unterschiedlich. Während die Alliierten nur Gebäude platzieren können, die vorher in der Bauwarteschlange komplett gefertigt wurden (also die Standard C&C Mechanik), können sovjetische Gebäude direkt platziert werden und die Bautrupps fangen dann erst vor Ort mit ihrer Arbeit an. Die Bauarbeiter des Reiches haben eine weitere Alternative: Bei ihnen werden für jedes Gebäude fahrbare Pods gebaut. Sobald dieses Pod den Bauhof verlässt könnt ihr es dahin rollen lassen, wo das Gebäude stehen soll und es dann entfalten.


Tiberium und Gemfelder sind Geschichte, in Alarmstufe Rot 3 werden Erzminen ausgebeutet – sie stellen eure einzige Einnahmequelle dar und somit wird im Spiel automatisch mehr Wert auf das Sammeln von Ressourcen gelegt als in diversen Vorgängern. Dadurch verlangsamt sich auch generell die gesamte Spielgeschwindigkeit.

Die etwas geringere Spielgeschwindigkeit steht dem explosivem Gameplay aber nicht all zu sehr im Wege, denn jede Faktion hat eine Reihe genialer Einheiten auf dem Programm, die sich prima in die Schlacht werfen lassen. Manche davon, wie z.B. die Kampfhunde und Flak Trooper, sind Überbleibsel aus Vorgängern. Aber egal ob ihr alte Bekannte oder neue Einheiten nutzt, die Schlachten sich intensiv, angespannt und abwechslungsreich, wenn ihr voll in der Steuerung drin seid und euch mit Alternativangriffen auskennt. Letzteres trifft besonders auf die Streitkräfte des Reiches zu, denn diese sind meist mehr als man zunächst glaubt, können sie sich doch in bester Transformers-Manier oft in eine völlig andere Gattung verwandeln. Der Mecha Tengu z.B. wird auf Knopfdruck vom Infanterieroboter zum Kampfjet. Jaja, die Japaner...


Das soll aber nicht heissen, dass das Spielen mit den sovjetischen und alliierten Einheiten weniger Spaß bereiten würde. Alle Faktionen haben ihre Boden-, Luft- und Wassereinheiten und viele davon sind gleich in zwei Gebieten einsatzfähig. So hilft euch der sovjetische Bullfrog z.B. Infanterieeinheiten sowohl über Wasser als auch über Land zu befördern. Egal für welche Seite ihr euch entscheidet: Alle lassen sich in Command & Conquer: Alarmstufe Rot 3 gut steuern. Das ist dem Command Wheel zu verdanken, welches in C&C 3: Kane's Rache seine Premiere feierte und auch im vorliegenden indirekten Nachfolger gute Arbeit leistet. Über den rechten Trigger des 360-Pads erreicht ihr eure Fabrikationsmenüs und Produktionswarteschlangen. Außerdem gibt es ein paar schöne Neuerungen für die Reihe wie z.B. eine vergrößerbare Minimap, die in der rechten oberen Bildschirmecke angezeigt wird. Dank dieser Map habt ihr nicht nur einen besseren Überblick, ihr könnt darüber auch schneller von A nach B gelangen. Last but not least ist es nun auch möglich, durch Halten des A-Buttons mehrere Einheiten auf einmal auszuwählen, wodurch das Ansammeln von gemischten Kontrollgruppen besser gelingt.

Eine weiteres, neues Feature ist der Co-Commander, der euch in den Missionen der Kampagne zur Seite steht. Wenn ihr den Story Modus alleine angeht, übernimmt die CPU diese Rolle und macht dabei einen durchaus guten Job. Im Endeffekt handelt es sich um einen zweiten Trupp auf dem Schlachtfeld, dem ihr ein paar Basiskommandos geben könnt, z.B. dass sie einen Angriff auf eine bestimmte feindliche Stellung vorbereiten sollen o.ä. An manchen Stellen gibt es auch spezifischere Befehle die direkt mit einem Missionsziel verbunden sind, so z.B. ein bestimmtes Gebäude zu besetzen oder einen Reaktor zu zerstören. Dieser Zusatz sorgt vor allem bei den längeren Missionen der Kampagne für noch mehr Dramatik, da über all auf der Map etwas los ist und ihr dabei nicht zwangsläufig aktiv dran beteiligt sein müsst. Das Ganze verschafft den Missionen, in denen ihr kleine “Puzzle” lösen müsst, ebenfalls mehr Tiefe, da ihr nicht selten auf die Assistenz eures Co-Commanders angewiesen seid. Auf der anderen Seite wird der Schwierigkeitsgrad der Kampagne durch dieses neue Element gesenkt, denn wenn ihr euch mal in der Bredouille befindet, verschafft euch der CPU Kollege meist genug Zeit um euch wieder ordentlich aufzubauen. Viel spaßiger als die CPU die Rolle des Co-Commanders übernehmen zu lassen ist es natürlich, mit einem menschlichen Spieler gemeinsam das Schlachtfeld zu betreten. Zum ersten Mal im Konsolen RTS Genre ist eine Kampagne voll coop fähig, indem euer Online Partner die Rolle eures Co-Commanders übernimmt. Ihr könnt euren Mitspieler direkt von der Xbox Live Freundesliste aus einladen – eine Art Matchmaking gibt es leider nicht. Trotzdem ist dieser Aspekt sicherlich der erfüllendste von Command & Conquer: Alarmstufe Rot 3.


Natürlich gibt es auch den klassischen VS Online Multiplayer in Alarmstufe Rot 3, der das Spiel mit weiterem Wiederspielwert versorgt. Leider gibt es hier eine ordentliche Enttäuschung. Während frühere C&C Episoden auf der Xbox 360 spezifische Konsolenmodi im Online Multiplayer boten, die die klassischen Skirmish Modi mit zusätzlichen Schmankerln versetzten, sind jene in Alarmstufe Rot 3 nicht vorhanden. Dadurch bleiben also nur noch die klassischen Skirmish Modi, was schon als mittelschwere Enttäuschung einzustufen ist. Nichtsdestotrotz ist es der Online Modus, in dem die Stärken und Schwächen der einzelnen Einheiten erst richtig zum Vorschein kommen. So wird einem als Spieler der Japaner schnell klar, dass man besonders zu Beginn eines Matches extrem verwundbar gegenüber der aliierten Luftwaffe ist, da man so schnell noch keine “antiair” Einheiten ausbilden kann. Die richtige Taktik ist spielentscheidend...

Alarmstufe Rot 3 wirkt in den meisten Belangen ziemlich rau. Das trifft auch für die technische Präsentation zu. Während die Einheiten und Umgebungen auf dem PC sehr knallig und bunt waren, wirkt die Xbox 360-Version fast schon “ausgewaschen”... Das hat man zwar auch schon bei den vorigen Xbox 360-Fassungen der C&C Reihe bemerken können, aber durch die heftigen Farbkontraste in Alarmstufe Rot 3 wird dem ganzen ein viel dramatischerer Effekt zugewiesen. Das Spiel sieht auch auf der Xbox 360 definitiv noch gut aus, aber man merkt doch deutlich, dass es besser möglich gewesen wäre. Positiv ist, dass der Titel sehr flüssig läuft und nicht wie viele andere Genrekollegen auf der Konsole mit Framerate Problemen zu kämpfen hat. Beim Soundtrack sieht es deutlich besser aus, E.A. hat einen gut funktionierenden Mix aus pompösen Melodien und rockigen Klängen integriert, der die Stimmung auf den Schlachtfeldern aufleben lässt.

Gregory meint:

Gregory

Angesichts Electronic Arts' Geschichte guter RTS Ports für die Xbox 360 ist es umso enttäuschender, dass jene Umsetzung bei Alarmstufe Rot 3 nicht so geklappt hat wie man es sich gewünscht hätte. Auch wenn Alarmstufe Rot 3 auf der Xbox 360 nicht der Titel geworden ist, der er hätte sein können, bleibt doch ein witziges, gutes Konsolen Strategiespiel über, welches vor allem Serienfans ansprechen wird.

Positiv

  • Stimmungsvolle Story und Zwischensequenzen
  • Voll kooperativ spielbare Story
  • Jede Faktion gut zu spielen dank clever balancierter Einheiten

Negativ

  • Weniger Multiplayer Modi als in früheren C&C
  • Enttäuschende technische Präsentation
Userwertung
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Command & Conquer: Alarmstufe Rot 3 Daten
Genre -
Spieleranzahl 1 - 4
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 13.11.2008
Vermarkter -
Wertung 7.4
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