Call of Duty 2 im Test

Wenn man einen Call of Duty Fan fragen sollte, was denn die Call of Duty Serie besonders auszeichnet, so bekommt man mit 100% Sicherheit ’’dichte Atmosphäre’’ zu hören. Und wieso sollte man mit einer Tradition brechen, wenn es schon im Vorgänger (+Addon) so gut geklappt hat. So spielt man drei unabhängige Kampagnen auf Seiten der Sowjets, der Amerikaner sowie den Briten. Zuvor aber werdet ihr im genretypischen Tutorial erst einmal zu einem Supersoldat getrimmt.
Mit euren Bleispritzen müsst ihr Teller, Flaschen und sogar Teddybären erschießen. Beim Handgranatentraining setzen die Russen noch einen drauf und statt den besagten Granaten wirft man mit Kartoffeln um sich. Kaum hat man das Training bestanden, schon greifen die Deutschen das schöne Moskau an und ihr werdet als Frischling sofort an die Front geschickt. Dabei geht es schon von Anfang an richtig zur Sache. Durch ganze Häuserschluchten müsst ihr euch begeben und so manch wilde Feuergefechte müsst ihr bestehen - und dabei macht es euch die Deutsche Wehrmacht wahrlich nicht einfach.
Um die Feuergefechte zu beschreiben, kann ich einfach nur sagen: ’’packend’! Noch nie habe ich zuvor so sehr nach Deckung gesucht und versucht mir einen taktischen Vorteil zu verschaffen, um auch das Levelende zu sehen. Dabei stellen sich die Gegner verdammt clever an und verharren selbst in ihrer Deckung, um nicht im Dauerfeuer der Kanonen zu enden. Wirft man eine Granate zu ihnen, so sieht man wie sie versuchen sich davor zu retten. Die Teamkollegen legen sogar noch einen drauf: Sie geben euch Feuerschutz, werfen gegnerische Granaten wieder zurück oder helfen mit Flankenfeuer aus. Dabei ist es schön anzuschauen, wie sich eure Teamkollegen untereinander absprechen. Dadurch wird eine noch dichtere Atmosphäre des Krieges simuliert, als noch beim Vorgänger. Toll anzusehen ist z. B. wie eure Teamkollegen versuchen einen gegnerischen Tank zu zerstören, indem sie auf ihn klettern und eine Granate oben durch die Luke werfen um dann schreiend davon laufen.
Hat man die Kampagne in Moskau bestanden, geht es auch gleich im Eiltempo weiter nach Stalingrad, wo ihr versucht die Stadt vor dem Untergang zu retten. Die meisten Feuergefechte finden zwischen Häuserschluchten statt, was von der Spannung her noch einen drauf setzt. Die englische Version zeigt in der ersten Kampagne was Call of Duty 2 für einen Aufwand betreibt. Die englisch sprechenden Russen haben nämlich einen unglaublich guten Akzent und die Kommentare der Deutschen wie ’’Hey Russe, gefällt es dir was wir mit deiner Stadt gemacht haben’’ oder ’’Russe, ich habe hier ein Geschenk aus meiner Heimat’’ kommen mit so einer Dramatik rüber, dass man wirklich das Gefühl hat den Krieg Live mitzuerleben. Die Aufgaben, die es bei Call of Duty 2 zu bewältigen gilt, übertreffen den Vorgänger sowie die Konkurrenzprodukte. So müsst ihr feindliche Panzer ausschalten, Stellungen verteidigen, Häuser sprengen, selbst einen Panzer in der Wüste fahren, Telefonkabel reparieren u.s.w.
Man sieht dass die Entwickler wirklich sich Mühe gegeben haben, damit euch während der ca. 8 - 10 Spielstunden nicht langweilig wird. Doch trotz der großen Anzahl an Aufgabenstellungen hat man immer das Gefühl, dass man dies alles irgendwann schon mal gesehen hat. Hat man die russische Kampagne bestanden, wird man nämlich als britischer Soldat in die Wüste von Nordafrika geschickt bzw. darf als Amerikaner in der Normandie und Deutschland für Ordnung sorgen. Um das Kriegsgeschehen noch echter aussehen zu lassen, haben die Entwickler die Quake III-Engine (endlich!) eingestampft und ein hauseigenes Grafikgerüst erstellt, dass die Action noch schöner in Szene setzt.
Die Waffen, Spielermodelle und Umgebungen sind zudem sehr detailliert gestaltet und verwöhnen das Auge. Mein persönliches Highlight sind die Rauchschwaden, die so echt aussehen, dass man wirklich die Hand vor Augen nicht mehr erkennen kann. Um die grafische Präsentation abzurunden sind noch realistische Gesichtsmimik zu erkennen sowie Bartwuchs. Soundtechnisch übertrifft Infinity Ward alle Konkurrenzprodukte um längen und die englische Version besticht durch perfekte Synchronisation und bombastische Soundeffekte. Die musikalische Untermalung ist wie gewohnt sehr gelungen und packend.
Doch wo auch Licht ist, da ist auch Schatten. Leider haben sich nämlich auch bei der Mac-Version noch einige Bugs eingeschlichen, namentlich sind das gescriptete Ereignisse die einfach nicht auslösen, was dann einen Neustart nach sich zieht. Oder aber die Quicksave Funktion "vergisst" beim Kontrollpunkte zu speichern. Dazu kommt noch die Tatsache, dass keine Medipacks im Spiel vorhanden sind und man eine Lebensanzeige ebenfalls vergebens sucht. Der Schwierigkeitsgrad ist dabei selbst im Easy-Modus eine wahre Herausforderung und wird erfahrene Shooterfreunde mit Sicherheit eine gute Weile beschäftigen.
Für Abwechslung sorgt übrigens auch der Multiplayermodus mit seinen 13 Karten und vier Mehrspielermodi (Deathmatch / Team Deathmatch, Capture the Flag, Hauptquartier, Suchen und Zerstören). Eine echte Innovation sucht man hier aber vergebens. Die Karten sind zudem alle aus dem Singleplayer entnommen und halten Platz für 32 Spieler bereit.
Kommen wir nun zum unschönen Teil: Wie wir alle wissen, haben zauberhafte Grafiken meistens den entscheidenen Nachteil, dass sie euer System ziemlich ins schwitzen bringen. Das ist auch bei Call of Duty 2 der Fall und unter unserer Testkonfiguration (siehe unten) solltet ihr euch besser gar nicht erst an den Titel wagen, da es sonst zu einer bösartigen Ruckelorgie verkommt. Alternativ könnt ihr auch eine im Internet erhältliche Demo-Version herunterladen und so euer System einem Probelauf unterziehen.
Sebastian meint:
Positiv
- Grandiose Präsentation
- Wunderbare Sounduntermalung
- Tolle Atmosphäre
Negativ
- Sehr hardwarehungrig
- hoher Schwierigkeitsgrad
- Wenig Innovation
Userwertung
Keine Frage - alle Freunde von atmosphärischen Ego-Shootern wird Call of Duty 2 viel Freude bereiten. Allerdings solltet ihr dafür auch die entsprechende Hardware auf eurem Schreibtisch stehen haben, denn sonst wirds schnell zum Frusterlebnis. Und wer auf der Suche nach neuen spielerischen Ansätzen wird, sollte ebenfalls besser woanders suchen - innovativ ist das zweite Call of Duty nämlich sicherlich nicht.