Bevor ihr euch jedoch an das allseits beliebte Monsterschnetzeln macht, gilt es zunächst, sich das Spiel nach Gutdünken im Hauptmenü zu konfigurieren. BOH ist was die Personalisierung anbelangt äußerst großzügig. So könnt ihr nicht nur eure persönliche Tastenbelegung abspeichern, die Auflösung ändern ect., sondern habt auch die Auswahl zwischen verschiedenen Themes. Jedes Theme bringt dabei nicht nur ein individuelles Menüdesign mit sich, sondern auch die einzelnen Levels werden dementsprechend angepasst. Ergebnis davon ist, dass euch BOH mit dem Mittelaltertheme auch spielerisch ins Mittelalter katapultiert, komplett mit alten Gemäuern und Skeletten, wohingegen mit dem Vectortheme ein Geometric Wars ähnliches Spieleerlebnis auf euch wartet.

Mein besonderes Lieblingstheme möchte ich an dieser Stelle übrigens noch einmal gesondert loben. Es gibt doch tatsächlich ein C64 Theme und dieses wartet sogar mit einem richtigen Ohrwurm als Titelmelodie im amtlichen C64 Sound auf. Wer einmal einen alten Brotkasten sein Eigen nannte und hier nicht Tränen der Rührung in die Augen bekommt, bei dem weiss ich auch nicht weiter.
Die Steuerung ist, wie ich eben schon erwähnt habe, ebenfalls frei konfigurierbar. Egal, für welche Konfiguration man sich auch entscheidet, die Spielfigur reagiert angenehm direkt und alle Kommandos werden unmittelbar umgesetzt. Wirklich solide gemacht.
Sobald man sich alles nach persönlichem Gusto eingerichtet hat, können auch schon langsam die ersten Missionen ins Auge gefasst werden. BOH hat hier, anders als viele Klassiker aus den späten 80ern, keine lineare Handlung vorzuweisen, sondern bietet euch zahlreiche Einzelmissionen, freundlicherweise schon nach Schwierigkeit sortiert, an. Zu Anfang ist es übrigens unbedingt zu empfehlen die Tutorialmissionen zu absolvieren, damit man einen Plan davon bekommt, wie der Hase läuft.
Nachdem man sich also für eine Mission entschieden hat, und der blitzschnelle Ladevorgang beendet ist, fühlt man sich tatsächlich in die glorreiche, Zeit der Arcadeklassiker zurückversetzt. Aus einer Vogelperspektive betrachtet man seine Spielfigur nebst Umgebung und alles erstrahlt in nostalgischen Pixeln. Spätestens hier wird klar, BOH ist nichts für Grafikfetischisten. Hierzu aber später mehr.
Eure Aufgabe in jeder Mission ist es, den Evil Master ausfindig zu machen und auszuschalten, sowie das aktuelle Labyrinth gemütlich durch den Ausgang zu verlassen. Das solch auf den ersten Blick einfache Aufgabenstellungen in Wahrheit meistens höllisch schwer sind, versteht sich ja quasi von selbst.

Problem Nummer eins bei dieser Aufgabenstellung ist, dass ihr es in jeder Mission mit einem richtigen Labyrinth zu tun habt, sprich alles ist ziemlich verwinkelt, verschachtelt ect. Die schnell entstehende und durchaus gewollte Orientierungslosigkeit wird noch dadurch verschärft, dass ihr nur einen sehr eingeschränkten Sichtradius habt. Alles was sich nicht in eurer unmittelbaren Nähe befindet, hüllt sich in tiefstes dunkel. Außerdem warten etliche Fallen, Hindernisse und verschlossene Türen, sowie ziemlich verworrene Teleportsysteme auf euch um euch endgültig völlig konfus zu machen.
Als wäre das noch nicht genug, stellen sich euch Horden von Feinden in den Weg, die gemeinerweise immer zahlreicher werden, egal wie viele von ihnen ihr auch über den Haufen ballert. Die Gegnerflut versiegt erst, wenn ihr den sogenannte Summoning Point entdeckt habt(Gauntled lässt grüßen). Über das ausbleiben der Gegnerflut werdet ihr allerdings nicht wirklich lange froh sein, weil euch, sobald ihr den Summoning Point berührt, der Evil Master himself auf den Pelz rückt und ihr euch somit ohnehin am Levelende befindet.
Die eingeschränkte Sicht und die Monster, sowie leicht schaurige Hintergrundgeräusche schaffen in BOH eine wohlig beklemmende Stimmung. Man weis nie, ob nicht hinter der nächsten Ecke ein Monster lauert, oder was gerade hinter seinem Rücken vorgeht. Dieses Grundgefühl wird von dem Spiel trotz sehr einfacher Mittel hervorragend transportiert.

Wie in jedem guten Actionspiel, könnt ihr übrigens auch bei BOH nützliche Items finden. An erster Stelle sei hier natürlich der Automapper genannt, der das Labyrinth für euch kartographiert und der etwas Orientierung in die Orientierungslosigkeit bringt. Weitere nützliche Gegenstände sind u.a verbesserte Waffen, Schildaufladeakkus, stärkere Taschenlampen, die euren Sichtradius beträchtlich erweitern, sowie ein 360 Grad Visor, der euch vollen Rundumblick gewährt. Dieses Teil ist allerdings ziemlicher Luxus und nicht sehr häufig, bzw, meist nur schwer zu finden.
Richtig cool ist übrigens der short-range, bzw. long-range Detektor, der euch ganz im Stil der Alienfilme , sich nährende Feinde mit einem immer schneller werdenden Signalton ankündigt. Diese Teile steigern die Spannung ungemein, wenn sie auch nicht sonderlich viel nützen. Trotzdem wirklich gut gemacht.
Für das Spielgeschehen zentral sind hingegen die Schlüssel und Fernbedienungen, sowie die Türöffnungsschalter die man finden kann. Häufig sind gar nicht so sehr die Gegner das Problem, sondern viel mehr die Frage, wie zum Teufel bekomme ich die nächste Tür auf. Hier ist oft einiges an Knobeln und an Sucherei gefragt. Zum Glück sind die Türen mit Buchstaben versehen, so dass man gleich entsprechende Schalter, den entsprechenden Eingängen zuordnen kann. Schlüssel sind hingegen universell verwendbar.

Was die Grafik anbelangt ist BOH wie ich oben schon erwähnt habe beileibe keine Schönheit. Die will es aber auch gar nicht sein. Wie auch schon Mega Man 9 versteht sich BOH als Retro-Spiel, dass gerade durch den minimalistischen Ansatz erst an Authenzität gewinnt. Unter diesem Aspekt betrachtet macht BOH alles richtig. Die Grafik ist absolut stimmig und schafft einen würdigen Rahmen für ein echtes Retro-Spielerlebnis.
Einziger Kritikpunkt ist hier die fehlende Schussanimation: Zwar wird die ungefähre Richtung eures Waffenfeuers durch diffuse Farben am Rande des Spielfeldes dargestellt, ein genaues Zielen ist so jedoch nicht möglich. Hier wäre es wohl besser gewesen, den Schuss auch grafisch darzustellen.
Der Sound ist ebenfalls minimalistisch, überzeugt aber im Menübereich mit stellenweise wirklichen Ohrwurmmelodien, die haufenweise Erinnerungen an 8-Bit Konsolen und Homecomputer wecken, sowie stimmungsvollen Hintergrundgeräuschen in den Leveln. Hier auf wohl eher nervige Hintergrundmusik verzichtet zu haben, die nebenbei auch die beklemmende Stimmung ziemlich gestört hätte war ein lobenswerter Zug des Entwicklers.
Dank der minimalistischen Technik gibt sich BOH im übrigen äußerst genügsam: Schon ein betagter G3 Macintosh mit 500 Mhz und 256 MB RAM reicht hier, wobei man aus Performance Gründen den RAM ruhig noch verdoppeln sollte. Allein schon weil das mindestens geforderte 10.4 Tiger ohnehin erst ab 512 MB RAM so wirklich nutzbar wird. Ansonsten zeigt sich BOH auch zu echter Retro Hardware äußerst kompatibel.
BOH mag äußerlich betrachtet auf den ersten Blick nicht viel her machen. Doch wer sich nur kurz eingehender mit dem Spiel beschäftigt, der wird von der Spieltiefe und der Spannung förmlich aufgesogen. Hier wartet eine Mischung aus Gauntlet, Alien, the Chaos Engine und einigen anderen Klassikern der Spielegeschichte auf euch. Wer sich von altertümlicher Grafik nicht abschrecken lässt, sollte BOH unbedingt anspielen, es lohnt sich! (Die Demo und alles weitere gibt es hier)
Natürlich - sieht man mal von den coolen Lichteffekten & der Rotation mit vorprogrammierten Schrecksekunden á la Doom 3 ab, hätte BOH in der Form praktisch auch noch auf dem Amiga 500 oder meinem alten Mac LC II aus dem Jahre 1993 laufen können. Das BOH dennoch große Freude bereitet, liegt am einfachen wie spaßigen Spielprinzip der Marke 80er Jahre. Anders als andere "Retro-Neuveröffentlichungen" wirkt BOH einfach absolut glaubwürdig und ist dank seiner niedrigen Systemanforderungen auch für alle Besitzer von betagten PPC Macintoshs ein erfreulicher (und für 10 Euro günstiger!) Zeitvertreib.