Was also machen, wenn gerade keine Geschirrspülmaschine in greifbarer Nähe ist? Ganz einfach, ihr baut euch einfach geschwind selbst eine! Wer der ganzen Geschichte skeptisch gegenüber steht, sollte sich vom Hauptcharakter des Spiels, Funzel, eines Besseren belehren lassen…Willkommen in Gammelpot, dem Schloss der trotteligen Drachen! Funzel, ein tollpatschiger Erfinder, ist unsterblich in Prinzessin Feuer und Flamme verliebt. Das Ganze hat allerdings einen kleinem aber feinen Haken: die Prinzessin darf nur einen edlen Ritter heiraten, was Funzel leider nicht von sich behaupten kann. Im Gegenteil: er ist noch nicht einmal ein einfacher Knappe! Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, wird das Land von einem bösen, schwarzen Drachen heimgesucht. Keine Frage, die Streitmacht Gammelpots macht sich schnurstracks auf den Weg, die Bestie zu bezwingen. Dumm nur, dass sie immer wieder in verzwickte Situationen geraten und auf Funzels Hilfe angewiesen sind. Das ist Funzel mehr als recht, kann er doch so zum Knappen und dann schließlich zum Ritter aufsteigen.
Nun ja, ganz so, wie sich das Funzel das ausmalt, läuft es leider nicht. Als Dank für seine heldenhaften Taten kriegt er alles, nur nicht das, was er eigentlich möchte: ein Angebot, Knappe zu werden. Ob er jemals bis zum Ritter aufsteigt, seine geliebte Feuer und Flamme heiratet und ob er den finsteren Drachen besiegen kann, erfahrt ihr in den folgenden 3-5 Spielsunden. In der Tat besticht das Adventure nicht gerade mit herausragendem Umfang aber die wenigen Stunden haben es wirklich in sich, vor allem was Story, Charaktere und Spielwitz angeht. Ganz nach dem Motto „In der Kürze liegt die Würze“.
Blazing Dragons besticht vor allem durch die herrlich schrillen Charaktere. Gleich zu Beginn wird das Zwerchfell ordentlich belastet, wenn ihr seht, dass Funzel mit einem Schwanzwärmer (!) schläft. Dieser schrille Humor zieht sich praktisch durchs ganze Spiel und ist immer wieder für einen Lacher gut, etwa wenn ihr mit dem Katzapult auf Zielscheiben feuert. Das Katzapult ist im Prinzip nichts anderes als eine konsequente Weiterentwicklung des Katapults. Nur eben, dass das Gerät mit lebenden kleinen, süßen Kätzchen geladen wird.
Die Steuerung ist fix erklärt. Blazing Dragons ist ein simples Point-and-Click-Adventure der alten Schule. Ihr müsst also nur auf eine Stelle klicken und Funzel läuft dann dorthin. Wenn ihr auf bestimmte Mechanismen, wie zum Beispiel einen Schalter, stoßt, könnt ihr diesen auch mithilfe eines einfachen Tastendrucks aktivieren. Ihr habt also alle Kontrollen in weniger als 10 Minuten verinnerlicht. Ebenfalls wichtig ist das Absuchen der Umgebung. Funzel kann so ziemlich alles, was in seinen Beutel passt, mitnehmen. Das wandert dann sofort in euer Inventar, das ihr natürlich auch via Knopfdruck öffnen könnt.
Doch wozu braucht ihr das Zeugs eigentlich? Dazu nehmen als Demonstration kurz das Beispiel aus der Einleitung: um eine voll funktionstätige Geschirrspülmaschine zu bauen, nehmen wir als erstes einen gefundenen Kerzenständer und stecken ihn auf einen Teekessel, der sichtbar Dampf ablässt. Dann noch den bereits erwähnten Schwanzwärmer drauf gesteckt, der den Dampf dann auf ein bewegliches Rad lenkt. Zu guter Letzt montieren wir noch einen Wischmop an das sich jetzt logischerweise drehende Rad und siehe da: fertig ist Funzels neueste Erfindung!
Wer es noch nicht gemerkt hat: Gammelpot ist eine ziemlich verrückte Welt. Hier gibt es eigentlich fast nichts, das es nicht gibt. Angefangen bei der herrlich schrägen Präsentation, über die liebenswerten Charaktere bis hin zu der kunterbunten comicartigen Fantasywelt – Blazing Dragons wird eure Lachmuskeln von der ersten bis zur letzten Minute beanspruchen. Und das ist auch gut so. Denn die sehr einfach gehaltene 2D-grafik allein hätte vielleicht nicht ausgereicht, um den Spieler wirklich bis zum Ende zu fesseln.
Trotz der einfachen Optik ist die Spielwelt schön und vor allem sehr liebevoll gestaltet. Die immer wieder vorkommenden Zwischensequenzen, die fast wie der ganze Rest des Spiels mit witzigen Dialogen punkten, sind ebenfalls sehr nett anzuschauen. Apropos nett: auch die Musik kann mit, zugegeben sehr einfachen, Stücken überzeugen, dennoch kommen auch diese sehr liebevoll rüber, besonders da die Musik immer das aktuelle Geschehen perfekt unterschtreicht. Ebenfalls eine Erwähnung wert ist die Sprachausgabe, da diese zu dieser Zeit (1996) keinesfalls selbstverständlich war. Die Stimmen kommen sehr klar rüber und ein großes Lob von mir an dieser Stelle an die sehr guten deutschen Sprecher, die den Charakteren wirklich glaubwürdiges Leben einhauchen. Ja, das komplette Spiel verfügt über deutsche Sprachausgabe!
Aber was macht man als Bewohner Gammelpots eigentlich den ganzen Tag? Ihr werdet die meiste Zeit Rätsel lösen und die Umgebungen absuchen müssen. Über eine Weltkarte könnt ihr die bereits besuchten Stationen direkt anwählen und dann dorthin gehen. Dann gilt es, sich mit den Leuten zu unterhalten, um so an hoffentlich nützliche Hinweise zu kommen. Mit dem geballten angesammelten Wissen und den Gegenständen, die ihr beim gründlichen Absuchen der Locations gefunden habt, könnt ihr dann die Rätsel lösen, die euch in den nächsten Spielabschnitt bringen.
Die Rätsel laufen insgesamt alle gleich ab. Ihr müsst eigentlich immer nur die richtigen Gegenstände an den richtigen Platz bringen, manchmal spielt dabei auch die Reihenfolge eine Rolle. Der Reiz besteht mal wieder mehr darin, dann die fertige neue Erfindung anzuschauen (und somit mal wieder einen Lacher vom Stapel zu lassen).
Zwischendurch lockern auch immer mal wieder diverse Geschicklichkeitstests und Quick-Time-Events das Geschehen auf. Beim bereits angesprochenen Katzapult müsst ihr dann z.B. in einer vorgegebenen Zeit so viele Ziele wie möglich Treffen, aber dabei auch darauf achten, dass ihr die Sehne nicht zu schwach oder zu stark spannt – sonst könnte die arme Katze das Ziel knapp verfehlen. Anderes Beispiel gefällig? Tanzt euch in einer Bar die Füße wund, indem ihr möglichst schnell die angegebenen Tasten drückt. Freilich simpel, aber als kleine Auflockerung des sonst sehr Umgebungs-Absuchlastigen Spielstils prima geeignet. Und somit bleibt eigentlich nur noch eine Frage offen: Warum kann Funzel nicht mal eine Teleportmaschine erfinden? Die würde doch vieles so viel einfacher machen! Ich meine ja nur: kurz mal nach Gammelpot und wieder zurück. Es würde sich lohnen!
Blazing Dragons stellt für mich ganz klar eines der Highlights der 32-Bit Ära dar. Ankreiden kann ich dem Titel lediglich den auf Dauer etwas monotonen Spielablauf. Im Prinzip macht ihr immer dasselbe. Dank der super Präsentation, den äußerst sympathischen Charakteren und der liebevollen Spielwelt kann ich das aber verschmerzen, so mal das ganze aufgrund der kurzen Spieldauer von gerade mal 3-5 Stunden sowieso nicht wirklich auffällt. Ja, ihr seht recht schnell den Abspann. Da ihr aber beim ersten Durchgang mit ziemlicher Sicherheit nicht alles seht, was das Spiel zu bieten hat, werdet ihr das Ganze mit Sicherheit noch einmal angehen. Mir jedenfalls ging es nach dem ersten Durchspielen so, dass ich gleich wieder von vorne angefangen habe. Von mir eine klare Kaufempfehlung an alle Adventurefans und Freunde schwarzem Humors!