
Als gute Leser von neXGam und zudem Planet Nintendo habt ihr sicherlich schon unsere Retroecke begutachtet, wobei in der Gameboy-Sektion bereits ein Review zu Bugs Bunnys Crazy Castle schlummert. Wenn ihr den Testartikel bis dato noch nicht in Augenschein genommen habt, müsst ihr euch nicht schuldig fühlen, etwas verpasst zu haben. Denn der Nachfolger, der einfach auf den Namen "Bugs Bunny Crazy Castle II" hört, tut nichts anders, als was Teil 1 schon getan hat. Okay - einige von euch werden sofort eine Diskussion starten wollen, weil doch viele Serien schließlich auf dem gleichen Spielprinzip, Story u.s.w. aufbauen. Das mag schon sein, aber bei Crazy Castle II sind eindeutig zuviele Deja Vu Gefühle im Spiel...
In der Welt von Ebay und in die Jahre gekommen, sind natürlich Gameboy-Spiele der ersten Generation für ein "Appel und ein Ei" zu kaufen. Aber in der Blütezeit des kleinen Handhelds war der Preis für eine Cardridge an die 60-70 Mark (ungefähr 30 Euro). Somit wollten damals viele Besitzer des Handhelds sicher gehen, dass ihr gut gespartes Geld auch in das richtige Spiel investiert wird. Im Falle von Crazy Castle II hatte ich Glück. Ein Kumpel aus meiner Klasse hatte sich den Titel gekauft und ich habe ihn zwischen den Sportstunden durchgezockt. Und somit erzähle ich euch jetzt exklusiv von meinen Eindrücken in der Umkleidekabine, wo ich leider mit meinem Gameboy verweilen musste, weil ich absichtlich mal wieder keine Turnsachen bei mir hatte. Nur zu gut, dass es eine Doppelstunde Sport war. So konnte ich mich in Ruhe um Bugs Bunnys Crazy Castle II kümmern. ^_ ^

Zum Beginn meines Testmarathons war ich von zwei Dingen äußerst geschockt. Zum ersten über das Gameplay, dessen Recycling des ersten Teils schon üble Gerüchte entwickelte und nur vom Gestank der gebrauchten Unterhosen überlagert wurde. Aber da ich schon in meinen Jugendjahren entweder Sportmoderator oder Spieletester werden wollte, sah ich das als Prüfung an. Kommen wir aber zurück zum Spiel, wo Bugs Bunnys Freundin erneut entführt wurde. Dieses Mal von einer bösen Hexe, die Lola Bunny in den obersten Kerker ihres Schloss verfrachtet hat.
Natürlich nimmt Bugs mit einer Mohrrübe in der Hand die Verfolgung auf und beginnt eine seelische Berg- und Talfahrt, die Besitzer des Vorgängers zu gut kennen. Eine gute Nachricht zuerst: Ihr müsst keine 80 Level mehr durchqueren, um den Endgegner zu erledigen. Dieses Mal sind es nur 28 Abschnitte, die ihr mit Hilfe von Passwörtern (Ohh wow, was für eine Innovation!) überspringen könnt. Habt ihr keine Lust entweder auf einer Cheatseite die Codes aufzusuchen oder das Spiel selbst bis zum Ende durch zu zocken - hier eine kleine Starthilfe: Gebt im Passwortmenü das Wort ’’GIFT’’ ein und ihr seid nur noch einen kleinen Sprung von eurem glorreichen Sieg entfernt.

Doch die harten Jungs unter unseren Lesern (wie ich einer bin..hrhr..) werden alle Ratschläge und Levelcodes außer Acht lassen. Da ich mit dem Vorgänger schon recht vertraut war, musste ich zum Glück nicht viel Neues lernen. Auf einer Karte wandert ihr mit Mr. Bunny von einem Raum in den nächsten, wobei jedes Mal eine Tür mit einem dicken Vorhängeschloss den Weg versperrt. Um diese Tür zu öffnen (die auch gleichzeitig der Levelausgang ist) solltet ihr acht Schlüssel einsammeln, welche recht verstreut auf den mehreren Ebenen zu finden sind.
Die Durchführung ist selbst für Anfänger recht simpel. Per Leiter oder Röhre gehts nach oben, ihr weicht Gegnern aus, sackt Schlüssel ein und überwindet Hindernisse mit Hilfsmitteln! Zu Beginn ist die Komplexität der Levelbauten recht einfach und auch die 2-3 Gegner, die alle dem Bugs Bunny Universum entsprungen sind, halten euch nicht lange auf. Später aber werden die Labyrinthe aus Röhren, Warpfeldern und Leitern so unübersichtlich, dass ihr euch jedes Mal einen Plan zurecht legen solltet, weil hier Feindkontakt sonst nicht mehr zu vermeiden ist. Weil aber die Spieldesigner von Kemco bei Waffen und Extras (Bogen, Bombe u.s.w) gegeizt haben, werden die Rätselpassagen recht kniffelig. Ein Glück das unendliche Continues zur Auswahl stehen!

Bei der Planung eurer persönlichen Strategie solltet ihr nicht vergessen, dass jeder feindliche Charakter über seinen eigenen Bewegungsradius verfügt. So werdet ihr öfters überrascht sein, wenn Typen wie Wile E. Coyote euch durch das ganze Level verfolgen. Aber selbst bei einer guten Taktik sind die Gegner oft nicht richtig einzuschätzen, weil sie auf halben Weg der Leiter z.B. stehen bleiben oder sofort kehrt machen. Somit verkommen die Verfolgungsjagden oft zum wilden Chaos, bei dem der Zufall entscheidet, ob ihr jetzt euer Leben lasst oder nicht. Trotz der etwas komplexeren Strukturen der Level und die Aufstockung der Extras kommt dadurch die bekannte Langeweile schnell auf, die schon Kenner des Erstlings zu gut kennen.
Zwar sorgen die fünf Grafiksets für die gewisse optische Abwechslung, doch hebt das nicht wirklich die Stimmung. Auch grafisch wurde auf Bekanntes gesetzt und das Spiel sieht seinem Vorgänger erschreckend ähnlich. Doch um eine gewisse Eigenständigkeit zu erlangen, bauten die Designer heimlich schnell noch ein paar Slowdowns in die Cardridge, die ihr insbesondere dann bemerken werdet, wenn der Bildschirm mal mit Gegnern voll wird. Die Musik mit ihren ohrenbetäubenden Melodien hat mich damals veranlasst den Sound auszuschalten und lieber den Walkman mit David Hasselhoffs "Looking for Freedom" zu bemühen.
Mein Fazit fällt recht kurz aus: Ein nettes Game für kurze Pausen. Doch um das Schwänzen des Sportunterrichts damit zu überbrücken, hat Bugs Bunny Crazy Castle II kläglich versagt.