Call of Juarez im Test

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Dieser Tage habe ich im TV wieder einmal „City Slickers“ gesehen – zum x-ten Mal und dennoch zieht mich dieser Film immer wieder in seinen Bann. Denn sind wir mal ehrlich, egal ob als Kind oder heute Erwachsener Mensch mit eigenem Nachwuchs. Das Cowboy und Indianer spielen macht uns doch allen Spaß. Leider ist das Setting des Wilden Westen auf den Konsolen nicht gerade oft vertreten. Zum Start der Xbox 360 durften wir uns mit Activision´s GUN vergnügen, was sicherlich für Fans der staubigen Lokation schon recht gut war, aber dem technisch Machbaren auf der neuen Hardware hinterher hinkte. Vor allem der fehlende Muliplayer Part war hier ein Manko. Nun bringt uns Ubisoft rund neun Monate nach dem PC Launch das Spiel „Call of Juarez“ auf die Microsoft Konsole. Dieses Mal müsst Ihr aus der Ego-Perspektive den Staub schlucken und das Ganze mit zwei Charakteren bewerkstelligen. Was gerade an diesem Punkt interessant ist, erfahrt Ihr in unserem folgenden Review.


Nun, solch eine Story macht im Grunde noch keinen Oskar klar, aber die polnischen Entwickler von „Techland“ bringen nun eine gänzlich neue Komponente ins Spiel. Im Verlauf des Single-Player schlüpft Ihr nämlich jeweils in die Rolle von Gejagtem und Jäger, welche Episodenweise wechseln. Dieses Katz- und Mausspiel ist einmal eine wirklich erfrischende Art und Weise eine Geschichte zu erleben. Jede Handlung in der Haut des einen lässt Euch permanent Gegenprüfen was der andere daraus machen kann. Hierdurch kommt über die Distanz von 15 Level absolut keine Langeweile auf.

Beide Charaktere verfügen hierbei natürlich über verschiedene Konstitutionen und Möglichkeiten. Billy ist zwar schmächtiger und kann hierdurch weniger einstecken, dafür aber flinker und mit der Möglichkeit des Schleichens und Kletterns ausgestattet. Mit ihm werdet Ihr also weniger Kämpfe zu bestehen haben, dafür aber ein bisschen Gehirnsport und Akrobatik betreiben dürfen um an vielen Stellen nicht aufzufallen. Abgesehen davon kann er als Waffe auch einen Indianer Bogen bedienen, welcher Euch lautlose Dienste leisten lässt sowie mit einer Peitsche tiefe Hiebe austeilen oder mittels dieser an Ästen über Abgründe springen. Zusätzlich können er und auch „Reverend Ray“ Gegenstände aus der Umgebung stapeln um hier an höher gelegene Orte zu gelangen. Erwähnt werden muss noch, dass Billy seit seiner Kindheit ein Medaillon am Hals trägt, auf dem eine Kerze abgebildet ist. Das Geheimnis um dieses Artefakt sollte im Verlauf der Story ebenfalls gelüftet werden.

„Reverend Ray“ ist hier ein ganz anderes Kaliber. Ein harter Brocken von Kerl, der früher zur Gattung der „schneller als ihr Schatten“ ziehenden Revolvergarde gehörte. Seit 20 Jahren hat er dem Töten aber abgesagt und versucht seither als roher Prediger die Dunklen Seelen zurück ins Licht zu führen. Keine leichte Aufgabe in diesem Jahrhundert und so richtig steht ihm der Job auch nicht. „Ray“ hat durch seine Statur mehr Kraft und kann hierdurch Türen eintreten oder harte Faustkämpfe austragen. Die Mitgeführte Bibel, welche man am Anfang als unnütz verstehen könnte leistet im Verlauf des Abenteuers dann auch seine Dienste, denn wer bitte ist nicht verwirrt, wenn ihm vor einem Kampf plötzlich Bibelzitate um die Ohren fliegen. Zusätzlich kann „Reverend Ray“ in den so genannten „Konzentrations-Modus“ schalten. Im Grunde ein Art „Bullet-Time“ mit Geschicklichkeits- bzw. Feintuning Option. Hierfür müssen beide Waffen im Halfter stecken um dann gemeinsam hochgerissen zu werden. Nun könnt Ihr die beiden angezeigten Zielpunkte leicht lenken und beim treffen auf einen Gegner abfeuern. Das Feature ist in brenzligen Situationen oft Leben rettend, wobei es nach Gebrauch einer kleinen Aufladezeit bedarf, bevor man es wieder einsetzen kann.

Über die Distanz der Story müsst Ihr dann auch ab und an ein Duell bestehen, bei dem es um Eure Reaktion geht. Nach ein paar Anläufen sollte dies aber gut von der Hand gehen, wobei die Gegner natürlich nicht einfacher werden. Da man dem Spiel aber sehr viele automatische Speicherpunkte gegönnt hat und die meisten Sequenzen auch abgebrochen werden können, sollte hier jeder einen guten Spielfluss genießen dürfen. Über die 15 Level (+ drei Extra Level) schalten sich zusätzlich auch weitere Duelle für den separaten Menüpunkt „Duelle“ frei. In diesem könnt Ihr das Handling dann nochmals üben bzw. gesondert angehen.

Zur Erfüllung Eurer Aufgaben stehen Euch natürlich verschiedene Waffen zur Verfügung. Neben unterschiedlichen Revolvern (welche Teilweise durch ihren schlechten Zustand nicht lange halten und ausgetauscht werden müssen), gibt es auch Gewehre & Scharfschützengewehre sowie natürlich fiese Schrottflinten. Wie „Fuzzy Jones“ aus „Western von Gestern“ darf natürlich auch noch mit Dynamit um sich geworfen werden. Sehr schön ist die mögliche Beeinflussung der Umgebung durch Öllampen. Diese können zerschossen werden um die nähere Umgebung in Brand zu setzen und hierdurch etwaige Hindernisse aus dem Weg zu räumen, sei es nun um weiter zu kommen oder aber dem Gegner die Deckung zu nehmen. Zum Wilden Westen gehören natürlich auch Pferde, welche man in bestimmten Abschnitten reiten darf. Per „X“-Button geht es hier auf den Rücken und über einen Schulterbutton könnt Ihr dem Gaul dann auch noch die Sporen geben. Nachteil hierbei ist, dass man im Galopp nicht schießen kann sowie die Ausdauer des Pferdes schnell gen Null sinkt. Also wie schon bei „Gun“ nicht übertrieben!

Zusätzlich zum Einzelspieler bietet „Call of Juarez“ dann auch noch mehrere Multiplayer-Modi an. Neben dem obligatorischen System Link könnt Ihr Euch auch via Xbox-Live mit bis zu 16 Spielern vergnügen. Dies hat mir im Test besonders viel Spaß bereitet, da man sich gleich zu Beginn auf satten 26 Karten!! austoben kann. Später sollen weitere als Download-Content hinzukommen. Abgesehen von den üblichen „natürlich anders benannten“ Modi „Team-Deathmatch“ (Skirmish) oder „Capture the Flag“ (Erobern sie den Sack), könnt Ihr Euch im „Goldfieber“ auf verstreute Beutejagd machen oder im „Raubüberfall“ versuchen Gold zu stehlen, wobei die Gesetzeshüter Seite dies natürlich verhindern soll. Als „Gesuchter“ müsst ihr versuchen alleine gegen den Rest zu überleben. Im Multiplayer könnt Ihr Euch dann auch zwischen vier Klassen mit verschiedenen Outfits entscheiden. Hier geht es vom Scharfschützen, über den Revolverhelden und dem normalen Cowboy bis hin zum Minenarbeiter, welcher mit seinem Dynamit die Gegner so richtig schön aufscheuchen kann um diese anschließend mit einer abgesägten Schrottflinte zu begrüßen.



Ein besonders guter Punkt sind aber die berühmten Ereignisse. In diesem spielt Ihr authentische Geschehnisse nach, wobei Ihr während des Ladevorgangs über die Geschichte informiert werdet. Hier wechselt der Spielmodi automatisch in die jeweils zutreffende ab. Erlebt das Gefecht vom OK Coral, überfallt mit den James Brüdern zwei Banken an einem Tag oder begleitet Billy the Kid auf einem seiner bekannten Streifzüge. Hier darf dann natürlich auch ein Zugüberfall nicht fehlen! Tolle Sache - ganz großes Kino für Fans des Wilden Westen! Etwas ankreiden muss man hier noch die Stabilität ab 12 Spielern, dass man im laufenden Spiel nach dem Ableben immer die Seiten wechseln kann (und somit sehen, was die anderen gerade wo machen) und der Sprachkanal zum Team nach dem Tode ebenfalls offen bleibt. So gibt man den „Weggefährten“ dann natürlich Tipps zu den gesichteten Feinden was natürlich auch etwas unfair ist. Hier sollte man durch einen kleinen Patch noch etwas nachbessern,

War bei Activision Titel die Grafik noch ein Manko, darf man sich nun an dem toll inszenierten Setting von „Call of Juarez“ satt sehen. Zwar gibt es hier in der Prärie auch mal eine öde Landschaft, aber so ist es ja nun auch einmal in Wirklichkeit. Im restlichen Spiel glänzen schöne Umgebungen mit bewegten Wäldern inkl. Schatteneffekten, detailreiche Städte und klasse in Szene gesetzte Charaktermodelle sowie authentische Tiefenunschärfe. Lediglich die Animationen von einigen CPU Gegnern wirken manches Mal etwas klobig im Verhältnis zum glanzvollen Rest. Im Test kam es dann auch öfter Mal zu „Tearing“ Einlagen, welche mich aber kaum gestört haben Auf dem HUD werdet Ihr in gewohnter Weise über Eure Gesundheit, Eure Haltung, sämtliche vorhandenen Waffen, dem eventuell verfügbaren Konzentrations-Modus sowie auf einem Kompass die Richtung zum nächsten Zielpunkt informiert. Beachtet auch hier die Sichtbarkeit Eures Charakters. Verdecken einen Gebüsche und Dunkelheit vor den Augen der Feinde, kann ein Blitz hier schnell für andere Verhältnisse sorgen.

Soundtechnisch gibt es beim Spiel ebenfalls eine ordentliche Note. Der stimmige Soundtrack untermalt das Flair des Wilden Westen wobei sie in kritischen Situationen passend das Tempo wechselt. Neben den authentisch klingenden Waffen-, Umgebungs- und Reitgeräuschen darf man sich bei „Call of Juarez“ dann auch noch über eine gelungene deutsche Sprachausgabe freuen. Zwar klingt die originale noch einen Tick besser, aber hier muss man wirklich Lob aussprechen. An diesem Punkt haben leider schon zu viele Spiele wichtige Wertungspunkte verloren. Es hätte hier aber auch gut noch ein Quäntchen mehr sein können.

Von der Steuerung her gibt es ebenfalls nichts zu mäkeln. Diese ist präzise und gut Anpassungsfähig. Etwas schwierig fand ich das Anfangsgefecht mit der „Gattling“ vor dem Rückblick, da diese hier mit dem rechten analogen Stick gesteuert werden mußte. Da dies mit dem linken für mich persönlich viel einfacher von Statten ging, habe ich hier kurzerhand die Steuerung auf „Linkshänder“ umgestellt. Nach dem Gefecht wurde sie dann ganz einfach wieder „zurück gepolt“. Etwas großzügiger hätte man vielleicht noch mit den Punkten am Baum umgehen können, an denen sich Billy mit der Peitsche rüber schwingen muss. Hier kann es in hektischen Situationen schon mal zu einem Absturz in die Tiefe kommen. Im Ganzen aber auch hier grünes Licht für tollen Spielspaß.

Stefan meint:

Stefan

Mit Call of Juarez bekommt man derzeit wohl eins der besten „Rundum Pakete“ auf der Xbox 360 abgeliefert. Das bereits auf dem PC gelobte Spiel macht auch hier eine fabelhafte Figur, die vor allem in HD-Optik zur Geltung kommt. Kleine Schwächen aufgrund Tearing oder einer engen Trefferrange an den Bäumen schmälern den Gesamteindruck kaum. Die KI der Gegner ist recht ok, auch wenn ich mir hier nach den genannten Schwächen der PC-Version vor neun Monaten noch einen Tick mehr Tuning gewünscht hätte. Im Grunde machen sie Ihre Sache aber schon ganz ordentlich, nutzen die Deckungen und haben keine Scham Euch skrupellos in den Rücken zu schießen. Als persönliches Highlight empfinde ich den umfangreichen Multiplayer Online Part des Spiels. Hier wird man mich in den nächsten Monaten wohl sehr oft auf antreffen könne. Aber auch die innovative Art und Weise des Single-Player für den man cirka 10-12 Stunden veranschlagen sollte überzeugt. Western Fans werden hier eh zuschlagen, dem Rest kann ich den Titel nur ans Herz legen. Der ist meiner Meinung nach jeden Cent wert!

Positiv

  • tolle Optik
  • erfrischendes 2 Chara Gameplay
  • sehr guter Multiplayer

Negativ

  • leichtes Tearing
  • Spielzeit könnte länger sein
Userwertung
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Call of Juarez Daten
Genre Ego-Shooter
Spieleranzahl 1 - 12
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 29.06.2007
Vermarkter Ubisoft
Wertung 8
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neXGam YouTube Channel
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