Cold War im Test

Splinter Cell Fans wird es gleich auffallen das die Aktionsmöglichkeiten und Steuerung fast 1:1 von Ubi Softs Stealth Spiel übernommen wurde. Habt ihr euch mit der Bedienung vertraut gemacht, geht es auch gleich los. Am Anfang müsst ihr den Schlüssel für die Tür des Mausoleums ergattern, den eine Wache eingesteckt hat. Es gibt viele Handlungsmöglichkeiten eure Gegner aus dem Verkehr zu ziehen. Ihr könnt sie einfach K.O. schlagen und dann in Büsche zerren oder ihr greift auf euer Schießeisen zurück, was aber nicht immer vernünftig ist.
Die dritte Möglichkeit besteht darin, euch am Gegner vorbeizuschleichen. Aber da wir hier in diesem Fall ja den Schlüssel benötigen, bleibt uns nichts anderes übrig als die Wache K.O. zu schlagen. Damit der Typ nach kurzer Zeit nicht wieder wach wird, kann man ihm noch eine Betäubungsspritze geben, somit ist er länger Schachmatt. Wenn ihr eure Gegner außer Gefecht gesetzt habt, könnt ihr kontrollieren ob sie brauchbare Gegenstände bei sich haben. Bei jeder Wache werdet ihr da fündig. Ob es Zigaretten sind oder Patronen, hier gibt es immer was zu finden.
Das erste Level zeigt schon eindrucksvoll wie toll Cold War aussieht. Die Texturen sind gestochen Scharf und es gibt viele Licht- und Umgebungseffekten zu bewundern. Was auch ins Auge fällt sind die netten Blur-Filter die man in fast jedem Level findet. Dadurch entsteht eine unglaublich gute Atmosphäre.
Haben wir erst mal den Schlüssel, geht es auch gleich ins Mausoleum. Dort angekommen wollt ihr das geheime Treffen fotografieren. Nachdem ihr merkt dass ihr nicht eure alte treue Kamera dabei habt, macht ihr einen Probeschuss auf einen Feuerlöscher. Das Ding fliegt allerdings in Tausend Fetzen und ihr steht dumm da, als das Wachpersonal euch erwischt. Natürlich sieht es so aus, als wolltet ihr ein Attentat auf den sowjetischen Präsidenten verüben. Sofort nehmt ihr die Beine in die Hand und versucht zu entkommen.
In den Levels findet ihr unglaublich viele nützliche Sachen wie z. B. Plastikflaschen oder Werkzeugkisten. Das Innovative an Cold War ist, das ihr euch eigene Gegenstände zusammenbauen könnt, z. B. wird aus einer Plastikflasche und Pistolenmunition ein effektives Gummigeschoss. Dazu habt ihr eine Art Konstruktionsmenü. Um eine neue Erfindung erst zu bauen, benötigt ihr drei Sachen. Als erstes die Baupläne, die überall in den Levels zu finden sind. Als zweites die Gegenstände und dann noch die Technikpunkte die ihr durch Sammeln von Bauplänen erweitert. Habt ihr genug Technikpunkte gesammelt, könnt ihr ein neues Gimmick bauen, vorausgesetzt ihr habt die passenden Gegenstände dazu.
Je weiter ihr Pläne sammelt und Technikpunkte ergattert umso mehr könnt ihr erlernen. Das Konstruktionsmenü ist in drei Levelstufen unterteilt. Habt ihr drei Baupläne von Level 1 freigeschaltet, ist es euch möglich für Level 2 Baupläne zu erstellen was wieder effektivere Gimmicks hervorzaubert. Das erschaffen der Gimmicks geht leicht von der Hand und stellt kein großes Problem dar. Als eines der wichtiges Gimmicks stellt sich die Kamera heraus, die ihr von Anfang an dabei habt. Mit ihr ist es möglich durch Wände zu schauen oder eure Gegner ohnmächtig zu fotografieren. Habt ihr es aus dem Mausoleum geschafft werdet ihr von einem Auto angefahren und findet euch in einem Staatsgefängnis wieder. Von dort aus müsst ihr versuchen zu fliehen. Dabei hilft euch ein Mitgefangner der auf den Name Grushkou hört und ebenso seine Unschuld beweisen will.
Die 23 Levels gestalten sich sehr unterschiedlich und es gibt meist immer mehrere Lösungswege um ein Ziel zu erreichen. Um aber immer genug Gimmicks im Inventar zu haben, ist es von Nöten dass ihr jeden Raum durchsucht. Natürlich könnt ihr auch ohne den ganzen Schnick Schnack probieren durch die Levels zu kommen, was sich dann aber schwieriger gestaltet. Die Intelligenz eurer Gegner ist äußerst schwankend. Manchmal sehen die Jungs euch durch Glastüren oder bemerken eure Schritte, dann aber kann ich z.B. eine Wache mit der Pistole (ohne Schalldämpfer) niederstrecken - was einen Riesenlärm verursacht und doch niemanden zu interessieren scheint.
Und um noch ein Beispiel zur schwankenden Gegnerintelligenz zu nennen: Grushkou und unser Alter Ego sind in ein Bürogebäude eingedrungen um im Verhörzimmer wichtige Unterlagen zu finden. Durch einen Lüftungskanal mache ich mich auf den Weg in einen Saal, in dem sich zwei Wachen befinden. Dort angekommen kann ich Grushkou, der sich drei Räume entfernt aufhält, ein Signal geben und er macht Lärm um die Wachen abzulenken. Das funktioniert auch bestens. Da ich es nicht rechtzeitig geschafft habe das Weite zu suchen, kommen die Wachen überraschend schnell zurück in den Saal. Ich ziehe mich in den Flur neben den Saal zurück, um einen Wecker mit Zeitzünder dazulassen. Nachdem ich den Raum wieder durch den Lüftungsschacht betreten habe, drücke ich den Auslöser und der Wecker macht einen Riesenkrach. Nur die Wachen interessiert es überhaupt nicht. Enttäuschend!
Immerhin - wenn es mal zu brenzlig wird, kann man sich in Schränke oder unter Tischen verstecken und warten bis die Luft wieder rein ist. Wirklich ausgenutzt habe ich dieses Feature nicht, weil Cold War eher dazu einlädt sich durch die Level zu ballern, als zu schleichen. Denn selbst bei langen Schießereien wird kein Großalarm gegeben und wenn die Wachen erledigt sind, kann ich ohne Konsequenzen in den nächsten Raum gehen.
Cold War erkennt man seine Konsolenherkunft an. Für ein Mac-Version hätte ich mir gerne mehr Grafikoptionen gewünscht, damit z. B. auch Leute mit einem älteren G4 Rechner noch in den Genuss des Spiels kommen. Doch hier versagt Cold War leider - unter einem G5 Macintosh samt 512 MB Ram und einer 64 MB Grafikkarte ist hier nichts ernsthaft zu machen. Dafür ist Cold War aber grafisch wirklich gut gelungen und muss sich vor der Genregröße Splinter Cell nicht fürchten.
Soundtechnisch werden Mac-Agenten mit wunderbaren Umgebungsgeräuschen verwöhnt. Jeder Schritt ist hörbar und man spielt sehr auf Gehör, um die Position der Gegner zu erkennen. Die Musikuntermalung spiegelt die Action auf dem Bildschirm wieder und bleibt dezent im Hintergrund. Da hat Entwickler Mindware Studios wirklich ganze Arbeit geleistet.
Sebastian meint:
Positiv
- Gute spielerische Freiheit
- Atmosphärische Präsentation
Negativ
- KI stark schwankend
- Kein Multiplayer
Userwertung
Cold War erfindet das Genre weder neu noch trumpft es in anderen Bereichen besonders hervorstechend auf. Es ist vielmehr das gute Gesamtpaket des Schleichtitels, der euch an Cold War hängen bleiben lässt. Schade nur, dass man einen Multiplayermodus komplett vergessen hat, wobei doch gerade die Splinter Cell Reihe hier zuletzt doch mit einigen interessanten Neuerungen aufzuwarten wusste.