Gran Turismo ist eine alte Serie. Ihr erster Teil kam bereits 1998 für die PlayStation heraus. Und seitdem ist keine einzige Sony-Konsole ohne mindestens einen Vertreter oder ein Spinoff der Reihe herausgekommen. Nur, dass mir die Reihe bislang nichts sagte, was aber auch daran lag, dass ich, wenn ich im Genre der Sim-Racer unterwegs war, fast ausschließlich auf Microsoft Plattformen fuhr. Mich sprach die Forza Motorsport-Serie irgendwie mehr an, wobei ich allerdings ebenfalls gestehen muss, dass mir der letzte Teil der Reihe, Forza Motorsport 7 ein wenig den Spaß an der Freude geraubt hat. Das scheinen auch die langjährigen Entwickler der Reihe, Playground Games, gemerkt zu haben, die seitdem eher die Funracing-lastigen Forza Horizon-Titel entwickeln. Von Gran Turismo hatte ich nur den Teil 2 ungespielt in meiner Sammlung.
Dementsprechend „unbedarft“ bzw. unbelastet bin ich an Gran Turismo 7 herangegangen. Und durfte mit der „Music Rally“ mich langsam an das Spiel und sein Gameplay herantasten. In diesem Modus muss ich, während ein Musikstück läuft, so weit wie möglich kommen. Es gilt, bestimmte Zeiten zu schlagen, um die entsprechende Musik freizuschalten. Der Schwierigkeitsgrad steigt dabei langsam aber stetig. Spätestens beim vierten Stück wirst du dich anstrengen müssen, um zumindest Bronze zu erreichen.
Du kannst diesen Modus jedoch jederzeit abbrechen, um dann mit dem eigentlichen Game anfangen. Dabei ist der Start gut gelungen. Du erhältst erste Erfolge und schaltet nach und nach im Singleplayer auf einer Karte diverse Optionen und Menüs frei. Es gibt von diesen einige. Hauptsächlich dreht sich alles natürlich um die Weltkarte, auf der du Rennen auf der gesamten Welt auswählen kannst.
Denn um an die wirklich exzellenten Autos zu kommen, musst du Grinden, Grinden und nochmals Grinden. Hier ist es anders als bei Forza, wo du dir problemlos innerhalb kürzester Zeit einen äußerst umfangreichen Fuhrpark oder das benötigte Geld zusammenfahren kannst. Bei Gran Turismo 7 ist es so, dass das Vermögen nicht auf Bäumen wächst und du gerne mal einen ganzen Tag nur mit Fahren verbringen kannst, nur um die verlangte Kohle zusammenzukriegen. Und beim Roulette ist die Chance hoch, dass du alles kriegst, nur kein Geld.
Die Problematik wurde durch einen Patch noch zusätzlich verschärft. Autos wurden verteuert und das Geld, dass du durch den Grind verdienst, etwas verringert. Es deutete alles darauf hin, dass Polyphon Digital und/oder Sony auf den Games as a Service-Zug aufsprangen und den Spieler dazu animieren wollten, gegen Realgeld die benötigten Moneten im Sonystore zu kaufen. Nach einem heftigen Backlash von Spielern und Fachpresse wurde immerhin Besserung versprochen, was auch notwendig ist.
Denn Gran Turismo 7 ist an und für sich genommen ein geniales Rennspiel. Es macht Spaß, die vielen Vehikel freizuspielen und zu fahren. Und dann, gegen Geld natürlich, die Autos zu verbessern.
Auch wenn das Spiel eine ständige online Verbindung verlangt. Angeblich, um im Singleplayermodus Cheaten zu verhindern, was allerdings nach keiner logischen Erklärung klingt. Was daran liegt, dass es hier keine wichtigen Elemente gibt, die verlangen, dass du ständig mit dem Internet verbunden bist.
Grafisch ist das Game eine Wucht. Du merkst dem Spiel an, mit wie viel Liebe zum Detail die Entwickler gearbeitet haben. Damit sind nicht nur die vielen Autos gemeint, sondern auch die Rennstrecken und die Wettereffekte. Da sieht man, was für eine Power die PS5 besitzt. Wobei allerdings die Autos im Vergleich zur Forza-Reihe ein wenig zu künstlich aussehen.
In Sachen Sound gibt sich Gran Turismo 7 ebenfalls keine Blöße. Im Gegenteil: Die Geräuschkulisse ist beachtlich und auch, wenn die Musikauswahl nicht so vielfältig wie bei der Konkurrenz ist, sind hier dennoch genügend Stücke vorhanden, die einen mitnehmen.
Gran Turismo 7 macht im Prinzip nur wenig falsch. Es ist ein fantastisches Rennspiel, mit einer grandiosen Grafik und einem gelungenen Sound. Es gibt nur zwei Elemente, die nerven: Der starke Grindfaktor, um die höherwertigen Boliden zu erhalten, dem nur durch Mikrotransaktionen entgehen kann. Dieser Aspekt soll zumindest mit zukünftigen Patches gemildert werden, wobei sich allgemein die Frage stellt, wieso dass ursprünglich eingebaut und dann nochmal verschärft wurde. Was übrigens auch für den Online-Only-Zwang gilt. Die Erklärung, Cheater im Single Player-Modus zu verhindern wirkt da ehrlich gesagt hanebüchen und an den Haaren herbei gezogen.